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Dawid Kownacki: Der tragische Held und seine allerletzte Chance

Analyse · Seit wenigen Tagen macht Dawid Kownacki nach mehr als drei Monaten Verletzungspause wieder beim Mannschaftstraining mit und bekommt so wieder einmal die Chance, sich bei der Fortuna zu bewähren und zu etablieren. Dass der Pole, der in wenigen Wochen 25 wird, ein riesengroßes Talent ist (war?), steht außer Frage. Bereits mit 16 wechselte er in die erste Mannschaft von Lech Poznán und holte mit dem Verein in den Playoffs der Saison 2014/15 die Meisterschaft der Ekstraklasa und später den sogenannten „Superpokal“ im Endspiel gegen den Pokalsieger Legia Warszawa. Schon am ersten Spieltag erzielte der damals 17-Jährige ein Tor für sein Team. Kein Wunder, dass ausländische Vereine auf Dawid aufmerksam wurden, sodass er 2017 für 4 Millionen Euro zu Sampdoria Genua wechselte. [Lesezeit ca. 3 min]

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Dort erzielte er in zwei Spielzeiten bei 36 Einsätzen sechs Tore – keine besonders eindrucksvolle Bilanz… Allerdings plagten den guten Dawid in den knapp anderthalb Jahren bei den Genuesern bereits einige Verletzungen. So konnte die Fortuna das polnische Sturmtalent auf Leihbasis (mit Kaufoption) im Januar 2019 nach Düsseldorf locken. Am überraschenden 10. Platz der Funkel-Truppe am Ende der Saison 2018/19 hatte Kownacki mit vier Toren bei sieben Einsätzen einen kleinen Anteil; seine beiden Treffern beim sensationellen 4:0-Auswärtssieg auf Schalke stehen bis heute als seine beste Leistung in den Büchern.

F95 vs BTSV: Kownacki nagelt den Elfer rein (Foto: TD)
F95 vs BTSV (Mai 2021): Kownacki nagelt den Elfer rein (Foto: TD)

Nach vier Einsätzen wandelte sich die Leihe im September 2019 in einen Kauf um – kolportiert, wenn auch nie offiziell bestätigt, flossen dabei 7,5 Millionen Euro vom Rhein nach Genua. Leider bleib es bei dieser einen glänzenden Partie, die ihm die Kicker-Notre 1,5 eintrug. Im Gegenteil: Seine Leistungen erwiesen sich als schwankend und sanken in der Abstiegssaison 2019/20 auf einen Mittelwert von knapp unter 5,0 ab. Unter Uwe Rösler kam Kownacki nur noch einmal in die Startelf und wurde in der Begegnung gegen in der 63. Minute ausgewechselt. Es folgten vier Einwechslungen. Seitdem er bei F95 spielt, fehlte der Pole verletzungs- und corona-bedingt bei mehr als 40 Spielen, zuletzt ab September 2021 bis jetzt.

Sein Marktwert (der von transfermarkt.de nach obskuren, intransparenten Kriterien festgelegt wird), sank von 6,5 Millionen Euro zu Beginn auf inzwischen 1,5 Millionen Euro ab. Immer wieder war und ist die Rede davon, dass Dawid an seinen Verletzungen zumindest eine Teilschuld trägt. Eine unangepasste Ernährung, Unlust bei bestimmten Trainingsübungen und eine oft unprofessionelle Einstellung werden ihm von verschiedener Seite vorgeworfen. Dass er aber ein ausgesprochen netter, freundlicher Kerl ist, daran besteht kein Zweifel. Leider neigt er auch dazu, in Partien, die für ihn nicht so gut laufen, rasch frustriert zu sein und, ja, aufzugeben.

F95 vs SVS: Wie schön! Dawid Kownacki wieder dabei (Screenshot)
F95 vs SVS: Wie schön! Dawid Kownacki wieder dabei (Screenshot)

Halten wir fest: Wir haben es mit einem inzwischen beinahe 25-jährigen Riesentalent zu tun, das weder bei Sampdoria noch bei der Fortuna seine Klasse beweisen konnte. Dabei handelt es sich bei Kownacki im Prinzip um einen sehr modernen Stürmer mit Torriecher. Das bedeutet konkret, dass dieser tragische Held vermutlich in den nächsten Monaten seine allerletzte Chance wahrnehmen muss, doch noch einmal groß rauszukommen. Weil sein Vertrag bei F95 zum Ende der Saison 2022/23 ausläuft, wird der Verein mit größter Wahrscheinlichkeit versuchen, ihn im kommenden Sommer für eine Ablöse abzugeben, deren Höhe den finanziellen Schaden zumindest ein wenig mildert. Das wäre nur dann der Fall, wenn Kownacki a) verletzungsfrei bleibt, b) in der Rückrunde regelmäßig eingesetzt wird und c) dabei ansprechende Leistungen bringt. So die Sicht des Vereins…

Für Dawid sieht die Sache noch ein bisschen düsterer aus. Angeblich sollen niederländische und polnische Vereine grundsätzlich an ihm interessiert sein. Findet sich kein Interessent, weil a), b) und c) nicht eintreten, könnte es sein, dass er mit 26 Jahren nach dem Ende der Saison 2022/23 vereinslos dasteht und seine Karriere damit mehr als bloß einen Knick bekommt. Davon noch einmal in die polnische Nationalelf berufen zu werden, ist er schon jetzt meilenweit entfernt. Das für ihn beste Szenario – ein Wechsel zu einem anderen Club oder gar eine unwahrscheinliche Vertragsverlängerung bei der Fortuna – tritt überhaupt nur ein, wenn er seine grundsätzliche Einstellung als Fußballprofi radikal ändert und – mit externer Hilfe – zu einer bislang nicht vorhandenen mentalen Stärke findet. Sonst wird ihm wenig mehr bleiben als die dritte Bundesliga oder eine zweite Liga irgendwo in Europa. Man darf gespannt sein…


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5 Gedanken zu „Dawid Kownacki: Der tragische Held und seine allerletzte Chance

  • Ich würde ihm (und uns natürlich) wünschen, dass er jetzt endlich mal zeigt, was er können sollte. Und auch schon , wenn auch selten, gezeigt hat. Ich bin allerdings skeptisch. Wenn es denn tatsächlich in Teilen an seiner Einstellung mangelt, hat er einiges seiner begrenzten, aktiven Zeit verschenkt. Und bei uns viel Geld verbrannt.

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    • Gut formuliert: „können sollte“ :-)))))
      Ich konnte bei keinem seiner Auftritte ein besonderes Talent entdecken.
      Und für Elfmeter haben wir ja schließlich den Rouwen!

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  • Wer glaubt daran … ??? Er selber doch nicht …

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  • Wenn wir also zusammenfassen, dass der liebe Dawid in den Jahren 2017-2019 tatsächlich 43 Einsätze mit insgesamt 10 Tore geschafft hat, dann fragt man sich doch ernsthaft: Wer zum Teufel hat da ein besonderes Talent in ihm gesehen, dass man bei der dauerklammen Fortuna 7,5 Mio. für ihn raushaut?? Dafür wird sich der Berater vom Dawid bestimmt heute noch auf die Schulter klopfen…

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  • Tja, die Hoffnung stirbt zuletzt.
    Es gibt ja auch noch andere Baustellen im Kader. Jetzt, wo UK die Verantwortung entzogen wurde, hoffe ich aber, dass Klaus Allofs mit seiner Erfahrung und Ausstrahlung vielleicht den einen oder anderen Spieler eher überzeugen kann, zur Fortuna zu kommen.
    In dieser Saison geht es nur noch um den Klassenerhalt.

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