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Wollen wir wirklich aufsteigen? Oder müssen wir sogar…

Aufstieg 2009: Der Marktplatz qualmt (Foto: FP)

Aufstieg 2009: Der Marktplatz qualmt (Foto: FP)

Auch wenn manche denken, dass der Aufstieg in die Erste Liga klasse für den Verein wäre, haben manche Fans Zweifel.

Meinung · So ganz einfach ist die Antwort auf die Frage nicht, denn sie muss von mindestens zwei Seiten her überdacht werden; eventuell sogar von dreien. Es gibt den sportlichen und den wirtschaftlichen Aspekt. Außerdem sind auch die Interessen der Fans und der Vereinsmitglieder zu beachten. Euer Ergebener würde sich jedenfalls aus einem bestimmten Grund über den Aufstieg freuen: Er hat unendlichen Bock auf eine Aufstiegsfeier! So schön wie die von 2018 (Die Älteren werden sich erinnern), und immer noch als Nachschlag für die wegen der verfickten Hertha ausgefallene Party im Jahr 2012. [Lesezeit ca. 4 min]

Glücklich, wer die Jahre vom Ende der dunklen Jahre bis zum Aufstieg von 2012 als F95-Fan mitgemacht hat, die Zeit, in der es immer nur aufwärts ging. 2004 aus der viertklassigen Oberliga in die Regionalliga, dann die Übernahme in die neue dritte Liga, 2009 der Aufstieg in die zweite Liga und 2012 unter wilden Umstieg endlich wieder in die erste Bundesliga. Das alles unter schwierigen Umständen und mit viel Gezerre verschiedener Leute am Verein. Aber da hatten die Mitglieder diesen eingetragenen Verein schon übernommen und bestimmten seine Geschicke.

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Der Abstieg nach einer Saison tat schon weh. Aber, dass die Mannschaft 2016 sogar am Abstieg kratzte, war schwer zu ertragen. Friedhelm Funkel führte die Fortuna 2018 dann wieder in die erste Liga, wo wir dieses Mal sogar zwei Jahre verbrachten. Runter ging’s wieder in der Corona-Zeit, der Abstieg wurde durch ein krummes Ding zwischen dem Äff-Zeh und Werder am letzten Spieltag besiegelt. Die Fischköppe gewannen 6:1 gegen die – wie es im Spielbericht hieß „sehr passive K**ner“. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um…

Wie auch immer. Seit der Seuchensaison 2021/22, in der das Team unter Trainer Preußer bis auf den Relegationsplatz abgerutscht war, hat sich Fortuna Düsseldorf mit Daniel Thioune als Chefcoach als eines der Topteams der zweiten Liga etabliert. Das Aus im Relegationsrückspiel gegen Bochum haben – entgegen aller Bekundungen – viele im Verein und in der Fanschaft noch nicht verdaut. Zumal nach dem möglichen Aufstieg vermutlich eine starke Truppe zusammengeblieben wäre, die sich in Liga 1 vielleicht hätte halten können.

Und jetzt? Aktuell ist Platz 3, der zur Relegation gegen den Tabellensechzehnten der ersten Liga berechtigt, für F95 immer noch erreichbar. Ja, diese Position hätten die Jungs mit einem Sieg gegen Elversberg erreichen können. Also ist das Thema „Aufstieg“ noch nicht vom Tisch. Aber, wollen wir wirklich aufsteigen? Wobei mit „wir“ der Verein und die Fans gemeint sind.

Aus sportlicher Sicht muss die Antwort ein hundertprozentiges JA sein, denn es ist das Ziel in allen Mannschaftssportarten mit Ligabetrieb, aufzusteigen, immer weiter aufzusteigen. Allerdings geben Skeptiker zu bedenken, dass ein direkter Abstieg einem Verein nicht guttut; Clubs wie Ingolstadt, Paderborn und Braunschweig können davon ein Lied singen – Heidenheim demnächst auch.

Womit wir bei der wirtschaftlichen Seite sind. Richtig ist, dass die Teilnahme an der ersten Bundesliga zu deutlich höheren Einnahmen aus TV-Geldern führt, wobei sich die Beträge erst in der zweiten und dritten Erstligasaison ernsthaft erhöhen. Gleichzeitig steigen aber auch die Ausgaben, unter anderem bei den Spielergehältern und Prämien. Bei den Verpflichtungen von neuen Kickern gibt es verschiedene Konzepte. Der FC St. Pauli, der sich aktuell prima hält und mit dem Abstieg wohl nichts mehr zu tun kriegt, hat zur Erstligasaison keine 2 Millionen ausgegeben und voll auf (insgesamt 5) Leihspieler gesetzt. Eingenommen haben sie 1,5 Millionen – eine ausgesprochen sparsame Bilanz. Nachteil: Zur folgenden Spielzeit werden umfassende Personalveränderungen unumgänglich sein. Tatsächlich muss der FCSP aber auch sparsam sein – er gilt als am höchsten verschuldeter Club der oberen beiden Ligen.

Gegenbeispiel: Kiel hat über 7 Millionen ausgegeben und nur 1 Million eingenommen. Den KSV Holstein drücken aber auch vergleichsweise geringe Verbindlichkeiten. Der wahrscheinliche direkte Abstieg wird die Kieler also nicht in ein finanzielles Desaster stürzen; bei Pauli sähe das anders aus.

Und unsere geliebte Fortuna? Die war über viele Jahre nicht sehr hoch, aber sehr kompliziert verschuldet, was mit immer noch mit dem wirtschaftlichen Chaos von vor 20 Jahren zusammenhängt. Die Sparpolitik des aktuellen Vorstands, vollkommen gedeckt vom Aufsichtsrat, hat gute Gründe und wurde in den letzten Jahren von den Mitgliedern unterstützt. Den 18,5 Millionen Erlöse allein aus dem Verkauf von Tzolis, Engelhardt und Tanaka standen 5,5 Millionen gegenüber, die für die Verpflichtung von Tzolis vorgestreckt und in Jóhannesson investiert wurden. Schön sieht die Bilanz bei Tanaka aus, der 2022 für 1 Million kam und von Leeds für 4 Mio gekauft wurde.

Und doch schwimmt F95 nicht im Geld. Nein, es stehen keine oft kolportieren 13 Millionen für Neuverpflichtungen bereit, zumal einige Einnahmen aus der Vergangenheit noch nicht beziehungsweise noch nicht in voller Höhe eingegangen sind (z.B. die Ablöse für Fernandes Neto). Tatsächlich wird es wohl diesen Sommer zum ersten Mal möglich sein, einen wirklich verlässlichen Finanzstatus zu publizieren.

Wenn gewisse Fans nun fordern, der Verein möge „mal ins Risiko gehen“, stellt sich die Frage: Wir groß darf das Risiko denn sein? Und wenn es um Ausgaben für die Verpflichtung von „Hochkarätern“ geht – sind das nicht unkalkulierbare Risiken? Unsere Historie mit Dawid Kownacki sollte da Warnung sein. Ja, es werden nach einem möglichen Aufstieg Investitionen in Spieler zu tätigen sein, bei denen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie sich auszahlen. 7 Millionen für einen Kicker – wie damals bei Kownacki – auszugeben, wäre sicher falsch. Junge, vielversprechende Spieler zu finden wie Julian Hettwer vom BVB II, ist der richtige Weg. Vielversprechende Jungs aus eigenem Anbau in die Erste hochzuziehen, sicher auch – selbst nach einem Aufstieg.

Das gewichtigste wirtschaftliche Argument dafür, sich den Aufstieg zu wünschen, liegt sicher im Konzept „Fortuna für alle“, das ja im Bereich Sponsoring auf sehr langfristige Verträge mit stabilen Unternehmen setzt. Für die wird die Fortuna in der ersten Liga natürlich interessanter. Vermutlich stehen ein paar Führungskräfte schon Gewehr bei Fuß, um am sportlichen Erfolg langfristig teilzuhaben.

Aus Fansicht gibt es (siehe oben) gewichtige Gründe, sich über einen Aufstieg zu freuen. Wer aber die Spielzeiten in der ersten Liga als Auswärtsfahrer miterlebt hat, hat da aber auch seine Zweifel. Denn das Treiben in vielen, wenn nicht den meisten Stadien der Erstligavereine hat mit dem Fußball, wie wir ihn lieben, oft weniger zu tun als mit Soccer Entertainment Events, bei denen es in erster Linie um Unterhaltung für Eventies geht. Das geht auf die Nerven, das ist unschön, das macht keinen Spaß und macht es oft unheimlich anstrengend, einer Partie mit F95-Beteiligung zu folgen. Kann man auch drüber nachdenken…

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