St. Pauli vs F95 5:6 n.E. (Pokal) – Wenn Träume wahr werden
Am Ende einer nervenzerfetzenden Partie haben die glorreichen Fortunen den FC St. Pauli besiegt und sind ins Pokalhalbfinale eingezogen.
Bericht · Da dämmerte der Ergebene so um die 100. Minute herum im Erkältungsfieberwahn vor sich hin und hatte kein gutes Gefühl. Klar, die Fortunen hatten die Paulianer gut im Griff, aber wer rund 50 Jahre „Fortuna im Pokal“ hinter sich hat, der rechnet eher mit dem Negativen. Das alles auch relativ emotionslos, denn das Spiel plätscherte. Und wären da nicht die beiden Sprechpuppen im ZDF gewesen, der Ergebene hätte gar nichts gehabt, über das er sich hätte aufregen können. [Lesezeit ca. 7 min]
Die zwei Nasen, deren Namen man sich nicht merken muss, boten eine der einseitigsten Kommentierungen im deutschen Fernsehen aller Zeiten. Schon in der Vorberichterstattung hatten sie dauerfeuchte Höschen angesichts dieser tollen „Kiezkicker“ und ihres genialischen Trainers. Und nachdem Ao Tanaka in der 99. Minute die Führung erzielt hatte, konnten sie sich gar nicht mehr einkriegen mit der Debatte darüber, was der FCSP jetzt ändern müsste. Die wunderbare Fortuna kam bei diesen Pauli-Fanboys so gut wie gar nicht vor.
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Apropos Pauli-Trainer: Man kann das Spiel auch so werten – der hat sich heftig vercoacht. Und dass er zur Lichtgestalt nicht taugt, bewies er durch ständiges Meckern, was die gelbrote Karte nach sich zog. Und der war tatsächlich der Meinung, Schiri Stegemann habe Scheiße gepfiffen. Was für ein Oberunsympath! Der sich aber einreiht in das aktuelle Bild des FC St. Pauli, das eben nicht mehr aus politisch korrekten und woken Volksmassen besteht, sondern denselben Prollfaktor aufweist wie die meisten anderen Clubs auch. Und Bierbecher können die auch schmeißen.
Besonders schön bestrafte Frau Karma aber diesen Hartel, diesen Antisportsmann, der beim Spiel am Samstag nach seinem ersten Tor mit provokanten Gesten am Block vorbeirannte. Dass der zwar seinen Strafstoß in der regulären Spielzeit versenkte, aber mehrere gute Chancen versiebte und am Ende mit einem Doppelversuch spielentscheidend an Flo Kastenmeier scheiterte, muss unter ausgleichende Gerechtigkeit abgebucht werden.
Dass die Braunen in der Nachspielzeit der Verlängerung noch ein unmögliches Tor zum Ausgleich machten, ließ auf ein weiteres negatives Pokalerlebnis der Fortuna schließen. Wo wir doch im Elfmeterschießen… Wir alle mussten jetzt den Glauben aufbringen, dass es auch anders geht. Hoffi versenkt. Und Duffy Daferner vergibt. Jetzt ist Pauli immer einen vorn. Dann versemmelt ein Paulianer. Engelhardt hat seinen Elfer reingemacht, und Ao Tanaka hat das 3:3 besorgt. Jetzt Hartel, Kaste hält! Aber das Ding wird wiederholt. Flo hält nochmal! Und dann Tzolis: Wieviel Glitzerknete kann ein junger Typ im Kopf haben, den allerletzten, entscheidenden Strafstoß in Panenka-Manier zu verwandeln?
Trainer Thioune war nicht amüsiert und rügte Tzolis‘ Aktion als respektlos. Also, wissen Sie, Herr Thioune, man kann es auch übertreiben. Besonders nach einem Spiel, dessen Begleitumstände der Fortuna gegenüber auch nicht besonders respektvoll waren.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Über das Fußballspiel als solches gibt es nicht besonders viel zu sagen. Es war eine Partie, für die der Begriff „Grottenkick“ erfunden wurde. Gar nicht einmal, weil so viele Fehler gemacht wurden, sondern weil beide Teams kein Rezept hatten, wie sie das Spiel hätten gewinnen können. Durch seine Wechsel in der Startelf hatte der Pauli-Coach seine Mannschaft offensiv entscheidend geschwächt, das machte es den Fortunen leicht, die Hausherren vom eigenen Sechzehner fernzuhalten. Offensiv ging bei den Rotweißen allerdings auch nicht viel.
Schreck in der 8. Minute. Nach einer unguten Bewegung fasst sich Emma Iyoha an den Bauch, hat sich wohl den Muskel gezerrt. Für ihn kommt Taka Uchino und der machte seine Sache ganz hervorragend, ersetzte Emma voll und ganz und ging bis auf die letzte Rille. Von Krämpfen geplagt musste er, weil das Wechselkontingent erschöpft war, bis zum Ende der Verlängerung durchhalten. Für den Ergebenen war Taka einer der Hauptgewinner der Partie.
Mann des Spiels war aber wie in Berlin und beim Punktspiel gegen Pauli Ao Tanaka, der – dies in perfekter Abstimmung mit Yannik Engelhardt – das Spiel führte, der wieder keinen Ball verloren gab, der das Tempo bestimmte und bei Bedarf die Defensive verstärkte. Und dann muss man auch noch Käpt’n Hoffmann positiv erwähnen, der sehr viel stabiler stand als bei seinen ersten Einsätzen und mit Jordy de Wijs prima harmoniert. Vielleicht war das letztlich der Schlüssel zum Erfolg, dass die Viererkette solide arbeitete, wobei sich Uchino wegen der Schwäche der Braunen auf deren linken Flügel jede Menge Offensivtaten leisten konnte. Nico Gavory ging es auf seiner Seite nicht ganz so gut. Und weil er viel mehr in der Abwehr tätig sein musste, hing sein Schienenkumpel Chris Tzolis fast das ganze Spiel über in der Luft.
Genau wie Vince Vermeij übrigens, der von den Flügeln so gut wie gar nicht gefüttert wurde. Da musste erst ein ziemlich genialer Steckpass von Yannik Engelhardt in der 35. Minute kommen, um unseren Mittelstürmer in Szene zu setzen. Der nimmt das Ei auf, geht in den Sechzehner, will den Keeper umlaufen, aber der langt hin und erwischt ihn am Fuß. Prinzipiell ein Elfer, aber der Linienmann hatte die Fahne gehoben: Abseits? Wohl kaum – fanden auch die Videoartisten aus dem Untergrund. Die scheinbar mehrheitlich völlig verblödeten FCSP-Fans regten sich schrecklich auf und warfen Bier wie die Doofen. Das sei eine Schwalbe gewesen, grölten sie und grölen sie noch immer. Und das, obwohl ihr Torwart selbst zugegeben hat, dass er Vermeij gefällt hat. Jedenfalls: Vince macht’s selbst und versenkt souverän.
Sonst ist in Hälfte 1 nicht viel passiert. Die F95-Fans versuchten sich an das neue Gefühl, mit einer Führung in die Pause zu gehen, zu gewöhnen. In der Kabine musste der Pauli-Trainer seinen Coaching-Bock einsehen und gleich zwei Wechsel durchführen. Und das FCSP-Pack geht zunehmend steil. Nein, das kennen sie nicht mehr, dass ihnen hier in ihrem heiligen Millerntorstadion eine Truppe zeigt, wie es geht. Die sozialen Medien im braunen Trikot schäumen und werfen den Fortunen Zeitspiel und Schauspielerei vor. Und nach dem, was zwischendurch und nach dem Abpfiff passiert ist, kann man den liebevoll Stinkifauli genannten Leuten nur zurufen: Scheißverlierer!
Es geht weiterhin wenig bis nix für die Paulianer, vor allem, weil die Fortunen defensiv mit högschder Disziplin und maximalem Einsatz zu Werke gehen. So gut die Jungs hinten, so schwach bis dahin Tzolis und auch Felix Klaus, die kaum etwas auf die Kette kriegen. Und dann in der 59. Minute ein wirklich dummes Foul von Ao Tanaka im eigenen Strafraum, das einen berechtigten Strafstoß nach sich zieht. Dieser megaunsympathische Hartel zieht wieder seine Nummer ab, trippelt wie ein Zirkuspferdchen, verzögert bis an den Rand des Erlaubten und haut das Ding rein. Ausgleich. Macht nix.
In der 68. Minute kommt Duffy Daferner für Vince Vermeij – und macht nichts besser als der Holländer, weil auch er von den Flügeln nichts kriegt. Dafür deckt er mit seinen Aktionen einen größeren Radius ab und beschäftigt so die gegnerische Abwehr ein bisschen mehr. Machen wir’s kurz: Vom Ausgleich in der 60. Minute bis etwa zur 86. Minute passierte so gut wie nichts Erwähnenswertes. Allen, denen das F95 virtuell aufs Herz tätowiert ist, wussten: Es wird Verlängerung geben. Und hatten einen Hauch Schiss.
Ob Daniel Thioune Symbolisches im Kopf hatte, als er dann Jona Niemiec, den Pokalhelden von Magdeburg, für Felix Klaus ins Rennen schickte, ist nicht bekannt. Als Arschloch der Stunde profiliert sich zunehmend der Grieche in den Reihen des FCSP, der nicht nur übel draufgeht, sondern versucht, den Schiri zu verarschen und vor allem seinen Landsmann Chris Tzolis zu provozieren. Der griechische Freund des Ergebenen meinte, ihm mehrfach das Wort „Malaka“ von den Lippen gelesen zu haben. Dieses miese Verhalten gipfelte nach dem durch Chris versenkten, dem entscheidenden Elfer sogar in körperlichen Angriffen, und Kollege Saliakas hätte noch nach dem Schlusspfiff eine gelbrote Karte sehen müssen.
Das war klar: Zur Verlängerung kommt Zimbo Zimmermann rein, der sofort brennt wie ein Bengalo. Aber es kommt auch noch Joshua Quarshie. Joshua Wer? Der Neuzugang vom Montag, der 1,96 lange Innenverteidiger, der Duisburger Junge, die Leihgabe aus Hoffenheim, der Bursche, der mit 15 mal für ein Jahr von Schalke zur Fortuna gewechselt war, dann in der RWE-U17 und -U19 so auf sich aufmerksam machte, dass ihn die TSG haben wollte, wo er schön in der Zwoten mitmachte, aber den Sprung in die Erste nicht schaffte. Den wirft Thioune ins Wasser, und beinahe hätte sich das als Fehlwurf entpuppt, den Joshua schoss in der 97. einen fetten Bock. Einen Klärungsversuch haut er dem Hartel vor die Füße, der zum Glück versemmelt.
Wir schreiben die 99. Minute. Hoffi auf Engelhardt, der weiter steil auf Daferner. Duffy fasst sich ein Herz und hält drauf. Der schwache Pauli-Tormann lässt nach vorne abtropfen und kommt nicht schnell genug hoch. Da rauscht Ao Tanaka ran und schiebt die Kugel ins Gehäuse – 2:1 für die Fortuna! So wie die Partie bisher gelaufen ist, sollte es das doch gewesen sein, hoffen die Fortuna-Fans. Zumal die Braunen überhaupt nichts mehr auf die Reihe kriegen – von wegen: Spitzenmannschaft.
Tatsächlich tut sich erstaunlich wenig im Rest der Zeit, das glasklare Abseitstor von Chris Tzolis mal außen vor gelassen. Der Paul-Trainer wird immer mehr zum Rumpelstilzchen, und die beiden ZDF-Laberköppe sind ganz verzweifelt, dass ihre geliebten Paulianer nicht mehr gegenhalten. In der 119. Minute sieht der Braun-Coach Gelbrot, und in der 121. Minute landet ein unmöglicher Ball so doof in Pfostennähe, dass er reingeht – der Ausgleich in allerletzter Sekunde. Jetzt also Elferknallen.
Euer zutiefst ergebene Fortuna-Freund und -Berichterstatter hat auf kaum etwas weniger Lust als auf die Beschreibung eines Elfmeterschießens. Halten wir es also kurz. Duffy Daferner hat den zweiten Strafstoß ganz schwach geschossen, sodass der schwache Pauli-Keeper ihn halten konnte. Den vierten Elfer des FCSP hält Kastenmeier. Den fünften vom Hartel auch, aber der wird zu Recht wiederholt. Und wieder hält unser Flo gegen das Trippeltierchen! Jetzt muss Chris Tzolis den letzten reinmachen. Und versenkt im Stil von Antonin Panenka. Ende der Geschichte.
Ende vielleicht auch der nie wirklich so existierenden Fanfreundschaft zwischen F95 und dem FCSP, die ja mal eine Zeitlang in Wahrheit nur die Freundschaft bestimmter einflussreicher Leute bei beiden Clubs war. Denn wie sich das Gros der Pauli-Anhänger:innen während des Spiels und danach benommen hat und sich in den sozialen Medien immer noch danebenbenimmt, macht sie einfach unsympathisch. Gerade angesichts dieses immerwährenden Medienhypes rund um den, ach, so korrekten Verein.
Die Fortuna wird in dieser Pokalsaison auch ohne Medienhype ihren Weg gehen. Wir alle wünschen uns für das Halbfinale ein Heimspiel, wobei Spötter schon sagen, ne, lieber auswärts, da gewinnen wir immer. Noch mehr aber wünschen wir uns alle, dass es am Ende des Halbfinales wieder heißt: Fortuna Düsseldorf hat gewonnen! Und dann fahren wir alle nach Berlin.
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… und noch eine Ergänzung der Analyse:
Held Tzolis konnte nur deswegen Held werden, weil er beim 2:2 Ausgelichtstreffer in der 121. Minute gefühlte 10 Meter entfernt von seinem Defensivplatz stand, und der Hamburger Jung daher in aller Ruhe seine Bogenflanke schlagen konnte.
Eigentlich das komplette Spiel war unsere linke Abwehrseite mit nur Gavoy besetzt und ein Einfallstor für die Hamburger und vielleicht auch die Paddelbirnen.
:-/
Jeder einzelne Satz von mir unterschrieben! Besonders was die Vollhonks um Hartel sich leisteten sowie das Fernsehduo, wobei ich noch genervt war von diesem unsäglichen Matuschka ein paar Tage vorher.
Der Steckpass auf Vermeij kam von Engelhardt.
Stimmt!
Einer Deiner besten Spielberichte und Du hast mir mehrfach aus dem Herzen gesprochen. Genauso auch bei diesem Hartel. Ja und beide Hamburger Coaches sind absolute Unsymphate und miese Verlierer, um hier nicht ausfällig zu werden. Auch ich fand die Kritik von DT am Elfmeter unpassend.
Sehr gnädig, nicht zu erwähnen, wer in der 121. Minute den Ball unkontrolliert zu einem Gegenspieler gebolzt hat, statt ihn einfach ins Aus zu befördern!
Ich fürchte, mit unserem Neuzugang werden wir nicht allzuviel Freude haben.