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Fürth vs F95 3:1 – Es hätte noch viel schlimmer kommen können

Kürzlich gab der begnadete Lothar Matthäus ein feines Bonmot zum Besten: „Wäre, wäre, Fahrradkette…“ Eine passende Beschreibung der Partie der glorreichen Fortuna gegen den Tabellenletzten aus Fürth. Denn, hätte der heute nicht ganz so brillante Benito Raman die Pille in der 2. Minute mit dem Außenrist erwischt, wäre das Ding vielleicht zur Führung reingegangen. Und dann wäre möglicherweise auch die nächste Chance aus der 16. Minute in der Fürther Hütte gelandet. Ob die Franken dann noch einmal zurückgekommen wären, ist fraglich. So aber führte die kollektive Formschwäche fast aller Düsseldorfer zu einer absolut verdienten Niederlage. Hätte Schiri Petersen die Kleeblatt-Männer nicht um ein Tor gebracht und der Fortuna zudem einen Elfer geschenkt, wäre auch eine Niederlage mit vier oder fünf Toren im Rahmen des Möglichen gewesen. So viel zum Spielfilm im Konjunktiv.

Und wenn man einen F95-Spieler positiv hervorheben will, dann wäre das Keeper Raphael Wolf, der summasummarum drei starke Chancen des Gegners zunichtemachte. Wobei auch nicht verschwiegen werden darf, dass der nämliche Tormann zweimal exakt die Schwäche zeigte, wegen der er in Bremen keine Chance mehr auf den Platz als Stammtorhüter hatte. Dort warf man ihm vor, den Ball zu oft nach vorne abprallen zu lassen und nicht immer sicher beim Zugreifen zu sein. Eine Vollkatastrophe bot die Innenverteidigung; sowohl Kaan Ayhan, als auch Andre Hoffmann hatten einen ziemlich gebrauchten Tag gezogen, wirkten unsicher und produzierten Abspiel- und Stellungsfehler wie blöde. Immerhin war es Ayhan, der in der Anfangsphase mit langen Bällen nach vorne für offensive Gefahr sorgte.

Kick-and-Rush-Anwandlungen

Dieses Hilfsmittel erschien angesichts der extrem hoch stehenden und stark pressenden Fürther als mögliches Erfolgsrezept. Weil aber das kreative Doppel aus Florian Neuhaus und Marcel Sobottka in diesem Spiel so gut wie keine Ideen produzierten, blieben diese Kick-and-Rush-Anwandlungen das einzige offensive Element. Überraschend, dass Friedhelm Funkel und Peter Hermann Niko Gießelmann aus der Defensive auf die linke Außenposition beordert hatten. Dies weil der junge und pfiffige Davor Lovren wegen einer Erkältung fehlte. Hinten musste deshalb Lukas Schmitz ran, der ebenfalls so gut wie nichts zustande brachte. Mit dem erwähnten Raman auf rechts spielten die Flingerer so im 4-1-4-1-System mit Adam Bodzek als Verbinder und Rouwen Hennings als Wühler und Sturmspitze.

Und noch einmal muss der Konjunktiv her: Mit einem Tor hätten die Fortunen den Franken schnell den Schneid abkaufen können, denn deren System und Spielanlage war eine neue Einrichtung ihres noch taufrischen Trainers. Der wird seinen Kickern Mut zugesprochen haben, und die lösten seine Erwartungen in jeder Hinsicht ein. Selbst gegen eine F95-Elf in der Normalform der bisherigen Spiele hätte der Tabellenletzte am Ronhof gut ausgesehen. Denn außer der Methode Pressing glänzte der Gegner durch hohe Geschwindigkeit und eine überzeugende Beweglichkeit. Deshalb sahen die Männer in Rot nur knapp eine Viertelstunde aus wie ein möglicher Sieger. Vor allem, weil sie erneut mit großem Einsatz und dem stetigen Willen zur Balleroberung agierten. Allerdings führte eine katastrophale Fehlerquote zu ständigen blöden Ballverlusten.

Ein zwangsläufiger Rückstand

Das 1:0 in der 35. Minuten fiel zwangsläufig und geht aufs Konto von Hoffmann, der sich im Strafraum düpieren ließ und so einen schönen Schuss ins lange Eck zuließ. Da waren die enormen Schwächen der Düsseldorfer auf allen Positionen schon deutlich sichtbar geworden. So war denn auch das 2:0 das Produkt von kollektiven Versagens, dieses Mal mit Adam Bodzek in der Hauptrolle. Weil die Fortuna aber in dieser Saison bewiesen hat, dass sie das Zeug zum Comeback hat, machten sich die Fans zur Pause noch wenig Sorgen. Spekuliert wurde über eine radikale Systemumstellung und mindestens zwei Auswechslungen. Die Hobby-Experten rechneten mit einer Dreierkette ohne den ausgewechselten Hoffmann mit Robin Bormuth und Gießelmann, den man hätte in die Defensive beordern können. Als zwei Spitze sah man Harvard Nielsen, der tatsächlich gleich nach dem Pausenpfiff von Funkel gebrieft wurde.

Die fast schon legendäre Expertenrunde im Bilker Häzz
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Ein wenig überraschend aber musste der sehr blass gebliebene Neuhaus nach dem Wiederanpfiff für den erwähnten Nielsen auf die Bank. Systemisch änderte sich aber nur wenig, weil Nielsen durchaus nicht als Sturmspitze auftrat. Immerhin schien die Pause der Konzentration gut getan zu haben. Die Fehlerquote sank, die Fortunen agierten nun mit Spielzügen, die fast wie die in den erfolgreichen Partien aussahen. Aber schon in der 48. Minuten ließ sich die Verteidigungsreihe erneut überspielen. Sehr, sehr spät schwenkte der Linienrichter sein Fähnchen und erklärte eine Situation für Abseits, die das nie und nimmer war. So wurde aus einem feinen Lupfer des Fürther Stürmers kein Tor für den Traditionsverein aus Franken.

Zwei Fehlentscheidungen zuungunsten der Fürther

Der nächste Fehler des nicht besonders fähigen Referees folgte auf dem Fuß. Zum ersten Mal im Spiel wurde Sobottka verhaltensauffällig, drang in der 62. Minute in den gegnerischen Sechzehner ein und… Nach Meinung des Unparteiischen hatte ihn der Fürther Torwart von den Beinen geholt. Vermutlich aber hatte Sobottka beim Sprung so über den Rasen schleifen lassen, dass er an des Keepers Bein hängenblieb und stürzte. Den folgenden Strafstoß hätten vermutlich 80 Prozent aller Schiris nicht gegeben. So aber semmelte Gießelmann das Ei präzise in den Kasten seiner Ex-Kollegen. Große Hoffnung kam bei den F95-Fans durch den Anschlusstreffer nicht auf, zu offensichtlich blieben die Schwächen. Und als nur zwei Minuten unter den bewundernden Blicken der bewegungslosen Fortuna das 3:1 fiel, war der Fisch geschuppt.

Da nutzen auch die Einwechslungen der beiden Stürmer Emir Kujovic und Takashi Usami nichts, die überhaupt nicht ins Spiel kamen und von ihren Kollegen mehr oder weniger übersehen wurden. Dass die beiden Neuzugänge für den ziemlich platten Raman und den erfolgslosen Schmitz kamen, roch nach Verzweiflung. Weil die Fürther aber a) genug hatten und b) ziemlich erschöpft erschienen, dümpelte die Begegnung ab etwa der 80. Minute nur noch vor sich hin. Und wenn ein Team noch einmal dicht an einem Treffer war, dann das der Spielvereinigung aus Fürth. So reiht sich das Ergebnis ein in die Liste der eigenartigen Resultate des Spieltags wie dem 0:4 von St. Pauli und das 1:6 der Duisburger.

Angebrannt ist durch diese hochverdiente Niederlage noch gar nichts. Immer noch stehen erfreuliche 13 Punkte gegen den Abstieg auf dem Konto, immer noch grüßt F95 von einem Aufstiegsplatz. Fragt sich nur, ob das Trainerteam den Kader bis zum Heimspiel gegen Regensburg mental wieder in die Spur kriegt, sodass die Kicker noch einmal zeigen, was sie wirklich können. So ganz können die ja das Fußballspielen nicht verlernt haben.


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Ein Gedanke zu „Fürth vs F95 3:1 – Es hätte noch viel schlimmer kommen können

  • „13 Punkte gegen den Abstieg“ reihe ich jetzt mal als Ironie ein… Ansonsten gut analysiert, wie immer! Gib doch dem dicken Berni mal Nachhilfe in Sachen Fußballsachverstand.

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