Euer Ergebener

Wir hassen Köln und RWE! Und andere Nettigkeiten…

Seit vielen Jahren erklingt in unserer Arena ein lieblicher Wechselgesang, der sich mit Vereinen befasst, die wir nicht so dolle mögen.

Lesestück · Damit eines klar ist: Die einzige Fanfreundschaft, die man wirklich so nennen kann, pflegen Fortuna-Anhänger:innen mit ihren Freund:innen vom Ipswich Town F.C., den berühmten Tractor Boys. Seit 2014 gibt es die freundschaftliche Verbindung von einer Handvoll hiesiger Jungs mit den Supportern des FC São Paulo. Dass es eine Fanfreundschaft mit dem FC Erzgebirge gibt, ist dagegen ein Mythos, der damit zu tun hat, dass genau ein Bursche aus dem Erzgebirge F95-Anhänger ist. Noch weniger korrekt ist die Annahme, dass es eine freundschaftliche Beziehung zum FC St. Pauli gibt; dieses Gerücht hält sich wacker, tatsächlich aber gibt zwischen den Vereinen nur persönliche Verbindungen, die meiste mit Punkmusik oder dem Reklame-Business zu tun hab. Solche Liebesbeziehungen wie die zwischen S04 und dem Glubb gibt’s im Fortuna-Kosmos nicht. [Lesezeit ca. 5 min]

Dafür existiert ein grundsätzlicher Hass auf mindestens drei deutsche Fußballvereine: den Äff-Zeh, RWE und die Ostholländer. Samt und sonders Clubs, bei denen die Spiele gegen sie von Spochtjournalisten unter dem Etikett „Derby“ verbucht werden. Das ist normal, dass sich die Fans von Vereinen benachbarter Städte hassen; zwischen Schalke und BVB ist die Abneigung klassisch. Auch stadtinterne Rivalitäten (besonders HSV vs SCP) sind nicht ungewöhnlich.

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Aber, den Hass gibt’s nicht schon immer. Kann ja auch nicht, denn der 1. FC K*** wurde ja erst 1948 per Zwangsfusionierung verschiedener k**scher Traditionsvereine gebildet. Dann pumpten die K**ner Pfeffersäcke massig Kohle in den Retortenclub, sodass er mit zugekauftem Spielermaterial Gründungsmitglied der frisch gegründeten Bundesliga werden und den Meistertitel erringen konnte. In der Saison 1966/67 vermöbelte der Hundmithörnerverein unsere Fortuna zweimal. Man begegnete sich erst 1971 zu Beginn der fortunistischen Hochphase wieder.

Es gibt zwei theoretische Ansätze, wie der Hass zwischen den Fans beider Vereine entstanden ist. Der eine beruht auf der Rivalität zwischen den Städten.

Cologne, Cologne, die Scheiße vom Dom

Man mag es kaum glauben, aber die begann nicht 1288 mit der Schlacht bei Worringen, sondern erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Wenn’s einhundert mit Knüppeln und Mistgabeln bewaffnete Düsseldorf waren, die in den Kampf auf der Fühlinger Heide zogen, war das schon viel, denn dat Dorp an dä Düssel hatte zu der Zeit maximal 250 Einwohner. K*** war dagegen mit rund 40.000 Einwohnern eine Großstadt des Mittelalters und da schon fast tausend Jahre alt. Die K**ner haben die Düsseldorfer damals nicht einmal wahrgenommen. Das blieb so bis ins 17. Jahrhundert, und die Großstädter fanden das Residenzstädtchen, das vom dem Jan Wellem seine Frau mit Parks und Gärten und viel Kunst aufgehübscht worden war, vielleicht ganz putzig.

Aber erst, als sich um 1850 herum zwei Dampfschifffahrtsgesellschaften im heftigen Konkurrenzkampf befanden, wurden die Städte Gegner auf Augenhöhe, denn die eine Company saß in K***, die andere in Düsseldorf. Und damit begann das Wettrennen, denn beide Citys erlebten wahnsinnige Zuwächse durch die Industrialisierung. Düsseldorf fiel das ein bisschen leichter (weil vorher nix da war), während K*** als Metropole von Koofmichs und Pfeffersäcken mit Industrie nix am Hut haben wollte. Und dann mauserte sich das Dörfchen mit drei weltweit beachteten Ausstellungen auch noch zum Hotspot der neuen Zeit.

Und dann wurde ein gewisser Konrad Adenauer auch noch OB der Domstadt. Der war glühender Lokalpatriot und konnte es nicht ertragen, dass es überhaupt sowas gab wie einen Kontrahenten im Rheinland. Man kann es per Zeitungsartikel aus den Zwanzigerjahren und folkloristischem Liedgut entnehmen, dass die Rivalität der Städte erst so um 1920 in die Herzen der Bürger:innen kam. Mit Sport und Fußball hatte das alles nichts zu tun. Tatsächlich war es erst die Eishockey-Bundesliga, durch die die Rivalität sportliche Züge annahm. Nachdem die DEG 1965 in die Liga aufgestiegen war, kam es zu den Matches gegen den Kölner EK – und die waren auf dem Eis ausgesprochen gewalttätig, was weniger an den Heimatstädten lag als den Befindlichkeiten der Legionäre in beiden Teams. Die Rivalität nahm noch zu, als der aus dem KEK entstandene KEC sich auf Augenhöhe mit dem Serienmeister DEG duellierte. Und weil in den Siebzigerjahren viele F95-Fans gleichzeitig regelmäßig an den Brehmplatz pilgerten, schwappte der Hass nach und nach rüber.

Rot-Weiss Essen, ficken und vergessen

Beim RWE liegen die Dinge anders. Und weit in der Vergangenheit, in der – man glaubt es kaum – beide Vereine gemeinsam in der ersten Bundesliga kickten. Das war in den Spielzeiten 1966/67 sowie 1973/74 bis 1976/77 der Fall. In diese Ära fallen eine Reihe Duelle der beiden Teams mit den Vereinsfarben Rot und Weiß, die man mit „erbittert“ beschreiben kann. Unter anderem das 5:3 des RWE im Heimspiel, bei dem Horst Hrubesch drei Hütten produzierte.

Die Älteren werden sich erinnern, dass seinerzeit Fußball noch gearbeitet, ja, gekämpft wurde, und das Kaputttreten eines Gegners noch an der Tagesordnung war. Und wenn dem RWE jener Jahre eines zu eigen war, dann eine besondere Leidenschaft fürs Kaputttreten. In welcher Partie genau welcher Essener welchen Düsseldorfer kaputtgetreten hat, ist dem Ergebenen entfallen. Dass es aber regelmäßig zu Tumulten und Massenboxereien zwischen den Anhängern kam, weiß er allerdings aus eigener Anschauung genau. Die Liebe zum eigenen Club und die damit verbundene innere Fürsorge für die eigenen Spieler, die vom Gegner böse behandelt wurden, begründete den Hass der F95er auf die RWEler – der auch in all den langen Jahren, in denen sich die jeweiligen Teams selten oder gar nicht über den Weg liefen, erhalten blieb.

Dabei waren sich die Düsseldorfer und Essener nie spinnefeind; weder die Bewohner noch die Fußballer und ihre Fans. Im Gegenteil: Am 7. November 1956 trat eine aus F95- und RWE-Kickern gebildete Mannschaft in einem Freundschaftsspiel im Müngersdorfer Stadion gegen Honved Budapest an, das mit 3:3 endete. Auf Seiten der F95/RWE-Gemeinschaft traten natürlich Essener Kicker an, die im Jahr zuvor Deutscher Meister geworden waren, bei Honved spielten die ungarischen Superstars Ferenc Puskás, Sándor Kocsis und József Bozsik. Das als Fußnote der deutschen Fußballgeschichte…

Und wir schmeißen Stein auf Stein auf die Elf vom Niederrhein

Mit der Feindschaft der Fans von Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach ist es eine komische Sache. Denn spochtlich befanden sich diese Clubs nur in den Jahren zwischen 1972 und 1975 auf Augenhöhe. Von einer Städterivalität zwischen der landeshauptstädtischen Rheinmetropole und dem Provinzkaff kann nicht die Rede sein. Dass es in dem Ort, der sich der höchsten Millionärsquote Deutschlands rühmt, dermaßen viele Prolls gibt, verwundert schon. Und die sind bereits seit Anfang der Siebzigerjahre als ausgesprochen gewalttätig bekannt.

Und trotzdem: Der einzige Anlass, der zu der Abneigung von Mönchengladbacher Seite führen konnte, war, dass die glorreiche Fortuna den ostholländischen Kleinpferden am 11. Mai 1974 mit einem 1:0-Heimsieg am 33. Spieltag die Meisterschaft vermasselte. Jedenfalls zogen nach der Partie hässliche MG-Banden marodierend durch die Altstadt, wo sie allerdings selbst reichlich aufs Maul bekamen. Heftige Schlägereien von Hools der Clubs gab es dann ab etwa 1979 bis zum Abstieg der Fortuna 1987 mit unschöner Regelmäßigkeit.

Die persönliche Sympathie- und Hassranglisten des Ergebenen

Natürlich ist auch für den Ergebenen alles außer Fortuna Scheiße. Aber natürlich findet er unter den Teams der oberen drei Ligen welche besonders doof und manche halbwegs sympathisch – aus ganz, ganz subjektiven Gründen. Hier die Negativliste:

Bayern München: Hasst den großkotzigen Verein mit seinen üblen Funktionärsfiguren, hat aber aufgrund persönlicher Beziehungen Sympathien für bestimmte FCB-Ultra-Gruppierung.
Bayer Leverkusen: Hasst den Werksverein, der nur Deutscher Meister werden konnte, weil er die Pandemie dank der Mijönchen der Giftschmiede kein Defizit machen musste.
RB Leipzig: Nackter Hass auf das Projekt!
VfL Wolfsburg: siehe Bayer Leverkusen
TSG Hoffenheim: Starke Abneigung gegen das Hopp’sche Kunstprodukt.
HSV: Milde Verachtung gegenüber dem Zweitliga-Dino
Schalke 04: Hohn und Spott für die Heulsusen aus dem Pott
Hertha BSC: Ewige Rache für den juristischen Hassel nach der Relegation 2012
Hansa Rostock: Hass wegen seiner widerlichen Fans

Und das ist die Positivliste:
SC Freiburg: Sympathie aufgrund langjähriger persönlicher Freundschaften mit SCF-Fans
Union Berlin: Schwer erklärbare Verbundenheit mit einigen Anhängern der Ostberliner
FC St. Pauli: Nach mehreren Vorfällen am Millerntor inzwischen erkaltete Sympathie mit den Marketingmeistern
1. FC Magdeburg: Große Sympathie wegen dem guten Freund Kalle
Karlsruher SC: Freundliche Sicht auf den Club wegen einer gewissen Fan-Gruppierung

Bei allen anderen Vereinen schwankt die Beziehung des Ergebenen zwischen völligem Desinteresse, milder Verachtung und einem gewissen Wohlwollen. Und bei den ausländischen Clubs schaut er mit deutlicher Sympathie auf: ADO Den Haag (NL), St. Louis City SC (USA), FC Getafe (ES), AS Livorno (I), AFC Wimbledon (EN), Montpellier HSC (F) – warum auch immer…


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2 Gedanken zu „Wir hassen Köln und RWE! Und andere Nettigkeiten…

  • lasher

    Mir fehlt da irgendwie die Erwähnung des WSV.

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