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Wo sind eigentlich die Fortuna-Ultras?

Meinung · Als Teile der ominösen „Expertenrunde“, darunter Ihr ergebener Fortuna-Liebhaber, am 14. August das Auswärtsspiel der Diva in Nürnberg in der Bar95 am Paul-Jans-Stadion verfolgten, waren die Mitglieder quasi bei den Fortuna-Ultras zu Gast. Denn um die 20, 30 dieser Intensivfans hatten sich vor dem Großbildschirm versammelt, um zu sehen, was die Jungs da so treiben, die Experten mitten unter ihnen. So erfreulich es war, die Ultras wieder einmal zu sehen, so traurig war es für den Ergebenen bei den Heimspielen immer, den Block 36 der Arena-Südtribüne leer zu sehen. Schließlich hatte UD beschlossen und verkündet, den Partien fernzubleiben bis wieder „alle Menschen ohne jegliche Einschränkungen und Auflagen die Spiele von den Rängen aus verfolgen können“. [Lesezeit ca. 3 min]

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Am 16. Juni 2021 haben die Ultras das folgende Statement auf Ihrer Website veröffentlicht:

Fest steht jedoch für uns als Gruppe, dass eine Rückkehr in die Kurve erst dann wieder in Frage kommen wird, wenn alle Menschen ohne jegliche Einschränkungen und Auflagen die Spiele von den Rängen aus verfolgen können. Das heißt, dass wir die bevorstehenden Teileinlässe und die damit einhergehenden Maßnahmen (insbesondere personalisierte Tickets) strikt ablehnen und solange diese angewandt werden, als Gruppe Ultras Düsseldorf im Stadion nicht präsent sein werden. Dies tun wir nicht, weil wir unsere persönlichen Belange über das Wohl des Vereins stellen, sondern weil ein normales, ausgelassenes und gemeinsames Fandasein unter den genannten Umständen schlicht nicht möglich ist. [Quelle: Ultras Düsseldorf 2000 am 16. Juni 2021]

Viele Stehplatzfreunde und -freundinnen fragten sich schon bei den ersten Heimspielen, die noch mit relativ wenigen Zuschauenden stattfanden, wie die Stümmung ohne die Ultras sein würde. Sagen wir so: Es gab und gibt Rotweiße auf der Süd, die sich redlich bemühen. Sagen wir außerdem: Es klang auch bei der Begegnung gegen Paderborn vor 19.727, darunter ein paar Händevoll aus Ostwestfalen, eher wie damals im, ähem, weiten Rund des Rheinstadions, wenn F95 vor ungefähr dieser Zuschauerzahl antrat. Und: Es fühlt sich ohne Ultras völlig anders an. Nun gibt es ja nicht wenige Ultras-Verächter, denen das „Dauergetrommel“ auf den Nerv geht, die keine orchestrierten Fangesänge wollen und die einen Kapo einfach scheiße finden. Die reden sich, das kann man lesen und hören, die Sache schön und meinen, die Stümmung ohne Ultras sei gar nicht so schlecht.

Lassen wir das mal so stehen, denn nichts braucht die Fangmeinde weniger als eine dieser uralten immergleichen Ultras-Diskussionen. Wenden wir uns lieber der Ausgangsfrage zu: Wo sind sie und was haben sie so gemacht unter Corona-Bedingungen. Nun, sie haben sich engagiert. Unter anderem für Wohnungslose und für Flutopfer. Über Wochen wurden zum Jahreswechsel 2020/21 Spenden für den GuteNachtBus gesammelt – mit riesigem Erfolg. Der von UD produzierte Kurvenkalender brachte unglaubliche 20.202,73 Euro an Erlösen, die zu jeweils 50 Prozent an die Stiftung Kinderhilfezentrum sowie die Frauenberatungsstelle Düsseldorf e.V. gingen. Im Mai wurde die Initiative „United We Stand” – Fortuna Fans gegen Depression“ wieder aufgenommen. An drei Wochenenden in Folge stellten die Ultras unterschiedliche Sammelobjekte und Aktionen rund um unseren Verein und unsere Stadt zur Versteigerung online. Anfang August brachte UD ein Soli-T-Shirt für die Opfer der Flutkatastrophe heraus, das für 18,95 Euro zu haben war. Auch diese Erlöse kamen unmittelbar den Menschen zugute, die vor Unwetterkatasrophe Mitte Juli betroffen waren und sind. Außerdem beteiligten sich unsere Ultras an den verschiedenen Aktionen und Demonstrationen gegen das neue Versammlungsgesetz in NRW.

Sie können also nicht nur trommeln, singen und schreien, diese Ultras. Nein, sie übernehmen gesellschaftliche Verantwortung: schnell, direkt und ohne unnötiges Getöse. Deshalb wäre es absolut richtig und notwendig, die jungen Menschen mit einem großen Applaus zu empfangen, wenn sie denn endlich wieder bei den Heimspielen ihren angestammten Block 36 beziehen.


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18 Gedanken zu „Wo sind eigentlich die Fortuna-Ultras?

  • Ja, ich vermisse sie wegen der Stimmung auch. Und meiner Hochachtung für deren beschriebenen Engagement. Hut ab!

    Antwort
  • Wird Zeit das sie wiederkommen.
    Toll dieser positive Artikel über die Mädels und Jungs.
    Ich vermisse sie.
    Fortuna ohne Ultras ist nicht Fortuna

    Antwort
  • Also nur das ich das richtig verstehe :

    Die Ultras sind der Meinung das sie nicht mehr kommen weil, während einer Pandemie ( in der sich Menschen gegenseitig anstecken ), die Stadien nicht bis zum Anschlag voll gepackt werden?
    Und wenn sie dann irgendwann aus der “ Schmoll-Ecke “ wieder raus kommen dann bitte noch Applaus ?

    Also ich hab sie im Stadion nicht vermisst, im Gegenteil.

    Antwort
    • Sie haben das Statement von UD nicht wirklich verstanden, oder?

      Antwort
      • Damit mussten Sie rechnen. Das soziale Engagement spricht Ihnen keiner ab . Aber vieles passt einfach nicht zusammen. z.B. verbotene Pyro.

        Antwort
    • Sehe ich genauso. Ultras die ihren Verein im Stich gelassen haben brauchen wir nicht.

      Antwort
      • Mit Verlaub: „Im Stich lassen“… Das sind freie Menschen mit freien Entscheidungen und keine ehrenamtliche Amüsiertruppe. Mal abgesehen davon: Natürlich sind sehr, sehr viele Ultras bei allen Spielen, bei denen Zuschauer zugelassen waren, im Stadion, nur eben nicht als Gruppe. Was genau stimmt nicht mit euch Ultras-Hatern?

        Antwort
  • Bei der Aufzählung des „caritativen“ Engagements wurde noch die Bemalung der grauen Stadionwände mit Szenen aus 125 Jahren Fortuna vergessen.
    Für alle diese Aktivitäten große Hochachtung!
    Dabei sei noch erwähnt: nichts davon fand irgendeine Erwähnung, erst recht keine Würdigung, in der Rheinischen Post!

    Antwort
  • Das mit dem sozialen Einsatz der Ultras wusste ich nicht. Davor ziehe ich meinen Hut. Bezogen auf Fortuna und die dortige Stimmung bin ich mit dem Ergebenen nicht einer Meinung.
    Mich stört da, dass die Ultras die Stadionstimmung als ihre Hoheit betrachten und Nicht-Ultras, die in
    anderen Ecken des Stadions anfangen zu singen kompromisslos niedertrommeln und mit eigenen
    Liedern zum schweigen bringen, anstatt einfach das Lied aufzugreifen und dadurch noch größere
    Stimmung zu verbreiten. Dies zu choreografieren, das wäre eine Aufgabe des Kapos, die ich positiv fände.
    Solange sich die Ultras als elitäre Stimmungschefs sehen, finde ich die spontane, sicher manchmal etwas
    leisere Stimmung der einfachen Fans angenehmer, denn das dauertrommeln geht wirklich auf den Geist.

    Antwort
    • Unglaublich! Zu dieser Zeit und an dieser Stelle eine Ultras-Diskussion führen zu wollen, die genau mit diesen immergleichen Argumenten seit 15 Jahren von Ultras-Hatern angezettelt wird!

      Antwort
  • Keine Ultras im Block? Obwohl sich der Röttgermann und der Koke soviel Mühe mit dem Beitritt der Stadionallianzen NRW gegeben haben und die Unterschriften ohne vorhergehende Absprache mit der Fan Szene leisteten?

    Kleiner Tipp an die Fortuna Führung:

    Stellt doch einfach ein paar mehr Tuffi-Torwände auf das Süd Plateau, als Kundenorientierte Maßnahmen?

    Antwort
    • F95/whu95 126j.football Wirkung class ironlion U.E.81 come on Fortune for life #ultras Nr 1✌⚽️2:3#Auswärtssieg

      Antwort
  • Guter Text lieber Rainer!
    Finde das Engagement der Ultras top, manchmal geht das ja etwas unter und wird medial auch nicht großartig thematisiert. Liegt wahrscheinlich auch zum Teil daran, dass Ultras in der Regel nicht mit der Presse/den Medien sprechen.
    Aber sie sind Teil der Fortuna-Kultur und ich vermisse sie auch. Über monotone Gesänge und wenig spielbezogenen Support kann man streiten, ich empfinde sie als Bereicherung und wichtiges Element des Stadionerlebnisses. Sie sind ja oftmal auch das Sprachrohr der Fans, weil sie mit Aktionen/Plakaten wtc. den Finger in so manche Wunde legen und auf Mißstände aufmerksam machen. Ich betrachte sie daher auch als korrektiv.
    So weit ich weiß hängt es nur noch an der Personalisierung der Tickets, bin daher ganz zuversichtlich, dass es da bald eine Einigung gibt.

    Antwort
  • Schön geschrieben. Ich hoffe, dass sie bald wieder ins Stadion kommen und unsere Mannschaft unterstützen.

    Antwort
  • Schade, ich bin mit anderen Erwartungen an den Text gegangen die sich leider so nicht erfüllt haben. Rainers Feststellungen und Schlussfolgerungen stimme ich durch die Bank zu, aber dass die Stimmung ohne Ultras bis auf wenige Ausnahmefälle bescheiden ist, weiß man doch auch schon durch vorherige freiwillige oder unfreiwillige Boykottsituationen; auch das caritative Engagement ist kein pandemieinduzierter Sonderfall sondern hat ja auch schon vorher zum regelmäßigen Tagesgeschäft der Ultras gehört. Alles keine neuen Erkenntnisse.

    Mich hätten Gedanken zur Frage interessiert, ob es noch sinnvoll ist sich als Gruppe dem radikalen Juni-Statement verpflichtet zu fühlen oder ob die aktuellen Entwicklungen nicht möglicherweise eine Neubewertung der Situation nötig machen. Wir sind gerade in einer Phase, in der die verfügbaren Kontingente heim wie auswärts nicht ausgeschöpft werden, es ist also nicht mehr so dass sich Leute um Karten kloppen müssten, auch wenn es rein rechtlich noch „Teileinlässe“ sein mögen. Die Crux wird hier bei der Personalisierung der Karten liegen die (aus historisch nachvollziehbaren Gründen) pauschal abgelehnt wird. Gleichzeitig ruft UD aber die Fans vor der Saison dazu auf, sich den Supporters Pass zu besorgen, dessen Karten bis jetzt ebenfalls sämtlich personalisiert waren. Auszug aus der Begründung: „Insgesamt sehen wir im Supporters Pass also mehr Vor- als Nachteile, zumal dieser auch nur übergangsweise existieren soll.“

    Was spricht dagegen, dass man bezüglich der momentan personalisierten Tickets mal ebenfalls die Vor- und Nachteile abwägt und ggf. zu einer Neubewertung der Situation kommt? Keiner erwartet von den Ultras jetzt große Pyroshows oder Straßen- und Arenaschlachten für die es nötig ist unbedingt anonym ins Stadion zu kommen. Und man kann doch auch das eine tun ohne das andere zu lassen, sprich ab ins Stadion und gleichzeitig immer ein Auge drauf dass die Personalisierung der Karten so schnell wie sinnvoll möglich ad acta gelegt wird.

    Antwort
    • Der Ergebene wollte, dass die Erwartungen sich auf die Antwort zur Frage in der Überschrift fokussieren ;–)) Er denkt, dass das „radikale Juni-Statement“ und das Pro zum Supporter-Pass die beiden Standpunkte innerhalb der Ultras repräsentieren, die in eine ständige Diskussion einfließen. Kann sich also alles relativ schnell ändern.

      Antwort
  • Ich stimme der Meinung in diesem Artikel vollumfänglich zu, möchte nur eine Sache ergänzen:
    Paderborn ist mit das Schlimmste, was in dieser Liga so geht. Eigentlich einfach nur peinlich – zu Hause und auswärts. Beim 3-2 Sieg waren sie jedoch selbst in der Süd zu hören. So viel zur Stimmung in der Arena ohne Ultras…
    Forza Fortuna!

    Antwort
    • Soziales Engagement ist wichtig und UD hat hier einen tollen Beitrag geleistet. Respekt dafür. Es ist ebenso wichtig, die eigene Mannschaft bedingungslos zu unterstützen. Der fehlende Support kostet Punkte. Hier fehlt mir auf Seiten UD die Einsicht. Es können alle ins Stadion, die möchten. Also, wo ist das Problem????

      Antwort

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