Euer Ergebener

Weihnachtsmarkt, Magdeburg und der professionelle Fußball – ein Kommentar

Welche Reaktion der Spieler beider Mannschaften wäre nach dem Bekanntwerden des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt angemessen gewesen?

Meinung · Das Thema ist so menschlich, da muss ich die Figur des Ergebenen einmal verlassen. Es geht um das Spiel der Düsseldorfer Fortunen am Freitagabend nach dem 2:2 und dem Beenden des Supports durch die F95-Fans. Einer schreibt auf Facebook: „Man macht es sich schon arg einfach, die Leistung der letzten halbe Stunde den Ereignissen in Magdeburg zuzuschreiben. Verbietet sich schon alleine deshalb, weil die eigentlichen betroffenen Magdeburger professionell durchgezogen haben.“ Das hat mich zornig und nachdenklich zugleich gemacht. Wütend, weil der Kommentator den Begriff ‚professionell‘ mit ‚zynisch‘ und ‚empathielos‘ gleichsetzt. Dies zu tun, zeigt, wie verkommen das Verständnis vom Fußballsport mittlerweile ist. [Lesezeit ca. 2 min]

Die FCM-Spieler haben es also „professionell durchgezogen“. Wow! Menschen sterben durch einen Attentäter, und die Profis ziehen ihr Ding durch. Ist es das, was ihr wollt? Wollt ihr den totalen Erfolgsfußball? Durchziehen um jeden Preis?

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Nein, da bleibe ich lieber Fußballromantiker. Als klar war, weshalb die Magdeburger Fans ihre Anfeuerungen eingestellt hatten, versuchten wir aus unserem Block heraus die Ultras zu informieren und zu bitten, den Support ebenfalls einzustellen. Das geschah dann auch: Ein Zeichen des Respekts, der Solidarität und der Empathie. Was das betrifft, bin ich stolz auf unsere Fans.

Ob die Verunsicherung durch die ausbleibende Anfeuerung zum 2:3 und letztlich zur Klatsche geführt hat, wird sich nie klären lassen. Dazu müsste man tiefenpsychologische Analysen an jedem einzelnen Fortuna-Kicker, der zu diesem Zeitpunkt auf dem Platz war, durchführen. Die Frage bleibt, wann die Spieler beider Mannschaften vom Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt erfahren haben. Bei den FCM-Kickern wissen wir es dank der Bilder der Sportschau: Beim Jubel über das 2:3 vor der eigenen (schon fast leeren) Kurve durch die verbliebenen Fans.

Was wäre angemessen gewesen? Ich bin zu folgender Überzeugung gekommen: Erstens: Die F95-Verantwortlichen hätten mit ihren Spielern sprechen müssen. Zweitens: Die Kapitäne der beiden Teams hätten miteinander sprechen müssen. Drittens: Die Betreuer und Trainer beider Mannschaften hätten miteinander sprechen müssen. Viertens: Alle hätten mit dem Schiedsrichter sprechen müssen. Einfach weitermachen, als wäre nix passiert, war die schlechteste Möglichkeit.

Es ging nach dem Bekanntwerden der tödlichen Amokfahrt überhaupt nicht mehr um den professionellen Fußball, es ging darum, eine angemessene Reaktion während der laufenden Partie zwischen dem 1. FC Magdeburg und Fortuna Düsseldorf zu finden. In diesem Punkt haben alle Beteiligten versagt… meint euer ergebener Fußballromantiker.


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6 Gedanken zu „Weihnachtsmarkt, Magdeburg und der professionelle Fußball – ein Kommentar

  • Genauso habe ich es in anderen Foren beschrieben, was hätte passieren müssen. Man stelle sich nur vor, Fortuna hätte( ja, ich weiss, hätte, hätte….)das Spiel gewonnen. Deutschland wäre über uns hergefallen.
    Und nochmal, ich gehe seit über 50 Jahren zur Fortuna , aber so eine bedrückende Stimmung im Stadionab der 65. Minute habe ich noch nie erlebt. Und ich war nur Zuschauer. Wie mögen sich da die Düsseldorfer Spieler gefühlt haben.

    Antwort
  • Man hätte das Spiel sofort abbrechen müssen! Das hätte ich auch erwartet von Seitens der verantwortlichen. Mitgefühl wenn der Ball rollt, war für mich : “ Schluss mit Lustig!!“

    Antwort
  • Ich muss dem Verfasser zustimmen. Als Gast im Stadion war ich von der grandiosen Stimmung bis kurz vor dem möglichen 3:1 überwältigt. Super Choreo, super Anfeuerung trotz Rückstand, ein überzeugender Auftritt der Mannschaft ab der 10. Minute. Es war eine Frage der Zeit, bis wir neuer Tabellenführer wurden.
    Ja, und dann spürte man auch in Block 106 irgendwann, dass auf einmal alles ganz anders ist. Zurecht. Anders als die Fans wurden die Spieler beider Mannschaften vom Schiedsrichter informiert.
    Wenn ich mir vorstellen müsste, als Fortune gegen eine Mannschaft aus Magdeburg spielen zu müssen, denen gerade mitgeteilt wurde, dass Angehörige, Freunde oder Bekannte ums Leben gekommen sind, hätte ich nicht mehr spielen wollen. Und auch nicht können. Wer nur ansatzweise denkt, das so eine Situation die eigene Motivation, Aggression oder Spielfreude nicht beeinflusst, dem ist nicht zu helfen.
    Bei allem Frust über die versaute Freude ärgern mich die Kommentare in den Medien dermaßen. Es widert mich an, lesen zu müssen, das es in unserer Mannschaft nicht stimmt, das Magdeburg uns auseinander genommen hat. Was ist bloß los!
    Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen des schrecklichen Attentats und ich danke allen Menschen, die Empathie empfinden können. Danke Fortuna-Elf. Danke Fortuna-Fans. Danke Verfasser.

    Antwort
  • Der Verfasser und auch Vierzwei bringen es auf den Punkt. Beide Texte mit Gefühlen und menschlichem denken und äußern sollte man der gesamten Mannschaft und auch Daniel Thioune zur Verfügung stellen!

    Antwort
  • Das man sich unterhalten hätte müssen, stimme ich zu. Jedoch sind die Tore 2 und 3 nicht dadurch gefallen, sondern durch eine verunsicherte Abwehr durch erneut falsche Aufstellung ( 3-Kette, wo ausgebildete Verteidiger vorhanden waren ). So ein Spiel darf man nicht verlieren, auch bei diesen schlimmen Verhältnissen! In diesem Zuge mein Beileid den Angehörigen.

    Antwort
  • Ich stimme dem Geschriebenen des Ergebenen einschränkend zu. Das Spiel abzubrechen war nach den derzeitigen Statuten nicht möglich und meiner Meinung nach – bei aller Fassungslosigkeit und Trauer – auch richtig. Anders wäre es gewesen wenn diese furchtbare und schreckliche Tat vor dem Spiel passiert wäre. Ab der 67. Minute wussten die am Spiel Beteiligten das etwas schlimmes in Magdeburg passiert war, aber nicht das gesamte Ausmaß. Insoweit verstehe ich, dass die Verantwortlichen das Spiel weiter laufen ließen.
    Das erklärt aber nicht warum Rossmann sich die Gelb/Rote anholte. Denn das war die entscheidende Szene für das was folgte und nicht passieren darf. Insoweit Stimme ich Daniel Thioune zu: es gilt in der kurzen Pause viel nachzudenken wie entscheidende Dinge so zu verändern sind, dass unsere Fortuna eine erfolgreichere und konstantere Rückrunde spielt. 95OLE

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