Unsere Profis

Dortmund vs F95 5:0 – Von allem viel zu wenig


Beginnen wir mit dem Positiven bevor wir anfangen uns große Sorgen zu machen und eine wohldosierte Trainerdebatte zu starten. Also, defensiv stand die trotz allem glorreiche Fortuna 40 Minuten lang sehr stabil. Punkt. Ende. Aus. Der Rest war auf so vielfältige Weise schlecht, dass sich eine Besprechung des Spiels Szene für Szene sowie Einzelkritiken erübrigen. Und das hat alles nichts damit zu tun, dass der BVB gestern offensiv leider auf eine Weise wirbelte, die man in der laufenden Saison nicht allzu oft gesehen hat. Dass aber die ganze Klein-Klein-Schönspielerei zu nichts führt, haben die bereits erwähnten 40 Minuten bewiesen.

F95-LESEBETEILIGUNG: 18,95 EURO FÜR TD
Dir gefällt, was The Düsseldorfer über die Fortuna schreibt? Und vielleicht auch die Artikel zu anderen Themen? Du möchtest unsere Arbeit unterstützen? Nichts leichter als das! Kauf eine Lesebeteiligung in unserem Shop – zum Beispiel in Form von 18,95 Euro – und zeige damit, dass The Düsseldorfer dir etwas wert ist.

So ordentlich die Weißen gegen die Schwarzen verteidigten, so wenig ging nach vorne. Wie auch, wenn selbst der quirlige Erik Thommy ständig defensiv eingebunden war und diese Aufgabe annahm und ordentlich löste. Wie auch, wenn die angeblich offensiven Außenverteidiger rund um die Uhr am eigenen Sechzehner gefesselt sind? Und wenn sich der andere Mittelfeldler in der 2. Minute eine gelbe Karte fängt und von da an ziemlich vorsichtig agierte. Diese Verwarnung war übrigens nur eine in einer Reihe eigenartiger Entscheidungen des Schiris, der zwar eine klare Linie fuhr, aber eben nur gegen die Fortunen. In der zweiten Halbzeit war sowieso egal, was der Blaumann pfiff. Jedenfalls rödelte Rouwen Hennings vorne nach bewährtem Muster (mit dem Rücken zum Tor und Arsch raus) im Bemühen, einen der wenigen langen Bälle zu erhaschen.

Die Null-Offensive

Weil aber Alfredo Morales ebenfalls voll unter dem Druck der gegnerischen Defensive stand und Lewis Baker nicht zu besonders kreativen Pässen neigt, fand eine rotweiße Attacke nicht statt. Also, gar nicht. Und selbst das bisschen Angreifen nach dem 0:5 war nicht der Rede wert – dazu später mehr. In die Innenverteidigung hatte das Trainerteam Andre Hoffmann und Kasim Adams gestellt. Letzterer zappelte nur zweimal, bewegte sich teilweise wie im Tran und spielte die Pille, wenn er sie hatte grundsätzlich irgendwohin. Bester Mann bei diesem Desaster war dann noch Hoffmann, der wegschlug, was wegzuschlagen ging. Auch Niko Gießelmann klärte etliche Male sehr couragiert. Ach ja, und Adam Bodzek spielte, was ein Adam Bodzek eben so spielt.

Womit wir ein Problem benannt haben: Nichts, aber auch gar nichts an diesem Team und den Spielern, die schon länger da sind, hat sich weiterentwickelt. Wohlgemerkt, das ist nur einen der Probleme. Ein anderes ist die unglaubliche Fehlpassquote. Die lag gestern bei entsetzlichen 22,22 Prozent. Zum Vergleich: Gegen Hoffenheim waren es 13,38 Prozent. Das ist das zweite Problem. Das dritte Problem ist die ungewohnte Zweikampfschwäche; nur 38,13 Prozent der Duelle wurden gewonnen (vs Hoffenheim: 47,37%). Wobei man hinzufügen muss, dass die absolute Zahl der Zweikämpfe ausgesprochen niedrig war. Woran das lag? Wie immer in solchen Fällen am Geschwindigkeitsunterschied der Teams: Die schnellere Mannschaft kann mit Speed solchen Kämpfen um den Ballbesitz aus dem Weg gehen.

Mangelhafte weiche Faktoren

Nicht messbar, aber gestern im Westfalenstadion zumindest zu spüren war ein rapider Abfall bei dem Faktor, der heutzutage „Leidenschaft“ genannt wird und eine ganze Reihe Themen umfasst. Zum Beispiel den altmodischen Begriff „Einsatz“, der heute ja gern mit dem Aufreißen gewisser Körperöffnungen umschrieben wird. Oder der „Kampfeswille“, also die Bereitschaft sich auch in aussichtlose Scharmützel zu stürzen. Und dann wäre da noch der „Zusammenhalt“. Der hat gestern mehrfach einen Knacks gekriegt, ablesbar an ungewohnten und gestenreichen Debatten auf dem Spielfeld und abwinkenden Gesten einiger Akteure.

Dass es bei den sogenannten „weichen“ Faktoren hapert, muss jeden Fortuna-Fan mit großer Sorge erfüllen. Denn es waren genau diese Dinge, mit denen F95 in der vergangenen Saison für Furore gesorgt hat (und eben nicht bloß Spieler, die nicht mehr oder noch nicht wieder zur Verfügung stehen). Diese Faktoren hervorzurufen, ist eine der wesentlichen Aufgaben des Cheftrainers. Leider kriegt Friedhelm Funkel das in der laufenden Saison nicht hin. Und so sehr er persönlich an der positiven Entwicklung eines Benito Raman beteiligt war, so wenig hilft er dieses Jahr den neuen jungen Spielern – die ja meist nicht mal aufgestellt werden. Wer hat gestern zwei blitzsaubere Tore für den BVB erzielt? Genau: ein neunzehnjähriger Brite. Haben wir nicht auch einen hochbegabten 18-Jährigen, der in der Vorbereitung glänzte und sich kürzlich in der Zwoten auszeichnete?

Wo bleibt die Entwicklung?

Wie soll sich Kelvin Ofori denn in Richtung des eben genannten Dortmunders entwickeln, wenn er keine Praxis in der ersten Liga sammeln darf? Und: Muss Rouwen Hennings wirklich immer gesetzt sein, nur weil er schon zehn Tore gemacht (davon übrigens drei Elfer)? Und was ist mit dem Millioneneinkauf Nana Ampomah, der sich mangels Einsatzzeiten ebenfalls nicht entwickeln kann? Bei Raman und Lukebakio zeigte sich Funkel nicht so hartleibig – das Ergebnis sieht man ja. Weiter: Was kann Kasim Adams besser als Robin Bormuth, den man gerade mit Methode vergrault? Was uns zu einer Grundfrage führt, die wir kürzlich schon einmal gestellt haben: Wie sieht es mit der Zusammenarbeit im Trainerteam aus? In der Vorsaison waren die Rollen und Kompetenzen klar verteilt und die Atmosphäre unter den Coaches durchweg prima. Diese Saison – das haben mehrere Szene während verschiedener Partien gezeigt – gibt es vermutlich Meinungsverschiedenheiten.

Also zwischen Thomas Kleine und Friedhelm Funkel (Axel hält sich da raus, der sieht sich ja selbst noch als Lehrling), und ganz offensichtlich um zwei Fragen: Aufstellung und System. Nun kann es sein – und ja, das ist reinste Spekulation -, dass dem Friedhelm der nicht endenwollende Rummel um seine Person seit der (nein, ich schreibe das P-Wort nicht!) schwierigen Vertragsverlängerung im Januar ein bisschen in seinen Neusser Quadratschädel gestiegen ist. Dass er auf seine alten Tage noch zum Medienstar geworden ist, der zu allem und jedem gefragt wird und dann auch gern seinen Senf dazu gibt – siehe seine gebrochenen Lanzen für nicht mehr so doll geliebte Trainerkollegen. Bei Dickschädeln kann so etwas dazu führen, dass sie zu der Einsicht gelangen, sie lägen meistens richtig (Ihr sehr ergebener Berichterstatter ist mit diesem Effekt persönlich sehr vertraut.).

Wird Funkel zum Olaf Scholz der Fortuna?

Die daraus resultierende Eigensinnigkeit äußert sich gern am Festhalten an scheinbar Bewährtem, also einem stoischen „Weiter so“. Trifft das alles auf Funkel zu, dann wäre er quasi der Olaf Scholz der aktuellen Fortuna. Auch der hält sich ja für klüger als die Genossen und zweifelt so gut wie nie an seinen Entscheidungen. Kam aber bei seinem Verein nicht so gut an: Kürzlich wurde er durch ein neues Trainerteam ersetzt. Wenn nun der fröhliche Sportvorstand Lutz Pfannenstiel posaunt, man sei so kurz vor einer Vertragsverlängerung mit Friedhelm Funkel, dann sollten wahre Liebhaber der hübschen Fortuna nicht in Euphorie ausbrechen, sondern mal die Skeptikermütze aufsetzen. Und, nein, wir reden definitiv nicht von einem Trainerrausschmiss, sondern wünschen uns mehr Demokratie im Trainerteam.

Nur auf eine Instanz im ganzen Zirkus kann sich die bisweilen verwirrte Diva zurzeit verlassen: die Fans. Dass fast 8.000 Anhänger sich ins schmuddelige Westfalenstadion bewegt hatten – geschenkt, viele davon fahren hin, weil sie auch mal die pissgelbe, aber mäuschenleise Wand erleben wollen. Während die weltweit hochgelobten und erheblich überschätzten BVB-Fans mit ihren Gesängen erst nach dem 4:0 ernsthaft begannen, hielten die Fortuna-Schlachtenbummler den Level auch noch nach dem genickbrechenden 0:2 recht hoch. Und dass die Mannschaft nach dem Schlusspfiff beklatscht und Funkel sogar ein bisschen gefeiert wurde, hörte sich weniger als Belohnung für die Leistung an, als vielmehr wie eine Aufmunterung – die bestmögliche Reaktion.


Entdecke mehr von Fortuna-Punkte

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

6 Gedanken zu „Dortmund vs F95 5:0 – Von allem viel zu wenig

  • Woher weiss der Verfasser eigentlich so genau, was ich selbst denke (nur besser ausgedrückt)? 100% der gleichen Meinung! Gerade das mit dem „Dickschädel“. Muss unser Trainer, bei all den eigenen Grossproblemen, sich wirklich zu Teams wie Bayern oder Borussia äussern?

    Antwort
    • Das frage ich mich auch, diese absonderei von Meinung zu anderen Vereinen wirkt so ein bisschen selbstbesoffen. Und nahezu alles, was er letzte Saison richtig gemacht hat, klappt dieses Mal nicht oder er macht es einfach nicht mehr. Na ja, wollen wir mal hoffen, dass wir alle es nur aus Sorge um den Verein und Friedhelm etwas zu kritisch sehen.

      Antwort
  • Wieso keine Trainerdiskussion ?!!!!!
    Unglaublich was FFFF diese Saison veranstaltet! Er ist dort wieder angekommen was er in sein Trainers dasein immer war.

    F eigling F ussball (nein das hat nichts mit Fußball zutun) F riedhem F unkel.

    Naja er hat Wort gehalten und Le Favere unterstützt!
    Wir spielen den schlechtesten Fußball bis zum Teil in der 3 Liga.

    Ist da noch eine Kamera wo er heute sein Gedanken gang über RB oder Augsburg oder Union los werden kann.

    Antwort
  • Klar muss man sich nach einem 5:0 erstmal abreagieren. Aber liebe Damen und Herren: Wer ist denn dafür verantwortlich, dass wir überhaupt gegen Dortmund spielen? Und ist es nicht wichtiger Einigkeit im Verein ( und Umfeld) zu haben als wieder gegen Velbert oder Wuppertal zu spielen? Bei Dortmund kostet der Götze ungefähr soviel wie unsere gesamte Mannschaft. Hoffentlich bleiben wir alle auf dem Teppich oder halten den Ball flach oder heben nicht ab. Es gibt so viele Phrasen dafür

    Antwort
    • Ausschließlich Flachpassspiel auf’m Teppich ohne Abheben, Volley und Fallrückzieher ist aber doof.

      Im Übrigen bin ich sicher, dass, wenn man vor einem Jahr den Trainer gewechselt hätte, wir trotzdem gestern gegen Dortmund gespielt hätten.
      Bert Gerresheim, in D weit verbreitet mit Bildhauer-Arbeiten, könnte sicher auch ein Monument für FF entwerfen („Der Faltige“) – z.B. mit Tennisschläger … oder Platz 10-Tabelle. Ich wäre auch einverstanden, dass der Held des gepflegten Sicherheitsquerpasses als Seitenfigur berücksichtigt würde und der Langhaarige mit den unglaublichen Connections als sein Gegenüber.
      Der neue Trainer könnte sich Ähnliches dann peu à peu verdienen, indem er z.B. Ayan in neuer Position, Ofori, Barkok und Amponah neu belebt und aus dem lustigen Bormuth einen Erstligaspieler zu generieren versucht. DER würde sich zumindest immer zerreißen, er hat ja auch sein Duksch-Trauma längst überwunden.
      Im 1:1 sind sie außerdem hinten eh alle gleich lahm.

      Antwort
      • Hm. Bis auf den Umstand, daß ich schon der klaren Meinung bin, das mit Friedhelm zu verlängern goldrichtig war damals, stimme ich dem schlussabsatz komplett zu. Genau so sollte es mal laufen, vielleicht überrascht uns der alte Neusser auf letzter Rille noch mit ungewohnter Einsicht und zieht den Fisch nachdem er es unnötig spannend gemacht hat, noch vom Teller.

        Antwort

Schreibe einen Kommentar zu Deltaflake Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert