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Schweinfurt vs F95 (Pokal) 2:4 – Vorwiegend fruchtlose Tändelei

Nach einer teilweise erschreckend uninspirierten Vorstellung warf Fortuna den Drittligisten aus Schweinfurt doch noch aus dem Pokal.

Bericht · Ja, es war ein Kackspiel. Nicht im Sinne von übelriechendem, schleimigem Durchfall, eher wie harter Stuhl, der sich erst in der 66. Minute löste und in die Schüssel fiel. Oder poetisch ausgedrückt: Die Jungs in Rot tändelten bei maximalem Ballbesitz fruchtlos vor sich hin. Erfahrene Fortuna-Fans flüchten sich bei solchen Vorstellungen entweder in weinerliches Selbstmitleid („Datt war schon immer so bei Fortuna…“) oder rheinischen Galgenhumor („Wenn einer von den Schweinfurtern vom Platz fliegt, verlieren wir bestimmt“). Dass es am Ende doch noch gutgegangen ist, lag daran, dass Käpt’n Kastenmeier und Daniel Thioune in der Pause flammende Reden hielten und letzterer zwei notwendige Wechsel vornahm: Zimbo Zimmermann und Mo Heyer mussten raus. [Lesezeit ca. 6 min]

Schweinfurt vs F95: Auch die Schnüdel hatten Chancen (Screenshot Sky)
Schweinfurt vs F95: Auch die Schnüdel hatten Chancen (Screenshot Sky)

Denn es waren vor allem die beiden, die der schwächsten Offensive der dritten Liga so etwas ähnliches wie Chancen ermöglichten. Unterstützt von Tim Oberdorf und Jamil Siebert, die sich einige Schlampereien erlaubten – die ihnen ein ums andere Mal Schimpfe vom Mann in Rosa hinter ihnen eintrug. Zumal die beiden Außenverteidiger offensiv praktisch nicht stattfanden. Das änderte sich ausgerechnet mit dem so oft gescholtenen Valli Lunddal und Tim Rossmann, der sich plötzlich wieder in der Rolle des linken AV wiederfand.

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Die Coaches hatten ihre Buben in einem 4-1-4-1 angeordnet. Vor der Viererkette sollte Anou El Azzouzi einen nicht ganz so defensiven Sechser mimen. Die Eins ganz vorne gehörte Cedi Itten, und im Mittelfeld ballte sich die versammelte Kreativität des aktuellen Kaders: Soto Sotiris, Flo Muslija, Shinta Appelkamp und Chris Rasmussen – also, die AUF DEM PAPIER geballte Kreativität. In deren Verhalten findet sich der Schlüssel zu der Scheiße, die sich die Fans und Experten in der Retematäng antun mussten.

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Betrachten wir die Sache schmierölpsychologisch, könnte man von einer kollektiv niedrigen Frustrationstoleranzgrenze sprechen. Denn je weniger bei ihren Tändeleien raussprang, desto weniger fiel ihnen ein. Verdammt, dass die genannten vier (plus El Azzouzi) es können, ist doch offensichtlich und war in so manchem Testspiel auch zu sehen. Warum aber fuhr der gute Anou sein Engagement runter auf lauwarm, obwohl es doch nun wirklich um was ging? Wieso ließen sich Soto und Chris von dieser Lethargie anstecken? Weshalb versuchte es Florent angesichts dieser Spielerei nur immer auf eigene Faust? Und wieso fasste sich Shinta nicht noch öfter ein Herz?

Schweinfurt vs F95: Ratlosigkeit in der Trinkpause (Screenshot Sky)
Schweinfurt vs F95: Ratlosigkeit in der Trinkpause (Screenshot Sky)

Ergebnis in Hälfte 1 war ein fortunistischer Ballbesitz am Rande der 80 Prozent, aber nur neun oder zehn Torschüsse. Die Passquote war okay, die Zweikampfquote auch. Aber es ging über 45+4 Minuten nie irgendeine Art Ruck durchs Team; durch den meist mit verschränkten Armen und missmutigem Blick an der Linie stehenden Daniel Thioune übrigens auch nicht. An allen Ecken und Enden fehlt das Temperament – und, bitte, komme jetzt keiner mit abgegriffenen Buzzwords „Energie“ und „Mentalität“. Natürlich ist es ein bisschen schwierig, Leidenschaft zu erzeugen, wenn es keinen Feldspieler gibt, der das Stinkstiefelgen (Hallo, Sascha Rösler!) hat oder einfach mal so richtig aus sich rausgeht – wie ein gewisser Ìsak, der neulich den Äff-Zeh im Pokal gehalten hat (DAS tat weh!).

Die Stimmung auf dem Platz ist so eine Mischung aus Oberdorf und Appelkamp, nur wenn Siebert mal ausrastet, kommt Leben in die Bude, und er landet am Rande einer gelben Karte. Vielleicht muss Jordy de Wijs, der im Testspiel gegen Bocholt gebrannt hat wie ein Bengalo, allein aus diesem Grund in die Mannschaft, um den Kollegen serienweise in den Arsch zu treten.

Schweinfurt vs F95: Fortunistischer Torschuss, vergebens (Screenshot Sky)
Schweinfurt vs F95: Fortunistischer Torschuss, vergebens (Screenshot Sky)

Der unberechenbare Schiri Gerach, dessen kicker-Noten dauerhaft zwischen 2,0 und 4,5 changieren, nahm erfreulich wenig Einfluss aufs Ergebnis; der Elfmeter nach dem, was laut des bescheuerten Regelwerks nun „unerlaubtes Handspiel“ heißt, geht in Ordnung. Die Führung für die tapferen (Aua, Spochtrepochter-Slang!) Underdogs (Aua, nochmal) war glücklich, aber nicht unverdient. Zumal sie defensiv genau das zelebrierten, was eine harmlose Offensive am Toreschießen hindert.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Mental drastisch verändert kehrten die F95-Männer nach der Pause zurück auf den Rasen dieses wunderschönen Sachs-Stadions, das in der hinter dem Gästeblock untergehenden Sonne besonders bezaubernd erstrahlte. Offiziell waren 2.500 Anhänger der wirklich launischen Diva an einem Montag für eine Partie mit der fanfeindlichen Anstoßzeit von 18 Uhr nachgereist, und die feuerten die Mannschaft trotz der von ihr gespielten Kacke unermüdlich an, was Käpt’n Kastenmeier nach Abpfiff in einer Rede an die Fans ausdrücklich lobte. Und der Ergebene sagt auch: So lange wir alle, die eine Liebe zur Fortuna spüren und für diesen Verein sportlich tätig sind, zusammenhalten, ist noch gar nichts verloren. Außerdem: Wer da nicht mitgehen will oder kann, möge sich doch bitte still verpissen.

Schweinfurt vs F95: Der bestrahlte F95-Fanblock (Screenshot Sky)
Schweinfurt vs F95: Der bestrahlte F95-Fanblock (Screenshot Sky)

Was zuvor manchmal schön aussah, aber zu nichts führte, bekam nun Druck. Entlastung konnten sich die Schweinfurter kaum noch verschaffen. Zu welch feinen Kombinationen die Fortunen der Saison 2025/26 fähig sind, zeigten sie nun regelmäßig, und über den Rest der Spielzeit brachten sie es dann auf 15 Torschüsse. Dass sie diese spielerische Überlegenheit schließlich ab der 66. Minute in Buden ummünzen konnten, hatte aber auch etwas damit zu tun, dass die Schnüdel nun kräftemäßig deutlich abbauten und deshalb a) Zweikämpfe verloren, die sie in der Zeit bis dahin noch gewannen, b) sie oft dem roten Geschehen nicht mehr folgen konnten und c) auch kaum noch einen Konter hinkriegten – sie waren einfach platt.

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In SIEBEN Minuten ging’s dann rund. 66. Minute: Prima Kombinationsfußball über den Platz, Valli Lunddal kommt rechts oben in den Strafraum, schiebt sauber rüber auf Shinta Appelkamp, der präzise oben rechts einlocht. 68. Minute: Anou El Azzouzi feuert aus der Entfernung zentral eine Rakete ab, der 05-Keeper lässt nach vorne abprallen, Cedi Itten staubt das Ding ab und macht die Hütte. 72. Minute: Ballgewinn in der eigenen Hälfte, schneller Konter, schlimmer Ballverlust eines Schweinfurters nach Zweikampf, Shinta Appelkamp kriegt das Ei und hebt es quer über den Strafraum hinweg auf Flo Muslija, der nix vor sich hat, außer dem halbleeren Tor.

Schweinfurt vs F95: Elfer versenkt (Screenshot Sky)
Schweinfurt vs F95: Elfer versenkt (Screenshot Sky)

Plötzlich steht’s 1:3. Aber, es wäre ja nicht fortunesk, würde es nochmal nach Anbrennen riechen. Denn kurz danach lümmelt Käpt’n Kastenmeier gut zwanzig Meter vor seiner Bude. Ein Schnüdel sieht das und zieht aus gut fünfzig Metern ab. Flo läuft rückwärts und merkt kurz vor der Linie, dass er es nicht schaffen wird. Der Ball aber, der landet auf der Latte – Glück gehabt. Das war’s aber noch nicht, denn kurz danach beherrschen gleich FÜNF Fortunen gegen zwei Verteidiger und den Torwart den Sechzehner, kriegen die Pille aber nicht ins Gehäuse. Und noch mehr: Die Schnüdel fahren einen einfachen Angriff, Ball kommt von außen auf einen anlaufenden Stürmer, den Sotiris aus den Augen verliert, sodass der fein abziehen und das 2:3 erzielt.

Und schon kommen unter den nun gebannt auf die Flatscreens in der Retematäng starrenden Fans die üblichen Sprüche auf: „Die verlieren das noch!“ und ähnlich. Aber mehr haben die wirklich erschöpften Gastgeber nicht drin. Im Gegenteil: Wieder eine hübsche Kombination unter Beteiligung von Anou El Azzouzi, Soto Sotiris und Flo Muslija. Letzterer sieht, wie sich Shinta Appelkamp in den Strafraum schleicht und spielen den perfekt an; Shinta umkurvt den Tormann und schiebt zum 2:4 ein.

Schweinfurt vs F95: Freude nach dem schönen 2:4 durch Shinta (Screenshot Sky)
Schweinfurt vs F95: Freude nach dem schönen 2:4 durch Shinta (Screenshot Sky)

War der Sieg verdient? Am Ende, würde der Ergebene sagen, ja. Was sich aber in der ersten Halbzeit abspielte, war fast so deprimierend wie die Niederlage gegen Hanoi. Dass wir uns inzwischen ernsthafte Sorgen um die Defensive machen müssen, war so nicht zu erwarten. Eigentlich bleibt den Coaches nichts anderes übrig, als Zimbo Zimmermann, Tim Oberdorf, Jamil Siebert und/oder Mo Heyer mal pausieren zu lassen. Zumal wir ja mit Kenny Schmidt einen begabten IV und Jordy de Wijs einen Kämpfer im Kader haben und Valli Lunddal gestern ziemlich gut drauf war. Nur hinten links, das fehlt was. So lange es für diese Position keinen Neuzugang gibt, würde der Ergebene empfehlen, Tim Rossmann dort zu zweckentfremden.

Schweinfurt vs F95: Das 2:3 musste nicht sein (Screenshot Sky)
Schweinfurt vs F95: Das 2:3 musste nicht sein (Screenshot Sky)

Im Übrigen glaubt der Ergebene nicht, dass der Sieg im Pokal gegen den Letzten der dritten Liga irgendwelche Auswirkungen auf das schwere Auswärtsspiel in Paderborn am kommenden Samstag haben wird. Nein, die F95-Kicker werden durch den Erfolg nicht besonders motiviert sein, und dass sich nun die Abstimmungsprobleme, die gegen die 96er so offensichtlich waren, in Luft auflösen werden, steht nicht zu erwarten.

Und wie sieht’s mit der Trainerdiskussion aus, die gestern unter den Experten auch ein paar Mal aufflammte? Überwiegende Meinung war, dass dessen Verbleib im Job nicht von den kommenden Ergebnissen abhängig sein sollte, sondern davon, dass Daniel Thioune es endlich schafft, dass die begabten Jungs ihre Begabungen endlich mal mit dem nötigen Selbstbewusstsein abrufen, ob sie endlich mal so etwas wie Feuer auf den Platz bringen, dass sie (F95-Unwort der Saison) „All-in“ gehen. Sagen wir aus Fansicht: Wenn wir endlich mal wieder Spaß am Spiel unseres Teams haben, dann steht Thioune erstmal nicht zur Disposition.

Jetzt fehlt nur noch ein erfreuliches Los für die nächste Runde. Gezogen wird am kommenden Sonntag, und am schönsten wäre natürlich, gäbe es dann endlich, endlich, endlich mal wieder ein Heimspiel. Gegen den hässlichen Äff-Zeh zum Beispiel, das wär doch was.

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Ein Gedanke zu „Schweinfurt vs F95 (Pokal) 2:4 – Vorwiegend fruchtlose Tändelei

  • Armin Weyen

    DANKE für den Bericht. Nix zu ergänzen. Und das man (endlich) wieder mal Spaß an einem Spiel der Fortuna haben könnte, wäre zu wünschen. Daran krankt es nämlich am allermeisten meiner Meinung nach. Ich kann mich an vorletzte Saison erinnern, da gab es wenigstens mal Aufregung usw. Man fieberte mit. Seit da, keins mehr mit unterhaltungsfaktor.

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