Testspiel: VfB Hilden vs F95 0:6 – eine Hitzeschlacht in Hilden
In einem heißen Spiel schlug die liebe Fortuna nach uninspiriertem Beginn den Oberligisten aus der Nachbarstadt am Ende dann doch standesgemäß
Bericht · Dass es zwischen dem deprimierenden Spiel gegen Hannover am vergangenen Samstag und der Pokalpartie am kommenden Montag ein Testspiel gab, hat doch einige Beobachter der Fortuna ein bisschen irritiert. Begründet hat der Chefcoach das damit, dass einige Spieler Minuten sammeln sollten – auch das so eine beliebte Floskel. Bis zur 60. Minute kamen zehn Kollegen zum Zug, die in den Ligaspielen bisher außen vor waren. Dabei überraschten vor allem Jordy de Wijs und der aus einer Verletzung kommende Neuzugang Luca Raimund. Die Jungs der zweiten Reihe – hier besonders Valli Lunddal, Sima Suso und Jona Niemiec – wussten dagegen nicht zu überzeugen. Was im Klartext heißt, dass die nominellen Alternativen für die aktuellen Stammspieler nicht auf dem nötigen Niveau agieren. [Lesezeit ca. 4 min]
Verrückt genug, aber mit Gedanken an Emma Iyoha ganz spannend, dass Tim Rossmann zunächst als linker Außenverteidiger arbeitete. Das ist ja auch ziemlich modern, und ausgerechnet Oldie Zimbo macht es ja vor, die AV als Schienenspieler mit offensiven Aufgaben zu betrauen. Tim machte das ganz gut und hatte vor sich Julian Hettwer, seinen direkten Konkurrenten um die Position des linken Außenstürmers. Dass die beiden noch nie so zusammengespielt hatten (zumal sie bisher noch nie gemeinsam auf dem Platz standen). Könnte eine Lösung sein, weil die nominellen Linksverteidiger – Christopher Lenzer und Mo Heyer – entweder (noch) nicht in Form oder auf anderen Positionen besser sind.
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Suso und Haag im Mittelfeld funktionierten ordentlich, aber kein bisschen kreativ. Dadurch hing Danny Schmidt als Zehner ziemlich durch. Und unser potenzieller Knipser bekam von den Flügeln her relativ wenig verwertbares Material.
Die Aufstellung in der ERSTEN Halbzeit: Lotti Lotka (TW), Jordy de Wijs und Eli Egouli (IV), Tim Rossmann und Valli Lunddal (AV), Gio Haag, Sima Suso und Danny Schmidt (Mittelfeld), Juli Hettwer (ab der 32. Karim Affo, Jona Niemiec (als Spitze) und Luca Raimund (Angriff).
Ganz langsam kam die Offensivmaschinerie in Gang. Das hatte aber auch einen fachlich interessanten Grund. Thioune ließ mit sogenannten „inversen“ Flügelstürmern spielen. Das heißt, mit einem Rechtsfuß auf der linken und einem Linksfuß auf der rechten Außenbahn. Naturgemäß ziehen diese Kicker mehr nach innen und suchen selten den tiefen Lauf zur Grundlinie, um von dort zu Flanken. Hettwer hat ja als Rechtsfuß bisher immer auf links gespielt, und der neue Linksfuß Raimund wurde folgerichtig auf den rechten Flügel geschickt.
Von dieser Variante profitierte Jordy de Wijs in der 40. Minute aber nicht, denn er köpfte völlig ungedeckt einen von Tim Rossmann präzise von halblinks geschlagenen Freistoß ins Gehäuse. Immerhin. Zuvor hatte Jona Niemiec nach einer starken Einzelvorstellung schon das 1:0 auf dem Sportschuh, hatte den Keeper schon überwunden, bevor ein Hildener das Ei doch noch weghaute.
Aber kurz nach Jordys Hütte eroberten die vereinten Fortunen mit hohem, aggressiven Pressen das Ei. Es landete bei Luca Raimund, der in der 41. Minute toll ins untere linke Eck schlenzte – sein erstes Tor im roten Dress!
Die Aufstellung ab der 61. Minute: weiter Lotti Lotka (TW), Tim Oberdorf und Jamil Siebert (IV), Zimbo Zimmermann und Mo Heyer (AV), Anou El Azzouzi, Soto Sotiris und Shinta Appelkamp (Mittelfeld), Florent Muslija (ab der 46.), Chris Rasmussen und Cedi Itten (Angriff).
Der zum Wideranpfiff eingewechselte Flo Muslija veränderte den Düsseldorfer Auftritt grundlegend und konnte im Gegensatz zu seinem Einsatz am vergangenen Samstag schon mal ein Blatt Vorschusslorbeer vom Kranz zupfen. Da er für Raimund kam und mehr halb als ganz links agierte, rückte Hettwer rüber. Das Zusammenspiel mit Tim Rossmann und Muslija sah klasse aus. Aber, weil Flo auch oft nach innen zieht, musste Tim in Offensivsituationen ganz weit nach vorne gehen und einen Flügelstürmer mimen; gegen stärkere Gegner ist das eine Einladung zum Kontern. Und wenn dann die Absicherung nicht funktioniert… Ist eh eine komplexe Spielidee, denn immer, wenn ein nomineller AV bis zur gegnerischen Grundlinie geht, muss der defensive Sechser die Defensivreihe zur Dreierkette ergänzen. Und das muss automatisch funktionieren.
Das 3:0 in der 53. Minute war dann das Ergebnis einer wunderbaren Kombination über fast das ganze Feld. Eingeleitet hat es Jordy de Wijs, der spielte, als wolle er den Coaches was beweisen. Der passt auf Tim Rossmann, der mit dem Ball außen geht. Spielt Doppelpass mit Flo Muslija, beschleunigt, sieht Danny Schmidt in die Box laufen und fabriziert einen präzisen Pass auf unseren Neuneinhalber, der keine Mühe hat, einzulochen. Sehr schön!
Und dann stand ab der 61. Minute dann doch eine Truppe auf der heißen Hildener Wiese, die man sich (bis auf Lotti Lotka) auch als Startelf in einem Ligaspiel vorstellen kann. Das brachte zwar keinen rotweißen Qualitätssprung mit sich, aber doch mehr Probleme für die Hildener. Außerdem schienen die Hausherren, selbst die frisch eingewechselten, schlechter mit den 33° auf dem Rasen klarzukommen. Die Partie wurde endgültig einseitig.
In der 64. Minute produzierte ein Hildener ein dummes Handspiel im eigenen Sechzehner. Cedi Itten verwandelte den Elfer mit maximaler Souveränität zum 4:0. Und, gut, das 5:0 fiel dann nach einer Kombination wie aus Daniel Thiounes Playbook. Tim lang an der Außenlinie lang auf Zimbo, der das Ei quer in den Strafraum passt, wo Shinta zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und das Ding ins Netz schiebt. Sehr schön!
Danach dümpelte es durch den schwülwarmen Abend, und eigentlich hätte in der 75. Minute auch Schluss sein können. Aber, da fehlt ja noch das 6:0. Eigentlich war Mo Heyer an der Grundlinie gefoult worden. Weil er aber den Ball behielt, ließ der Schiri Vorteil gelten. Mo kriegt das Ding in die Box gechippt, wo Cedi Itten abtropfen lässt, damit der heranstürmende Soto die Bude machen kann. Auch das eine gute Aktion.
Tja, und der Rest war der Rest. Die Bezirkssportanlage am Bandsbusch, vor allem von Leichtathleten genutzt, war gut gefüllt, und sowohl die angereisten Düsseldorfer als auch die Eingeborenen bekämpften die Temperaturen mit reichlich gekühlten Getränken, darunter auch Bier. Das Zweitbeste am Abend war, dass beide Teams verletzungsfrei in die Duschen strömten. Und die wesentliche Erkenntnis der Partie für unsere Coaches war, dass mit der neuen Stammelf immer noch einiges möglich ist. Sogar Pokalspiele auswärts bei einem Drittligisten.
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