Trotz einer fürchterlich schlechten Leistung konnte die formlose Fortuna Magdeburg doch noch schlagen.
Bericht · Fortuna gegen Magdeburg geht anscheinend nicht normal. Gestern waren ja die zwölf Minuten ohne Support als Protest gegen die völlig wahnwitzigen Vorschläge der Innenministerkonferenz zur Verbesserung der Sicherheit in den Stadien angesagt. Und dann hatte ein Zuschauer einige Zeit vor dem Anpfiff in der Arena einen Zusammenbruch, wurde reanimiert und ins Krankenhaus transportiert. Daraufhin beschlossen die Ultras auch nach den zwölf Minuten keine ihrer Anfeuerungen zu vollziehen – nachvollziehbarerweise aus Respekt vor dem Kranken. Zunächst bis zur Pause. Danach gaben sie bekannt, dass sie auch weiter schweigen würden, so lange nicht klar wäre, ob es dem Mann besser ginge, betonten aber, dass alle anderen selbst entscheiden sollten, ob sie wieder anfeuern. Übrigens: Auch die FCM-Fans beteiligten sich an beiden Aktionen. Um es klar zu sagen: Die Leistung der F95-Truppe war aber auch kein bisschen dazu geeignet, in größere Gesänge oder Sprechchöre zu verfallen – fußballerisch und taktisch war das vermutlich das bisher schlechteste Spiel der Saison. [Lesezeit ca. 7 min]
Immerhin boten die Burschen in Rot eine Menge Kampf und Leidenschaft, lullten sich nie ein und bemühten sich … irgendwie. Und um noch etwas Positives anzumerken, wobei sich der Ergebene mit der folgenden Aussage meterweit aus dem Fenster lehnt: Wer mit einer derart üblen Vorstellung eine Partie gewinnt, der steigt nicht ab.
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Wie schlecht die Fortunen auf dem Platz im Vergleich zu den Gästen wirklich waren, illustriert die Statistik eindrucksvoll. Eine Passquote von 69 Prozent bei 277 gespielten Pässen ist lachhaft. 47 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind angesichts der kämpferischen Einstellung beschämend. Dass unsere Jungs gut anderthalb Kilometer mehr auf der Uhr hatten, kann auch bedeuten, dass sie den Magdeburgern dauernd hinterhergelaufen sind.
Wollen wir Noten vergeben? Okay, dann könnte man es sich auch einfach machen: Kastenmeier 2+, Itten 3, der Rest 4-, 5 oder 6. bei denen, die mit diesen Zeugnisnoten nicht versetzt würden, gab es graduelle Unterschiede. Dazu gleich mehr. Was aber mit der Defensive los war, das müsste uns Trainer Anfang mal erklären. Über die gesamte Spielzeit galt das Hühnerhaufenprinzip, null Abstimmung, massenweise Stellungsfehler und teils aberwitzige Klärungsversuch. Dass Käpt’n Kastenmeier dabei nicht die Halsschlagader platzte, muss als medizinisches Wunder gewertet werden. Einmal rastete der Florian dann doch aus, als nämlich bei einer Ecke ein Magdeburger völlig ungedeckt kaum zwei Meter vor ihm stand.
Und weil unser Weltklassekeeper drei oder vier irre Paraden ablieferte, legte er den Grundstein für diesen völlig unverdienten Sieg. Okay, Buden für den FCM verhinderte mit maximalem Körpereinsatz auch die Kollegen El Azzouzi („Ball in die Fresse“ – wie Kastenmeier es beschrieb) und Daland (Volltreffer auf den Oberschenkel). Was blieb Oberdorf & Co. auch übrig, als zu blocken, was zu blocken war? Wo sie doch die summasummarum 25 Torschüsse der Gäste erst möglich gemacht hatten. Und, was ist Jesper Daland eigentlich von Beruf? Der stand in gefühlt 80 Prozent der Fälle falsch, der stand mehr als einmal einem Kollegen im Weg und brachte nicht einen gezielten Pass an den Mann.
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Mo Heyer, der sich zuletzt als solider Ersatz für Zimbo Zimmermann gezeigt hatte, war von den FCM-Stürmern auf seiner Seite völlig überfordert und wurde ein ums andere Mal überlaufen oder übertölpelt, nicht zuletzt von diesem Atik, einem der größten A…cher in der zweiten Liga, von dem noch die Rede sein wird. Selbst Tim Oberdorf zeigte unerklärliche Fehler, sodass Kenny Schmidt, der offensiv gar nichts zustande brachte, noch bester Mann in der Viererkette war. Dann war es wohl so angelegt, dass Tim Breithaupt, der defensive Sechser sich vor dem Ball zwischen die IV fallen lassen sollte. Tat er das, brach Verwirrung aus. Dass man den Jungs von Trainer Anfang in Sachen Einsatz und Kampf keinen Vorwurf machen kann, lag auch (erneut) an Anou El Azzouzi, dem an diesem Tag das Etikett „bissig“ am besten passt.
Tja, und vorne? Es sollte ja wohl ein 4-2-3-1 sein mit Cedi Itten als Spitze, Florent Muslija als Zehner sowie Chris Rasmussen rechts und Emma Iyoha links. Wie wenig diese vier Buben brachten, zeigt die Statistik, die über die gesamten 98 Minuten gerade einmal fünf Schüsse aufs Tor zustande brachten. Das lag a) an durchgehender Ideenlosigkeit und b) an mangelnder Geschwindigkeit – vor allem beim Denken. Da wurde bei Balleroberung nie schnell reagiert, und wenn einer unserer Stürmer mal was reißen wollte – ein schnellerer Magdeburger fand sich immer. Ins Detail gehen wir später.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Vorher müssen wir aber über unseren bei Ajax Amsterdam ausgebildeten Dänenjungen reden. Der Ergebene wagt die These, dass Chris Rasmussen noch nicht genau verstanden, worum es beim Fußball eigentlich geht. Und das bei hervorragenden körperlichen Voraussetzung: er ist bullig und hat enormes Ballgefühl. Aber er fällt andauernd die falschen Entscheidungen. Hätte er in der 4. Minute die richtige Entscheidung getroffen, wäre die Fortuna vielleicht gleich in Führung gegangen, denn der Chris lief frei auf den FCM-Tormann zu, nicht allzu schnell, aber zielstrebig. Merk offensichtlich nicht, dass ein Verteidiger dicht dran ist, beschleunigt nicht und versucht auch keinen Direktschuss. So kann ihm der Gegenspieler mit einer – zugegeben fantastischen – Grätsche den Ball noch wegnehmen.
Noch schlimmer in der 68. Minute als er einen missglückten Rückpass abfangen und wieder frei auf den gegnerischen Torwart zu laufen kann. Wieder hätte vermutlich jede andere Entscheidung einen Treffer gebracht, aber er versucht, den Keeper auszuspielen, also rechts an ihm vorbeizugehen, wo aber schon ein Magdeburger angestürmt kommt und die Chance zunichte machte. Nachdem ihm Schiri Bauer, der im Übrigen ziemlich wirr pfoff, schon in der ersten Halbzeit erklärt hatte, was nicht ging, holte sich der junge Däne dann in der 74. Minute erneut eine völlig überflüssige gelbe Karte, woraufhin er prompt ausgewechselt wurde. Der Ergebene möchte es mal so ausdrücken: Chris Rasmussen hat dringenden Bedarf an umfassendem Mentalcoaching.
Den hat Mittelstürmer Cedi Itten nun überhaupt nicht. Er gefiel dem Ergebenen nicht nur wegen der beiden Hütten, die er machte, sondern auch mit seiner Art und Weise wie er die Rolle als einzige Spitze interpretierte, indem er eben nicht immer vorne lauerte, sondern sich bisweilen in den Spielaufbau einmischte, auch mal nach außen ging und sich in Zweikämpfen häufig robust durchsetzte. Das Schönste: Beide Tore erzielte der Schweizer so wie ein Knipser sie zu erzielen hat. Womit wir beim Allerschönsten dieser Partie, die an Schönheit wahrlich nicht reich war, sind.
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Nehmen wir zunächst das 1:0 in der 37. Minute. Oberdorf hat diesem Atik (wie gesagt, eines der größten A…cher der Liga) im Mittelfeld die Pille ab, geht los, links von ihm läuft Muslija mit. Tim schiebt zu Mukki, der dribbelt sich frei und schlägt eine weite Flanke Richtung langer Pfosten. Ein Blauweißer fälscht die Kugel leicht ab. Cedi Itten (knapp hinter ihm Chris Rasmussen) stürmen heran, und unser Torschützenlistenanführer drückt das Ei in den Kasten. Das sah von der Entstehung bis zur Vollstreckung sehr schön aus.
Und das Beste kommt ja oft zum Schluss, nämlich offiziell in der 95. Minute. Danny Schmidt, inzwischen für Rasmussen im Spiel, schlägt ein herrlich weite Flanken in den FCM-Strafraum, wo sich Cedi einen Luftkampf liefert, den er beherrscht. Kriegt die Kugel auf die Birne und köpft das Ding entgegen der Laufrichtung des Torhüters ins Gehäuse. Ein Siegtreffer, an den wir noch lange denken werden.
Es heißt doch immer, Markus Anfang liebe das hohe Pressing. Wenn das so ist, warum dürfen seine Spieler es nicht praktizieren? Und wenn sie es ansatzweise taten, hielt der FCM-Keeper den Ball einfach so lange bei sich, bis die Fortunen sich wieder zurückgezogen hatten. Keiner im Stadion, der es mit der Fortuna hält, konnte verstehen, warum dieser verzögernde Tormann so gut wie nie angelaufen wurde – ja, zu diesem Mangel gab es nicht nur „Geh drauf!“-Rufe, sondern auch Pfiffe, die nicht dem Torhüter galten. Eine Erklärung: Lag die Pille beim Torwart der Magdeburger, zogen sich El Azzouzi und Breithaupt tief zurück und nur die drei Stürmer blieben vorne. Dadurch entstand aber ein Riesenloch zwischen Offensive und Defensive, eine weite offene Fläche, das geschenkte Mittelfeld. Wären die FCMler dorthin gekommen, hätte mindestens der Fortune, der den Keeper angelaufen hat, hinten gefehlt, der FCM wäre sofort offensiv in Überzahl gekommen.
Klar, dass der Tabellenletzte im Rückstand noch aktiver auftrat als schon vor der Pause. Sie sind ja auch schnell und haben trickreiche Kicker in ihren Reihen. Nur im Abschluss hapert es bei denen noch mehr als bei uns. Dass die Blauweißen auch in diesem Spiel kein Tor erzielten, wundert nicht. Denn der Ausglich in der 88. Minute war ein Eigentor, ein maximal unglückliches. Und dass es ausgerechnet Christopher Lenz unterlief, der nach zig Monaten Verletzung in der 82. Minute reinkam, hat was Tragisches. Dem Ergebenen gefiel der Auftritt des Veteranen, der sein größte Zeit vor acht, neun Jahren bei Union Berlin hatte, ziemlich gut. Nun will er blocken und lenkt das Ei so ab, dass selbst ein Florian Kastenmeier nichts mehr machen kann.
Dann der Auftritt des Baris Atik, dem kleinen Wüterich mit der F***zwiebel am Hinterkopf. Der rennt triumphierend auf unsere Fans im Block 44 zu und vollführt einschlägige Gesten. Es hagelt Bierbecher, und dieser Stinker nimmt sich einen und hätte ihn beinahe zurückgeworfen, was unweigerlich zu einem Platzverweis geführt hätte. Schon zuvor hatte er einer Werbebande per Fußtritt zu verstehen gegeben, was er von der Sache hält. Ach, hätten wir doch einen solchen Typen in der Nachfolge unseres Sascha „Rotzlöffel“ Rösler in unseren Reihen! Die beiden einzigen aktuellen Fortunen, die nicht in Richtung Schwiegersohn tendieren, bleiben also Käpt’n Kastenmeier und Anou El Azzouzi. Das ist bisschen wenig.
Der Witz des Tages war die offizielle Verkündigung, die Arena sei ausverkauft. War ja ein Freispiel, und wer ein Ticket ergattert, muss ja noch lange nicht kommen. So klaffen überall da, wo nicht alles von Dauerkartenbesitzern besetzt ist, große Lücken, teilweise war kaum die Hälfte einer Sitzreihe in Benutzung. Und die Magdeburger, die ja eh nicht das ganze Kontingent abgerufen hatten, brachten maximal 4.000 Nasen an den Start. Grob geschätzt waren vielleicht 38.000 bis 40.000 Menschen in der Arena; vermutlich wird der Verein zu diesem FFA-Spiel keine No-Show-Quote bekanntgeben. Aber solche Zustände stellt die Politik der Eintrittfreitickets generell immer mehr in Frage. Gut, dass sie nicht das Wichtigste am Fortuna-für-alle-Konzept sind.
Lirum, larum, Hauptsache drei Punkte im Sack, Hauptsache das erste Heimspiel gewonnen. Und sicher ist auch, dass diese Truppe viel schlechter kaum spielen kann. Solle sie doch, meinen einige, lieber schlecht spielen und gewinnen als brillieren und verlieren. Dafür, so dieselbe Stimme, nehmen wir auch in Kauf, über 90 Minuten zu leiden und das Gekicke nur noch mit Zynismus und Galgenhumor zu ertragen. Ähnlich empfindet inzwischen auch der Ergebene, der sich wünscht, nächste Woche in Dresden spielen sie wieder scheiße und gewinnen wieder mit 2:1.
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