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Würzburg vs F95 0:0 – Der Ball war drin…

Jetzt hält diese Wahnsinns-Keeper Rensing sogar schon Bälle, die eigentlich drin sind… So geschehen in der 41. Minute im Stadion am Dallenberg in der schönen fränkischen Metropole Würzburg. Marko, unser Korrespondent vor Ort, whatsappte sofort: „Klar drin, aber abseits.“ Tatsächlich hatte ein Würzburger die Pille per Hacke ins kurze Eck geschoben, wo Michael Rensing nicht schnell genug runterkam und den Ball erst deutlich hinter der Linie erwischte. Vor lauter Aufregung und Hickhack rund um die Entscheidung des Schiris hatte kaum jemand unter den F95-Fans in Bilker Häzz mitbekommen, dass der Unparteiische nach Rücksprache mit seinem Assistenten per Handzeichen auf Abseits entschieden hatte. Auch das eine zumindest umstrittene Entscheidung. Über die gesamte Spielzeit kamen dann noch mindestens drei versiebte Hundertprozenter der Kickers sowie ein halbes Dutzend großer Rettungstaten des F95-Keepers. Man kann zusammenfassend auch sagen: Der mitgenommene Punkt war das Ergebnis von massenhaft Massel der Fortunen.

Und eigentlich durch nichts erkämpft oder erarbeitet. Zwar spielten die Schützlinge von Friedhelm Funkel und Peter Hermann in den ersten knapp 20 Minuten ganz gefällig und übten gegen Ende der Partie noch einmal so etwas wie Druck auf die Würzburger aus, aber dazwischen war eine merkwürdige Mischung aus Schlamperei, mangelnder Konzentration und Dauermissverständnissen zu beobachten. Gerade Letzteres dürfte seine Ursache in der aus der Verlegenheit geborenen Aufstellung finden. Die zeichnete sich vor allem durch das Fehlen von zwei Mitglieder der „Achse der Alten“ aus – Sowohl Oliver Fink, als auch Adam Bodzek wurden durchweg schmerzlich vermisst. Leider erreichte auch Axel Bellinghausen, der heute den Käpt’n gab, nicht das hohe Niveau seiner letzten beiden Auftritte.

Und das Positive?

Wo bleibt denn das Positive? mag der interessierte Leser fragen. Es wurde in der ersten Halbzeit ein paar Mal in Gestalt von Ihlas Bebou sichtbar, der mittlerweile in der Lage ist, wirklich tödliche Pässe hervorzuzaubern. Einen davon hätte der bereits erwähnte Bellinghausen einnetzen können, wären seine Beine ungefähr zehn Zentimeter länger. Auch die Gräten des Rouwen Hennings erwiesen sich in einer ähnlichen Situation als ein bisschen zu kurz. Viel mehr an offensivem Feuerwerk wurde aber über die gesamte Spieldauer nicht sichtbar. Gut, der am Rande von Genie und Wahnsinn kickende Kaan Ayhan zeigte gegen Schluss mit einem irrwitzigen Sololauf bis an die gegnerische Grundlinie, wozu er an guten Tagen in der Lage ist. Der junge Arianit Ferati muss dagegen als Ausfall verbucht werden – eine Leistung, die man einem 19-Jährigen aber unbedingt zubilligen muss. Für ihn in der 60. Minuten Özkan Yildirim einzuwechseln, war eine kluge Entscheidung, denn der war Anlass und Ausgangspunkt für den offensiven Druck in der Schlussphase.

Überhaupt nicht überzeugen konnten die als Außenverteidiger eingesetzten Julian Koch (rechts) und Julian Schauerte (links) Ein Zuschauer im Bilker Häzz meinte trocken: „Der Vorname Julian scheint keine gute Voraussetzung für gutes Fußballspielen zu sein.“ Wobei man Koch spätestens zur Halbzeitpause vor sich selbst hätten schützen und auswechseln müssen. Was aber mangels Alternative auf der Bank ausblieb. Natürlich hätte das Trainergespann Julian Schauerte auf seine gewohnte Seite hinüber beordern und auf links den jungen Anderson Lucoqui einsetzen können – dies aber mit dem Risiko von drei Youngstern in der Viererkette. Die beiden zentralen Verteidiger standen relativ sicher, waren aber bei den stürmischen Attacken der Kickers bisweilen damit überfordert, die Fehler ihrer Außenkollegen auszubügeln.

Bitte kein Koch-Mobbing!

Nachdem Julian Koch in den letzten beiden Spielen sehr ordentlich aufgetreten war, sollte niemand den Stab über ihn brechen. Gerade die Fans sind aufgerufen, keinen neuen Mobbing-Fall à la Tobi Levels an ihm auszuüben. Nur kann ein doch recht erfahrener Spieler es sich eigentlich nicht leisten, in mancher Szene den Zuschauer zu geben, während die Mitspieler seine Fehler ausbügeln. Kommen wir zu Marcel Sobottka, der so unauffällig agierte, dass die Sky-Kommentatorin ihn erst in der zweiten Spielhälfte erstmals namentlich nannte. Einige Anhänger der launischen Diva hätten an seiner Stelle gern den genesenen Christian Gartner gesehen, der möglicherweise im Verbund mit Yilidirim die richtige Lösung für die Schlussoffensive hätte sein können.

Unseren Korrespondenten bewegten derweil ganz andere Sorgen. Die Funktionäre des Aufsteigers scheinen mit den Bedingungen der Zweiten Liga anscheinend überfordert. Die Kälte – durchweg im Frostbereich – hatte die Wasserleitung der Gästetoiletten einfrieren lassen, und niemand in Würzburg zeigte sich in der Lage, diesem Missstand abzuhelfen. Überhaupt sind die Zustände im Gästeblock eine Zumutung, so unser verlässlicher Berichterstatter Marko. Die Fortunen vor Ort erhielten – jedenfalls die Männer – die offizielle Erlaubnis, sich an den Zäunen zu erleichtern. Die mitgereisten Damen hatten es da schon schwerer. Außerdem zogen sich die Kickers-Verantwortlichen den Unmut der mitgereisten F95-Fans zu, weil sowohl das Bier, als auch der angebotene Glühwein alkoholfrei waren – und das in einer der besten Weinregionen Deutschlands. Gerüchteweise war dies wegen des Auftretens von Anhängern der Düsseldorfer beim Pokalspiel im August 2014 angeordnet worden – man könnte es auch einen Racheakt nennen.

Glücklicher Punktgewinn

So froren sich die Zuschauer beider Parteien sprichwörtlich das Gesäß ab. Die Anhänger der Kickers schwankten, so Korrespondent Marko, nach dem Schlusspfiff zwischen Wut und Frust, und die Fortuna-Freunde grinsten kollektiv angesichts des völlig unverdienten Punktgewinns. Sollte Union Berlin am Montagabend das Heimspiel gegen Braunschweig verlieren, wären die Jungs in Rot-Weiß wieder Fünfter in der Tabelle und weiter in Reichweite der drei begehrtesten Tabellenplätze. Ein fröhlicher Zuschauer im Bilker Häzz meinte zur Gesamtsituation: „Au ja, Relegation gegen Wolfsburg, das hätte doch was.“ Ein Spruch, den man einfach so stehen lassen kann.


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4 Gedanken zu „Würzburg vs F95 0:0 – Der Ball war drin…

  • An dem mit dem Julian ist was dran.
    „Unser“ Julian (Korb) zeigt auf der rechten AV-Position auch oft eher Schatten als Licht..

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  • Die Zustände im Gästebereich WAREN eine Zumutung, und damit meine ich nicht einmal alkfreien Glühwein. Die Toilettensituation ist ja bereits angesprochen worden (ich habe im südlichen Bereich der Stehtribüne vier Pissoirs gezählt, davon drei funktionsfähige. Und hin kam man da nur, in dem man sich zwischen zwei Streben gequetscht hat, was durchaus wörtlich gemeint ist). Wurde aber alles noch davon unterboten, dass nicht nur an mehreren Stellen eine völlig sinnbefreite Erhöhung des Zaunes vorhanden war (was dazu führte, dass man konstant durch Gitter guckte), sondern vor allem das Tor auf der eigenen Spielfeldseite nur erahnt werden konnte und die dahinter liegende Ecke des Platzes schlicht nicht sah. Und das dürfte für jeweils 200 Leute auf beiden Seiten der Hintertortribüne gegolten haben. Ich bin bestimmt nicht verwöhnt, was Stadien angeht und ein echter Oldschool-Fan, aber das ging definitiv zu weit. Ich finde, es ist in der 2. Liga nicht zu viel verlangt, dass man bei einer Körpergröße von 1,85 m wenigstens etwas sehen möchte, wenn man 350 km durch die Republik gondelt.

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    • Och, das hat man auch in anderen Stadien.
      Freiburg zum Beispiel ist in der Beziehung der absolute Nullpunkt für mich.
      Der Mainzer Bruchweg war auch ein Musterbeispiel für schlechte Sicht auf den unteren Plätzen, auch das neue Stadion ist zaunmäßig eher mäßig.
      Übrigens hatte man auch in Düsseldorf im Gästeblock dauernde Gittersicht auf den Sitzplätzen, zumindest noch vor ein paar Jahren. Das ist an sich nicht so ganz unüblich.

      Antwort
  • Es muss ja nicht gleich in Mobbing ausarten, aber Herr Koch ist leider eine Gefahr auf der rechten Seite. Trotz guter Zweikampfwerte und vielen Ballkontakten ist er oft gedanklich einfach zu langsam. Man hat den Eindruck, er steht dann vor seinem Gegenspieler und es rattert in seinem Hirn: rechts, links, geradeaus? Bis dahin ist sein Gegenüber schon auf und davon und es wird gefährlich vor dem Tor. Damit verunsichert er gleich noch den Rest der Abwehr.
    Kleines, aber für mich lobenswert feines Detail nach dem Spiel: Fortuna postet auf Facebook ganz schlicht „24/40“. Kein Gefasel vom Aufstieg, wie die unsägliche RP es schon wieder getan hat, einfach nur auf dem Boden bleiben. Weiter so, Fortuna!

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