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F95 vs Kräuterfürzchen 1:0

Ihr sehr ergebener Berichterstatter glaubt angesichts der diversen Kommentare von Fortuna-Fans in den halbwegs sozialen Medien und Foren, er habe gestern ein ganz anderes Spiel gesehen. Während dort viel Lob ausgeschüttet wird, hat er vor allem wieder eins gesehen: Fehler über Fehler. Nicht dass wir uns missverstehen: Gekämpft haben die Herren, gerannt sind sie, versucht haben sie einiges, aber guter Fußball war das so überhaupt gar nicht. Nein, selbst im Vergleich mit der bisherigen Saison käme diese Partie nicht unter die Top 5 der F95-Auftritte. Der Unterschied zu den Grottenkicks bestand nur darin, dass die Fehler ungleichmäßiger verteilt waren … und dass ein gewisser Herr Rensing seine Hütte behütete wie seine Augäpfel. Den Unterschied zu den trostlosen Dingern in Leipzig und beim Glubb machte einzig und allein unser Axel aus, der vom Anpffiff an bis zu seiner Auswechslung in der 68. Feuer in die Sache brachte – und darüber hinaus. Denn kaum hatte er die Wärmejacke an, tobte er in der Coaching-Zone rum wie ein Dilldöppchen und trieb seine Kollegen an. Mit Erfolg: Denn ab etwa der 70. Minuten war klar zu erkennen, dass die Herren Söldner da unten wirklich ernsthaft gewinnen wollten.

Bis dahin war es ein durchweg langweiliges Spiel mit wenig Zweikämpfen und wenig Torchancen auf beiden Seiten. Natürlich spielte die Spvgg auf Halten, nachdem sie in den ersten zwanzig Minuten ziemlich viel Druck auf unsere Defensive ausgeübt hatte. Aber die stand ziemlich sicher, weil der Herr Haggui wieder mittun konnte und prima mit dem ollen Bodze kooperiert. Und wieder gilt der Satz: Wenn der Herr Schauerte sich darauf besinnt, dass er in erster Linie Verteidiger ist, dann wird hinten alles gut. Von einer Offensive oder gar einem Sturm kann ja beim derzeitigen Kader keine Rede sein. Oder sollen wir jetzt die offensiven Mittelfeldspieler Demirbay und Sararer zu Stürmern erklären? Oder den unermüdlichen Wühler, den finalen Torschützen Didi Ya Konan? Ja, auch Ihrem Ergebenen ist nicht verborgen geblieben, dass „man das heute so spielt“. Aber Spaß macht das nicht. Viel schöner ist es, wenn Außenstürmer die Linie runter rennen, dann in den Sechzehner flanken und ein Knipser einlocht. Apropos Außenstürmer: Der Herr Bolly dürfte so langsam seinen Stammplatz im Kader verloren haben – mit Fußball hat das überhaupt nichts zu tun, was er da treibt. Vielleicht wegen seiner irrwitzigen Verletzungsanfälligkeit scheut er jeden Zweikampf wie der Düsseldorfer das Kölschbier. Und mit der Ballannahme hapert es genauso wie mit der Ballbehauptung. Schnelligkeit allein reicht nicht. Und wenn sich der gute Ihlas von seinem doofen Berater trennen und wieder auf dem Boden landen würde, dann hätte er gegenüber dem Herrn Bolly immer die besseren Chancen.

Natürlich sind die Herren Demirbay und Sararer tolle Fußballer, aber offensichtlich nicht frustfest, denn immer, wenn’s nicht ganz rund läuft verstecken sie sich. Rund lief es beim Herrn Demirbay gestern nicht immer, aber der war beinahe so engagiert wie der Axel. Plus: Er kann Ecken und Freistöße! Eine wertvolle Zutat zum aktuellen System, dass Trainer Kramer den Jungs beizubiegen versucht. Leider hapert es beim Hamburger Leihsöldner an Torschüssen. Der Herr Sararer war gut aufgehoben bei den fränggischen Verteidigern und tauchte unter. Kommen wir zum nominellen Mittelfeldduo, den Herren Koch und Sobottka. Beide gestern unauffällig, aber vermutlich die F95-Kicker mit den geringsten Fehlerquoten. Leider ein wenig uninspiriert; Spielmacher sind die beide nicht. Beim bärtigen Herrn Holthaus weiß man nicht so recht: In Nürnberg der Vollversager, brachte er nach seiner Einwechslung noch einmal eine Portion Extraschwung. Und dass der Innenverteidiger des Grauens von Nürnberg, der neue Herr Madlung, dann auch noch aufs Grün durfte, muss als geschickter Schachzug des Trainers gewertet werden, der diesen wirklich guten Fußballer so aufzubauen gedenkt.

Anfangs lag eine bleierne Müdigkeit über den Fans auf der Süd; man sah sich an und fragte sich gegenseitig: Was machen wir hier eigentlich? Erschreckend wie nachhaltig der Frust inzwischen ist, denn derart viele und große Lücken hat man auf der Stehtribüne nicht mehr gesehen, seit wir wieder Stehplätze haben. Von Anfeuerung konnte nach der ersten halben Stunde bis ungefähr zur 80. kaum die Rede sein. Wenn sich UD immer noch an der Spitze der „Blockhierarchie“ sieht, dann leidet die Gruppe an Selbstüberschätzung – auch hier schrumpft man vor sich hin und leidet still am Kapo, der irgendwann immer zu den Schlafliedern greift, die dann jede Euphorie abtöten wie die Spritze vor einer Wurzelbehandlung. Und dass der Vorsänger ernsthaft den Text von „Wir alle singen jetzt ein Lied“ nicht auswendig kann – wo doch Tausende auf der Süd das Ding fest im Singhirn verankert haben -, die Zeilen vom Smartphone ablesen muss und sich dann dabei auch noch verhaut, ist einfach nur lächerlich. Vielleicht sollte UD mit dem geforderten Neuanfang bei sich beginnen, sich selbst auflösen, um dann wie Phönix aus der Asche wieder als mächtige Ultra-Truppe auferstehen zu können.

Dass der bisweilen gescholtene Herr Ya Konan im Grunde seiner Seele doch ein Knipser ist, bewies er in der 80. Minute. Er schlich sich von rechts in den Fürther Strafraum, wohin ein schön geschossener Freistoß vom Herrn Demirbay segelte. Keiner hatte ihn im Visier, und er köpfte die Pille ins Netz. Mehr war dann auch nicht drin, obwohl des in der Folge dann noch drei halbwegs brauchbare Chancen gab. Nein, ein Knotenplatzer war das nicht, und, wer weiß, ob ohne die Anwesenheit des Axels überhaupt so viel Engagement in Rot zu sehen gewesen wäre. Es bleibt zu hoffen, dass sich einige der begabten Söldner mal so richtig von ihm anstecken lassen und dann endlich einen Auswärtssieg einfahren – zum Beispiel in anderthalb Wochen am Millerntor. Das deprimierende 0:4 vom diesjährigen Ostermontag gilt es schließlich auszubügeln.

Außerdem: Irgendwann kurz vor Anpfiff kam ein junger Mann am Platz Ihres Ergebenen vorbei und reichte einen Becher Altbier mit der Bemerkung „Ich les immer gern das im Düsseldorfer“ herüber. Der Ergebene war tief gerührt und … könnte sich an diesen Dank gewöhnen.


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