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Bochum vs F95 0:1 – Nicht überzeugend gewonnen, aber gut gekämpft

Bochum vs F95: Tim Oberdorf hämmert den Siegtreffer (Screenshot Sky)

Bochum vs F95: Tim Oberdorf hämmert den Siegtreffer (Screenshot Sky)

In einem schwierigen Spiel schlug eine kämpferisch gute Fortuna den Absteiger aus Bochum knapp, aber verdient.

Bericht · Die herzzerreißendste Szene des Abends gab’s nach dem Schlusspfiff: Teammanager Sascha Rösler sprang vor Freude brüllend Daniel Thioune auf den Rücken. Und dann stürmte der gesamte Stab auf seinen Chef, um ihn zu herzen und zu liebkosen. Da hat sich auch der Ergebene sehr gefreut, dass diejenigen, die den Cheftrainer unbedingt weghaben wollen, so einen reingewürgt bekamen. Einige von der Wutfraktion rächten sich in den „sozialen“ Medien dafür, indem sie das fortunistische Treiben auf dem Platz zum Grottenkick erklärten. Ja, was sollen sie sonst auch sagen? Dem Ergebenen fiel dagegen der alte Beatles-Song „Getting Better“ ein, denn er sah Fortschritte – vor allem in Sachen Mentalität und Kampfgeist. [Lesezeit ca. 8 min]

Bochum vs F95: 10 Minuten Verzögerung wegen Bodennebel (Screenshot Sky)

Das zeigt sich in der Statistik. Fortuna gewann 53 Prozent der Zweikämpfe und rannte insgesamt gut einen Kilometer mehr als die Hausherren. Herausragend in dieser Hinsicht Knipser Itten, der in der ersten Halbzeit sage-und-schreibe alle 18 Duelle, in die er sich verwickelte, gewann. Überhaupt: Jeder einzelne Mann in Weiß stürzte sich in fast jeden sich bietenden Kampf um den Ball. Das war gut. Weniger gut eine deprimierende Passquote von nur 70 Prozent – einer der schlechtesten Werte aller Mannschaften der aktuellen Zweitligasaison.

Und hätte sich Co-Käpt’n Tim Oberdorf morgens nicht noch die Zehennägel gekappt, wer weiß, ob Fortuna überhaupt gewonnen hätte. Denn bei seinem wunderbaren Hammer zum 1:0 stand er wirklich um Nagelsbreite NICHT im Abseits. Wäre auch schade gewesen, denn die Kombination, die zur Bude führte, war sehenswert: Mukki Muslija hebt in den Sehzehner, Cedi Itten verlängert per Birne auf den komplett ungedeckten Tim, der das Ei prächtig annimmt und als Seitfallzieher am VfL-Keeper vorbei ins Gehäuse drischt.

Bochum vs F95: Torjubel nach dem 1:0 für Fortuna (Screenshot Sky)

Dabei wäre die Begegnung beinahe zu einer Skandalpartie mit Spielabbruch geworden. Die mächtigen Ultras der Düsseldorfer Fortuna hatten nämlich ihr Pyro-Lager geräumt und alles mit nach Bochum gebracht, was brennt, qualmt und stinkt. So viel Brand im Block war selten, und weil Rauch, wo Feuer, entstand ein Bodennebel, der sich gewaschen hatte. Der äußerst coole und unaufgeregte Schiri Schlager war nahe dran, die Teams von der Wiese zu holen, denn im F95-Block hörte es gar nicht mehr auf mit dem Zündeln. Auch die Appelle von Käpt’n Kastenmeier stoppten die Pyro-Aktion nicht. Erst als so gut wie alles abgefackelt war, pfiff Schlager an.

Und gleich in der 3. Minute entschied er dann auf Freistoß für unsere Farben. Irgendwo nicht allzu weit draußen auf der linken Seite. Es riecht nach normaler Flanke aus dem Halbfeld. Itten hat sich nach rechts außen geschlichen und kriegt die Pille serviert. Der Rest ist die Geschichte, die zum Siegtreffer führt. Aber, dass es bei diesem einzigen Treffer in der 4. Minute bleiben würde, konnte da noch niemand ahnen.

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Die Bochumer reagieren mit wütendem Anrennen und hätten um ein Haar nur vier Minuten später den Ausgleich erzielt. Dann gleich noch ein Schuss. Aber, und das wird sich im Rest der Partie herausstellen, im Budenmachen sind sie einfach nicht gut: Von 23 Schüssen Richtung Kastenmeiers Kasten gehen insgesamt nur fünf aufs Tor – eine erbärmliche Quote. Lustig, dass die „Matchfacts“ auf bundesliga.de daraus einen xGoals-Wert von 2,2 errechnen, während Opta auf kicker.de nur 1,12 meldet.

Bochum vs F95: Vor dem Spiel – Trainer, ziemlich angespannt (Screenshot Sky)

Und dann das Bochumer Ding in der 15. Minute, in der ein Blauer von links sehr scharf und flach in den Sechzehner vor Käpt’n Kastenmeier schießt, von der Schärfe her eher Torschuss als Flanke, und die Kugel unberührt quer durch die Box saust. Wäre auch eine prima Vorlage für ein Eigentor gewesen. Tja, und dann hätte das 2:0 für uns fallen MÜSSEN! Valli Lunddal setzt sich auf seinem rechten Flügel prima durch und flankt halbhoch Richtung Elfmeterpunkt. Cedi Itten kommt herangestürmt und trifft den Ball auch gut, aber die Wampe von A***gesicht Horn im VfL-Tor ist im Weg. Das Ei springt zurück, und Itten knallt noch einmal nur um den Tormann nochmal zu treffen. Leider hält der rotgesichtige Erz-K**ner auch noch den Nachschuss von außerhalb des Strafraums. So eine Scheiße!

Die Burschen von der Castroper Straße versuchen mit ihren beschränkten Mitteln alles, um das Ergebnis zu egalisieren. Vorwiegend probieren sie, ihrem wuchtigen Stoßstürmer zu servieren, was aber in den ganzen ersten 45 Minuten nur zweimal gelingt. So hat Florian Kastenmeier wenig Gelegenheit zu glänzen. Zumal angesichts einer Defensive, an deren personellen Zusammenstellung sich vor Anpfiff einige F95-Fans in der Retematäng ziemlich kritisch rieben. Okay, Tim Oberdorf ist sowas von gesetzt als Innenverteidiger, aber ihm Jesper Daland zur Seite zu stellen, der gegen Darmstadt nun so gar nicht überzeugt hatte, löste Murren aus. Warum nicht Jordy de Wijs, verdammt nochmal? Der niederländische Brecher, der sich im Moment im Training anbietet wie kaum ein anderer.

Bochum vs F95: Muslija im harten In-fight (Screenshot Sky)

Lunddal als rechter AV ging auch aus Sicht der Kritiker in Ordnung, weil er vor seiner Verletzung im Kommen war und bei seinen Einsätzen danach vieversprechend auftrat. Tja, und an Mo Heyer scheiden sich sowieso die Geister. Zumal er als Lieblingsschüler von Trainer Thioune gilt. Nun ist der Posten als linker AV nicht seine Lieblingsposition, und von dort aus offensiv zu werden, ist des Mos Sache nicht. Das sah man auch gestern wieder. Üblicherweise hätten die Coaches wohl Emma Iyoha dort platziert, aber der sollte, ja, musste als rechter Außenstürmer eingesetzt werden – mangels Alternative.

Mit einem spielstarken, aber auch robusten Mittelfeld wollte Daniel Thioune wohl gleichzeitig die Defensive stärken, als auch den Spielaufbau fördern. Dafür sollten Timmi Breithaupt als defensiver Sechser und Soto Sotiris (halblinks) und Anou El Azzouzi (halbrechts) sorgen. Klappte mehr so mittel, wobei Breithaupt um mindestens eine Note besser arbeitete als vergangene Woche. Schön, dass sich der Neuzugang nach einigen Unsicherheiten immer mehr in die Partie kämpfte. Auf dem Weg zu einem echten Leader ist unser marokkanischer Freund Anouar, der nicht nur spielerisch überzeugt, sondern auch die Ansagen macht, die nötig sind, um die trägeren Kollegen auf Linie zu halten.

Bochum vs F95: Iyoha leicht verletzt (Screenshot Sky)

Vor Anpfiff hatte der Ergebene im Kreise der Experten prognostiziert, dass Sotiris den Unterschied machen könnte. Und sah sich getäuscht. Die ihm zugedachte Rolle war nicht dazu geschaffen, ihn zum Matchwinner zu machen. Dafür aber zeigte der Grieche eine äußerst gute Kampfleistung, eroberte etliche Bälle und sicherte ab, wenn’s was abzusichern gab. Offensiv blieb er dagegen harmlos. Schade, eigentlich…

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Cedi Itten hat der Ergebene ja schon gelobt. Der Schweizer ist ein Wandspieler vor dem Herrn, der ständig die Gegner mit dem Hintern wegdrängt, die ihn an der Ballannahme hindern wollen – ein bisschen wie Rouwen Hennings damals. Auch die Schusstechnik und das Stellungsspiel im Strafraum erinnern an den guten Rouwen. Und: Wenn Itten endlich mehr Bälle von außen oder per Steckpass im Sechzehner bekommt, wird er auch mehr Buden machen. Leider passierte das mit dem laufenden Ball nicht oft genug. Und wenn, dann kamen die Flanken am ehesten von Lunddal. Florent Muslija ging anders an die Sache heran und war der weiße Riese in Sachen Ballbehauptung und Balleroberung. Er zog bei Ballbesitz fast immer in die Mitte, um die Kollegen vorm gegnerischen Tor mit Pässen zu bedienen – was nicht oft gelang. Problem außerdem: Wenn ein Zehner nach innen geht, sollte ihn der zugehörige Außenverteidiger nach Möglichkeit hinterlaufen, um Doppelpässe oder Flanken von der Grundlinie zu ermöglichen – das wäre in diesem Fall Mo Heyer gewesen. Oder eben Soto Sotiris – beide machten das aber nicht.

Bochum vs F95: Chance zum 2:0 leider versemmelt (Screenshot Sky)

Überhaupt war dies der wesentliche Mangel des 4-3-3-Systems mit diesem Personal. Es fehlen halt die schnellen und starken Spieler am linken Flügel. Der Ergebene wünscht sich deshalb Tim Rossmann sehnlichst zurück, denn das Duo aus Rossmann und Iyoha hat ja schon gezeigt, wozu es fähig ist. Ob Julian Hettwer, der in der 72. Minute für Iyoha kam, DER rechte Außenstürmer ist, muss sich erst noch zeigen.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Was Expertenrundengast Martin positiv auffiel: Bei Standardsituationen sah die – wie man heute sagt: Boxbesetzung besser aus. Bis zu sieben Fortunen hielten sich dann vor diesem Horn in seinem Reich auf. Und die sogenannte „Restverteidigung“ stand gut. Aus dem Spiel heraus blieben Torgelegenheiten dagegen Mangelware. So ging die liebe Fortuna mit einer Führung in die Halbzeitpause, und die Fans in der Retematäng waren, na ja, eher besorgt als optimistisch.

Bochum vs F95: Kastenmeier und seine Glanzparade (Screenshot Sky)

Zu Recht, denn die elf Jungs in Weiß mit Neon zogen sich nach Wiederanpfiff gleich zurück und verzichteten in der Hoffnung auf Konter weitestgehend auf eigenen Ballbesitz und nennenswerte Offensivzüge. Das versteh, wer will. Denn so setzten sie voll aufs Mauern; die vorderste Reihe überschritt kaum noch die Mittellinie. So konnten sich die eigentlich ziemlich schwachen Bochumer relativ ungestört einspielen. Sagen wir es klar: Hätten die Blauen wenigstens ein, zwei Methoden mehr drauf, das gegnerische Tor in Gefahr zu bringen, die Fortuna hätte in der gesamten zweiten Halbzeit nur mit Glück den Sieg festhalten können. Und natürlich mit Hilfe von Käpt’n Kastenmeier, der den einzig wirklich gefährlichen Flachschuss in der 58. Minute gekonnt wegräumte.

Zwischen der 60. und der 75. Minute passiert auf dem Feld so gut wie nix: Die Fortunen wollen nicht, die Bochumer können nicht. Immer mal wieder haben die Gastgeber Strafraumszenen, aber deren Schüsse werden entweder geblockt oder von Kastenmeier gehalten. Wirklich bedenklich sind die vielen Ballverluste bei den wenigen Versuchen, so etwas wie ein Angriffsspiel aufzuziehen. Kämpferisch ordentlich zeigen sich unsere Jungs wirklich nur im eigenen Sechzehner. Wobei sich die taktische Grundordnung inzwischen anfühlt wie ein 7-2-1. Das macht keinen Spaß.

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Dann darf in der 84. Minute endlich Jordy de Wijs (für Sotiris) rein. Damit könnte der Spaß ja eigentlich beginnen, aber nach wie vor bleibt es beim Bochumer Anrennen und fortunistischem Blocken. Die Hausherren kriegen es an den Nerven, und Schiri Schlager könnte die gelbe Karte in der Hand behalten, so wie die drauf gehen. Tatsächlich musste er erst in der 66. Minute in die Gesäßtasche greifen und einem ausgewechselten VfLer das Ding wegen völlig bescheuertem Meckern zeigen. Nur Jesper Daland ließ sich verwarnen, weil er die Hand nicht schnell genug vom Trikot des Kontrahenten bekam.

In der Retematäng machte sich die Angst breit: „Gleich fangen sie sich einen“, lautete die Parole. Und die ganz Pessimistischen sahen sogar noch eine Niederlage in ihren Glaskugeln. Da war die reguläre Spielzeit aber schon abgelaufen. In der 81. Minute hatte unser Torwartgott schick gehalten, und in der 94. Minute musste er nochmal ran und einen wuchtigen Distanzschuss über die Latte lenken. Und um zu untermauern, wie passiv sich die an sich glorreichen Fortunen verhielten, ein bisschen Statistik: Die Gäste schossen in der zweiten Halbzeit tatsächlich nur dreimal (in Worten: 3) auf das Bochumer Tor!

Bochum vs F95: Und auch die letzte Chance entschärft der Teufelskerl (Screenshot Sky)

So blieb es beim 1:0, und die Fortuna-Bank konnte sich auf Trainer Thioune stürzen. Und trotzdem: Der Ergebene hat kleine, aber belegbare Fortschritte im Spiel der Fortunen gesehen, gerade (und, um ehrlich zu sein: fast ausschließlich) in den ersten 45 Minuten. Ganz offensichtlich kamen die Akteure der Startelf mit diesem soliden 4-3-3 besser zurecht als mit den verschiedenen Systemvarianten, die ihnen die Coaches in den Begegnungen zuvor verordnet hatten. Leute, die sich auskennen, sagen ja bisweilen, dass 4-3-3 und 4-4-2 die beiden Systeme sind, die auch Burschen ordentlich spielen können, die in Sachen Spielintelligenz nicht sonderlich hell leuchten.

Ob nach diesem „Erfolg“ die Doppelspitze erstmal vom Tisch ist, wird sich zeigen. Ob und welche Rückkehrer von der Krankenstation für mehr Power und vor allem mehr Spaß sorgen können, ist ebenfalls nicht vorhersehbar. Dem Ergebenen fehlen am meisten die Herren Appelkamp und Rossmann. Und er wünscht sich von Herzen, dass Rasmussen mal zeigt, was er wirklich kann. Sind alle F95-Kicker an Bord und auf der Höhe ihrer Fähigkeiten, könnte eine brutale Angriffsmaschine in Rotweiß entstehen.

Bochum vs F95:Sascha Rösler bespringt Daniel Thioune (Screenshot Sky)

Nächste Woche gegen Nürnberg wird es dagegen auch wieder nur darum gehen, irgendwie drei Punkte zu holen. Dazu müsste aber auch das erste Heimtor fallen. Was sich die Coaches ausdenken, um das bewerkstelligen zu lassen, kann sich der Ergebene aktuell noch nicht vorstellen. Immerhin scheint sich der doofe Spruch vom „All together“ in Realität verwandelt zu haben, denn so wie die Spieler gestern zusammenhielten und die Bank den Trainer feierte, muss ein intakter Mannschaftsgeist diagnostiziert werden. Ob und wie lange es dann dauert, bis wir Menschen, die diesen Verein lieben, mal wieder Spaß beim Zugucken haben werden, ist auch noch nicht ausgemacht. So klein wie sich die Fortschritte an der Castroper Straße gezeigt haben….

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