Vorbericht: Hertha vs F95 – Jetzt oder … in dieser Hinrunde nicht mehr
Die gebeutelte Fortuna muss am Samstag im Flutlichtspiel im Berliner Olympiastadion die auch nicht besonders gut gelaunte Hertha schlagen.
Analyse · „Hertha können wir“, hört man diejenigen strunzen, die noch an das Gesetz der Serie glauben. Schauen wir lieber auf die Gegenwart, die Tabelle und die bisherigen neun Spieltage. Da ist die olle Tante noch schlechter gestartet und hat sich vor der Niederlage in Bochum mit drei Siegen ein bisschen bekrabbelt. So kommen die Berliner auf genau einen Punkt mehr als die Fortuna. In der Heimtabelle liegen sie auch vor uns, aber eben auch nur auf Platz 14 – Heimstärke sieht anders aus. So weit zu den Möglichkeiten, drei Punkte aus dem O-Stadion mitzubringen. Seien wir realistisch: Alle anderen Parameter sprechen momentan gegen die gelegentlich glorreiche Fortuna – allen voran die Verletztenliste und gleich dahinter die desaströse erste Halbzeit gegen Braunschweig. Wieder müsste sich ganz doll was ändern, und der Ergebene ist sich sicher: Wenn diese Auswärtspartie in die Hose geht, können wir die Hinrunde schon abschreiben und müssen froh sein, zu Weihnachten nicht auf einem Abstiegsplatz zu stehen. [Lesezeit ca. 6 min]
Der gute Markus Anfang hatte bisher nur eine Begegnung Zeit, sich als großer Veränderer zu beweisen. Hat er aber nicht. Und auch, wenn sich die Auguren (fast) einig sind, dass es vor einer Woche hauptsächlich an den Spielern lag, dass die ersten 45 Minuten so schrecklich waren, so keimt doch langsam Zweifel am Neu-Trainer auf. Dabei punktet der inzwischen mit öffentlichen Äußerungen, die jeder Fan verstehen und jede:r Expert:in würdigen kann. Auch bei der Analyse des BTSV-Desasters.
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Das Gegnerporträt
Man darf den Fröschen gratulieren, dass die Phase, in der ein windiger Horst die Hertha zum Big-City-Club machen wollte, vorbei ist und so etwas wie Vernunft in der Vereinsführung herrscht. Das hat die Verantwortlichen nicht davon abgehalten, die aktuelle Saison mit großen Ambitionen anzugehen. Und auch der Ergebene hat die Hertha in seiner Saisonprognose zur Aufstiegskandidatin gekürt. Allerdings rein auf Basis der Papierform. Und dann starten sie mit zwei Niederlagen und zwei Unentschieden. Erst in Hannover zeigen sie, wozu dieser Kader fähig ist – beim 3:0 erreicht das Team eine Kicker-Durchschnittsnote von besser als 3, und der vom Ergebenen als Schwachstelle ausgemachte Keeper Ernst holt sich eine 1,5.
Letzte Woche in Bochum zeigt die Hertha der Saison 2025/26 ihr anderes Gesicht. Ohne Fabian Reese, einer der besten, wenn nicht der beste Spieler der Zweiten Liga, hätten sie wohl richtig auf die Mütze gekriegt; die Viererkette war eine Lachnummer, und in der Spitze ging wenig. Blöderweise ähneln die Schwächen der Hertha denen der Fortuna – zum Beispiel bei der Auswertung von Standards. Und wenn Dawid Kownacki verletzungsbedingt fehlt wie morgen, hält sich die Torgefahr in engen Grenzen. Immerhin haben die Berliner zwei Tore mehr eingelocht als die Fortuna.
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Der Berliner Sportclub mit dem schönen Vornamen ist aktuell also eher ein Janus, ein Bursche mit zwei Gesichtern. F95 auf andere Art auch, denn unsere Buben zeigen in zwei Halbzeiten bislang oft zwei verschiedene Visagen. Das spricht für ein wirres Spiel mit einem zufälligen Sieger.
Die Fakten:
Tabelle:
| Platz | Verein | Spiele | S | U | N | Punkte | Tore |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 8. | Hertha | 9 | 3 | 2 | 4 | 11 | 11:10 |
| 13. | Fortuna | 9 | 3 | 1 | 5 | 10 | 9:17 |
Ausfälle:
F95: Schock, Anhari, Lenz, Lunddal, Hettwer, Rossmann, Sotiris und Itten
Hertha: 6 Spieler
Info:
Samstag, 25. Oktober 2025, 20:30 im Olympiastadion
Schiri: Frank Willenborg: Hat Fortuna zuletzt am 26. Oktober 2024 beim Heimspiel gegen K’lautern gepfiffen und eine ordentliche Leistung gebracht.
TV: Sky (€) / Wow (€)
.
Spielplan, System, Aufstellung
Erstmal das Positive: Markus Anfang spricht Probleme konkret an, die Daniel Thioune theoretisch erwähnt hat; zum Beispiel der Mangel an Führung und Kommunikation im Team. Angeblich würde es auf dem Trainingsplatz inzwischen schon ein bisschen lauter, wer außer Käpt’n Kastenmeier mal motzt, blieb unerwähnt. Der Ergebene tippt auf Anouar El Azzouzi und vielleicht auch Cedi Itten. Und tatsächlich wurde im fürchterlichen Spiel gegen Braunschweig auf dem Platz deutlich mehr gequatscht als noch vor ein paar Wochen. Besserung ist (vielleicht) in Sicht, und das Auswärtsspiel in Berlin könnte zum Beleg dafür werden. Erfreulich zudem, dass Neu-Trainer Anfang auch gezielt mit den aktiven Fans kommuniziert hat. Und den Ergebenen nimmt Markus A. immer mehr mit, wenn er am Medientag im Detail erklärt, was die Videoanalyse der BTSV-Pleite ergeben hat – beeindruckend! Dass die Spieler die Analyse still aufnahmen, lässt vermuten, dass man ihnen die Bilder ihres Versagens bisher in dieser Schärfe nicht um die Ohren gehauen hat.
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Tja, und dann die Verletztenliste. Vorstand Klaus Allofs will uns glauben machen, den anderen Zweitligisten ginge es nicht besser, aber er irrt. Wertet man die aktuellen Angaben, die man auf transfermarkt.de findet, aus und setzt man dabei die Kadergröße mit der Anzahl der aktuell verletzten Spieler in Beziehung, führt F95 mit einem Anteil von ca. 28,6 Prozent, also beinahe einem Drittel, die Tabelle an:
| Verletztenrang | Tabellenplatz | Verein | Kader | Verletzte | Anteil |
|---|---|---|---|---|---|
| 1 | 13 | F95 | 28 | 8 | 28,57% |
| 2 | 10 | Münster | 29 | 7 | 24,14% |
| 3 | 2 | Schalke | 32 | 7 | 21,88% |
| 4 | 14 | Fürth | 27 | 5 | 18,52% |
| 5 | 16 | Dresden | 25 | 4 | 16,00% |
| 6 | 15 | Nürnberg | 34 | 5 | 14,71% |
| 7 | 5 | K'lautern | 28 | 4 | 14,29% |
| 8 | 7 | Karlsruhe | 28 | 4 | 14,29% |
| 9 | 6 | Hannover | 29 | 4 | 13,79% |
| 10 | 8 | Hertha | 31 | 4 | 12,90% |
| 11 | 17 | Bochum | 31 | 4 | 12,90% |
| 12 | 1 | Elversberg | 28 | 3 | 10,71% |
| 13 | 11 | Bielefeld | 29 | 3 | 10,34% |
| 14 | 9 | Kiel | 31 | 3 | 9,68% |
| 15 | 18 | Magdeburg | 36 | 3 | 8,33% |
| 16 | 12 | B'schweig | 27 | 2 | 7,41% |
| 17 | 4 | Darmstadt | 28 | 2 | 7,14% |
| 18 | 3 | Paderborn | 30 | 2 | 6,67% |
Wobei man allerdings a) die angegebenen Kadergrößen gerade bei Magdeburg und Nürnberg aufgrund besonderer Umstände relativiere müsste und b) die Meldung der Verletzungen auch nicht immer ganz zuverlässig ist. Und trotzdem stimmt Allofs‘ Aussage, die anderen Clubs hätten ähnliche Probleme, einfach nicht. Das wird Anfang herzlich egal sein, denn er muss mit dem auskommen, was ihm an belastbaren Kickern auf dem Trainingsplatz begegnet. Ängstlich machen könnte seine Aussage, das Team müsse sich einspielen, denn das riecht nach Weiter-so. Aus Sicht des Ergebenen wäre das ein Irrweg. Und weil der Chefcoach sich eh nicht daran halten wird, hat der Ergebene für den Spieltagskader ein paar lustige Ideen:
Erstens würde er auf dem beharren, was er im Braunschweig-Bericht geschrieben hat, und Daland und Breithaupt unbedingt rauslassen und nur aus Personalnot auf die Bank setzen; dazu übrigens auch Kenny Schmidt, der trotz seines Treffers ein ziemlicher Ausfall war. Überhaupt ist er der Ansicht, dass man sich schon im Winter von vier der fünf Leihspieler trennen sollte – nur Florent Muslija sollte bleiben. Außerdem würde er Eli Egouli und Simon Vu mitnehmen, obwohl Jens Langeneke die beiden am Samstagnachmittag sicher gut gebrauchen könnte (könnte dafür ja Daland und Breithaupt kriegen … ha, ha, ha…).
Drittens würde der Ergebene anderthalb Spitzen aufstellen, also auf jeden Fall den so oft unterschätzten Danny Schmidt sowie Czeki Celar, der seine damit seine (vor)letzte Chance bekäme. Viertens wiederholt der Ergebene sein Ceterum Censeo, dass Jordy de Wijs in die startende Viererkette gehört. Außerdem sollte Anouar El Azzouzi ausnahmsweise wieder den defensiven Sechser, Florent Muslija einen Zehner mit Narrenfreiheit spielen. Geht Shinta Appelkamp auf den linken Flügel, passt Emma Iyoha als linker AV gut dazu. Am rechten Ende der Viererkette gibt es aktuell keine Alternative zu Zimbo Zimmermann.
Aber, Markus Anfang betont es immer wieder: Das System ist nichts, die Aufgaben sind alles. Aufgaben sind bei ihm Aufträge ab einzelne Spieler beziehungsweise Gruppen, die sich aus der Analyse der vorangegangenen Spiele und der gegnerischen Spieler ergeben. Eine andere Aufstellung als die von letzter Woche könnte sich aus der Tatsache ergeben, dass ein Kollege die Aufgaben haben muss, Fabian Reese auf der rechten Abwehrseite unter Kontrolle zu kriegen. Das spräche für Mo Heyer, der kann sowas, aber eben nicht auf dem rechten Flügel. Auch Jordy de Wijs hat das drauf, aber a) nicht rechts und b) nicht gegen einen superschnellen Gegner. Also müsste Zimbo Zimmermann von anderen, vor allem offensiven Aufgaben weitestgehend entbunden sein, was dazu führen würde, dass die Offensivkonstruktion ein wenig nach rechts kippen müsste. Schwierige Sache…
So wie die Hertha auf ihrem linken Flügel mit Reese ein Plus hat, hat sie auf der linken Abwehrseite momentan eine Schwäche in Gestalt von Karbownik … wenn er denn überhaupt spielt. Das könnte Chris Rasmussen in die Karten spielen. Und weil nach den Vorstellungen des Ergebenen gleich fünf offensive Fortunen auf dem Feld stehen würden, könnte auch die Forderung des Trainers erfüllt werden, mehr Leute im gegnerischen Sechzehner zu haben. Und weil Cedi Itten wegen seiner Hüftprellung nicht mitmachen kann, muss auch nicht immer nur eine Spitze gefüttert werden. Die Kombi aus Celar und D. Schmidt könnte im Verbund mit Rasmussen, Muslija und Appelkamp sehr gefährlich werden.
Das alles ist Schall und Rauch, wenn die fürchterlichen Fehler nicht abgestellt werden, wenn nicht endlich mit TEMPO gespielt wird, wenn endlich Zweikämpfe gesucht und gewonnen werden, wenn endlich, endlich, endlich mutig aufgetreten wird.
Der Tipp
Das Herz legt die Hand auf sich und schwört, es wird wieder einen 2:0-Sieg für F95 geben. Da kann sich der Kopf das Lachen kaum verkneifen und prophezeit eine krachende Niederlage. Den Bauch, den müssen sie erst wecken, aber gleich nach dem Aufwachen bringt der immer die besten Vorhersagen: für morgen tippt er ein 2:2.
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