Vorbericht: F95 vs Wehen – Weiter, weiter, immer weiter…

Angesichts der Gesamtlage könnte die Partie gegen den SV Wehen ziemlich kompliziert werden, wobei mit einem Sieg wieder die Tabellenführung winkt.

Analyse · „Osnabrück, ich sage nur Osnabrück…“ schrieb ein Skeptiker heute in einem sozialen Medium. Ja, natürlich ist die Situation vergleichbar: Hier der strahlende Tabellenführer mit einem 6:3-Pokalsieg im Gepäck, da der Aufsteiger mit den wenigen Toren, der sich über seinen elften Platz freut wie Bolle. Aber erstens leben wir gerade in einer wirklich anstrengende Englandwoche, und zweitens nagt die Erkältung ganz schön am Kader und an den Kräften. Es könnte kompliziert werden… [Lesezeit ca. 4 min]

Unglaublich, aber wahr: Die glorreiche Fortuna ist noch nie auf den SV Wehen gestoßen; wirklich, es gibt keine Bilanz. Kann also sein, dass jede Menge Düsseldorfer diesen Club nicht kennen. Und dann ist es ein Freitag, es geht schon um 18:30 los, und die Weihnachtseinkäufe sind auch noch zu erledigen. Anders ist die jämmerliche Zahl von knapp 26.000 verkauften Tickets (inklusive Dauerkarten) bei einer Partie des Tabellenzweiten, der sich mit einem Sieg die Spitze wieder holen kann, kaum zu erklären.

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Das Gegnerporträt

Nun heißt der Verein ja offiziell SV Wehen Wiesbaden, damit Fußballdeutschland eine Ahnung kriegt, woher die Truppe eigentlich stammt. Die bis 1988 außerhalb Hessens keine Sau kannte. Nun hat also auch die Landeshauptstadt von Babbel-Country einen höherklassigen Club. Dies vor allem dank einer Firma, die mit Wasserfiltern Millionen gemacht hat und macht. Die durfte dem 2007 eröffneten Stadion natürlich auch den Namen geben. Und weil man gerade beim Umbenennen war, wurde es aus dem niedlichen SV Wehen eben der Hauptstadtclub. Überhaupt war 2007 das Jahr, in dem alles begann, denn man war nach all den Jahren im Amateurfußball tatsächlich in die Zweite Liga aufgestiegen.

Wo man im letzten Spiel auswärts die Freiburger schlug und denen den Aufstieg vermieste. Mit elf Siegen wurde man sogar Achter. 2009 stieg man dann sang- und klanglos als Letzter in die dritte Liga ab. Immerhin konnte der SV immer um die 10.000 Leute ins Stadion im Herzen der knuddeligen Kleinstadt Wiesbaden locken. Da konnte man sich mit Müh und Not halten, um sich dann auf der dritten Ebene zu etablieren. Der nächste Aufstieg endete mit einem Abstieg, und nun sind sie wieder da, wo sie sich langfristig sehen.

Verrückt, dass der Verein im Sommer genau null Euro für Neuverpflichtungen in die Hand genommen hat; die neuen Kicker kamen entweder ablösefrei oder wurden ausgeliehen. Trainer ist Markus Kauczinski, der ja eigentlich zum KSC gehört wie kaum ein anderer, aber in den letzten Jahren diverse Stationen hinter sich gebracht hat, nie wirklich besonders erfolgreich.

Der Spielplan

Dieses Mal hat Daniel Thioune – schwer verschnupft und von Husten geschüttelt – wenig Konkretes in Sachen Spielplan von sich gegeben. Es ging mehr ums Personal, also wer (wieder) fit genug für das Spiel gegen Wehen ist. Trotzdem haben er und seine Mitstreiter das von Markus Kauczinski betreute Team ausführlich analysiert. Sie sind zum Ergebnis gekommen, dass die Gäste immer sehr diszipliniert auftreten und offensiv wenig Risiken eingehen. Das hat zu Beginn der Saison nicht wirklich geklappt, nun aber sind sie zweimal als Sieger vom Rasen gegangen; auswärts haben sie zum Beispiel die armen Osnabrücker geschlagen. Mehr als zwei Tore in einer Partie haben sie bisher nicht geschossen, die Hälfte davon kam nach Standards zustande.

Das kann alles oder nichts bedeuten, weswegen es wirklich nicht einfach ist, eine stringente Taktik vorzugeben. In Testspielen gegen höherklassige Mannschaften sind sie zweimal untergegangen. Und wenn man ihre bisherigen Niederlagen analysiert, kommt man darauf, dass die Wehener nach einem frühen Rückstand nicht imstande sind, zurückzukommen. Heißt ganz simpel: Die glorreiche Fortuna sollte von Anpfiff an auf einen ganz schnellen Führungstreffer gehen. Und das mit maximaler Geschwindigkeit, denn mit rasant vorgetragenen Angriffen haben die Hessen auch so ihre Probleme.

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Das System und die Aufstellung

Die wesentlichen Fragen in Sachen Aufstellung betreffen das zur Verfügung stehende Personal. Ob alle Erkälteten wieder fit sind, ob neue hinzukommen, ist nicht vorhersehbar. Insofern stellen sich die Gesunden von selbst auf. Zurück kommt auf jeden Fall Florian Kastenmeier. Cello Sobottka und Ísak Jóhanesson standen ja schon im Pokal auf der Wiese, und dass Taka Uchino wieder Zimbo Zimmermann vertreten muss, ist klar. Sollte Jordy de Wijs seinen Fipps überwunden haben, rückt er wieder in die Viererkette, wenn nicht, muss Tim Oberdorf wieder ran.

Nicht direkt, aber durch die Blume hat Thioune das Experiment in Haching mit den zwei Spitzen für gescheitert erklärt. Dabei nahm er übrigens ausdrücklich Jona Niemiec in Schutz, der genau unter dieser misslungenen Übung zu leiden hatte und eben nicht wegen schlechter Leistung in der Pause ausgewechselt wurde. Gesetzt sind natürlich Emma Iyoha als Linksverteidiger, Yannik Engelhardt als Sechser sowie Chris Tzolis und Felix Klaus als Außenstürmer. Wie es aussieht, wird Vince Vermeij wieder die Spitze geben – es sei denn, irgendetwas würde Thioune dazu bringen, den armen Jona genau dort mal spielen zu lassen.

Sollte Ísak Jóhannesson keinen Rückfall haben, muss er natürlich wieder ran – als Achter mit dem ausdrücklichen Befehl, ruhig weiter Tore zu schießen. Tja, da bleibt dann kaum etwas anderes übrig, als Ao Tanaka ebenfalls wieder ins Mittelfeld zu stellen; entweder auf einer Höhe mit Jóhannesson oder mit Engelhardt. Das ergibt dann folgendes Bild:

Und weil die beiden in Haching kurz zum Einsatz gekommenen Nachwuchsburschen sich so prima eingefügt haben, werden Klaus Sima Suso und Tim Corsten sicher wieder auf der Bank sitzen. Dazu entweder Robin Bird oder King Malu oder beide. Dort sitzen sicher auch Dennis Jastrzembski und Cello Sobottka, sowie Jordy de Wijs oder Tim Oberdorf und vielleicht auch noch Daniel Bunk.

Der Tipp

Der Kopf, der so rationale, hat ein komisches Gefühl und träumt dauernd von Osnabrück. Das Herz denkt, dass es so erfolgreich weiter geht und tippt erneut auf einen Sieg und vier Tore für seine geliebte Fortuna. Komischerweise ist der Bauch ausnahmsweise das Körperteil mit der realistischen Prognose: 3:1 für F95.

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