Am Sonntagmittag verlor Fortuna Düsseldorf das Heimspiel gegen Darmstadt 98 mit 0:3 + 2 Abseitstore – und kriegte wenig auf die Reihe.
Bericht · Das schönste Erlebnis des Ergebenen an diesem Spieltag waren die leuchtenden Augen seiner Enkeltochter, der er zum zweiten Geburtstag einen Fortuna-Löwen aus dem Fanshop schenkte; sie taufte ihn Leo. Es war überhaupt das einzige schöne Erlebnis, denn ein schlimmes Spiel mit einem fürchterlichen Ergebnis wurde nur noch von der Tat eines Vollidioten getoppt, der meinte, ein Bengalo IN der fahrenden Bahn zu zünden, um es aus dem Fensterspalt zu halten. Ging schief. Er verlor das Ding, das durch die gerade sich öffnende Tür ins Innere flog und dort einen Brand auslöst. Ein beherzter Mensch kickte das Ding zum Glück raus, niemand wurde verletzt. Nach einem kurzen Polizeieinsatz wurde die betroffene Bahn aus dem Verkehr gezogen, und alle Fahrgäste durften dann mit der übernächsten Bahn Richtung Heimat rollen. Der Ergebene fordert: IQ-Test für Typen, die Pyro zündeln wollen. [Lesezeit ca. 7 min]
Über die Partie selbst mag euer trotz allem erheblich ergebene F95-Berichterstatter nun wirklich nichts schreiben. Schon gar keine Nacherzählung als Spielfilm. Details haben sich bei ihm ohnehin im Nebel von Wut und Enttäuschung aufgelöst. Die beste Nachricht des Tages: Dieses Mal trug Trainer Thioune nicht die Schuld an der Niederlage gegen nun wirklich nicht überirdisch gute Darmstädter. Also, nicht die alleinige Schuld. Um die vielleicht letzte Lanze für Daniel Thioune zu brechen: Er hatte wirklich mit dem gewählten System und zumindest teilweise mit den ausgewählten Kickern viel versucht, seinen Akteuren die Sache leichter zu machen. Er hatte nämlich ein ziemlich konservatives 4-4-2 aufgerufen und Chris Rasmussen und Mukki Muslija als Doppelzehn hinter den Stürmern Cedi Itten und Czeki Celar aufgeboten.
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Als Doppelsechs fungierten Timmi Breithaupt und Anouar El Azzouzi mit wechselnden Aufgaben. In der Viererkette standen mittig Tim Oberdorf und Jesper Daland, während rechts Zimbo Zimmermann zu arbeiten hatte und Sima Suso wieder die linke Seite beackern durfte. Auf dem Papier keine schlechte Startaufstellung angesichts der Verletztenliste und der Formdellen einiger Jungs. Und ganz altmodisch hatte Thioune Daland als Sonderbewacher auf den SVD-Kicker Lidberg angesetzt. Tatsächlich hatte der Schwede erst in der 74. Minute eine ernsthafte Chance … die er natürlich zum 3:0 verwandelte.
Auf unseren Ajax-Youngster Chris Rasmussen passt nur ein Etikett: Genie und Wahnsinn. Der Junge hat eine Ballbehandlung zum Zungeschnalzen (Genie), war aber durchgehend kaum in der Lage, einen Pass über weniger als fünf Meter erfolgreich zu fabrizieren (Wahnsinn). Er war nicht der einzige Wahnsinnige: Selbst der sonst so sichere Tim Oberdorf produzierte Fehlpässe in Serie – und diese Reihe ließ sich über die gesamte Truppe ausdehnen.
Ansonsten reagierten alle Spieler in Rot auf das Fehlerfestival mit Ausweichbewegungen (damit es nicht so auffällt). Muslija zog zum Beispiel JEDES MAL nach innen, wenn er das Ei kriegte, rannte in Zweikämpfe, die er nicht gewinnen konnte und gab dann auf. Celar rannte hin und her, war aber nie da, wo eine Spitze hingehört. Itten rieb sich in den üblichen Drängeleien eines Wandspielers auf. Zimmermann sollte auf rechts mit Rasmussen kooperieren – vielleicht hätte man die beiden mal gegenseitig vorstellen sollen. Sehr leid tat dem Ergebene Sima Suso, der defensiv solide agierte und versuchte, irgendwas nach vorne zu machen. In der ersten Halbzeit hinterlief er manchmal Muslija, um von außen zu flanken. Sagen wir so: Gefährliche Flanken sind Klaus Sima Susos Kernkompetenz nicht.
Und dann sind da ja Kicker, die eigentlich zu den Topspielern der Zweiten Bundesliga gehören sollten. Nehmen wir Breithaupt. Der war enorm fleißig, wirkte aber ab irgendeinem Zeitpunkt so frustriert, dass auch er anfing zu fehlern. Das 0:3 geht zu ca. 65 Prozent auf seine Kappe. Übrigens ein ähnlicher Fehler, der Daland in der ersten Halbzeit bei Darmstädter Umschaltspiel auch zweimal unterlief: Er begleitete den gegnerischen Stürmer auf der falschen Körperseite, sodass an ein Überholen nicht zu denken war. Am besten gefallen hat dem Ergebenen El Azzouzi, der gerade in der ersten Halbzeit als offensiver Sechser stark spielte – übrigens der einzige Mann in Rot, der wenigstens versuchte, mit seinen Kollegen zu KOMMUNIZIEREN!
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Ach ja, in der 8. Minute fiel das 1:0 für die Lilien nach einem Eckball. Wir sehen den schlechtesten Moment von Käpt’n Kastenmeier, der auf seiner Linie hin und her irrt. Der Ball kommt zu diesem Lidberg am kurzen Pfosten. Der köpft quer zur Torlinie bogenförmig. El Azzouzi klärt scheinbar auf der Linie, aber die Torlinientechnik schlägt an: der Ball war drin. Man stellt sich auf zum Anstoß, da melden sich die VARieté-Fuzzis im k**schen Untergrund. Sie prüfen auf Abseits, was bei den Experten im 41er große Fragezeichen über den Köpfen schweben lässt. Wie kann es nach einer Ecke ein Abseits geben? Man lernt ja nie aus: Lidberg stand beim Eckball HINTER Kastenmeier, und nur noch ein Verteidiger hielt sich näher am Gehäuse auf – und dann kann es eben auch bei einer Ecke zu einem Abseits kommen. Übrigens: Schon eine Minute vorher wär’s beinahe so weit gewesen. Mit einem langen Ball überspielen die Darmstädter die gesamte Fortuna-Mannschaft. Ein SVDler läuft frei auf Kastenmeier zu, aber der blockt couragiert und erfolgreich.
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Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Ja, und wo bleibt das Positive? In der Offensive spielte sich das Schöne und Gute genau ZWÖLF Minuten lang ab. Eingeleitet von einem feinen Volley durch Czeki Celar in der 33. Minute, den der Lilien-Keeper mit einem 1a-Reflex abwehrte, setzten die Roten die Gäste gehörig unter Druck – angefeuert vom Publikum mit klassischen „Fortuna! Fortuna“-Rufen. Ach, nein, es waren ja bloß SIEBEN Minuten… Bilanz der ersten Hälfte: EIN ernstzunehmender Torschuss.
Und doch: Bis zur 60. Minute waren die Jungs in Rot die aktivere, sogar einen Hauch bessere Mannschaft. Also rechnen wir diesen 15 Minuten einfach dazu und kommen auf 22 ordentliche Minuten; 22 von 90 – der Ergebene erkennt da ein Muster, ein Muster der Unzulänglichkeit. Um ehrlich zu sein: An die drei Tore der Darmstädter innerhalb von neun Minuten erinnert sich der Ergebene im Detail nicht, und er möchte sich auch nicht daran erinnern. Denn schon nach dem 0:1 fiel das von den Herren Thioune, Stefes und Hoepner (Warum wird eigentlich so selten die Arbeit der Co-Trainer kritisiert?) angeleitete Team einfach auseinander. Übrigens wären es beinahe vier Buden gewesen, denn in der 70. Minute trafen die Gäste auch. Das von den Grottenolmen bemerkte Abseits muss hauchdünn gewesen sein.
D.Coaches nahmen das 0:3 zum Anlass für einen Dreifachwechsel, den verstehen soll, wer will. Raus gingen Zimmermann, Breithaupt und Rasmussen, rein kamen mit Danny Schmidt, Sotiris und Hettwer drei mehr oder weniger offensive Kräfte. Man kann auch sagen: Thioune & Co. schwächen in dieser Phase die Defensive und verstärken den Angriff ein ganz klein wenig. Darmstadt-Kohfeldt kapiert und lässt seine Mannen nochmal Druck machen. Hätte gern auch ein 0:4 fallen können. Aber kein 1:3 oder gar mehr, denn vorne passte … NIX.
Der Rest ist nicht erwähnenswert. Oder doch: Wann haben wir zuletzt erlebt, dass die Zuschauenden sich schon ab der 75. Minute in Scharen vom Acker machten? Wann haben wir zuletzt gehört, dass die Mannschaft mit einem Pfeifkonzert abgestraft wurde? Lange her. Nach der „Ehrenrunde“ versammelten sich die Fortunen wie üblich vor dem Block der Ultras. Käpt’n Kastenmeier sah äußerst angepisst aus, während die anderen mehr oder weniger bedröppelt aus den Jerseys guckten. Der Vorsänger hielt eine flammende Rede, die sich eher aufbauend als niedermachend anhörte. Die Profifußballer des Düsseldorfer TSV Fortuna 1895 schlichen in die Kabine. Das war’s.
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Wie sehr Klaus Allofs und Chris Weber bei ihrer Verpflichtungspolitik ins Risiko gegangen sind (Nein, die bescheuerte und unpassende Formulierung „All-in“ bleibt beim Ergebenen tabu!), wird nun wirklich deutlich. Das Sammelsurium aus Hochbegabten mit wenig Spielpraxis und erheblichen Integrationsproblemen, Leute, die oft verletzt waren und/oder aus einer Verletzung kamen sowie richtig gute Kicker ohne Führungsqualitäten ist einfach schwer zu einem Team zu formen. Dass der Käpt’n im Tor steht und der Vize-Käpt’n eher introvertiert ist, macht die Sache nicht besser. Wie Mit-Experte Tobi im 41er gestern zu Recht bemerkte, haben die Kaderplaner einen Riesenfehler gemacht: Sie haben keinen ordentlichen, verletzungsarmen Linksverteidiger eingestellt. Der Ergebene würde ergänzen: Auch auf der rechten Abwehrseite wäre ein stabiler AV gut gewesen. Stattdessen gleich fünf Kollegen fürs Mittelfeld, deren Profile sich teils überschneiden.
Und was wird jetzt aus dem lieben Daniel Thioune, der sich gestern vorsorglich per Handabklatsch von seinen Spielern verabschiedete? Laut Klaus Allofs steht der Chefcoach in der Diskussion, nicht aber auf der kurzfristigen Abschussliste, in Bochum wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder stoisch an der Seitenlinie stehen. Das Problem für unseren Sportvorstand besteht darin, dass er sich dem Vorwurf des Populismus stellen müsste, wäre er dem Volkswillen gefolgt und hätte Thioune gestern (oder früher) geschasst. Klug, den Wutfans nicht einfach zu folgen, denn was der entfesselte Wunsch der Massen auslösen kann, hat man ja bei einer Kreuzung damals während der römischen Besetzung Israels gesehen.
Eigentlich bleibt uns Menschen, die wir diese bekloppte Diva lieben, nichts anderes übrig, als die Sache über uns ergehen zu lassen und dabei kühlen Kopf zu bewahren. Wir wissen ja auch, wie schnell im Ligabetrieb alles anders werden kann. Stellen wir uns spaßeshalber mal vor, die wundervolle Fortuna spielte den VfL nächste Woche in Bochum in Grund und Boden und siegt -sammerma- mit 5:1. Was dann? Mit dieser Frage entlässt der Ergebene seine Gemeinde in die Arbeitswoche.
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