F95 vs HSV 2:0 – Blitzsaubere Leistung!

In einem gar nicht mal besonders spannenden Spiel schlug die glorreiche Fortuna den Zweitliga-Dino HSV mit einer blitzsauberen Leistung.

Bericht · Okay, blitzsauber ist ein schönes Prädikat für die Leistung einer Fußballmannschaft, aber es bedeutet nicht fehlerfrei. Denn Fußball ist nun mal ein Fehlervermeidungssport, und 100 Prozent sind da nicht drin. Schließlich agieren lebende Menschen mit ihren Körperteilen, und der Ball ist rund. Per Saldo aber unterliefen den Fortunen deutlich weniger Fehler als dem HSV – was die Schiebermütze nach der Partie auch ausdauernd bemeckerte. Nur: Man spielt immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt, grunzt das Phrasenschwein. Und die Rotweißen ließen ganz, ganz wenig zu. [Lesezeit ca. 6 min]

Allerdings liegt des em F95-Team der Saison 2023/24 auch, nicht das Spiel machen zu müssen, sondern einen offensiven Gegner auszukontern. Wie Trainer Thioune, der für sein taktisches Konzept hier einmal ausdrücklich gelobt werden muss, auch anmerkte: Sie haben dem Gegner nur die ungefährlichen Räume überlassen. Und die Rothosen sich einfach müde kicken lassen.

Zu loben wäre auch der vom Ergebenen enorm geschätzte Kollege Bernd Jolitz, der in seinem Vorbericht nicht nur ebenfalls Marlon Mustapha als einzige Spitze vorschlug, sondern auch für Dennis Jastrzembski auf Rechtaußen plädierte, den man ja sonst immer nur als linken Flügelflitzer verortet. Dort geht aber immer der grandiose Chris Tzolis zu Werke, sodass es nicht einfach ist, dem Dennis seine Qualitäten (Achtung: rheinischer Wem-Sing-Genitiv!) zu nutzen. Tatsächlich kamen Marlon und Dennis in der 60. Minute und erhöhten die Kontergefahr für das hanseatische Tor deutlich.

Da fragt sich nicht nur der Ergebene: Was machen wir denn jetzt mit Christoph Daferner? Der stand in der Startelf auf der Neuner-Position, zeigte sich ausgesprochen fleißig, fand aber in der Stunde seiner Mitarbeit keine Bindung zu den Kollegen. Und seine einzige wirkliche Torchance, die versiebte er einigermaßen kläglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Duffy eine Zukunft bei der Fortuna hat, schwindet langsam, aber unaufhaltsam. Das musste sich Vince Vermeij wieder von draußen angucken; vielleicht auch im Wissen darum, dass er wohl nur in einer Doppelspitze gemeinsam mit Marlon Mustapha noch größere Einsatzchancen hat.

Wobei: Der Einsatz einer Doppelspitze bedingt fast zwangsläufig den Verzicht auf einen der drei Mittelfeldakteure. Und auf Yannik Engelhardt, Ao Tanaka oder Ísak Jóhannesson zu verzichten, würde die Mannschaft ihrer größten Qualität berauben. Außerdem kann Daniel Thioune mit den drei genannten feine Taktikspielchen veranstalten. So wunderte sich mancher Experte im Block, weshalb Tanaka in der ersten Halbzeit so oft so weit hinten zu finden war. Die klasse Idee dahinter: Beim Spielaufbau Ao zwischen die beiden Innenverteidiger ziehen und so eine vorübergehende Dreierkette zu bilden.

Dafür rückte dann Engelhardt auf die Acht und verteilte die Bälle, wann immer die Jungs in der HSV-Rasenhälfte weilten. Jóhannesson dagegen wurde dann gelegentlich zum defensiven Sechser, während Tanaka sich nach vorne orientierte. So richtig viel griffiges Offensivspiel entstand so nicht, aber die Räume, gerade in der Zentrale, für die Hanseaten waren dann immer dicht, was wiederum schlimmere Folgen bei Ballverlusten verhinderte.

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Und was hatten wir uns nicht alle für Sorgen wegen der Not-IV gemacht! Überflüssig. Tim Oberdorf lieferte eine grundsolide, fast fehlerfreie Vorstellung, und Joshy Quarshie arbeitete bis zu seiner Auswechslung absolut kompromisslos. Dass der Junge in der 44. Minute verletzt rausmusste, hatte etwas Tragisches. So blieb den Coaches nichts anderes übrig, als Jamil Siebert viel früher als geplant auf die Wiese zu schicken. Und der war sofort richtig drin. Herauszuheben wäre aber auch, dass Quarshie während seiner Arbeitszeit vor allem den langen Glatzel unter voller Kontrolle hatte – der HSV-Goalgetter war überhaupt abgemeldet und feuerte in Hälfte 1 in der 30. Minute genau einen Torschuss ab.

Ebenfalls neutralisiert kriegten die Rotweißen auch den gefürchteten Mittelfeldmacher und erfolgreichen Torschützen Benes. Der hielt sich meistens in den Räumen auf, die ihm die Fortunen anboten, hatte aber auch keine wirkliche Idee, wie der HSV den Hausherren beikommen konnte.

Das alles auf einem Rasen, auf dem irgendwelche Deppen tiefe Reifenspuren hinterlassen hatten. Besonders auf der Haupttribünenseite sah die Wiese nach Acker aus, und weshalb es den Greenkeepern der Arena nicht gelungen war, wenigstens die Fünfer halbwegs anständig herzurichten, bleibt ein Rätsel. Beide Trainer wiesen aber glücklicherweise daraufhin, dass beide Teams gleichermaßen von diesem unwürdigen Spielfeld betroffen waren.

In der drohenden Länderspielpause wird die Arena dann einen komplett neuen Innenbelag bekommen. Apropos: Passiert nicht oft, dass der Fortuna eine solche national bedingte Unterbrechung der Saison so zupasskommt. Auf der Verletztenliste stehen ja einige Kandidaten, die genau diese Zusatzwoche nutzen können, um wieder fit für den Kader zu werden. Das betrifft Shinta Appelkamp, der gestern zumindest schon mal auf der Bank saß, Emma Iyoha mit seiner etwas mysteriösen Muskelgeschichte, Käpt’n Hoffmann und Jordy de Wijs sowie auch schon Cello Sobottka. Bei Sima Suso und Daniel Bunk weiß man noch nicht so richtig.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Dass die Partie nicht vor Höhepunkten strotzte, bewies die Sportschau-Zusammenfassung deutlich. Kürzer haben die Kollegen selten zusammengefasst, weniger Spielszenen gab es kaum je zu sehen, und länger fielen die Trainer-Statements auch nicht oft aus. Der Ergebene geht ja in Vorbereitung seines Spielberichts nicht nur alle verfügbaren Statistiken durch und hört sich die berüchtigten „Stimmen zum Spiel“ an, sondern studiert sorgfältig die Live-Ticker von RP, Kicker und bundesliga.de. Für die Begegnung der feinen Diva mit dem Zweitliga-Dino zeigten sich diese Protokolle äußerst schlicht.

Hier der ergebene Spielfilm: In den ersten 10 Minuten passierte nix. In der 11. Minute schießt Felix Klaus das 1:0. 17. Minute: direkter Freistoß für den HSV voll in die Mauer. In der 30. Minute schießt der Glatzel daneben. Einer vom HSV und Joshy Quarshie müssen verletzt ausgewechselt werden. Dann ist Pause. In der 51. Minute kriegt der Rothosen-Blödi die gelbrote Karte. In der 60. Minute kommen Marlon Mustapha und Dennis Jastrzembski für Duffy Daferner und den angeschlagenen Felix Klaus. Dann macht Chris Tzolis in der 63. Minute das 2:0. Dennis versiebt in der 80. Minute einen Hundertprozenter. In der 93. Minute hätte Chris das 3:0 machen können. Schlusspfiff.

Noch Fragen? Irgendwie war das ganze Ding von Anfang bis Ende vorhersehbar. Spätestens nach dem 2:0 stieg die Stümmung unter denjenigen, deren Herz für die Fortuna schlug, vor Freude ein bisschen an. Da schäumten die geschätzten 10.000 Anhänger:innen des HSV schon ziemlich vor Frust, und deren Ultras hatten den Support eingestellt. Später beschimpften und bewarfen sie ihre Spieler dann, sodass diese sich auf maximal 20 Meter an den Auswärtsblock herantrauten. Immerhin fackelten die HSV-Fuzzis nicht wieder eine eigene Fahne ab.

In den Zeiten, in denen die handelsüblichen Fußballsprechpuppen immer auf DAS Spektakel hoffen, vom Unterhaltungswert eines Spiels schwafeln, Emotionen beschwören, aber gleichzeitig vom FußballGESCHÄFT reden, sind solche Partien natürlich nicht schlagzeilengeeignet. Und wenn die bösen Ultras beider Seiten dann auch noch ganz brav sind, und es in der Altstadt zu Verbrüderungen zwischen Fans beider Teams kommt, dann ist es Essig mit knalligem Content. Der einfache Fortuna-Freund im Block aber, der hatte gestern seine Freude daran, einmal nicht zittern zu müssen, weil die Mannschaft um Gegentore bettelt. Das Gesamtpaket für diese Klientel war dem strahlenden Wetter total angemessen.

Womit wir zu den beiden wahren Höhepunkten kommen, dem 1:0 und dem 2:0. Ausgangspunkt für den ersten Treffer in der 11. Minute war ein maßgenauer Abschlag von Torwartlegende Florian Kastenmeier, der über Ìsak Jóhannessen präzise weitergeleitet wurde, den Chris Tzolis auf dem linken Flügel mühelos aufnehmen und durchstarten konnte. Unser Grieche betrat mit dem Ball am Fuß den Sechszehner, machte ein bisschen Haschmich mit einem Verteidiger, um dann im exakt richtigen Moment quer auf den heranstürmenden Felix Klaus zu passen, der gar nicht anders konnte, als einzulochen. Das Genialische an der Aktion: Tzolis ließ sich auf ein Techtelmechtel mit seinem Gegenspieler ein, um Klaus die Zeit zu geben, in Position zu rennen. Was für ein wunderbares Tor!

In der 63. Minute produziert der HSV-Meffert einen katastrophalen Fehlpass, den Jastrzembski ergattert. Der Dennis dribbelt gar nicht erst, sondern schiebt die Pille nach ein paar Schritten steil auf Chris, der im exakt richtigen Moment durchgestartet ist, das Ei aufnimmt, Richtung Elferpunkt geht, so die perfekte Schussposition erreicht und die Bude macht. Was für ein schönes Tor!

Natürlich hat dieser Sieg gegen den HSV, der erste in der zweiten Liga, so richtig gutgetan. Jau, nur noch einen Punkt hinter dem Relegationsplatz, die Fortuna ist wieder da. Die Wahrheit ist aber, dass heute gleich drei Konkurrenten (Hanoi, Fürth, Paderborn) vorbeiziehen können. Schlimmstenfalls steht F95 am Ende des Spieltags doch wieder nur auf Platz 7. Na, und? ruft der vollkommen Ergebene aus, nach den fortunistischen Siegen in Osnabrück, bei Klautern und gegen Braunschweig sind die Karten wieder neu gemischt. Wer mal den Tabellenrechner anschmeißt und optimistisch tippt, wird sehen, dass sogar noch der zweite Platz im Endklassement drin ist.

Was aber alles ziemlich unwichtig wird, wenn die glorreiche Fortuna am 3. April das Wunder von Leverkusen vollbringt und ins Pokalfinale einzieht. Träte das so ein, wäre zumindest Eurem Ergebenen piepegal, wo die Mannschaft am Ende in der Tabelle landet.

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