Vorbericht: F95 vs Heidenheim – HDH, ein echter Schicksalsgegner der Fortuna

Man erinnere sich: Vor ziemlich genau zwei Jahren fand der 1. FC Heidenheim mit einem 3:2-Heimsieg gegen F95 den erneuten Weg zum Relegationsrang. Dieses Mal ist die Lage ein bisschen anders.

Analyse · Die glorreiche Fortuna war aus der Ersten Bundesliga abgestiegen, HDH war zuvor in der Relegation dank der Auswärtstorregel an Werder gescheitert. Die Kicker aus dem quirligen Städtchen an der Brenz waren schwer in die Saison gekommen. Und dann schlugen sie am 28. Februar 2021 F95 mit 3:2. Von da an marschierten beide Clubs lange Zeit Seite an Seite in Richtung Relegation, die beide verpassten…[Lesezeit ca. 4 min]

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Seit 2016 ist der 1. FCH so etwas wie ein Schicksalsgegner unserer Diva. Die Partien waren immer auf die eine oder andere besonders oder wichtig. Dabei kann einem HDH (wie wir hier kurz schreiben) durchaus sympathisch sein. Wobei etliche Anhänger:innen der Fortuna sich in ihrer Meinung über den Ort Heidenheim an der Brenz ganz schön vertun. Das ist kein Kuhkaff (wie Paderborn ;–))), sondern ein Ort mit rund 50.000 Einwohnern und jeder Menge Industrie verschiedener Branchen. Wie man da im Osten Baden-Württembergs so ist, so zeigt sich auch der Club: bodenständig, bescheiden, solide. Was die Macher in den vergangegen rund 15 Jahren ohne fette Sponsorenkohle oder gar spendable Mäzene geschafft hat, ist bewundernswert.

Genug der Lobhudelei. Was HDH erfolgreich macht, ist a) eine angesichts der Mittel und des Standorts eine sensationelle Kaderpolitik und b) die besondere Art, wie der ewige Trainer Frank Schmidt fern aller Experimente spielen lässt. Weil dessen „System“ so ungewöhnlich und in sich so variabel ist, lässt sich der 1. FCH immer schwer ausrechnen. Hinten steht eine Viererkette, vorne meistens (eigentlich sogar immer…) nur eine Spitze, dazwischen ordnet Schmidt je nach Gegner, Personallage und Tabellensituation die restlichen Kollegen mal im 4-1-4-1, mal als 4-3-2-1 oder gar als 4-2-3-1 an. So schlagen sie „die Großen“ (Darmstadt, Paderborn), beherrschen Mitbewerber (HSV) oder demütigen potenzielle Absteiger.

Der Spielplan

Die Achillesferse – wenn sie überhaupt eine haben – der Heidenheimer dürfte in der Außenverteidigung liegen. Fehler der Gegner nutzen sie fast immer gnadenlos aus. Das bedeutet für unsere Jungs, dass sie durchgehend hochkonzentriert arbeiten müssen, besonders in der Defensive. Auf ständiges Anlaufen im Mittelfeld reagieren die HDHler außerdem bisweilen allergisch und verlieren dort – statistisch betrachtet – relativ viele Zweikämpfe. Beides kommt dem aktuellen Spiel der Fortunen nicht sehr entgegen.

Die beiden Schlüssel zum möglichen Erfolg dürften deshalb eine propere Zweikampfquote und viel Angriff über außen sein. Zumal Keeper Müller in seiner Torhütung Licht und Schatten aufweist. Natürlich muss auch Top-Scorer Kleindienst so weit wie möglich ausgeschaltet werden; bei dem wäre sogar eine Art Manndeckung vorstellbar.

Das System und die Aufstellung

In der Pressekonferenz am Donnerstag meldete Daniel Thioune, dass es ein paar wichtige Spieler gibt, die über die Woche nicht voll fit waren und hinter deren Mitwirkung Fragezeichen stehen. Das betrifft Shinta Appelkamp, Flo Kastenmeier und Jona Niemiec. Sicher fehlen werden Taka Uchino sowie Kudschu Bahh und weiter auch Tim Oberdorf und Nicola Gavory. Thioune meinte aber, dass Dennis Gorka oder Raffa Wolf so gut drauf sind, dass sie Kastenmeier notfalls ersetzen könnten.

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Vom möglichen System und der allgemeinen Form her sollten neun der zehn Startelfburschen fest stehen. Die Frage ist letztlich nur, wer neben Dawid Kownacki als zweite Spitze antreten soll. Denn im hochwahrscheinlichen 4-4-2 hat diese Position in diesem Spiel eine enorme Wichtigkeit. Euer allzeit voll ergebene F95-Analyst plädiert hier – ta-taa! – für Daniel Ginczek, der beim Sieg in Regensburg nach seiner Einwechslung für ordentlich Druck sorgte. Das sähe dann so aus:

Bei steigender Form unseres Holländers bietet sich an, Jorrit Hendrix als offensiven Sechser, wenn nicht gar Achter, zu positionieren, und Cello Sobottka als eine Art Ausputzer vor der Viererkette (wie einst Adam Bodzek) einzusetzen. Felix Klaus gehört zwingend als Außenläufer vor Zimbo Zimmermann. Auf der anderen Seite bietet die Kombination aus Micky Karbownik und Emma Iyoha eine Menge an Varianten bis hin dazu, dass Emma gelegentlich mit in den Sechzehner geht. Daniel Ginczek als nominelle Spitze kann bei Bedarf auf eine Halbposition ausweichen.

Ist Jona Niemiec fit genug, könnte er früh für Ginczek kommen. Das gilt auch für Shinta Appelkamp, dessen Einwechslung aber in jedem Fall eine Justierung des Systems erfordern würde. Schließlich bieten sich als Joker auch noch Rouwen Hennings, Ao Tanaka und Jordy de Wijs an.

Wie schon angedeutet würden folgende Kollegen auf der Bank sitzen: Dennis Gorka, Jordy de Wijs, Ao Tanaka, Shinta Appelkamp(?), Kris Peterson, Rouwen Hennings, Jona Nimiec(?).

Der Tipp

Spiele gegen Heidenheim gehen meistens knapp aus. Deshalb tippt der Kopf auch auf ein Unentschieden nach ausgeglichenem, spannendem Spiel. Das Herz wünscht sich eine Revanche für die unglückliche Niederlage im Hinspiel und sagt ein 3:2 für F95 vorher. Der Bauch aber, der so oft richtig liegt, hat ein äußerst knappes 2:1 für die Fortuna im Urin.