Testspiel: Alemannia Aachen vs F95 0:4 – Das sah schon ganz gut aus
Bericht · Und dann sangen die Aachener und die Düsseldorfer zwischendurch mal gemeinsam im Chor: „Cologne, Cologne, die Scheiße vom Dom“. Mehr aber verband die Anhänger:innen der glorreichen Fortuna und der alemannischen Kartoffelkäfer noch nie. Was mit nicht ganz so schönen Erlebnissen in Aachen und der zweifelhaften Positionierung gewisser Alemannia-Fans zusammenhängt. Unabhängig davon war die Stümmung am mit rund 8.000 Menschen gefüllten neuen Tivoli einer Traditionsbegegnung würdig. Was unsere Coaches aufgeboten hatten, roch schon ziemlich nach Startelf für die kommenden Wochen in der zweiten Liga. [Lesezeit ca. 5 min]
Euer Ergebener hat, so glaubt er, einen neuen Lieblingsspieler im F95-Dress: Chris Rasmussen, der bei Ajax ausgebildete Däne. Der hat genau diese Mentalität, die man dort lernt, der ist robust, hat ein gutes Auge, ist ballsicher und torgefährlich. Und der bereitete das 1:0, das Emma Iyoha in der 20. Minute erzielte, perfekt und lässig vor. Ja, unser Emma: Jetzt doch wieder vorne links und nicht als Außenverteidiger. Ob das so bleibt? Mitbewerber auf dem Posten sind immerhin Tim Rossmann und Julian Hettwer.
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Die Aufstellung in der ERSTEN Halbzeit: Käpt’n Kastenmeier (TW), Tim Oberdorf und Jamil Siebert (IV), Zimbo Zimmermann und Mo Heyer (AV), Gio Haag, Soto Sotiris und Shinta Appelkamp (Mittelfeld), Emma Iyoha, Chris Rasmussen und Vince Vermeij (Angriff).

Dauerte ganz schön lange bis zur ersten Hütte. Aus gefühlten 80 Prozent Ballbesitz und einem fast fehlerfreien Passspiel entstanden … bis zur 20. Minute ebenfalls gefühlte null Torchancen. Ne, ganz so schlimm war’s nicht. Aber es bedurfte schon eines kapitalen Bocks der gelben Verteidiger, dass Rasmussen an das Ei kam und brav auf den völlig freien Iyoha legte, der mal eben einschob. Wohlgemerkt: Vorbereitung durch Chris Rasmussen.
Man muss aber auch klarstellen, dass die Alemannia aktuell bös gebeutelt ist. Nein, dass jetzt Rachid Azzouzi dort Sportdirektor ist, muss kein Handicap sein. Aber dass a) 16(!) Kicker Aachen nach der vergangenen Drittligasaison verlassen haben (plus Trainer Backhaus inklusive), dass b) erst 8 neue Spieler geholt wurden und c) im 24-Buben-Kader gerade 6 oder 7 Jungs verletzt sind, sowas steckt kein Team weg. Wie kurz die Personaldecke ist, beweist, dass zum Schluss ein 16-Jähriger aus der vereinseigenen U17 eingewechselt wurde.

Aber gehen wir unsere Spieler mal eben durch. Käpt’n Kastenmeier wurde keiner ernsthaften Prüfung unterzogen, hielt sich aber in Sachen Spieleröffnung deutlich heraus. Unsere Boller-Twins in der Innenverteidigung hatten auch wenig Arbeit. Dass Matthes Zimbo Zimmermann in der kommenden Saison sehr, sehr wichtig sein könnte, zeigte er in voller Schönheit. Mit Mo Heyer als linkem Außenverteidiger kann sich der Ergebene nicht so recht anfreunden; ist eben doch eher ein defensiver Mittelfeldmann, aber die Position ist momentan mehrfach besser besetzt.
Während Gio Haag einen soliden Sechser gab, war Soto Sotiris in der ersten Halbzeit so gut wie unsichtbar (was sich nach der Pause änderte). Der gute Shinta Appelkamp kommt immer besser in seine Rolle als Zehner. Seine Ecken sind auch schon ganz schön; jetzt müsste er noch das Einlochen lernen. Wie schon erwähnt: Emma auf Linksaußen gefiel dem Ergebenen sehr. Und von Vince Vermeij, der momentan von RWE und anderen umworben wird, war schon die Rede.
Besonders eindrucksvoll präsentierte sich Chris Rasmussen dann in der 43. Minute, als er einen Befreiungsschlag an der Außenline von der Kreide rieb, und begleitet von einem Gelben in den gegnerischen Sechzehner eindrang, wo ihn der Aachener stoppen wollte, aber Chris‘ Flosse so eben noch touchierte, was dann zu einem berechtigten Elfer führte. Auch wenn die Aachener sich über eine angebliche Schwalbe echauffierten. Chris himself verwandelte den Strafstoß dann mit einem Minimum an Humor zum 2:0.

Und wäre das als Beleg für eine glatte Eins in dieser Begegnung, schenkte uns Hr. Rasmussen in der 59. auch noch einen direkt verwandelten Freistoß. Aus zentraler Position, ungefähr 35 Meter vom Tor bombte der Chris das Ei präzise gleich neben dem Pfosten ins Gehäuse. Leute, der Ergebene wiederholt sich: Mit diesem Jungen allein haben Klaus Allofs und Chris Weber schon den Nachweis ihrer Befähigung bei der Spielerberechtigung erbracht! Diese Mio Euro an Ajax ist bestens angelegt.
Die Aufstellung ab der 60. Minute: weiter Käpt’n Kastenmeier (TW), Tim Oberdorf (ab der 77. Jordy de Wijs) und Kenny Schmidt (IV), Zimbo Zimmermann (ab der 77. Valli Lunddal) und Mo Heyer (ab der 60. der Lenzer) (AV) Gio Haag, Soto Sotiris und Shinta Appelkamp (ab der 77. Sima Suso) (Mittelfeld), Tim Rossmann, Julian Hettwer und Vince Vermeij (ab der 77. Jona Niemiec) (Angriff).

Ja, auch der Vince, der wurde einst bei Ajax Amsterdam ausgebildet. Hat aber derzeit einen schweren Stand im Kader, zumal ihn einige Fans auch als „Stehgeiger“ schmähen. Das ist ungerecht. Immerhin hat Mijnheer Vermeij nämlich zuvor nicht nur schon drei Buden in Testspielen gemacht, er zauberte in der 48. ein perfektes Tor nach perfektem Zuspiel von Shinta Appelkamp. Man wird sehen, ob er bleibt…
Die erste Viertelstunde nach Wiederanpfiff war dann richtig klasse. Da wurde nicht mehr nur schön gepasst, da wurde gefightet, da wurden die Zweikämpfe gesucht, da schnürten sie den Gegner aber sowas von ein. Das war dann nicht mehr nur Schönspielerei, da war Zug und Druck dahinter. So könnte es gern in den Ligaspielen laufen.
Das in Testspielen handelsübliche Durchwechseln brachte auch noch einiges an Erkenntnis. Zum Beispiel, dass Tim Rossmann auf Linksaußen anders gut ist als Emma, weniger dribblig, mehr so schnell und geradeaus – zwei gute Optionen auf dieser Arbeitsstelle. Oder, dass Jordy de Wijs einen soliden IV gab, aber sich auch nach vorne bewegte. Valli Lunddal hat wohl gemerkt, dass er auf der Kippe steht und gegen Zimbo momentan keine Schnitte hat, und haute sich dementsprechend rein. Vom Lenzer hat der Ergebene noch kein richtiges Bild. Sima Suso wird darunter leiden, dass er zwei, wenn nicht drei Mann auf seinem Arbeitsgebiet vor sich hat; aber der kommt, ganz sicher. Bei Julian Hettwer und leider auch Jona Niemiec ist sich der Ergebene da nicht so sicher.
Unser neuer Grieche mit der Nr. 14 hatte wohl in der Kabine eine Anmerkung bekommen, denn der drehte nach der Pause ordentlich auf und zeigte eine Rettungsaktion vom Allerfeinsten, als er einem frei auf Kastenmeier zu rennenden Aachener im eigenen Strafraum genau im richtigen Moment die Kugel noch wegspitzelte. Ja, der kann was, ist aber noch nicht ganz drin im Team. Außerdem fehlt ihm mit Anou El Azzouzi der richtige Partner.
Ach, ja, das sah schon ganz gut aus. Hoffen wir vor allem anderen, dass die Jungs unverletzt und fit bleiben. Und freuen wir uns auf den Saisonauftakt auf der Bielefelder Alm – dazu mehr im Vorbericht am kommenden Freitag.
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