Mitgliederversammlung 2025: Gute Zahlen, eine Entschuldigung und jede Menge Appelle
Am trüb-feuchten Volkstrauertag fand im pickepackevollen Saal der Rheinterrasse die F95-Mitgliederversammlung 2025 statt.
Bericht · Beginnen wir mit dem Positiven: Fast 800 Mitglieder (zu Beginn genau: 778, davon 706 stimmberechtigt) waren da, der Saal ist toll mit dem Rheinblick und die Veranstaltung war gut organisiert. Wer aber angesichts der spochtlichen Situation auf Krawall gehofft hatte, sah sich enttäuscht – besonders gewisse Medienvertreter. Ja, und dann waren auch noch die von Finanzvorstand Arnd Hovemann gut verständlich präsentierten Zahlen ganz schön. Der Vorstandsvorsitzende Alexander Jobst versuchte gleich zu Beginn mit seinem Bericht die Wogen zu glätten, indem er mit dem Statement „Wir haben Fehler gemacht“ startete. Das war rhetorisch klug, aber insgesamt recht inhaltsarm. [Lesezeit ca. 4 min]
Ist aber auch ein schmerzender Spagat, den die Vorstände und Aufsichtsrät:innen momentan machen müssen. Zwei ganz unterschiedliche Dinge beißen sich nämlich: Der aktuell schlimme Misserfolg der Mannschaft einerseits und den vielen kleinen Schritten in der Entwicklung des Vereins andererseits. Für viele (anwesende und in den sogenannten „sozialen“ Medien aktive) Mitglieder ist der Zusammenhang nur schwer nachzuvollziehen. Ist aber auch kompliziert. Vor allem, was aus der Tatsache folgt, dass der Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e.V. ein eingetragener Verein ist, in dem der Profifußball nur ein Bereich ist. Schwierig die Leistungen der Vorstände und Aufsichtsrät:innen fair zu beurteilen ist es auch, weil manches, was die Fortuna im Vergleich zu anderen Teams im bezahlten Fußball nicht zu bieten hat, seine Ursachen in der Vergangenheit hat; die Ursachen beispielsweise für die Finanzpolitik reichen bis in die frühen Nullerjahre zurück.
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In diesem Licht betrachtet war der Bericht von Finanzvorstand Arnd Hovemann das Highlight des Nachmittags. Wobei manchen Mitgliedern immer noch nicht klar ist, welche Bedeutung Transfererlöse für die finanzielle Gesundheit der Fortuna haben. Wer immer noch davon redet, Allofs habe „das Tafelsilber verkauft“, würde sich wundern, welche Folgen es hätte, wenn in diesem Bereich kein deutliches Plus gemacht würde. Womit wir wieder beim Spagat sind.
Qua Jobbeschreibung muss Klaus Allofs ständig den größten Spagat vollführen, denn weshalb dem nachweislich (zumindest damals in Bremen) erfolgreichen Sportmanager auch der Bereich Kommunikation zugeordnet wurde, der völlig andere Kompetenzen erfordert, bleibt ein Rätsel. Dass Allofs ein ziemlich schlechter Kommunikator ist, hat ja nicht nur sein Gehampel in der Causa Weissmann nachdrücklich bewiesen. Und der Auftritt beim Ablesen seines Berichtes macht es auch nicht besser. Da war an seinen Antworten im Bereich Aussprache schon mehr Fleisch dran. Ja, er hat sich für sein Versagen bei der geplatzten Verpflichtung von Weissmann entschuldigt, aber zur mit Sportdirektor Chris Weber durchgezogenen Transferpolitik steht er. Und konnte so manche Gebetsmühle von wegen, er habe nur verletzte Kicker oder solche, die vorher kaum gespielt haben, verpflichtet, kam dank seiner Argumente zum Stillstand.

Leider wurde in dieser Sache nicht detailliert genug nachgefragt. Denn dass Allofs und Weber die Probleme bei den Außenverteidigern falsch eingeschätzt haben, ist inzwischen offensichtlich. Wer aber fordert, man solle Andre Hoffmann und Cello Sobottka zurückholen, damit endlich wieder Führungsspieler im Kader stehen, hätte auf Allofs hören sollen: Was nützen Kapitäne, die kaum oder nie auf dem Platz stehen. Und die gewünschten Leader wachsen auch nicht an Bäumen. In diesem Zusammenhang war dies die bedeutendsten Aussagen des Sportvorstands: „Es muss ein Umdenken geben, wir müssen einen anderen Schwerpunkt setzen und die Frage stellen: Welche Spieler sind robuster und einsatzfähiger als die Spieler, die wir verpflichtet haben?“ Immerhin. Für sein Vollversagen rund um die Nichtverpflichtung von Shon Weissmann wurde Allofs nicht nur vom Vorstandsvorsitzenden Alexander Jobst gerügt, auch der Aufsichtsratsvorsitzende Björn Borgerding schrieb ein „Darf nie wieder vorkommen“ in Kläuschens Aufgabenheft.
Ansonsten bestanden die Reden der Vorstände und des ARV vor allem aus Appellen, jetzt aber mal so richtig doll zusammenzustehen. Dann aber doch mehrfach auf die 380.000 Euro Pyrostrafen hinzuweisen, roch dann doch wieder nach Spaltung, denn damit sollten mal wieder die Ultras zu Sündenböcken gemacht werden. Völlig unnötig…
Wie es die Satzung entsprechend der Rechtsprechung für eingetragene Vereine verlangt, wurde anschließend die Entlastung der Vorstände und der Aufsichtsrät:innen durchgeführt. Realistisch betrachtet handelt es sich beim Ergebnis um ein Stimmungsbild, mit dem die Mitglieder ihre Zustimmung zum Treiben der jeweiligen Person kundtun. Beim Vorstand gab es für Klaus Allofs 61,18 Prozent Zustimmung, Arnd Hovemann bekam 89,07 Prozent und für Alexander Jobst waren es 73,44 Prozent. Die Zahlen für den Aufsichtsrat sahen so aus: Dirk Böcker bekam 91,01 Prozent, Björn Borgerding 83,8 Prozent, Sebastian Fuchs 85,12 Prozent, Peter Frymuth 92,75 Prozent, Lutz Granderath 90,33 Prozent, Tim Greiner Mai 88,86 Prozent, Horst Peters 88,52 Prozent, Michael Rensing 93,45 Prozent und Martina Voss-Tecklenburg 83,83 Prozent. Auch eine Stimmungsbild der Sympathien. Die Wahlen für die Kassenprüfer verliefen schnell und reibungslos. Die vier Satzungsänderungsanträge gingen glatt durch. Und damit war der Fisch dann kurz nach vier auch geschuppt.
Es war denn so, wie man das in Krisensituationen in Parlamenten oder in Aktionärsversammlungen bestens kennt. Alle wurden aufgefordert, nicht zurück sondern nach vorne zu gucken und den Schulterschluss zu vollführen. Ja, dachte sich euer ergebener Berichterstatter so, was denn auch sonst? Sich jetzt gegenseitig fertigzumachen, Schuldige zu suchen und Köpfe rollen zu lassen, brächte sicher auch keinen Fortschritt.
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Werter Ergebener,
warum sollte man nicht auf die Pyro Strafen hinweisen?
380000 € wäre zumindest schon mal das Gehalt für einen halbwegs ordentlichen LV.
Ergebne Grüße Christian
Weil es letztlich reine Kollektivstrafen sind, die den DFB weiter bereichern sollen. Sicherheit dient dabei nur als Vorwand, um überhaupt sanktionieren zu können. Wie viele verletzte Fans gab es eigentlich in den letzten 25 Jahren? Setzt man das in Relation zu den Millionen Menschen, die in die Stadien gehen, ergibt sich ein ganz anderes Bild.
Zur Fußballkultur gehört das nun einmal dazu. Und ich vermute, dass sehr viele in den Bereichen, in denen Pyro eingesetzt wird, auch damit einverstanden sind. Am lautesten beschweren sich meist die Sesselfurzer und Haupttribünensitzer – interessanterweise haben gerade diese dann als Erste das Handy in der Hand. Illegal ist es zwar, aber es sieht nun mal beeindruckend aus, nech? 😉
Die Vereine kalkulieren diese Strafen einfach mit ein.
Man sollte eher hinterfragen, warum es satte 380.000 Euro sind. Aber dafür müsste man ein bisschen weiter denken – meckern ist natürlich einfacher. 😉 Die Strafen werden immer höher sanktioniert, aber weniger Pyro gibt es nicht. Bedeutet im Umkehrschluss: Es funktioniert nicht. Aber vielleicht ist geanu das ja auch gewollt, um personalisierte Tickets. etc durchsetzen zu können.
Ansonsten: schöne Zusammenfassung, Rainer.
Danke dafür.