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Patientin Fortuna – die Winterpausen-Diagnose

Nach dem ganzen schwer erklärbaren Hin und Her nimmt sich euer Dr. E.R. Gebener die Patientin mal so richtig vor.

Analyse · Damit wir uns nicht missverstehen: Bei einer ärztlichen Diagnose kann auch herauskommen, dass der Patient gar nicht krank ist. Oder auch, dass er nur so tut. Und um herauszufinden, was dem:der möglichen Kranken fehlt, muss der Doktor ein paar Analysen vornehmen und sich die Symptome genau anschauen. Einfach zu sagen, die Fortuna ist krank und irgendwem die Schuld geben, reicht nicht. [Lesezeit ca. 3 min]

Dass die Fortuna im Januar 2025 nicht ganz gesund ist, sieht auch ein Blinder mit nem Krückstock. Leider verfallen viele Fans angesichts der Malaise in reine Schuldzuweisungen, wobei, wie „in diesem Geschäft“ “ üblich, zuerst der Trainer zum Virus erklärt wird, der die Patientin befallen hat. Auch „der Vorstand“, genauer: Klaus Allofs und Christian Weber werden häufig zu Krankheitserregern erklärt. Und wer es mit Einzelheiten nicht so hat, macht pauschal „die da oben“ verantwortlich – hat sich ja auch außerhalb des Fußballs so eingewutbürgert. Wer aber die arme Fortuna so richtig dolle liebhat, macht sich Gedanken wie ein guter Arzt.

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Fehlende Konstanz

Okay, konstant kann auch ein Team voranschreiten, dass immer nur verliert. Unter Konstanz verstehen Fußballfreund:innen aber, dass die Mannschaft des Herzens nicht einmal zaubert wie irgendwelche Galaktischen, um eine Partie weiter dann aber ideenlos, mutlos und/oder hilflos aufzutreten. Sehr altgediente F95-Fans – Marke „Bin schon seit fuffzich Johr dabei!“ – verbreiten immer wieder die Legende, die glorreiche Fortuna sei schon immer so gewesen: Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. Diese Behauptung hält der Überprüfung mit Hilfe von Statistiken nicht stand. Tatsächlich kann F95 auch konstant.

Nur der Kader der Saison 2024/25, dem mangelt es an der ersehnten Konstanz. Verrückterweise manchmal sogar innerhalb eines Matches. Das ist dann die krankhafte Form der Inkonstanz, Symptom einer kollektiven mentalen Störung. Aber, alles was im Fußball kollektiv schiefläuft, ist immer die Summe der individuellen Ausfälle. Wenn immer mehr Jungs auf dem Platz vorwiegend über sich selbst nachdenken, geht das Kollektive nach und nach verloren. Gut, wenn es dann einen oder mehrere Kollegen gibt, die den Laden wieder zusammenrufen.

Ergo: Fehlende Konstanz kann nur durch verbesserte Sozialhydraulik geheilt werden.

Mangelnde Galligkeit

Irgendwann hat irgendein Spochtrepochter das Wort „Galligkeit“ in den Sprechgesang rund um Fußball eingeführt, wobei das Wort laut Definition folgendes bedeutet: Das Wort „Galligkeit“ bezieht sich auf eine Eigenschaft oder ein Verhalten, das durch Bitterkeit, Schärfe oder Boshaftigkeit gekennzeichnet ist. Es kann verwendet werden, um eine Person oder eine Äußerung zu beschreiben, die besonders scharf, bissig oder zynisch ist.“ Wenn der unbekannte Schurnalist wusste, was das Wort bedeutet, plädierte er also dafür, dass sich Kicker bitter, scharf, boshaft, bissig und zynisch benehmen – quasi im Sinne der sportlichen Ethik, die einst im olympischen Gedanken kondensiert wurde.

Was aber jenseits der Bedeutung gemeint ist, wenn von mangelnder Galligkeit einer Mannschaft die Rede ist: Das Team ist zu brav, zu lieb und zu flauschig. Ja, das trifft auf die F95-Truppe der Saison 2024/25 unter Cheftrainer Thioune wohl zu. Kollegen wie Käpt’n Hoffmann verstehen die Spieler anderer Mannschaften lieber als Kollegen, denn als Gegner. Da wird nach einer verlorenen Partie mit den Kickern der anderen Farben gescherzt und gelacht, da gibt sich freundlich.

Ist das wirklich so? Die Fairness-Tabelle sagt etwas anderes. Da liegt Fortuna Düsseldorf mit 47 Punkten (39 gelbe, je eine rote und eine gelbrote Karte) auf Platz 12, also im unteren Drittel. Diese Fiebermessung belegt also nicht, dass es den Fortunen an Galligkeit fehlt.

Dann schon eher der allgemeine Umgangston von Spielern, Trainern und Verantwortlichen. Da haut keiner mal so richtig auf den Tisch wie kürzlich der Herr Karaman. Da brüllt keiner einen Kollegen an wie es Axel Bellinghausen (mit wechselndem Erfolg) seinerzeit getan hat. Da gibt es mit Ísak Jóhannesson nur einen Spieler, der seine Mitspieler und die Fans mal so richtig doll animiert. Oder – wie der Ergebene schon mehrfach angemahnt hat – es fehlt einfach nur diese starke Emotionalität, die eigentlich zum Fußball gehört.


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2 Gedanken zu „Patientin Fortuna – die Winterpausen-Diagnose

  • Irgendwie macht der Artikel auf mich den Eindruck als würde da noch was fehlen. Ist das der komplette Text?

    Antwort
    • Ja, das ist der komplette Text, aber tatsächlich fehlt das was – dem Ergebenen ist beim Schreiben einfach der Fluss abhanden gekommen. Aber, er mochte den Anfang… ;–))

      Antwort

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