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Das war das Fortuna-Jahr 2016 – ein Rückblick (Teil 1)

Januar: Der ehemalige Langzeitarbeitslose Marco Kurz, neuer Trainer der rotweißen Söldnertruppe, ordnet an, dass Mannschaft und Tross aus disziplinarischen Gründen nicht per Flieger, sondern mit dem Bus ins Trainingslager nach Belek in der Türkei reisen. Kurz begründet die ungewöhnliche Maßnahmen gegenüber The Düsseldorfer so: „Die Zeit der Wollmäntel ist vorbei. Die feinen Herren mit ihren 560-PS-Autos müssen wieder Bodenhaftung kriegen. Außerdem sind 38 Stunden im Bus auf engstem Raum eine tolle Teambulding-Maßnahme.“ Manager Azzouzi präsentiert nach Ankunft in Belek gleich vier neue Stürmer: den 39-jährigen Deutsch-Chilenen Otto Walter, einen Brasilianer namens Ailton (44), den reaktivierten Manfred Burgsmüller (66) sowie den in Düsseldorf bestens bekannten Marcus Marin (49) – allesamt erfahrene Knipser. „Wir sind sicher, dass uns die vier neuen Spieler entscheidend voran bringen werden. Besonders von Otto Walter versprechen wir uns viel; die Videos, die wir von ihm gesehen haben, sind beeindruckend.“

Februar: Im Rahmen des überaus harten Trainings in Belek – unter anderem werden Standardsituationen mit Medizinbällen geübt – ziehen sich Walter und Ailton schwere Verletzungen zu und fallen für den Rest der Saison aus. Marco Marin bittet nach einer Nacht im Zehnbettzimmer um Vertragsauflösung. Nur Manni Burgsmüller fühlt sich beim schweren Drill pudelwohl: „Ich freu moch schon drauf, ma wieder auffen Platz zu stehen.“ Immerhin achtzehn Kicker des Kaders überstehen das Lager unverletzt. Trainer Kurz: „Die Mannschaft stellt sich in den nächsten Wochen ganz von allein auf.“
Nachdem Fortuna sowohl die Heimspiele gegen Heidenheim und Nürnberg, als auch die Auswärtsspiele in Freiburg und München jeweils durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit gewonnen hat, meldet sich Eintracht-Frankfurt-Trainer Armin Veh wie gewohnt zu Wort: „Ja, mei, dass die Düsseldorfer von den Schiedsrichtern immer schon bevorzugt wurden, wissen mir ja scho lang. Da muss man als jemand, der den Fußball liebt, schon dagegenhalten.“ Daraufhin nimmt der DFB Ermittlungen auf. Als fairer Sportsmann erklärt Restvorstand Paul Jäger jedoch: „Der Verein Fortuna Düsseldorf verzichtet freiwillig auf die Punkte und ist einverstanden damit, dass die vier fraglichen Partien jeweils mit 1:1 gewertet werden.“ Die Medienvertreter überschlagen sich damit, die übergroße Fairness von Jäger und der Fortuna zu feiern. Die Fans der anderen Zweitliga-Vereine lachen sich scheckig. Nachdem der Kommissarische von einem Shitstorm der F95-Anhänger überrollt wird, verkündet er: „Nach intensiven Diskussionen mit der DFL und dem DFB kann ich euch sagen, liebe Fortunen, dass wir alles richtig gemacht haben und die Schiris in der kommenden Saison öfter mal zugunsten unserer Fortuna entscheiden werden.“

März: Nachdem im März vier von fünf Spielen deutlich und zu Null verloren gehen, spricht der Restvorstand dem Coach Kurz das uneingeschränkte Vertrauen aus. Immerhin erzielt sein Team gegen den 1. FC Kaiserslautern ein fast verdientes 0:0; allerdings nur, weil drei Tore der Pfälzer von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus nicht anerkannt wurden. Nachfolger wird nun doch Christoph Daum, der sich allerdings weigert, Trainingseinheiten zu besuchen, die in Düsseldorf stattfinden. Die Lizenzspielerabteilung weicht ins benachbarte Essen aus, wo sie die Anlagen des dortigen Regionalligisten nutzen dürfen. Zum ersten Training fahren 14.000 Fortunen nach Essen und hinterlassen unterwegs eine Spur der Verwüstung. Daum segnet ein knappes Dutzend Kinder und verspricht für 2024 den Gewinn der Champions-League. Tatsächlich bleibt er in den restlichen Spielen der Saison ohne Niederlage und bringt die Mannschaft zu zwei bejubelten 1:0-Siegen gegen die späteren Absteiger Duisburg und Paderborn. „Man muss mal schmutzige Siege einfahren,“ kommentiert Daum, nachdem die drei Punkte jeweils durch Elfmeter in der Nachspielzeit zustandekamen.

April: Völlig überrraschend wird der ehemalige Fortuna-Präsident Peter Frymuth in Miami zum neuen FIFA-Boss gewählt. Nachrücker in den DFB-Vorstand wird der kommissarische Fortuna-Vorstand Paul Jäger: „Ich freue mich auf die neune Herausforderungen beim größten Fußballverband der Welt. Natürlich muss ich in Zukunft neutral bleiben, werde die Fortuna aber immer im Herzen tragen.“ Nachdem die Namensrechte für die Arena in Stockum Ende des Monats vorzeitig frei werden, übernimmt ein Konsortium Düsseldorfer Unternehmer das Sponsoring. Die ehemalige LTU- und Esprit-Arena trägt nun den Namen „Paul-Jäger-Stadion“. Sponsoren-Sprecher Sascha Dücker kommentiert: „Der Paule hat das ja mehr als 25 Jahre lang gut gemacht und die Fortuna bekanntlich entschuldet, dafür wollen wir ihm ein Denkmal setzen.“ Gegen die Entscheidung der Stadt, dieses Sponsoring zuzulassen, klagen die Erben des 2008 verstorbenen Oberbürgermeisters Joachim Erwin. Begründung: Wenn einer die Fortuna entschuldet habe, dann ja wohl OB Erwin. Alleiniger Vorstand ist nun Sven Mühlenbeck, der sich auf Anregung des Aufsichtsrates von verschiedenen Agenturen aus München beraten lässt.

Mai: Erste Amtshandlung von Mühlenbeck als Vorstandsvorsitzender ist die Freistellung von Trainer Daum, der nach der Rückkehr des Teams zum Training auf dem Arena-Gelände nur noch per Twitter und Telefon gecoacht hat und sich bis zum Schluss weigerte, Heimspiele im Paul-Jäger-Stadion zu besuchen. Daums Aussage gegenüber der Kölner Boulevard-Zeitung EXPRESS: „Das kann ich meinen Kölnern doch nicht antun.“ In einem langen Interview mit Katrin Müller-Hohenstein im Aktuellen Sportstudio erklärt Mühlenbeck, dass unter seiner Leitung der Sachverstand der Fans auf sportlichem und wirtschaftlichem Gebiet stärker eingebunden werden soll. Folgerichtig ruft er einen Runden Tisch ins Leben, der nach dem letzten Spiel der Saison 2015/16 die altgedienten Fortuna-Fans Münsterberg und Krannich als neue Trainer-Doppelspitze wählt. Den Coaches wird ein Arbeitskreis an die Seite gestellt, der sich aus erfahrenen Forums- und Facebook-Schreibern zusammensetzt, die sich durch eine hohe Anzahl an Beiträgen und Kommentaren ausgezeichnet haben. Nach dem freiwilligen Rücktritt von Manager Rachid Azzouzi bleibt dessen Posten vakant und wird von Sven Mühlenbeck kommissarisch mit übernommen.

Juni: Der Monat des großen Zweitliga-Skandals. Nach seiner Rückkehr von einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg erstattet RB-Leipzig-Trainer und Red-Bull-Fußballmanager Ralf Rangnik Selbstanzeige beim DFB. „Die spirituellen Erfahrungen unterwegs haben mich nachdenklich werden lassen. Ich will nun ein besserer Mensch sein und mit dem Lügen und Betrügen entdgültig abschließen.“ Seinen Aussagen zufolge flossen in den Spielzeiten 2014/15 und in der laufenden Saison Bestechungsgelder in deutlich zweistelliger Millionenhöhe an Schiedsrichter, Spieler gegnerischer Mannschaften, Busfahrer, Platzwarte und Mannschaftsbetreuer. „Ohne diese Zahlungen,“ so Rangnik weiter, „hätten wir in der Hinrunde höchstens ein Spiel gewonnen.“ In einer dramatischen Sitzung beschließt die DFB-Gerichtsbarkeit, RB Leipzig komplett auszuschließen und in die Landesliga zurückzuversetzen, und bestraft alle Teams, die Gelder angenommen haben, je nach Höhe der Bestechung zu Abzügen von zwölf bis 28 Punkten. Nicht betroffen sind lediglich die Mannschaften des SC Freiburg, des FC St.Pauli, von 1860 München, dem MSV Duisburg, dem SC Paderborn und der Düsseldorfer Fortuna, die infolge der Punktabzüge in der Abschlusstabelle auf dem Relegationsplatz landet. Im Spiel um den Aufstieg trifft F95 auf die Eintracht aus Frankfurt.

Juli: Wegen der EM sind die Relegationsspiele auf Mitte Juli verlegt worden. Spielberechtigt für die Fortuna sind bereits die elf Kicker, die Münsterberg und Krannich verpflichtet haben; es handelt sich samt und sonders um junge, hungrige Spieler aus Großbritannien. Münsterberg dazu: „Durch unsere lange Freundschaft mit Ipswich Town konnten wird auf das Scouting unseres Partnervereins zugreifen. Die Jungs von der Insel werden sicher ganz anders zur Sache gehen als die Püppchen, die unsere Farben in den letzten anderthalb Jahren beschmutzt haben.“ Ein Coup gelang Krannich: „Wir sind stolz und glücklich, dass sich der Herzblut-Fortune Andreas Lambertz entschlossen hat, zur Fortuna zurückzukehren. Natürlich bekommt er das Trikot mit der Nummer 17 sowie eine Stammplatzgarantie.“ Zudem hat das Trainerduo in Absprache mit der Coaching-Runde und Sven Mühlenbeck die Spieler Rösler, Langeneke und Weber reaktiviert. Aus dem Vorjahreskader verbleiben lediglich Torwart Rensing und die Nachwuchsspieler Akca, Erat und Bebou sowie natürlich Axel Bellinghausen.
Zum Relegationshinspiel reisen rund 40.000 Düsseldorfer, die Mehrheit davon ohne Eintrittskarte, nach Frankfurt. Die Polizei sperrt folgerichtig die A3 in Richtung Frankfurt, um so den Tausenden Bussen und Pkw eine sichere Anreise zu ermöglichen. Die hessische Landesregierung hat den Katastrophenfall ausgerufen und fordert die Frankfurter Bevölkerung auf, Türen und Fenster geschlossen zu halten und das Haus nicht zu verlassen. Sämtliche Äppelwoi-Kneipen in Sachsenhausen bieten Public-Viewing an und haben sich mit großen Mengen Altbier ausgerüstet. Das Spiel selbst ist wenig berauschend, sodass es bis zur 90. Minute torlos bleibt. In der 93. Minute fällt F95-Mitelstürmer Graham Limecker im Strafraum der Eintracht. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus pfeift und zeigt auf den Elfmeterpunkt. Den fälligen Strafstoß verwandelt der kurz zuvor eingewechselte Burgsmüller sicher zum 1:0 für die glorreiche Fortuna.

[Wie das Rückspiel ausgegangen ist, wie und wo Fortuna die Saison 2016/17 spielte und was sonst rund um den Verein geschah, lest ihr in der zweiten Folge des Rückblicks.]


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4 Gedanken zu „Das war das Fortuna-Jahr 2016 – ein Rückblick (Teil 1)

  • Herrlisch!
    Ich hätte gerne auch was von dem Zeug, von dem der Autor des Artikels genascht hat. 😉

    Antwort
    • Dein ergebener Berichterstatter konsumiert nur drei Drogen: Kaffee schwarz, Altbier aus einer der Hausbrauereien und Killepitsch. Mehr ist nicht nötig, um aif diese Weise die Vergangenheit in die Zukunft zu verlängern ;–))

      Antwort
  • Der Wahnsinn- da ist alles dabei was das 95 getacktete Herz braucht: Leidenschaft, Phantasie u. Hoffnung.
    Freue mich auf das 2. chronische. Hat eiber den Tiger gesehen oder ist der eingeschläfert worden…..im Pauli Zoo?

    Antwort
  • Die Anwendung der Drogen des Berichterstatters sind hier wohl eher das Problem: 😉

    1. Kaffee ist ein belebendes Getränk, das sollte man nicht in Krümeln in der Zigarette rauchen.
    2. Altbier ist als Einlauf ungeeignet, hier geht der Geschmack flöten.
    3. Dampfbäder mit Killepitsch sind in der Stärke der Wirkung unvorhersehbar.

    Ansonsten bitte ich um Fortsetzung.

    Antwort

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