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Vorschau: Überleben in Leverkusen

„Du hast keine Chance, also nutze sie,“ lautet ein alter Mutmacherspruch, mit dem hoffnungslos Unterlegene gegen übermächtige Gegner aufgestachelt werden. Fragt sich nur, ob und wie übermächtig das Pillendreher-Team aktuell wirklich ist. Immerhin hat man Paderborn auswärts mit 4:1 abgefieselt, und gegen unsere glorreiche Fortuna war Bayer 04 zuletzt zweimal nacheinander einfach die bessere Mannschaft. Aber: So richtig rund läuft es bei der mit Talenten gespickten Truppe auch nicht. Die Niederlagen beim Äff-Zeh und zuhause gegen die hässliche Hertha belegen das. Und auch beim 1:0-Sieg gegen die schwachen Mainzer tat sich die ehemalige Werkself schwer. Im Klartext: Ja, die Fortuna hat eine faire Chance, den Sonntagabend in Leverkusen zu überleben.

Der Spielplan

Wenn sie gut drauf sind, dann legen die Leverkusen von Anpfiff an offensiv volle Pulle los. Das ist den Padddelbirnen vergangene Woche zum Verhängnis geworden. Kommen sie selbst aber nicht aus dem Quark und scoren in der ersten Halbzeit nicht, werden sie nervös und verkrampfen. Was im Klartext für einen erfolgreichen F95-Kampfplan heißt: Supersolide in der Abwehr stehen und bis zur Pause auch das hohe Pressing nur in homöopathischen Dosen einsetzen. Weil Bayer 04 über die Geschwindigkeit kommt, sollte die Fortuna verlangsamen, wo immer das geht. Und natürlich die besonders schnellen Leute des Gegners ständig unter Kontrolle halten.

Wäre Herr Funkel nicht solch ein sturer Hund, würde er dann nach einem 0:0 zur Pause das taktische System drastisch ändern und durch Einwechslungen sowohl das Pressing, als auch das Umschaltspiel etablieren. Natürlich sollten die Jungs in den Auswärts- oder Ausweichtrikots nicht auf fliegende Fahnen setzen und ihr Heil in der Attacke suchen, sondern einfach das Spiel stärker ins Mittelfeld verlagern und dort konzentriert auf Balleroberung setzen – das mögen die Leverkusener übrigens gar nicht. Und weil deren Keeper in den letzten Partien deutliche Unsicherheiten zeigte, MUSS der Fernschuss zu einem wichtigen Mittel der Wahl werden.

Das System

Mindestens zwei Systeme sollte das Trainerteam im Köcher haben: eines mit Fünfer-, eines mit Viererkette. Auch wenn es fies aussieht und nach uraltem Catenaccio stinkt dürfte in Hälfte Eins ein 5-4-1 angeraten sein, wobei im kompakten Mittelfeld mindestens ein kreativer Kopf stecken sollte, der Konterchancen nicht nur erkennt, sondern auch orchestrieren kann. Bei diesem Betonsystem käme eine schnelle Spitze eher infrage als unser Haus- und Hofknipser. Dazu später mehr.

Ob man den leicht ermatteten Leverkusener nach der Pause eher mit einem 4-3-2-1 beikommt oder einem 4-4-2 (vielleicht mit Raute…), lässt sich im Voraus schwer einschätzen, weshalb beide Varianten vorbereitet sein sollten. Die Rautenversion bietet mehr Flexibilität, das Ding mit der einen Spitze mehr Sicherheit. Mit zwei Vierergrüppchen zu spielen hat den Vorteil, dass man je nach Spielverlauf das Mittelfeld besser abdichten kann.

Die Aufstellung

Florian Kastenmeier im Tor ist gesetzt; er hat gegen Bremen trotz seines Fehlers, der das blöde 0:1 brachte, ordentlich gehalten. Michael Rensing braucht wohl ein Weilchen, und Zack Steffen sollte sein Knie so vollständig wie möglich auskurieren. Beim 5-4-1 brauchen wir drei Innenverteidiger, wobei nach den Erfahrungen vom letzten Samstag Kaan Ayhan (sowieso) und Andre Hoffmann gesetzt sind – dritter im Bunde könnte Robin Bormuth sein. Der gute Robin wird ja weithin unterschätzt, ist aber mit seiner ruhigen Kompromisslosigkeit genau der Spieler, der bei diesem Spielplan gebraucht wird. Dass Matthias Zimmermann den rechten AV gibt, liegt auf der Hand, und wegen der defensiven Ausrichtung müsste links wieder Markus Suttner antreten.

Schwierig wird die Besetzung der Viererkette bzw. -raute, wobei an Erik Thommy auf links eigentlich kein Weg vorbeiführt. Wenn stramme Fernschüsse wirklich zum Spielplan zählen sollen, dann müsste auf der anderen Seite am ehesten Börnie Tekpetey antreten, der a) sowas kann und b) es im Training immer wieder übt. In der defensiven Struktur würde die funkelnde Mimose wohl Adam Bodzek und Käpt’n Fink bringen, aber im Sinne der nötigen Kreativität müsste doch eher Marcel Sobottka ran. Wie wär’s dann aber mit Rouwen Hennings als Kopf der Raute, quasi im Stile einer sehr hängenden Spitze? Und davor? Viele Fans haben ja Dawid Kownacki schon abgeschrieben, weil dem das Pech an den Stollen klebt. In der angedachten Konstellation könnte er aber endlich einmal einen echten Mittelstürmer geben und dabei seinen Knoten zum Platzen bringen.

Um in der zweiten Hälfte offensiver zu werden, müsste Kevin Stöger kommen, der dann mit Sobottka und Zimmermann das kreative Mittelfeld steuern könnte. Hat’s bei Kownacki in der ersten Halbzeit geschnackelt, bleibt er einsame Spitze. Falls nicht, rückt Hennings vor, und Thommy und Tekpetey agieren als Außenstürmer. Börnie könnte aber auch durch Steven Skrzybski ersetzt werden, der sich in seinem ersten Pflichtspiel noch schwer tat, aber deutlich mehr Durchsetzungsvermögen besitzt als Tekpetey.

Zugegeben: Spielplan, Systeme und Aufstellung wären nach diesen Mustern ziemlich konventionell, und vermutlich würden nicht wenige Fans wieder nach Überraschungen rufen. Aber, wahrscheinlich ist das Auswärtsspiel in Leverkusen nicht die richtige Gelegenheit, mit neuen Formationen zu experimentieren. Und weil Bodzek gegen Bremen eines seiner besseren Partien als Ausputzer absolviert hat, ist er in dieser Rolle durchaus vorstellbar. Genau wie ein eingewechselter Fink. So würde am Ende im besten Fall ein 0:0 stehen, vielleicht aber auch ein 1:1 oder ein sehr knapper Sieg für eine der beiden Parteien. Hauptsache, es gibt keine Klatsche…


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