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Vorschau: So schlagen die Fortunen VW-Burg

Dass das klar ist: Der sogenannte „VfL Wolfsburg“ ist kein Fußballverein, sondern eine hundertprozentige Tochter des VW-Konzerns. Dank der Kraft und Freude des Führers haust diese Autobude in einer Retortenstadt aus der Nazi-Zeit, die später euphemistisch als Wolfsburg bezeichnet wurde. Da will niemand leben, da geht man hin, um persönlich Kohle zu machen. Das gilt für abgehalfterte Spieler und Karrieristen, die im Soccer-Business entweder gescheitert sind oder groß rauskommen wollen – jedem Fortunafan fällt da sofort dieser Jürgen Marbach ein. Und trotzdem müssen auch Traditionsvereine, bei denen der Fußballsport und nicht das Geschäft im Vordergrund steht, regelmäßig dorthin; das dortige DFL-Franchise zu schlagen, ist quasi Ehrenpflicht für Fußballclubs. Deshalb müssen und werden die Fortunen am Samstag in Golfsburg gewinnen – fragt sich nur wie…

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Spielplan und System

Nachdem Ihr sehr ergebener Fortuna-Experte noch beim Spiel gegen Frankfurt gerätselt hat, was Trainer Uwe Rösler da für ein System auf den Platz gebracht hat, ist es nun klar: Er bevorzugt das hochmoderne 3-5-2. Das sah im Pokalspiel gegen K’lautern auch schon ganz schön aus, auch wenn es in der ersten Halbzeit ohne Kevin Stöger und den verletzten Valon Berisha nicht wirklich gut funktionierte, denn es steht und fällt mit den kreativen Köpfen im Mittelfeld. Dann aber ist es variabler als viele andere Systeme, weil drei, wenn nicht gar vier der nominellen Mittelfeldler nach Bedarf mehr defensiv oder eher offensiv ausgerichtet sein können.

Und wenn es gegen einen sehr offensiven Gegner, zumal bei einem Heimspiel für diesen geht, dann kann – die entsprechenden Spieler vorausgesetzt – problemlos auf eine Fünferkette umgestellt werden. Vielleicht ist es noch verfrüht, in diesem Punkt den neuen Chefcoach zu loben, aber es sieht so aus, als habe er das optimale System für den aktuellen Kader gefunden. Dabei könnte dem frisch angeschafften Zanka Jørgensen für den Rest der Saison eine wichtige Rolle als zentrales Element in der Defensivkette zukommen.

Entscheidend für den Spielplan sollte die Betrachtung zweier Partien der VW-Burger sein: der 2:1-Sieg gegen Gladbach am 15. Spieltag und der 4:2-Sieg in Paderborn gegen eine dezimierte Heimmannschaft letzte Woche. Diese Partie zeigte die Stärken und Schwächen des Retortenteams ganz gut auf: Laufstark sind sie, schnelle Stürmer haben sie, aber eine Passquote von unter 75 Prozent ist jämmerlich. Auch in der Zweikampfquote war der SCP besser. Das sah gegen Gladbach schon besser aus. Und so richtig torgefährlich werden die Zonenrandgebietler erst, wenn der lange Holländer vorne mittut. Und der ist am Samstag nach Verletzung wieder dabei.

Schaut man sich die anderen Partien unseres nächsten Gegners an, verstärkt sich der Eindruck, dass das Team anfällig für Ballverluste nach Pressing sind. Dass die Rotweißen auch unter Rösler bzw. wieder sehr bissig in diesem Punkt agieren, lässt hoffen. Die hohe Geschwindigkeit der Hausherren aber spricht gegen zu hohes Pressing, zumal deren Defensive sich dadurch nicht leicht nervös machen lässt. Die ist dagegen mit schnellen Kontern vergleichsweise leicht zu überrumpeln, das haben die Paderborner vor einer Woche bewiesen. Es wird also darum gehen, Weghorst auszuschalten, die schnellen Stürmer mit dem Ziel Balleroberung hart anzugehen und aus der eigenen Verteidigung, aber auch aus dem Mittelfeld heraus nach Ballgewinnen schnell umzuschalten.

Beides, also Pressing und Konter, sind, wenn es denn funktioniert, Methoden, das Selbstvertrauen der Spieler zu stärken. Je länger der Gegner ohne Tor bleibt, desto stärker werden die Fortunen sein. Das hört sich nach Binsenweisheit an, dürfte aber eines wesentlichen Elemente des Spielplans sein: die Null so lange wie möglich zu halten. Schlagen können die Rotweißen Golfsburg dann mit ein oder zwei Kontertoren oder aber durch sukzessives Übernehmen der Feldhoheit zum Ende der ersten Halbzeit oder spätestens ab der 60. Minute.

Die Aufstellung

Im modernen Fußball wird oft nicht mehr nach der Trainingsform aufgestellt, sondern nach dem erarbeiteten Spielplan und dem dafür gewählten System. Die Liste der verletzten Kicker betrachtend, stellt sich die Fortuna für die Partie in der VW-Arena beinahe von selbst auf. Eine wesentliche Frage wird sein, ob und wie fit Zack Steffen wieder ist. Trifft das zu, muss er wieder in die Kiste, falls nicht, muss das Trainerteam an Flo Kastenmeier festhalten, will man ihn nicht demontieren.

Weil Niko Gießelmann sich mit seinem Auftritt auf dem Betze disqualifiziert hat, ist Mark Suttner beste Wahl für die Position des linken Verteidigers in der Dreierkette. Zentral – siehe oben – sollte wieder Zanka ran. Und wenn Rösler & Co. sich nicht dazu entscheiden, Kaan Ayhan endlich auf der Sechs zu positionieren, gibt er fast zwangsläufig den rechten Verteidiger. Hinreichenden Fitnesszustand vorausgesetzt MÜSSEN Stöger und Berisha auf den Rasen, Erik Thommy sowieso. Vermutlich werden Matthias Zimmermann und Alfredo Morales die Fünferketten komplettieren. Noch einmal die Denkfigur: Ayhan kommt statt Morales ins defensive Mittelfeld, Zimmermann rückt zurück auf die rechte Position der Dreierkette – da würde Platz für einen weiteren Kreativspieler entstehen… der momentan leider nicht zur Verfügung steht. Also wird es bei Zimmermann, Morales, Stöger, Berisha und Thommy bleiben.

Dass sich das Duo aus dem vielleicht abgewichstesten Toremacher der Liga, Rouwen Hennings, und dem sich ständig steigernden Nana Ampomah langsam einspielt, ist zu erahnen. Alternativen sind momentan eh nicht vorhanden, denn mit Dawid Kownacki (Allerbeste Besserung!), Steven Skrzybski (ebenfalls allerbeste Besserung!) und Kenan Karaman (demnächst wieder aufstellbar) fehlen drei Stürmer, und der verblüffende Kelvin Ofori ist noch für zwei Ligaspiele gesperrt. Damit ist auch die Besetzung der Bank beinahe selbstredend mit Andre Hoffmann, Robin Bormuth oder Kasim Adams, Marcel Sobottka oder Oliver Fink und Bernard Tekpetey gegeben.

Und so sieht die erwartete Aufstellung dann aus:

F95-Aufstellung gegen VW-Burg
So könnte das Trainerteam am Samstag gegen VW-Burg aufstellen

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5 Gedanken zu „Vorschau: So schlagen die Fortunen VW-Burg

  • Es ist zurück mein Kampfgeist für unsere Fortuna
    Jedes Heimspiel muß die Hölle sein für unsere Gegner
    Einfach Klasse wenn der Trainer Mut hat.

    Und scheiß egal auch wenn wir absteigen sollten aber bitte mit breiter Brust

    Antwort
  • „Und wenn Rösler & Co. sich nicht dazu entscheiden, Kaan Ayhan endlich auf der Sechs zu positionieren, gibt er fast zwangsläufig den linken Verteidiger“.
    Nein, den rechten Verteidiger.
    Und der Schlenker zur Nazi-Vergangenheit von Wolfsburg ist überflüssig.
    Da gab es die Sporteinheit im Konzern noch nicht.

    Antwort
    • Vielen Dank für den Hinweis – lechts und rinks verwechsle ich häufig. Wird sofort korrigiert.

      Antwort
    • Aus der Wikipedia: „Der Verein wurde am 12. September 1945, wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs, unter dem Namen Volkssport- und Kulturverein (VSK) Wolfsburg gegründet. Schon kurze Zeit später wurde der VSK in Verein für Leibesübungen Volkswagenwerk umbenannt und danach in den Verein für Leibesübungen Wolfsburg überführt.“ Es gibt eine direkte Linie von der Retortenstadt „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ über das dann vom Land Niedersachen fürs VW-Werk als Retortenstadt gebaute „Wolfsburg“, das Werk selbst und die Werkssportabteilung VSK bis zum heutigen VfL Wolfsburg und seinals Tochter des VW-Konzern ausgegliederte Profifußballunternehmen. Nach 45 wohnten vor allem ehemals „kriegswichtige“ Leute in der Barackensiedlung, und „bei den Kommunalwahlen 1948 erhielt die rechtsgerichtete Deutsche Rechtspartei in Wolfsburg über 60 Prozent der Stimmen.“ Bernhard Reichow, der Planer der Retortenstadt, war Mitarbeiter am Generalplan Ost, der auf eine „Kolonisierung“ von besetzten Gebieten Polens, der Ukraine sowie Russlands durch deutsche Siedler abzielte. 1944 war er beratendes Mitglied des von Albert Speer geleiteten Arbeitsstabs für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte – übrigens wie der damalige Düsseldorfer Leiter des Stadtplanamtes Tamms; beide glühende Verfechter der autogerechten Stadt. Finde schon, dass manchmal historisches Hintergrundswissen zu Fußballvereinen und ihren Städten ganz spannend ist.

      Antwort
  • „Traditionsvereine, bei denen der Fußballsport und nicht das Geschäft im Vordergrund steht..“

    Schön wär’s aber machen wir uns da nicht was vor?
    Wieviel ist denn davon noch übrig?
    Natürlich muss man als Verein in der Buli irgendwie versuchen auch wirtschaftlich wenigstens annähernd mithalten zu können aber um welchen Preis?
    Die jüngsten Entwicklungen sehe ich da in der gleichen Linie.

    Antwort

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