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Hertha vs F95 3:1 – Fortuna, wir haben ein Problem…

Dass die Fortuna der Saison 19/20 ein Problem hat, ist klar. Stellen sich nur drei Fragen: Wie tiefgehend ist es? Welche Ursachen hat es? Was kann man dagegen tun? Dabei hätte es solch ein wunderschöner Abend werden können. Das Bilker Häzz war proppenvoll, die Expertenrunde fast vollzählig angetreten. Das Bier floss kontinuierlich, und die Erwartungen waren nicht hoch. Denn eigentlich waren die Anhänger gewillt, dem Team Vertrauen zu schenken, also, davonauszugehen, dass die Jungs wie in der vergangenen Saison dem Gegner mit starkem Willen und vollem Einsatz das Spiel schwerzumachen. Pustekuchen und im Gegenteil. Dieser Auftritt hatte mit der begeisternden (ja, Ihr sehr Ergebener hasst diese Begriff, muss ihn aber hier verwenden) Leidenschaft der Vorsaison nichts, aber auch gar nichts zu tun.

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Die gewünschte Aufstellung

Scheint, wir haben Leser, die auch nur den geringsten Ansatz an Kritik am Trainerdenkmal Funkel für Majestätsbeleidigung halten – so hörte sich das nach dem Bericht über das Spiel gegen Freiburg vielfach an. Dabei hat sich an der Verehrung Ihres Ergebenen für den 500-Spieligen nichts geändert. Und, stur war der schon immer. Sturheit ist aber ein zweischneidiges Schwert: Beharrlichkeit kann zum Erfolg führen oder notwendige Veränderungen verhindern. Reagiert hatte das Trainerteam auf jeden Fall auf die blöde Niederlage gegen Freiburg. Wie von einer gefühlten Mehrheit der Fans gefordert, liefen die beiden schnellen Außen auf.

Nehmen wir es vorweg: Der hochbegabte Nana Ampomah hatte einen rabenschwarzen Tag in der Verlosung gezogen, kam mit der ihm zugedachten Rolle und vor allem seinem Auftrag, in der Defensive auszuhelfen, überhaupt nicht zurecht. Man hätte den feinen Kerl vor sich selbst schützen und zur Pause auswechseln müssen. Aber, das macht der Neusser Sturkopp aus Prinzip nicht. Börnie Tekpetey mühte sich nach Kräften und akzeptierte seine Abwehraufgaben. Und eigentlich brillierte er in der zweiten Halbzeit stellenweise – nur wurde er dann praktisch bei jeder Ballberührung von irgendeinem Sch***-Herthaner umgesenst. Über die katastrophale Minderleistung der Schiedsrichterei wird später noch zu reden sein.

Das schlechtsitzende System

Dass die beiden Ghana-Flitzer ihre Qualitäten nicht so recht ausspielen konnten, lag aber vor allem am angeordneten Spielsystem, das offiziell wohl ein 4-2-3-1 darstellen sollte, also mit Lewis Baker und Adam Bodzek vor der Viererkette (Zimmermann, Adams, Ayhan, Gießelmann), einem flexiblen Verbund aus Käpt’n Fink und den beiden Außenstürmern davor sowie Rouwen Hennings als Spitze. Auffällig war, dass bei eigenem Abschlag daraus wieder einmal ein 3-1-1-1-1-3 wurde, dass sich also zentral eine Achse bildete und die Außenstürmer in der Luft hingen. Außerdem hatte der geneigte und halbwegs sachkundige Zuschauer eigentlich durchgehend das Gefühl, dass die angeordnete taktische Aufstellung den dafür auf den Platz gestellten Spielern einfach nicht passte.

So kam es wieder und wieder zu sinnlosen Versuchen – z.B. hohen Flanken durch Matthias Zimmermann von weit außen. Ja, wenn unser Rouwen ein Zweimetermann wäre, dann könnte das ein prima Mittel sein, bei der gegebenen Körpergröße aber bringen diese Flanken gar nichts. Das war auch schon in den letzten Spielen stellenweise überdeutlich, dass zu wenig aus dem Halbfeld kommt und zu wenig zentral passiert. Woran das liegt? Die Mannschaft tritt momentan ohne Regisseur auf, ohne einen Mann mit Fantasie, einen, der sich eine Vorstellung von einem Angriffszug machen und die seinen Kollegen vermitteln kann, einen echten Spielmacher, also, einen Kevin Stöger und wenigstens einen Marcel Sobottka. Ja, Lewis Baker findet sich langsam rein, und wenn seine Mitspieler sein Cockney-English mal verstehen, könnte es noch was werden mit diesem Wanderpokal, der noch nirgendwo so richtig überzeugt hat.

Über Bodzek und Gießelmann

Ihr sehr Ergebener Berichterstatter bekommt von gewissen Fans regelmäßig Schimpfe, weil er nibelungentreu wie sonst nur der aufrechte Friedhelm zu Adam Bodzek und seinen limitierten Möglichkeiten hält. Sagen wir so: Ohne die immer wieder soliden Defensivleistungen von Bodze würde zentral ständig der Baum brennen. Seine Rolle ähnelt immer mehr der eines „Ausputzers“, dessen Job es ist, die Viererkette zu entlasten. Wer sollte das sonst tun? Die einzige Alternative wäre eine waschechte Fünferkette mit drei IV und zwei AV – aber diese Variante und dann kein Spielmacher? Schlimm.

Die gute Nachricht ist, dass Niko Gießelmann gestern keinen offensichtlichen Bock schoss und keine konditionellen Schwächen zeigte. Dass die Gegner aber um seine Schwäche in den letzten Partien wissen, zeigte sich daran, dass die Hertha in der ersten Halbzeit ständig über die Gießelmann-Seite angriff, und, ja leider, der Ausgleich fiel dann auch nach einer guten Flanke von seiner Seite. Okay, der gute Niko steht unter besonderer Beobachtung, und man übersieht leicht, dass gestern auch Zimmermann ständig in Abwehraktionen verwickelt war und viel weniger nach vorne brachte als sonst. Vielleicht lag der schwache Auftritt von Ampomah sogar daran, dass er den wackeligen Gießelmann hinter sich hatte, obwohl er nicht – wie Dawid Kownacki in der Vorwoche – quasi den Außenverteidiger gab.

Zappelkasper Adams

In der Innenverteidigung ersetzte Kasim Adams Andre Hoffmann. Während Kaan Ayhan solide spielte und sich gegen Schluss ein paar Mal heftig in der Offensive engagierte, zeigte Adams wieder die zwei Seiten seiner Persönlichkeit. Über lange Strecke steht er gut und lässt nichts anbrennen, und plötzlich – das war schon in Gladbach so – fängt er an zu zappeln, irrt umher und verliert den Ball aus den Augen. Der Ausgleich geht nach exakt einem solchen Zappeln auf sein Konto, denn hätte er sich auf die Pille konzentriert, wäre ihm eine Kopfballabwehr leichtgefallen. So aber strich das Ei leicht über seine Birne und landete beim Schützen auf dem Schlappen. Fragt sich, weshalb der freundliche Kasim bisweilen dermaßen die Konzentration verliert.

Dass die ganze Truppe ein ernsthaftes Problem hat, merkt man inzwischen leider sogar dem Zauberkeeper Zack Steffen an, der sich möglicherweise schon durch die Kollegen hat infizieren lassen. Zwei, drei Unsicherheiten waren zu notieren und deutlich weniger Mitspielen als bisher. Das will noch nichts heißen, und Zack wird sicher wieder unmögliche Dinger abfangen.

Falsch gewechselt? Eher zu spät…

Kamen die Wechsel wieder zu später? Wurden erneut die falschen Jungs durch ebenfalls falsche ersetzt? Dass Erik Thommy für Ampomah kam, war goldrichtig und belebte das Spiel der Fortuna deutlich. Als er erst in der 63. Minute auf den Platz geschickt wurde, war der Drops nach dem 3:1 für die Preetzianer schon gelutscht. Der Wechsel von Baker auf Alfredo Morales war sachlich richtig, kam aber zu spät – zumal es schien, als habe Morales keine schlüssigen Anweisungen erhalten, so wirr bewegte der sich auf dem Rasen. Und ob der Austausch von Fink zu Kenan Karaman positionsgenau gedacht war, wird man auch nie herausfinden können.

Kommen wir zu den Ausgangsfrage zurück. Wenn die Situation eines zeigt, dann wie groß die Menge an Faktoren, wie komplex ihr Zusammenwirken im modernen Fußball ist. Ähnlich wie in der Politik verwirrte Wähler nach einfachen Antworten suchen und deshalb Populisten ankreuzen, neigen auch engagierte Fans dazu, den Misserfolg einer Mannschaft auf einen dieser Faktoren zu reduzieren. Das führt in der Regel zu hochemotionalen Reaktionen, die aber jeder sachlichen Grundlage entbehren. Und jetzt kommt’s: Die Fortuna-Profifußballabteilung macht trotz der aktuellen (ja, nennen wir es mal beim Namen) Krise vieles richtig. Nehmen wir nur die Konditionsdebatte und die Diskussion um die teuflische Serie an Muskelverletzungen, von der aktuell ZEHN Kicker betroffen sind.

Zusammensetzen, analysieren, verändern

Da hat sich das Trainerteam mit dem Funktionsteam (inkl. der medizinischen Brigade) und Sportvorstand Pfannenstiel dieser Tage zusammengesetzt und intensiv analysiert, woran es liegen könnte. Dabei haben die Herren sauber auseinandergefieselt, ob und was sich an Trainingsmethoden und -maßnahmen gegenüber der Vorsaison geändert hat. Verkürzt dargestellt: Es scheint so, als habe die Fortuna in dieser Hinsicht einfach nur Pech, weil sich die nachweisbaren Ursachen der Verletzungen von Spieler zu Spieler unterscheiden. Übrigens: Die Idee, es könne an der Überlastung durch zu viele Testspiele und die Nationalmannschaftsauftritte einiger Jungs liegen, ist angesichts der körperlichen Grundverfassung dieser Kicker sicher falsch.

Auch an die Frage, welche Rolle das Gemüt spielt, kommt dieser Tage auf den Prüfstand. Dies ist vielleicht das schwierigste Problemfeld, das komischerweise in den Schnellanalyse der Fans immer eine übergroße Rolle spielt. Da wird den Spieler schnell mal mangelnder Wille und fehlende Leidenschaft attestiert – und das ist dann durchaus als Vorwurf gemeint. Momentan kreist ja wieder mal dieser Spochtrepochterschwampf von der „Mentalität“, womit etwas völlig anderes gemeint ist als das Wort bedeutet. Früher nannte man es die „Einstellung“ und beklagte gern mal ein Mangel daran. Schon damals gingen die Fußballlaien davon aus, dass solch ein Profikicker mit seinem Beruf umgehe wie Otto Normalmalocher mit seinem Job, also, mal gern, mal weniger gern hinginge. Unterhält man sich mit ehemaligen Profis, wird man lernen, dass Fußballer das Spiel so sehr lieben, dass sie eigentlich immer gern arbeiten.

Nur sind manchmal die Bedingungen so, dass es weniger Spaß macht. Das hat oft mit persönlicher Frustration („Bankhocker“) zu tun, aber noch viel öfter mit Kommunikationsproblemen im gesamten Team, also Trainer und Helfer eingeschlossen. Nach allem, was man so hörte, war die Kommunikation untereinander in der Vorsaison annähernd ideal. Und sie ist es in dieser Saison möglicherweise nicht. Da könnte ein Knirschpunkt liegen. Wie sagte ein Fan gestern Abend nach Spielende bei einem Bierchen draußen vorm Bilker Häzz: „Ich mach mir keine Sorgen, das sind alles Sachen, die man hinkriegen kann.“

Anfang verpennt

Der Beginn der Partie im vernieselten Olympiastadion bildete aus Fortuna-Sicht das exakte Gegenteil vom Auftritt in Gladbach. Da hatten die Rotweißen mit aggressivem Pressing jede Menge Fehler der BMGler provoziert und so rasch die Führung erzielt. Gestern war von Pressing, von Anlaufen in der Anfangsphase gar nichts zu sehen. Dafür waren die Heimspieler gleich ganz wach und deckten die Schwächen der Fortuna sofort auf. Dafür mussten die Herren in den blauweiß gestreiften Leibchen gar nichts Besonderes leisten; der Druck baute sich quasi von allein auf. Und wir Fortunen können uns beim Fußballgott bedanken, dass es in den ersten 20 Minuten nicht gleich mehrfach in der Bude vom Zack gescheppert hat.

Die Statistik redet für diese Phase von 70 Prozent Ballbesitz für die Berliner und 9:0 Torschüsse. Die erste Möglichkeit für F95 war dagegen eher ein Zufallsprodukt, die zweite Situation, die in den herthanerischen Sechzehner führte, gleich ein Elfmeter… der aber nicht gegeben wurde. Baker geht in den Strafraum und wird dort durch gleich drei illegale Berührungen zu Fall gebracht. Der durchgeknallte Schiri Petersen lässt weiterspielen, kriegt dann aber ein Signal aufs Ohr und guckt sich die Sache auf seinem Privatfernseher am Spielfeldrand an. Und bleibt bei seiner klaren Fehlentscheidung.

Videobeweis macht den Fußball kaputt

Um es gleich ganz deutlich zu sagen: Die zwei, wenn nicht drei nicht gegebenen Elfer für die Fortuna haben das Spiel nicht entschieden. Punkt. Aber selbst der zweite Strafstoß, der dann mehr als zwei Minuten nach der zuständigen Situation zum Eingriff des VAR führte und gegeben wurde, hätte vom Referee erkannt werden MÜSSEN. Letztlich können einem die Unparteiischen inzwischen leidtun; der ganze halbgare Quatsch rund um den Videobeweis scheint einige der Schwarzkittel so massiv zu verunsichern, dass sie lieber nix pfeifen als was Falsches. Und wenn die Kolleg*innen in der Kölner Tiefgarage vor den Schirmen pennen, werden die Fehlentscheidungen im Vergleich zu früher sogar noch gröber. Vielleicht sollten sich die zuständigen KorruptionsVerantwortungsträger bei FIFA, UEFA und DFB noch ein bisschen von den NFL-Verfahren im American Football inspirieren lassen…

Jedenfalls: Nun war die Fortuna zwischen der 20. und der 30. Minute viermal bis in den Berliner Sechzehner vorgedrungen, und schon gab’s die zweite Strafstoßsache. Die Statistik bescheinigt der Hertha bis dahin eine Quote von 60 Prozent gewonnener Zweikämpfe, weist aber nicht aus, dass die Mehrheit davon mehr oder weniger intensive Fouls waren. So auch als ein Berliner unserem Fink auf die Pfote latscht. Der Pfeifenmann reagiert nicht, und sein Linienassi konnte das nicht sehen. Das Spiel läuft, die Hertha greift an, und es dauert mehr als zwei Minuten bis der Videobeweis greift. Dieses Mal gibt der Schwachmat den Elfer, den Hennings sauber versenkt.

Wer 1:0 führt, der stets…

Dieses Mal hält die Führung kaum fünf Minuten. Wie erwähnt geht es über die linke Abwehrseite der Fortuna, die Flanke kriegt Adams nicht weggeköpft, der Hertha-Stürmer kommt richtig und wird nicht kontrolliert. Zack hat keine Chance. Natürlich spiegelt dieser Ausgleich den Spielverlauf besser wider als eine Führung unserer Jungs, das ist sicher. Zumal derselbe Stürmer wenige Minuten zuvor schon eine erhebliche Chance hatte. Fortunistische Torschüsse? Fehlanzeige. Nur Baker zieht einmal aus Entfernung ab, aber zu unpräzise. Ansonsten wirbelt nur die Hertha.

In der 44. Minute ist es dann so weit. Wieder kommt die Flanke von rechts (also von der Gießelmann-Ampomah-Seite), fliegt perfekt und halbhoch an den Strafraumrand, wo ein Herthaner das Ei auf artistische Weise annimmt und mit eigenartiger Flugkurve in die Hütte zimmert. Auch hier hat unser Tormann nichts zu halten. Viel Hoffnung hatten die im Bilker Häzz rudelguckenden Fortunen in der Pause nicht. Dafür war die Generalschwäche der Mannschaft in den ersten 45 Minuten viel zu deutlich zu sehen. Die radikalste vorgeschlagene Lösung: Kompletter Systemwechsel auf ein 4-4-2, Auswechslung von Ampomah (Thommy?) , Einwechslung von Sobottka (für Baker?), Einbau einer zweiten Spitze (Ofori?) neben Hennings.

Dodi mischt mit

Immerhin: Nach der Kabinenzeit kommen unsere Fortunen mit drastisch mehr Schwung und Aggressivität ins Spiel und zeigen auf, warum die Hertha in der laufenden Saison schon mehrfach Schwierigkeiten hatte. Der Speed ist höher, der Mut spürbar. Aber das Feuer brennt nur wenige Minuten, dann übernehmen die Berliner wieder. Und zwar nicht nur, was das Kicken angeht, sondern auch das Kloppen. Ein guter Schiedsrichter hätte vier, fünf Herthaner kurz nach der Pause mit Gelb bewedelt. Und ein solch ordentlicher Spielleiter hätte vor allem Börnie Tekpetey vor der ständigen Treterei geschützt. Petersen hatte anscheinend im Sinn, Karten möglichst gleichmäßig zu verteilen und verwarnte Fortunen für Aktionen, die er bei Berliner konsequent durchgehen ließ.

Aber nicht das zog unseren Jungs den finalen Zahn, sondern die Auftritte des Dodi Lukebakio, der in der 60. Minute kam und nur drei Minuten später den abschließenden Siegtreffer vorbereitete und dabei drei Fortunen ziemlich alt aussehen ließ. Und wäre nicht Thommy eingewechselt worden, dann wäre das Team vielleicht völlig eingebrochen und hätte sich einem Debakel hingegeben. So aber bäumten sich die Rotweißen dann doch noch einmal auf.

Und noch’n Elfer…

Der eigentliche Skandal der Partie war dann ein weiterer Elfmeter für Fortuna, der nach einem ultraklaren Handspiel nicht gegeben wurde. Skandalös, dass die Szene a) bei der Live-Übertragung nicht in der Wiederholung gezeigt wurde und b) in sämtlichen Spielberichten im TV, online und im Print unerwähnt bleibt. Der Berliner wehrt im Zweikampf an der Grundlinie den Ball ganz eindeutig mit dem Unterarm ab und verschafft sich damit einen Vorteil. Alle diese merkwürdigen neuen Regeln rund ums Handspiel wurden dabei verletzt. Es ist zum Kotzen! Und noch einmal: Am Ausgang des Spiels hätte auch ein 2:3 durch den Strafstoß nichts geändert. Es ist inzwischen nur noch aberwitzig wie sehr das immer noch völlig realitätsferne VAR-Verfahren das Spiel verändert.

Auch wenn sich am Ergebnis nichts mehr änderte, hat sich die Mannschaft in der zweiten Halbzeit wenigstens teilweise rehabilitiert, wenn auch nur in statistischer Hinsicht. So kamen die Fortuna in Hälfte Zwo auf 58 Prozent Ballbesitz und rund 50 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Selbst bei der Laufdistanz holten Funkels Schützlinge auf – trotzdem blieb am Ende ein Rückstand von 5 Kilometern auf die Herthaner, ein beunruhigender Wert.

Katastrophale Fehlerquote

Es stand hier ja schon gefühlte tausend Mal: Fußball ist ein Fehlervermeidungssport. Wer mehr Fehler macht als der Gegner, verliert. Das war ja der entscheidende Erfolgsfaktor in der Rückrunde 18/19, dass die Fortuna-Jungs ihre Fehlerquote dramatisch reduzieren konnten. Auch in der laufenden Saison sah es in den Partien gegen Bremen, Frankfurt, Wolfsburg und sogar gegen Leverkusen in dieser Hinsicht ziemlich gut aus – von der ersten Halbzeit gegen Gladbach ganz zu schweigen. Schon im Spiel gegen Freiburg sammelten die Jungs massenhaft Fehler, und gestern war die Fehlerquote beinahe so hoch wie in der Beinahe-Abstiegssaison in der zweiten Liga.

Dieser Effekt muss Sorgen machen, und die Bereiche Ballannahme, Balleroberung und Ballbehauptung müssen – und das betrifft aktuell tatsächlich alle Spieler – schnell und intensiv optimiert werden. Anscheinend gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der geistigen Verfassung, dem kommunikativen Verhalten und dem Siegeswillen und der Fehlerquote – und zwar wechselseitig: funktioniert das eine nicht, steigt das andere und umgekehrt. Hier ist das große Problem auf jeden Fall anzugreifen.

Zusätzlich muss sich das ganze Team rund um die Mannschaft aber auch Gedanken für eine Neuordnung der eingeübten Spielsysteme und der jeweils passenden Besetzung machen, denn diese Kombi ist nun schon zum dritten Mal schiefgegangen. Schließlich sind schlechte Spielerwechsel ein Indiz für dieses Nichtzusammenpassen. Bleibt zu hoffen, dass sich das F95-Hospital rasch leert, denn je mehr gesunde Kicker das Coaching-Team zur Verfügung hat, desto flexibler kann es auf die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Gegners reagieren. Die gute Nachricht ist, dass wieder eine Länderspielpause anberaumt ist und so ein bisschen mehr Zeit bleibt an der Problemlösung zu arbeiten.


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Ein Gedanke zu „Hertha vs F95 3:1 – Fortuna, wir haben ein Problem…

  • Klasse Analyse, herzlichen Dank!
    …in Bilker Häzz…so muss es immer sein:), Youtube Fanchannel wäre super…von Fans für Fans aller Altersgruppen:)… unabhängig und kontrovers, mit viel Häzz und Leidenschaft….Live aus dem Bilker Häzz:)…

    Es gilt in solchen Phasen wie immer….ZUSAMMENSTEHEN…, oder?
    Seeeeehr viel Arbeit wartet auf liebe Tuna, nicht zuletzt mit ein paar sehr sympathischen Rohdiamanten:)…
    Aber es war ja auch bei allen sich jetzt Etablierten nicht wirklich mal anders, die treuen Stadionbesucher haben dies in den letzten Jahren beobachten dürfen (auch bei Rouwen, Kevin, Dodi, Benito, … , die Liste ist lang….) … und dann noch dazu: kaum bringt man Spieler nach vorne, schon kann man sie kaum halten… auch diese Liste ist ziemlich lang….
    …es kann aber auch sein, dass man mal einfach nicht sooooo viel Glück mit den Neuzugängen hat..Alles Hat Seinen Grund. .. und Passiert, Wie Es Passieren Muss…:), oder?
    Die Mannschaft bemüht sich wirklich, so weit zu den Mentalität/Einstellung&Co, aber „Vollgepumpt mit reinster Energie“, „Zum Anfang, Zum Urknall“ wäre es in den nächsten Spielen besser, oder?:) … irgendwie sah es gestern nicht wiklich nach einem energischen Kampf bis zu 90m+…
    …was liefern jetzt z.B. die Österreicher (WAC) mit unserem Ex – Micha Liendl/Alpen-Maradona:) – in EL ab…:), d.h. auch die Mannschaften mit kleinem Budget können es immer wieder schaffen…haben wir ja auch letzte Saison bewiesen:)

    Sehr stolz auf unseren Trainer: Klasse Vereins-Video zu seinem 500 Jubiläum, tolle Worte von den Wegbegleitern, sehr sehr gut zusammengefasst von unserem Mannschaftsarzt:) schade, dass es an so einem Tag keinen Sieg gab:(
    https://m.youtube.com/watch?v=a4Ju0yIOUVU

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