Die bescheuerte Forderung nach „Ruhe im Verein“
Immer wieder wird – besonders von den Medien – die „Unruhe im Verein“ bei Fortuna angeprangert. Der Ergebene hält das für Blödsinn.
Meinung · Im Jahr 1806 fordert ein gewisser Graf von Schulenburg nach einer verlorenen Schlacht „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“. Diese Forderung stammt also eindeutig aus vordemokratischen Zeiten. Unruhe aber ist das Merkmal eines lebendigen sozialen Gemeinwesens, wie es auch ein eingetragener Verein ist. Mitglieder eines Vereins und auch dessen Funktionäre können und sollen unterschiedlicher Meinung sein, denn das macht den demokratischen Charakter einer solchen Institution aus. Ja, selbst wenn solche Auseinandersetzungen zu Streit führen, gehören sie unbedingt dazu. Ruhe herrscht in einer Diktatur wie Nordkorea. Es ist eine Friedhofsruhe. Deshalb ist Unruhe im Verein etwas Positives und die Forderung nach Ruhe nach Meinung des Ergebenen bescheuert. [Lesezeit ca. 2 min]
Dass „Ruhe im Verein“ dem sportlichen Erfolg förderlich ist, kann nur als Mythos betrachtet werden. Misserfolg, das zeigt aktuell das leuchtende Beispiel des Äff-Zeh, ergibt sich im Profifußball in aller Regel aus der Inkompetenz der Clubverantwortlichen, ist meist Folge von Fehlentscheidungen. Nun kann man dem Vorstand und Aufsichtsrat des Düsseldorfer TSV Fortuna 1895 alles mögliche vorwerfen, dass ihre Entscheidungen in der laufenden Saison zu sportlichem Misserfolg geführt hätten, zählt nicht dazu.
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Wie man einen Verein in kürzester Zeit zugrunde richten kann, haben wir F95-Fans vor gut zwanzig Jahren erlebt, als der später rechtskräftig als Betrüger verurteilte Präsident Achenbach die Fortuna durch eine Reihe von Fehlentscheidungen beinahe in den Abgrund gerichtet hat. Sicher, damals herrschte wirklich jahrelang Unruhe im Verein, aber es war eine ungesunde Unruhe, befeuert durch die Eitelkeit der Akteure und ihre Missgunst untereinander, nicht aber als Folge demokratischer Prozesse.
Zudem ist es natürlich nur erneut der Versuch gewisser Medienvertreter, Zwietracht zu säen, wenn sie hier und jetzt behaupten, es gäbe diese ominöse „Unruhe im Verein“. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass dem nicht so ist, dann sollte man sich einmal den Verlauf der Jahresmitgliederversammlung im November des Jahres genauer anschauen. Diese JMV war geprägt von vernünftigen Diskussionen über relevante Themen sowie die Entscheidungsfindung darüber. Zum Wesen eines lebendigen Vereins gehört auch, dass die Arbeit der Verantwortlichen kritisiert wird. Kritische Stimmen sind ein notwendiges Korrektiv und führen zur Willensbildung, gerade Kritik an den Gremien und ihrem Handeln.
Die einzige Frage, um die es geht, kann nur lauten, in welchem Ton und mit welchen Mitteln die notwendigen Auseinandersetzungen geführt werden. Und die Antwort kann rund um die Fortuna aktuell nur sein, dass Diskussionen in und um den Verein herum vorwiegend sachlich geführt werden. Alles andere ist Stimmungsmache.
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Perfekt getroffen. Vor allem unsere RP hebt sich in dieser Sorte von Berichterstattung hervor. Habe sodass Gefühl, das man dort damit die Auflage steigert.