SpielberichteUnsere Profis

Hertha vs F95 1:0 – Bitter, bitter, bitter, unfassbar bitter

Nach einer überlegen geführten ersten Halbzeit mit jeder Menge Chancen, verlor die erschöpfte Fortuna gegen Hertha durch ein Tor in der 97. Minute.

Bericht · Um solch ein unfassbares Ergebnis in Worte zu fassen, muss sich selbst der Ergebene im Zettelkasten der Spochtrepochter bedienen: „Wer aus so vielen Chancen kein Tor macht…“ und „Sie haben sich in der ersten Halbzeit nicht belohnt.“ Die Realität ist aber komplexer als die Binsen der fußballbeobachtenden Zunft. Die Wirklichkeit sagte gestern zum Beispiel: Die Kondition fast aller F95-Kicker reicht für kaum mehr als 60 Minuten. Und: Jede Abwehr ist so nur so gut wie ihr schwächstes Glied. Der Rest ist dann vorwiegend positiv – auch ohne Energie-Gelaber und Leidenschafts-Beschwörungen. Der Ergebene kommt nach dieser (siehe oben) unfassbaren Partie, in der die Gastgeber in der 97. Minute das 1:0 machten und die Fortuna eine Minute später um ein Haar ausgeglichen hätte, zu dem Schluss, dass wir gestern die beste fortunistische Halbzeit seit der Niederlage im ersten Spiel in Bielefeld gesehen haben. [Lesezeit ca. 10 min]

Hertha vs F95: Guten Tag, Hertha, guten Tag, Fortuna (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Guten Tag, Hertha, guten Tag, Fortuna (Screenshot Sky)

Man sagt, es sei die wesentliche Aufgabe eines Trainers, seine Spieler besser zu machen. Nun liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Markus Anfang seine Burschen innerhalb von drei Wochen kollektiv verbessert hat, im Promillebereich. Der einzige Hebel, den solch ein Coach hat, ist der/die/das Mentale. Und an irgendeinem Draht muss Anfang gezupft haben, denn drei Vollversager der vergangenen Woche zeigten ordentliche Leistungen. Allen voran Kenny Schmidt als linker Außenverteidiger, der seine Seite jederzeit im Griff hatte, aber auch kaum Zeit, vorne mal irgendwas zu machen. Nun ist der arme Kenny auch noch verletzt: In der 68. Minute ließ er sich ohne Gegnereinwirkung fallen, und was zunächst nach einem Krampf aussah, dürfte leider eine echte Verletzung sein.

UNTERSTÜTZT die FORTUNA-PUNKTE!
Na, schon gespannt auf den Bericht? Nach dieser kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von sogenannten Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Okay, die Gemeinde der dauererregten Wutfans (die immer wütend werden, wenn der Ergebene diesen Ausdruck verwendet, hi, hi, hi…) hat den beziehungsweise die Schuldigen schon gefunden: Der Thioune war’s! Der Thioune und seine komischen Co-Trainer! Und der Athletiktrainer! Und, ja, vielleicht auch irgendwie Ulf Blecker. Und der Moraltrainer Zehle. Klar, die Generalschuld aber geht – ta-taa! – an Allofs und Weber. Als ob eine wasserdichte Antwort auf die Schuldfrage was bringen würde. Und trotzdem lohnt es sich, mal genauer auf die Verletztenliste zu schauen und zu verifizieren, ob es ein kollektives Konditionsproblem wirklich gibt – Thema für einen separaten Artikel.

Hertha vs F95: Chance nr. 1 für die Fortuna (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Chance nr. 1 für die Fortuna (Screenshot Sky)

Zwei Leihspieler, die dem Ergebenen in der vergangenen Woche ganz gehörig auf den Geist gegangen sind, zeigten sich auch verbessert (und hatten vor allem null Konditionsprobleme): Jesper Daland und Tim Breithaupt. Der Norweger rannte und biss, leider aber geht das 1:0 der Hertha zu 89,7 Prozent auf seine Kappe. Er begleitete den späteren Torschützen höflich bis zu dem Punkt, wo ein Weggrätschen mit einiger Sicherheit zu einem Elfer geführt hätte. Das war eine der wenigen, aber immer noch zu vielen Fehlentscheidungen der Leihgabe vom englischen Drittligisten Cardiff City. Wie die Transfergurus den auf einen Marktwert von 4,5 Mio schätzen konnten, wird ewig ein Rätsel bleiben.

Hertha vs F95: Chance Nr. 2 für die Fortuna (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Chance Nr. 2 für die Fortuna (Screenshot Sky)

Als die Startaufstellung durchkam, entrang es dem Ergebenen ein „Oh, nein!“ Damit war er in der Gemeinde, die sich zum Rudelguck in der Retematäng versammelt hatte, nicht allein. Denn das Trio infernale der Braunschweig-Partie (K. Schmidt, Daland, Breithaupt) durfte von Minute 1 ran. Das hat auch was mit dem per Verletzungen geschrumpften Kader zu tun. So musste Eli Egouli mit nach Berlin, obwohl die Zwote nachmittags gegen Paderborn II dran war (und äußerst unglücklich mit 0:2 verlor). Simon Vu, den sich viele Fans gewünscht hatten, konnte Anfang bei Langeneke nicht loseisen.

Hertha vs F95: Chance Nr. 3 für die Fortuna (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Chance Nr. 3 für die Fortuna (Screenshot Sky)

Wie unwichtig ihm die Systemfrage ist, bewies unser Neutrainer so eindrucksvoll, dass sich die Content-Macher vom Kicker und von bundesliga.de erst nach Spielbeginn auf ein 4-1-4-1 einigen konnten (das der Ergebene übrigens so nicht gesehen hat). Sicher, Tim Breithaupt machte den defensiven Sechser vor der Viererkette, die dieses Mal sturheil als Viererkette auftrat, von den offensiven Ausflügen des Zimbo Zimmermann einmal abgesehen. Dass Danny Schmidt nach dem Ausfall des beckengeprellten Cedi Itten als einziger Spitze operierte, war vorhersehbar – mit Doppelspitze (Danny plus Czeki Celar) anzutreten, wäre aber auch zu mutig gewesen.

Hertha vs F95: Chance Nr. 4 für die Fortuna (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Chance Nr. 4 für die Fortuna (Screenshot Sky)

Kollege Breithaupt, der Augsburg-Leihe, die über K’lautern zu uns gekommen ist, war anzumerken, dass er bereit und willens ist, sich durchzubeißen. Entsprechend seiner Position suchte er jeden Zweikampf und hatte in dieser Disziplin am Ende eine ordentliche Quote. Der Ergebene ist keiner, der irgendwelche Spieler, die ihm aus irgendwelchen Gründen nicht gefallen, fertigmachen will. Denn: Echte Fans sind mit ALLEN, die das rotweiße Logo auf der Brust tragen, solidarisch. Punkt. Und an ein paar Stellen blitzte auf, dass der Timmi (wie ihn Freunde nennen) sogar das Zeug zu einem Führungsspieler hat. Drücken wir ihm weiter die Daumen.

Hertha vs F95: Chance Nr. 5 für die Fortuna (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Chance Nr. 5 für die Fortuna (Screenshot Sky)

Zumindest in der ersten Halbzeit hat der Ergebene Anou El Azzouzi eher als offensiven Sechser, denn als Achter (so ordneten die Medienvertreter ihn ein) gesehen. Dass er dementsprechend nicht sehr oft mit nach ganz vorne ging, machten ihm einige Beobachter zum Vorwurf. Dabei war der Rest klar: Florent „Mukki“ Muslija als zentraler Zehner, Emma Iyoha als klassischer Linksaußen und Chris Rasmussen als rechter Außenstürmer mit Drang in die Mitte.

Wie wär’s? Ein Schumacher-Stadion-Alt (5,50 €) pro Spielbericht – einfach per Paypal geben:

oder per Paypal an ergebener@fortuna-punkte.de senden.

Grau, mein Freund, ist alle Systemtheorie, Fußball wird gespielt und nicht gestellt. Und da überraschte uns die liebe Fortuna. Zwar hielten sich die Herren in Rot in den ersten sechs, sieben Minuten noch ein bisschen zurück. Als aber Rasmussen einen verunglückten Rückpass von diesem Reese abfing, begann der Sturmlauf. Apropos: Der gefürchtete Herthaner (Witz am Rande: Der einzige Käpt’n, der seine Binde am Kopf trägt) erschien entgegen allen Erwartungen zunächst auf dem rechten Flügel seines Teams, spielte ganz weit draußen und bekam es mit Kenny Schmidt und Emma Iyoha zu tun. Später wechselte Reese die Seiten, und Zimbo Zimmermann musste sich mit ihm herumschlagen. Man kann nicht sagen, die genannten Fortunen hätten den Stirnbandmann aus dem Spiel genommen, aber gefährlich wurde Reese erst in der zweiten Halbzeit.

Hertha vs F95: Chance Nr. 6 für die Fortuna (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Chance Nr. 6 für die Fortuna (Screenshot Sky)

Wo waren wir? Ach ja, siebte Minute. Wir sehen eine bissige Fortuna, die Zweikämpfe sucht und gewinnt, zweite Bälle holt und sich im One-Touch-Kick versucht. Die olle Tante Hertha ist derbe verwirrt und weiß nicht so recht, was sie dagegen tun soll. Und jetzt mal zum Aufderzungezergehenlassen: Sage-und-staune SECHS echte Torchancen für F95 zwischen der 7. und der 26. Minute. Sechs! In Worten: 6. Wann hatten wir das zuletzt? Muss damals gewesen sein, als wir einen Christos Tzolis in den Reihen hatten…

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Aber Hertha-Trainer Leitl ist ja auch nicht ganz doof und ordnet eine drastische Notmaßnahme an. Die blauweiß Gestreiften stehen jetzt mit zwei vertikal nahe stehenden Dreierketten da, die so gegeneinander verschieben, dass kaum noch Raum für den fortunistischen Angriffswirbel bleibt. Dafür belassen sie es in Sachen Offensive bei Kontern, und in der 38. Minute findet tatsächlich die erste und einzige nennenswerte Torchance der Berliner statt. Käpt’n Kastenmeier hatte bis dahin wenig mehr zu tun, als Abschläge zu dreschen.

Hertha vs F95: Der mächtige Fortuna-Block im O-Stadion (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Der mächtige Fortuna-Block im O-Stadion (Screenshot Sky)

Die Statistik zur Halbzeit konnte in der Wolle gefärbten Fortuna-Fans schon kleine Freudentränen in die Augen treiben. Zehn zu zwei Torschüsse führten zu einem xGoals-Vergleich von rund 1,2 zu 0,1. Die Passquote von 79 zu 77 Prozent zugunsten der Hertha hat ihre Ursache in dem beherzten Zwischengehen beider Teams. Mehr gelaufen sind unsere Jungs, mehr Zweikämpfe haben sie gewonnen, mehr Ecken erzielt. Und hätte der glänzend arbeitende Schiedsrichter Willenborg beim Herthaner Cuisance Ernst gemacht, hätte er den nach seinem zweiten Meckeranfall auch mit Gelbrot des Feldes verweisen können. Und dann…

Hertha vs F95: Chance Zimbo geht k.o. (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Chance Zimbo geht k.o. (Screenshot Sky)

In der Pause waren sich die Expert:innen in und außerhalb der Retematäng einig: Das war die beste Halbzeit der Fortuna in dieser Saison, sogar einen Hauch besser als kürzlich in Bielefeld, wo uns ein nicht gerechtfertigter Platzverweis das Genick brach. Und weil die Truppe prima auftrat und gut harmonierte, gab es keinen Grund für Auswechslungen. Wie schon erwähnt: Kenny Schmidt musste in der 68. verletzt raus, für ihn kam Mo Heyer. Was genau Markus Anfang bewogen hat, den quirligen, robusten und ideenreichen Chris Rasmussen schon in der 59. rauszunehmen und Luca Raimund für ihn auf den Platz zu schicken, malte dicke Fragezeichen in die Expert:innengesichter. Verletzt schien der Däne nicht, müde auch nicht wirklich. Vielleicht wollten Anfang und seine Co-Coaches nicht riskieren, dass Rasmussen irgendwann völlig erschöpft war. Man muss beim Mann von Ajax immer bedenken, dass er noch nie(!) in seiner Profikarriere mehr als drei Partien nacheinander absolviert hat.

Wie wär’s? Ein Schumacher-Stadion-Alt (5,50 €) pro Spielbericht – einfach per Paypal geben:

oder per Paypal an ergebener@fortuna-punkte.de senden.

Jedenfalls war damit der erste Knick im fortunistischen Offensivbemühen getätigt. Denn der sicher ziemlich begabte Luca Raimund, dem natürlich jede Spielpraxis fehlt, fand erneut überhaupt nicht ins Spiel; bisweilen schien es, als spielten die Kollegen einfach an ihm vorbei, und wenn er am Ball war, verlor er das Ding alsbald. Der rechte Flügel war nach dem Wechsel mausetot. Also, lieber Herr Anfang: Warum dieser Wechsel? Ein bisschen nachvollziehbarer dagegen die Auswechslung von Florent Muslija, der ein wenig überspielt wirkte. In Hälfte 1 war er der Spieler mit den meisten Ballkontakte, eine echte Verteilstelle, aber ohne die Kreation von Chancen für die Mitspieler. Er trat die Ecken und die beiden offensiven Freistöße – ganz ordentlich, aber nur zweimal mit Budenpotenzial. Es war einfach nicht sein Tag. Daran, dass der für ihn gekommene Shinta Appelkamp in den Live-Tickern nur ein einziges Mal genannt wird, lässt sich ablesen, wie wirkungslos er gestern war.

Hertha vs F95: Kenny Schmidt beim Einwurf - später leider verletzt (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Kenny Schmidt beim Einwurf – später leider verletzt (Screenshot Sky)

Der Spielfilm der zweiten Halbzeit hatte wenig Spannung. Bis zur 60. Minute hatten beide Mannschaften keinen wirklichen Plan. Leitl macht den Dreierwechsel und bringt unter anderem den späteren Siegtorschützen Krattenmacher. Reese wechselt wieder rüber auf die rechte Seite. Und spätestens nach dem Ausscheiden vom armen Kenny Schmidt wird deutlich, dass die Herthaner viel mehr Saft im Tank haben als die Fortunen. Jetzt gewinnen die Hausherren die Zweikämpfe und holen die zweiten Bälle, jetzt übersprinten sie ihre Gegenspieler in regelmäßigen Abständen. Und plötzlich stehen Tim Oberdorf und vor allem Käpt’n Kastenmeier im Kreuzfeuer. Nun sind es die Berliner, die Chance auf Chance versieben. Wobei unser Torwartheld zwei sagenhafte Paraden abliefert.

Hertha vs F95: Kastenmeier-Parade Nr. 1 (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Kastenmeier-Parade Nr. 1 (Screenshot Sky)

Nehmen wir die Aktion in der 76. Minute. Billard im Fünfer. Geblockte Schüsse, die zurückprallen, Kaste mitten im Geschehen, geht zum kurzen Pfosten, aber wieder flipperte die Pille durch die Gegend, und dann schießt ein Herthaner aus maximal neun Metern aufs Tor. Der Käpt’n bewegt sich nach rechts, das Ei will links von ihm vorbei. Da streckt er seine linke Hand aus, klatscht den Ball damit zu Boden und nimmt die aufspringende Kugel lässig in die Hände. Sen-Satz-Jonell!

Hertha vs F95: Kastenmeier-Parade Nr. 2 (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Kastenmeier-Parade Nr. 2 (Screenshot Sky)

Vorher schon in der 69. Minute. Eine tausendprozentige Chance für den BSC. Reese spielt den Ball scharf und flach von rechts vors Tor, wo ein Herthaner die Pille noch verpasst, sein dahinter stehender Kollege dann aber frei vor Kastenmeier zum Schuss kommt. Unser Käpt’n aber wirft sich mit allem, was er hat auf den Ball und verhindert das 0:1. Die 79.: Kastenmeier hält einen gefährlichen Schuss von Reese locker mit beiden Händen. Bei den MatchFacts auf bundesliga.de wird ja jetzt auch ein xSaves-Wert ermittelt, mit dem die Leistung der Torleute bewertet wird. Kapitän Florian Kastenmeier kommt auf einen Wert von +1, was bedeutet: zwei „Saves“ waren zu erwarten, drei „Saves“ hat er geliefert.

Bis etwa zur 85. Minuten hat Hertha BSC Oberwasser, aber dann ziehen die Fortunen nochmal an. Wenn beide Teams auch nur die dicksten Chancen in Hütten verwandelt hätten, stünde es wohl schon 3:3 oder sowas. Das 0:0 ist angesichts der vielen Gelegenheiten enttäuschend, aber gerecht. Gewinnen kann hier nur noch die Mannschaft, der das gelingt, was Spochtrepochter gern (aber falsch) „Lucky Punch“ nennen, denn der aus dem Boxsport stammende Begriff meint den einen glücklichen und entscheidenden Treffer, den der unterlegene Gegner landet und damit siegt. Unterlegen sind aber weder die Fortuna noch die Hertha, und ein entscheidendes Tor muss ja kein Glückstor sein.

Hertha vs F95: Emma macht den Katemann (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Emma macht den Katemann (Screenshot Sky)

So wäre die Bude, die Emma Iyoha um ein Haar in der 86. Minute erzielt hätte, eben kein Glückstor gewesen. Czeki Celar legt perfekt auf den anlaufenden Emma auf, der den Ball mit seinem etwas stärkeren rechten Fuß sauber trifft und abzieht. Nur um Zentimeter streicht das blöde Ding am Pfosten vorbei. Männo! Das wär’s doch gewesen!

Nachzutragen ist noch, dass Zimbo Zimmermann in der 70. bei einem Zweikampf, der ihm eine gelbe Karte eintrug, bös einen mit dem Ellenbogen an die Schläfe gekriegt hat. Er wurde behandelt und spielte weiter, um dann in der 73. Minute zu Boden zu gehen. Zimbo sieht aus wie ein Boxer, der ein paar Fäuste zu viel abbekommen hat, und muss raus. Die Heimfans hätten ihn am liebsten schon vom Platz fliegen sehen, denn schon in der 22. Minute forderten sie im Chor mit diesem Cuisance eine gelbe Karte für Zimbo. Der hatte den Herthaner abgelaufen, der sich nach vorne fallen ließ, als sei er gefoult worden – Schiri Willenborg sah auch ohne Zeitlupe, dass Cuisance da eine Art Schwalbe produziert hatte. Klaus Sima Suso kam für Zimmermann, übernahm aber von Mo Heyer den Posten als linker AV – er machte seine Sache wieder sehr ordentlich.

Hertha vs F95: Das fürchterliche 1:0 für die Berliner (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Das fürchterliche 1:0 für die Berliner (Screenshot Sky)

Spätestens ab der 90. Minute und der Ankündigung von sieben Nachspielminuten gehen beide Teams all-in (Darf man den Ausdruck überhaupt noch im Zusammenhang mit Fortuna verwenden?), beide Mannschaften sind mit dem Unentschieden nicht zufrieden, weil es beiden tabellarisch auch nicht wirklich weiterhilft. Ein blindes Anrennen wird es trotzdem nicht, wobei die Roten aus Düsseldorf ein wenig mehr drücken. Sogar ein bisschen zu sehr, denn in der 96. laden sie die Hertha zum Umschaltspiel ein, Reese leitet weiter auf Krattenmacher, der Daland umkurvt und das Ei dann aus gut fünfzehn Metern mit vollster Wucht halbrechts unter die Latte ins Netz haut. Aus summa summarum dreißig Torschüssen beider Teams entsteht also genau ein Törchen.

Wo sich die Truppe vor einigen Wochen noch in ihr Schicksal gefügt hätte, da zeigte sie gestern ein ganz anderes Gesicht: Alle volles Rohr nach vorn! Käpt’n Kastenmeier inklusive. 90+9, Emma macht von rechts den Katemann, der Ball landet im Getümmel bei Tim Oberdorf, der mit der Hacke aufs Tor zielt. Aber der Hertha-Keeper Ernst streckt sich im richtigen Moment und kratzt die Kugel noch so gerade eben um den Pfosten. Das wär’s gewesen.

Hertha vs F95: Der Beinahe-Ausgleich in der 100. Minute (Screenshot Sky)
Hertha vs F95: Der Beinahe-Ausgleich in der 100. Minute (Screenshot Sky)

Nicht alles, was bitter ist, ist schlecht. Magenbitter, zum Beispiel: Underberg, Jägermeister und Killepitsch schmecken gut. Eine bittere Niederlage dagegen nicht, sie schmerzt einfach nur. Und der Ergebene meint: Bei bitteren Niederlagen bringt die Suche nach Schuldigen nichts. Da kann es maximal um die nüchterne Analyse der möglichen Ursachen gehen. Rund ums gestrige Spiel gibt es auch niemanden aus dem Fortuna-Stall, über den zu schimpfen wäre. Wir Menschen, die wir das F95 auf dem Herzen tätowiert haben, wir müssen einfach mit dem Schmerz und der Enttäuschung fertig werden. Aber, darin sind wir ja geübt. Oder wie der frühere Comedian Dieter Nuhr einst sagte: „Wer die Fortuna liebt, braucht das Leben nicht zu fürchten.“ Bleibt wahr, der Spruch.

Haken wir die bittere Pille aus Berlin vorerst ab und richten wir unsere ganze positive Energie (Er hat Energie gesagt, Daniel!) auf das Pokalspiel gegen Freiburg am Mittwoch, das erste Heimspiel im DFB-Pokal seit Generationen. So sehr sich der Ergebene aus oft beschriebenen Gründen wünscht, die Fortuna möge gewinnen, so sehr ist ihm bewusst, dass die Jungs diese Partie gar nicht verlieren können. Schlagen sie den SCF, ist es eine Sensation und bringt pfundweise breite Brust. Verlieren sie knapp, wird man den Kampfgeist loben können. Und kriegen sie eine Klatsche, heißt es: War ja klar.

Am 2. November gilt’s dann wirklich. Da gibt’s das Heimspiel gegen die süßen Teufelchen aus dem finst’ren K’lautern mit dem doofen Ritter als Kapo. Der 1. FCK spielt aktuell um die Spitze mit, zeigt aber auch durchaus schwankende Leistungen. Eine gute Gelegenheit also, den immer noch ziemlich geduldigen Fans den ersten Heimsieg im Ligabetrieb 2025/26 zu schenken.

Wie wär’s? Ein Schumacher-Stadion-Alt (5,50 €) pro Spielbericht – einfach per Paypal geben:

oder per Paypal an ergebener@fortuna-punkte.de senden.


Entdecke mehr von Fortuna-Punkte

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

2 Gedanken zu „Hertha vs F95 1:0 – Bitter, bitter, bitter, unfassbar bitter

  • MagierTom

    Guter, treffender Bericht des Ergebenen. Einer der besten Halbzeiten seit vielen Monaten, vorne aktives Pressing, gute Zweikämpfe, viel Laufbereitschaft und viele gute Torchancen. Der Hinwies: Die Kondition fast aller F95-Kicker reicht für kaum mehr als 60 Minuten …. es sieht tatsächlich so aus …. dies wäre eine bittere Erkenntnis, aber sie würde erklären, warum die Spieler ihre Energie einteilen müssen. Wir haben seit über einem Jahr kein Spiel mehr über 90min komplett marschieren/durchführen können. Die immer längere Verletztenliste bereitet Sorge.

    Antworten
  • Christian

    Auch wenn man das Unheil bei der Mannschaft suchte und der Neue noch keinen großartigen Einfluss auf das fortunistische Treiben haben kann, sah man schon, dass Herr Anfang den Herrschaften das Pressen verordnet hatte und dieses während des Spiels befeuerte.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu MagierTom Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Fortuna-Punkte

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen