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Saison 2022/23: Die glorreiche Fortuna wird Dritter … oder auch nicht.

Das beste Instrument für Fußballprognose ist – neben der Glaskugel – der Tabellenrechner. Und der sagt…

Analyse · „Prognosen sind schwer. Besonders, wenn sie die Zukunft betreffen”, lautet ein beliebtes Zitat, das wechselweise dem großen Komiker Karl Valentin, dem ebenso großen Schriftsteller Mark Twain und gelegentlich auch dem sehr großen Physiker Niels Bohr zugeschrieben wird. Nun war Letzterer noch am dichtesten dran am Fußball, denn in der Frühzeit des dänischen Fußballers galt er als herausragender Torhüter, und sein Bruder schaffte es 1908 sogar in die Nationalmannschaft. Mit dänischen Spielern hat die Fortuna ja eine ganz eigene Historie, aktuell ist indes kein Smørrebrød-Kicker im Kader. Wenn ich nicht irre, war Ken Ilsø der letzte dieser Sorte bei F95. Ob aber die Anwesenheit von Dänen ein Erfolgsfaktor ist, lässt sich so nicht sagen. [Lesezeit ca. 5 min]

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Überhaupt lässt sich über den Ausgang der Saison nicht wirklich etwas sagen, dass mehr ist als Spekulatius. Also hat sich der in höchstem Maße ergebene F95-Analyst auf ein Instrument verlassen, dass wenigstens einen nachvollziehbaren Weg zur Prognose beschreibt: den Tabellenrechner. Der Ergebene hat ihn durchgespielt und kommt zu folgenden Ergebnissen.

Tabellenführer

Nach dem 8. Spieltag ist Fortuna Düsseldorf mit 19 Punkten und einem Torverhältnis von 13:3 Tabellenführer, gefolgt von St. Pauli und Bielefeld mit je 17 Punkten. Highlight dieses Saisonviertels war das 4:0 gegen Rostock, ärgerlich die 0:1-Niederlage in Heidenheim – aber das kennen wir ja schon. Trainer Thioune startete entgegen einigen Erwartungen durchweg mit Viererkette und ordnete ein hohes, aggressives Pressing an, mit dem alle Gegner große Probleme hatten. Knipser-Oldie Hennings machte insgesamt schon fünf Buden, aber auch Kownacki trug sich schon dreimal in die Torjägerliste ein. Es gab einen Elfer für F95, den der Rouwen eiskalt einlochte, einige gelbe Karten, aber keinen Platzverweis.

Bis einschließlich zum 7. Spieltag trat die Mannschaft durchgehend mit denselben Kickern an wie in der Vorsaison, einzige Ausnahme blieb Dawid Kownacki. Dann aber schlugen Klaus Allofs und Christian Weber kurz vor knapp auf dem Transfermarkt zu und verpflichteten den von vielen gewünschten offensiven Mittelfeldmann sowie den ebenfalls herbeigesehnten jungen Mittelstürmer, der bei seinem ersten Auftritt gleich eine Hütte machte.

Schwächephase

Ab dem 9. Spieltag ging’s bergab. Auf drei Niederlagen am Stück folgten zwei öde Unentschieden. Am 13. Spieltag hat die Fortuna nur 21 Punkte auf dem Konto und rangiert auf Platz 8, sechs Punkte hinter den führenden Ostwestfalen aus Bielefeld und Paderborn. Beide Neuzugängen haben sich verletzt, und auch sonst machen sich Formschwächen und Blessuren im Kader breit. Der Baum brennt, Wutfans fordern schon den Kopf des Trainers, und viele fragen sich, wo das noch enden wird.

Am 14. Spieltag in Kiel, Thioune hat auf Dreierkette in einem 3-2-2-2 umgestellt, gibt es einen grandiosen 3:0-Erfolg, der nicht nur die Gemüter besänftigt, sondern F95 auf den 3. Tabellenplatz katapultiert. Das Sturmduo aus Hennings und Kownacki hat sich eingegroovt, Kris Peterson ist in Hochform, und Felix Klaus spielt die besten Spiele im Fortuna-Trikot.

Siegesserie

Die Burschen in Rot gewinnen bis zum Ende der Hinrunde alle weiteren Partien und landen mit 33 Punkten und 26:11 Toren hinter Absteiger Bielefeld auf dem zweiten Platz. Die Spitzengruppe ist indes eng beieinander, zwischen dem Ersten und dem Achten liegen gerade einmal fünf Punkte, zwei Niederlagen nacheinander können ein Team schnell in die untere Tabellenhälfte abstürzen lassen.

Alle verletzten Spieler sind wieder an Bord, aber Thioune setzt auf die Weisheit von dem gewinnenden Team, das man nie ändern sollte. Einige feste Wechsel sind inzwischen eingebaut; so spielt Hennings nie länger als 60 Minuten und kommt oder geht für Emma Iyoha, der auch schon drei Tore auf dem Konto hat. Die Innenverteidigung mit Chris Klarer, Hoffi Hoffmann und Jordy de Wijs steht wie eine Eins, nur im Mittelfeld hat sich noch keine ganz feste Truppe etabliert.

Auf und Ab

Die Leistungen sind nicht konstant, außerdem fehlen wieder wichtige Spieler aufgrund von Verletzungen; das betrifft vor allem die Abwehr, sodass Thioune sich gezwungen sieht, wieder auf Viererkette umzustellen. Hinzu kommt ein Formtief von Kownacki, der für Daniel Ginczek weichen muss. So gibt es heftige Niederlage und glückliche Siege, die F95 am 23. Spieltag mit 43 Punkten auf den dritten Rang bringt. Wobei die Spitzengruppe immer noch dicht aufeinanderhängt; Tabellenführer Fürth hat 44 Punkte, es folgt Paderborn mit ebenfalls 44 Punkten. Bielefeld als Achter hat 40 Punkte. Damit hat die Arminia wie die anderen sieben Topteams mit dem Abstieg nichts mehr zu tun.

Völlig überraschend ist zum Ende des Wintertransferfensters Khaled Narey auf Leihbasis von PAOK zurückgekehrt und macht das weiter, wo er bei der Fortuna aufgehört hat. Shinta Appelkamp ist nun der moderne Zehner, der er immer sein wollte, und Kuba Piotrowski als Achter hat einen Lauf. Und weil wieder mit Viererkette gespielt wird, ist auch Zimbo Zimmermann wieder regelmäßig in der Startelf.

Endspurt

Nach dem 26. Spieltag stehen acht Team oben in der Tabelle – zwischen Fortuna als Spitzenreiter mit 50 Punkten und St. Pauli liegen nur drei Punkte. Die Tordifferenz spricht aktuell für Fortuna, Fürth und Bielefeld. Jeder Spieltag verändert jetzt das Tabellenbild. Nach dem 28. Spieltag sieht es noch verrückter aus: fünf Mannschaften sind mit 53 Punkten gleichauf. Fürth und Nürnberg folgen mit 52 Punkten.

F95 hat den Vorteil der leeren Verletztenliste und eines mittlerweile gut eingespielten Systems mit Viererkette und zwei Spitzen. Thioune lässt jetzt gern mit Iyoha und Kownacki vorne starten und wechselt dann situationsabhängig Hennings oder den neuen Jungknipser ein. Apropos jung: Leider ist keines der vielversprechenden Nachwuchstalente aus eigener Zucht bisher wirklich zum Zuge gekommen.

Ab dem 31. Spieltag wird es kompliziert, es gibt zwei feine Siege, aber auch zwei unglückliche Niederlagen. Aber auch bei den anderen Spitzenmannschaften läuft es nicht mehr rund, sodass erst der 34. Spieltag die Entscheidung bringen wird. Vor dem Anpfiff stehen vier Mannschaften punktgleich oben: Fortuna, Bielefeld, St. Pauli und Fürth. Aussichten auf einen Aufstiegs- oder den Relegationsplatz können sich noch der HSV, Heidenheim, Nürnberg und Paderborn machen.

Fortuna Düsseldorf spielt auswärts in Kaiserlautern, nur ein Sieg sichert den direkten Aufstieg. Bielefeld hat ein ebenfalls nicht allzu schweres Auswärtsspiel in Magdeburg, während St. Pauli Karlsruhe empfängt und Fürth zuhause gegen Darmstadt antreten muss. Unsere Jungs kommen über ein 0:0 nicht hinaus, auch Bielefeld und St. Pauli kommen auf torlose Remis‘. Das gilt auch für den HSV und Fürth. Somit ist Heidenheim mit einem 2:1 in Regensburg Sieger des Tages und wird – völlig überraschend! – Zweiligameister der Saison 2022/23. Punktgleich sind die Teams auf den Plätzen 2 bis 5.

Der HSV wird wie immer Vierter, steht aber mit derselben Tordifferenz knapp vor St. Pauli. Den zweiten Platz belegt Bielefeld und steigt damit direkt wieder auf. Tja, was soll ich sagen: Dritter wird die glorreiche Fortuna mit 63 Punkten und einem Torverhältnis von 52:27 und hat damit die meisten Buden aller Teams gemacht, sich aber auch mehr eingefangen als zwölf Mannschaften in der Liga.

Fazit

Tabellenrechnen macht Spaß, hat aber wenig Nährwert, wenn man sich nicht gleich ein paar Geschichten über Spielerkäufe und -verkäufe, Verletzungen und Formschwankungen bei der eigenen Mannschaft, aber auch bei den anderen Teams macht. Dem Herz des Ergebenen gefällt dieses herbeigerechnete Endergebnis, der Bauch grummelt gar einen direkten Aufstieg herbei, aber der Kopf, der sagt: Fortuna Düsseldorf wird am Ende der Saison 2022/23 irgendwo zwischen dem dritten und dem achten Platz enden.

 


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3 Gedanken zu „Saison 2022/23: Die glorreiche Fortuna wird Dritter … oder auch nicht.

  • Du hast vergessen zu erwähnen, dass ab dem 28. Spieltag Aleks Ristić neuer Co-Trainer wird, weil Manfred Stefes von Lucien Favre abgeworben wird, um bei Atletico Madrid einzusteigen.
    Von der Ablöse wird ein neuer Rasen finanziert, der nach der Nutzung durch Rhein Fire arg ramponiert ist.

    Ist doch völlig offensichtlich!

    Antwort
  • Das kann gerne so kommen. Auf die drei Niederlagen am Stück könnte ich gut und gerne verzichten. Aber wenn wir uns am Ende in der Relegation gegen den „Big City Club“ durchsetzen, wäre das zu verkraften 🙂
    Ich bin ja mal gespannt, wer die beiden neuen Spieler sind, also der offensive Mittelfeldmann und der junge Mittelstürmer.
    Hat hier schon jemand Prognosen?

    95 olé

    Antwort
  • Pingback: Saison 2022/23: Und erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt… – Fortuna-Punkte

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