Winter 2024/25: Das bisschen Kaderplanung…
Es ist den Profifußballvereinen zur Gewohnheit geworden, in der Winterpause mehr oder weniger kräftig am Kader herumzuschrauben – das gilt auch für die Fortuna.
Analyse · Im Verlaufe der Hinrunde hat es schon ein paar tiefere Einsichten in Bezug auf die Sammlung an Kickern gegeben. Die drücken sich darin aus, ob ein Kollege nur ab und an auf dem Rasen mitmachen darf oder ob er gar ganze Partien von der Tribüne aus verfolgen muss, obwohl er nicht verletzt ist. Wen die Coaches rund um Daniel Thioune wie oft einsetzen, lässt auf mögliche Wechsel im sogenannten „Transferfenster“ der Winterpause schließen. Dass sich Auguren da nur auf Gerüchteniveau bewegen, ist klar – Klaus Allofs und Chris Weber werden den Fußballteufel tun und vorab was verraten. [Lesezeit ca. 5 min]
Nominell sitzen bei der glorreichen Fortuna der Saison 2024/25 volle 30 Spieler im Kader. Das hört sich groß und breit an. Real muss man aber David Savic, Daniel Bunk, Klaus Sima Suso und Karim Affo abziehen, die zwar regelmäßig bei der ersten mittrainieren (wenn sie nicht gerade verletzt sind), aber bislang nur in Vorbereitungs- und Testspielen antraten oder lediglich ein Händchenvoll Minuten Einsatzzeit sammelten. Ein Kader von 26 Profis hat Normalgröße. Deshalb besteht keine Not, den Kader zur Rückrunde hin zu verkleinern.
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Wer geht (vielleicht)?
Unter den restlichen 26 Spielern finden sich aktuell fünf Herren, deren Verbleib bei der Fortuna über den Jahreswechsel möglicherweise ein Ende findet. Die haben wir uns näher angeschaut.
Jordy de Wijs: Das hat sich der starke Holländer wohl auch ganz anders vorgestellt. Auf der Tribüne zu hocken, hatte er vermutlich nicht auf dem Schirm. Rund ums Training wird gemunkelt, Jordy habe gesundheitliche Probleme – eurem Ergebener ist da nichts aufgefallen. Wie auch immer spielt er bei Thioune & Co. – auch angesichts der Fülle an Innenverteidiger – keine Rolle mehr. Leider kann Mijnheer de Wijs aber keine andere Position so recht. Nun gerüchtet es, ein niederländischer Zweitligist (Keuken Kampioen Divisie) habe Interesse, Jordy auszuleihen. Das wäre ein gute Lösung für beide Seiten.
Dennis Jastrzembski: Man könnte meinen, der hellblonde Flitzer wäre schon weg, so selten sieht man ihn inzwischen auf der Bank. Rein sportlich hat uns der Linksaußen in den vergangenen anderthalb Jahren kein Stück weitergebracht, und seine Mängel sind mehr als einmal offensichtlich geworden. Sein Vertrag läuft noch bis Mitte 2026, und ob ihn ein anderer Verein im Winter verpflichten möchte, ist eher unwahrscheinlich. Am besten für ihn und F95 wäre es, ein Drittligist würde ihn ausleihen wollen. Gerüchteweise ist das leider nicht in Sicht.
Noah Mbamba: Dem Ergebenen hat der 19-jährige Belgier bei seinen wenigen Auftritten ganz gut gefallen. Nur findet die Leverkusener Leihgabe keinen Platz in der Thioune’schen Systematik, weil wir halt ausreichend viele Sechser haben. Das wird den Vorturnern der Werkself nicht gefallen, denn Noah sollte sich ja bei uns Spielpraxis holen. Weil das wohl nix wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er uns verlässt und von Bayer woandershin verliehen wird.
Joshua Quarshie: Auch der Joshy spielt zu wenig, was den Hoffenheimern nicht gefallen kann. Dabei hat Quarshie bewiesen, dass er ein polyvalenter Abwehrspieler ist, einer, der eigentlich ganz gut ins aktuelle F95-System passt. Außerdem – so hört man aus Kabinenkreisen – ist er bei den Kollegen recht beliebt. Ihn auf LV umzuschulen, steht dem Trainer des Leihnehmers nicht zu, und als IV wird Joshy wohl kein Stammspieler. Der Ergebene würde Quarshie gern weiter bei der Fortuna sehen; da ein Kauf am Ende der Leihe unwahrscheinlich ist, wird das wohl nicht geschehen.
Myron van Brederode: Dass der flinke Niederländer Potenzial hat, als Rechtsaußen zum Unterschiedsspieler zu werden, hat er mehrfach bewiesen. Dass er andererseits Probleme mit der Sozialhydraulik im Team und der Kommunikation nach außen hat, ist auch kein Geheimnis. Die Leihe von AZ läuft bis Ende der Saison, es gibt eine Kaufoption, aber in einer für die Fortuna nur dann interessanten Region, wenn der Verein im Lotto gewinnt. Der Ergebene plädiert dafür, es weiter mit Myron zu probieren – dass man schwierige Kicker hinkriegen kann, hat ja seinerzeit Funkel bei Benito Raman bewiesen.
Wer kommt (möglicherweise)?
Also, wenn von den (realistisch betrachtet) 26 Mann vier Jungs gehen, blieben 22 übrig – das ergäbe tatsächlich einen ziemlich schmalen Kader. Ergo würde der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aufgefüllt. Fragt sich nur, an welchen Positionen nachgerüstet werden könnte. Bei den Torhütern ganz sicher nicht.
Linksverteidiger: Über den Verlauf der Saison betrachtet besteht im F95-Aufgebot der sichtbarste Mangel auf der Position eines Linksverteidigers. Klar, Emma Iyoha kann das, aber die letzten beiden Partien haben gezeigt, dass er sich als Schienenspieler im Umfeld einer Dreierkette am wohlsten fühlt. Nicolas Gavory ist ein bewährter LV, aber leider immer mal wieder verletzt. Sollten – was die Fußballgöttin verhindern möge! – Emma und Nico beide verletzt sein, gibt es beim Spiel mit Viererkette nur noch zwei halbgare Lösungen: Tim Oberdorf kann notfalls LV spielen, und Vally Lunddal beherrscht die Außenverteidigerposition auf beiden Seiten, wobei die rechte ihm mehr liegt. Kurz und gut: Die Verpflichtung oder Leihe eines in der Wolle gefärbten Linksverteidigers im Winter ist gut vorstellbar.
Rechtsverteidiger: Auf dem rechten Flügel sieht es ganz ähnlich aus. Jahrelang hat Zimbo Zimmermann RV gespielt. Lieber aber agiert er im defensiven Mittelfeld. Der zweite Mann auf der rechten Abwehrseite ist Valgeir Lunddal, der aber wie Emma Iyoha noch lieber den rechten Schienenspieler im Umfeld einer Dreierkette gibt. Fallen Zimbo und Vally aus, müsste Tim Oberdorf in einer Viererkette ran. Also könnte ein neuer Kicker auf dieser Position auf dem Winterwunschzettel des Cheftrainers stehen.
Innenverteidiger: Speziell dann, wenn Joshua Quarshie bleibt, besteht hier kein Bedarf. Schließlich stünden dann Käpt’n Hoffmann, Tim Oberdorf und Jamil Siebert zur Verfügung. Wird allerdings die Dreierkette zur gängigen Option, könnte ein erfahrener IV als Backup helfen. Im Gerede ist hier manchmal Boris Tomiak, der bei K’lautern noch einen Vertrag bis zum Ende der Saison hat, der aber gerüchteweise nicht gut mit dem FCK-Coach Anfang kann. Tomiak hat übrigens eine Vergangenheit bei unserer Zwoten.
Defensives Mittelfeld: Rechnen wir Zimbo und Sima Suso raus, gibt es auch hier nur zwei Kollegen, denen diese Position behagt: Cello Sobottka und Giovanni Haag. Notfalls könnten auch Joshua Quarshie oder Noah Mbamba hier antreten. Aber wenn die uns verlassen, könnte es auch hier eng werden. Eine Festverpflichtung für das defensive und zentrale Mittelfeld jetzt im Winter würde den Ergebenen nicht überraschen.
Zentrales und offensives Mittelfeld: Hier wird’s unscharf, denn die im Folgenden genannten Spieler lassen sich als offensive Sechser und als Achter oder Zehner einsetzen: Ísak Jóhannesson, Shinta Appelkamp, aber auch Cello Sobottka, Danny Schmidt und Noah Mbamba sowie ebenfalls Myron van Brederode. Da auch Karim Affo und Daniel Bunk unverletzt als Backups für diesen Bereich bereitstehen, ist der Bedarf nach einer Verstärkung hier eher gering. Wenn überhaupt müsste es jemand sein, der sowohl defensiv als auch offensiv auf der Sechs spielen kann.
Schienenspieler / Außenstürmer: Mit Emma Iyoha, Tim Rossmann, Myron van Brederode und Dennis Jastrzembski ist diese Position auf dem linken Flügel gut besetzt. Gehen die beiden Letztgenannten aber, dann käme ganz schnell Bedarf auf. Ähnlich sieht’s auch auf der rechten Seite aus, wo aber nicht damit gerechnet wird, dass einer von diesen Jungs geht: Zimbo Zimmermann, Vally Lunddal, Felix Klaus und Jona Niemiec. Also wird auf diesem Flügel aktuell niemand gebraucht.
Spitze: Mit Dawid Kownacki, Dzenan Pejcinovic, Vince Vermeij und Danny Schmidt sowie theoretisch Jona Niemiec ist diese Position gut und variantenreich besetzt. Da brauchen wir keinen weiteren Stürmer mehr.
Alles in allem rechnet der Ergebene mit maximal drei Neuzugängen in der Winterpause – unabhängig davon, wer die Fortuna zum Jahreswechsel verlässt. Und zwar dürften es zwei Defensivkräfte, die als Außenverteidiger oder Schienenspieler in Frage kommen. Außerdem ist der Zugang eines polyvalenten Mittelfeldkickers denkbar.
Natürlich ist das alles – passend zur Jahreszeit – Spekulatius. Aber das Nachdenken über das Wintertransfergedöns macht nicht nur Spaß, sondern erlaubt es, sich noch einmal Gedanken über Personen und Systeme zu machen. Diese Gedanken verhindern übrig den bedingten Reflex, einfach mal „Verstärkung“ zu grölen oder dass der Verein „mal Geld in die Hand nehmen soll.“
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