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Habt Erbarmen mit Ísak Jóhannesson!

Äff-Zeh vs F95: Ísak Jóhannesson - wieder Mann des Spiels (Screenshot Sky)

Äff-Zeh vs F95: Ísak Jóhannesson - wieder Mann des Spiels (Screenshot Sky)

Ísak Bergmann Jóhannesson, im August 2023 als Leihspieler vom FC Kopenhagen gekommen, im Juli 2024 für 2,5 Mio Euro gekauft, wechselt für 5,5 Mio Euro zum hässlichen Äff-Zeh – und die Wutfans schäumen.

Meinung · Ganz, ganz selten hat der Wechsel eines F95-Kickers einen derartigen Scheißesturm ausgelöst wie der von Ísak Jóhannesson zum hoch verschuldeten und mit viel Glück aufgestiegenen Hundmithörnerverein. In den sogenannten „sozialen“ Medien schwappte der Hass meterhoch, der junge Isländer wurde als Verräter und Heuchler gebrandmarkt. Letzteres, weil er mehr als einmal nach einer von ihm gemachten Buden das heilige F95-Wappen auf seinem Hemd geküsst hat. Aber auch, weil er mehr als einmal bekundet hat, wie gern er für den Klub unserer Herzen angetreten ist und wie sehr er es sich gewünscht hätte, mit der glorreichen Fortuna aufzusteigen. Dass in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel stand, war bekannt, und dass er – nachdem die Fortuna wieder nicht aufgestiegen ist – mit einiger Wahrscheinlichkeit diesen Sommer woandershin wechseln würde, konnte man sich an fünf Fingern ausrechnen. Aber: AUS-GE-RECHNET! zum bösen Äff-Zeh! Das hat geschockt – auch euren Ergebenen, der trotzdem hier und jetzt um Verständnis und Gnade für den jungen Ísak bittet. [Lesezeit ca. 5 min]

Der Bube mit der etwas ungünstigen Frisur ist Spross einer wahren Fußballerfamilie. Joey Guðjónsson, sein Daddy, spielte Anfang der Nullerjahre auf Leihbasis in England – zuerst bei Aston Villa und danach bei den Wolverhampton Wanderers – und war isländischer Nationalspieler. Deshalb ist Ísak in England geboren. Soweit bekannt – das ist bei der Art und Weise, wie in Island die Nachnamen vergeben werden, nicht ganz leicht zu dokumentieren – gab es schon in der Generation des Vaters und des Großvaters Profifußballer. Nachdem die Familie 2012 nach Island zurückgekehrt war, begann die Kickerlaufbahn des kleinen Ísaks beim dortigen Traditionsverein ÍA Akranes – Traditionsverein, weil (gegründet 1946) immerhin zwei Jahre älter als der Äff-Zeh. Der ÍA Akranes wurde 18-mal Meister und 9-mal Pokalsieger und ist damit der Verein außerhalb der Hauptstadt, der über längere Zeit mit den Clubs aus Reykjavik mithalten konnte; vor zwei Jahren ist das Team wieder in der ersten Liga.

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Trotz seiner Kinder- und Jugendjahre beim Íþróttabandalag Akraness (deutsch: Sportverband Akranes) ist Ísak vom englischen Fußball geprägt, und er hat schon früh gesagt, dass es sein sportliches Ziel ist, mal bei einem der großen Teams der Premier League zu spielen. Der Ergebene fand auch immer, dass seine Spielweise ziemlich britisch ist. Dass sein Weg zunächst aber über Schweden und Dänemark führte, nimmt nicht weiter wunder – es war und ist für viele isländische Talente der übliche Ablauf, der dann aber in eine der führenden europäischen Ligen führen soll – zum Beispiel in die Deutsche Bundesliga. Insofern: Alles normal mit Ísak Jóhannesson.

Nun ist der Bursche gerade erst 22 Jahre alt geworden; ein Alter, in dem man nicht unbedingt überreißt, was diese oder jene Karriereentscheidung langfristig bringt. Denkt mal darüber nach, wie ihr in dem Alter wart, also nach abgeschlossener Ausbildung mit ein wenigen Jahren Berufserfahrung oder in den ersten Semestern des Studiums. Jungmänner sind da oft auf die eine oder andere Art Beratung angewiesen. Der wichtigste Berater des jungen Ísaks dürfte sein Papa sein, der nach dem Karriereende Trainer wurde und aktuell den dänischen Zweitligisten AB Gladsaxe coacht. Betreut aber wird der kleine Jóhannesson von der Sportagentur CAA Stellar.

Die fußballgottverfluchten Berater!

Nun muss man sich Spielerberater heute nicht mehr als feiste Herren in Goldknopfblazern mit Goldschmuck und Designersonnenbrillen vorstellen – jedenfalls nicht, wenn sie für eine der großen Sportagenturen arbeiten. Dort wimmelt es eher von BWLern in zu engen Sakkos und Hosen sowie weißen Sneakern, für die die Welt aus Zahlen besteht. CAA Stellar zählt als Tochter des gigantischen und global agierenden Beratungsunternehmens Creative Artist Agency nicht nur im Soccer-Business zu den größten Agenturen, sondern ist auch im Rugby, Cricket, Leichtathletik, NFL und E-Sports aktiv. Eindeutiger Schwerpunkt aber ist der Fußball: Die Agentur mit ihren fast 3.000 Mitarbeitern berät, betreut und vertritt aktuell weltweit beinahe 800 Kicker! Zum Vergleich: In den ersten drei Bundesligen arbeiten zurzeit knapp 900 Fußballprofis, davon werden allein rund 200 Jungs von CAA Stellar beraten. Man kann sich vorstellen, welche Macht dieser Konzern im deutschen Fußball darstellt.

In diesem Portfolio ist Ísak Jóhannesson ein ganz kleines Licht. Sein persönlicher Betreuer ist nach FP-Recherche ein Brite namens David Becker; fraglich, ob der sich so gut mit dem deutschen Fußball auskennt, dass er um die Erzfeindschaften zwischen den Vereinen weiß. Dass Ísak eine Ahnung hat, was es mit den Animositäten zwischen den Fans der glorreichen Fortuna und dem hässlichen Äff-Zeh auf sich hat, ist anzunehmen – Kollegen und Vereinsmitarbeiter werden ihm davon berichtet haben. Aber mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit hat das Wort seines Beraters ein größeres Gewicht als irgendwelche Befindlichkeiten irgendwelcher Soccer-Konsumenten.

Man muss dazu wissen, dass CA Stellar bei der Karriereplanung ihrer Schützlinge seit einiger Zeit vorwiegend auf Datenanalysen und inzwischen auch auf KI-Modelle setzt. Ob Mr. Becker im Sinne seines Klienten an den Äff-Zeh herangetreten ist oder ob sich der Club, der 1948 durch Zwangsfusion verschiedener k**scher Ackervereine entstanden ist, von sich aus auf Ísak Jóhannesson herangetreten ist, bleibt unbekannt. Sicher ist aber, dass der CAA-Stellar-Mitarbeiter den Verein, zu dem Ísak nun wechselt, einer gründlichen Analyse unterzogen hat – mit dem Ergebnis, dass der Spieler im Domdorf die besten Chancen auf einen weiteren Karriereschritt hat.

Und was denkt Ísak darüber?

Wir werden es nicht erfahren. Denn das folgende Statement dürfte von der Medienabteilung seiner Beraterfirma verfasst worden sein: „Ich weiß, dass nichts, was ich sagen werde, euch Fortuna-Fans besser fühlen lassen wird. Ich verstehe eure Gefühle vollkommen. Ich habe viel an euch gedacht, und diese Entscheidung war nicht leicht. Aber ein Junge hatte den Traum, in der Bundesliga zu spielen, und jetzt hat dieser Junge diese Chance. Ich weiß, dass viele von euch mich hassen werden, doch meine Gefühle für den Verein sind immer noch dieselben. Die Ausstiegsklausel ist aktiviert worden und ich musste eine Entscheidung treffen.“

Hätte auch eine KI nicht besser formulieren können, wenn die Aussagen nicht sowieso von einem generativen KI-Modell verfasst wurde. Denn so geht das Soccer Entertainment Business heute. Das macht den Ergebenen wie Tausende anderer Fußballromantiker immer wieder wütend, aber so wie die Dinge liegen, wird sich das nicht mehr ändern. Weil es ja um Geld geht, um viel Geld, um sehr viel Geld. Von den 5,5 Mio Euro, die der Äff-Zeh zu zahlen hat, landen nämlich nicht nur geschätzte 2 Mio beim FC Kopenhagen, sondern vermutlich knapp eine Mio bei – ta-taa! – CAA Stellar; eine Vermittlungsprovision ganz normaler Höhe.

Spielerberatungsagenturen sind nämlich nichts anderes als profitorientierte Unternehmen, deren erstes (und vielleicht einziges) Ziel die Profitmaximierung zum Wohle ihrer Investoren ist. Ob der 22-jährige Junge aus Akranes das weiß? Wohl eher nicht… Und deshalb bittet der Ergebene: Habt Erbarmen mit Ísak Jóhannesson.

Wie wär’s? Ein Schumacher-Stadion-Alt (5,50 €) pro Spielbericht – einfach per Paypal geben:

oder per Paypal an ergebener@fortuna-punkte.de senden.

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