Euer Ergebener

Das ganz große Pfannenstiel-Missverständnis

Ah ja, so, so, Noch-Sportvorstand Lutz Pfannenstiel hat die Vertragsauflösung per 1. Juni mit dem Aufsichtsrat der Fortuna vereinbart – aus privaten Gründen. Wie gewohnt bei unserer Diva sickerte die Nachricht – dieses Mal in Richtung BILD – durch bevor sie offiziell war. In der offiziellen Pressemitteilung betont Pfannenstiel in einem Zitat, dass es sich ausschließlich um private Gründe handele. Übrigens: Private Gründe sind etwas anderes als persönliche Gründe. Und da lohnt es sich doch, mal ein bisschen nachzubohren.

Zumal Herr Pfannenstiel offensichtlich verbreitet hat, die privaten Gründe seien „Anfeindungen“ im Internet, auch gegen seine Gattin. Das passt prima dazu, dass er in diesem dümmlich-arroganten Interview vom 31. Januar 2020 für die RP von Hysterie redet und F95-Fans, die im Difo und auf Facebook kritisch diskutieren als „Keyboard-Warriors“ diffamiert. Ja, die Sprache und der Ton mancher Anhänger im Web ist derb, manchmal böse und oft wütend, und nicht selten werden Grenzen überschritten. Am 2. Februar hat Lutz Pfannenstiel Ihren sehr Ergebenen um ein Telefonat gebeten. Das kam dann leider nicht wirklich zustande, weil unser Gespräch durch einen anderen Termin jäh unterbrochen wurde. Geblieben ist mir nur der nicht vollendete Satz „Ich lese ja nicht viel [im Web], aber…“

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Dieses Internet nicht verstanden

Er hätte auch sagen können: „Von diesem Internet halte ich nicht viel, da sind ja nur Keyboard Warriors unterwegs“. Wie schon im Spielbericht vom 2. Februar geschrieben: Es wurde offensichtlich, dass Pfannenstiel diesen komischen Verein nicht versteht, weil er dessen Geschichte der vergangenen 20 Jahre nicht kennt. Nun hat der gute Lutz ja auch nur eine einzige Erfahrung im deutschen Bundesligafußball und die nicht einmal in einer exponierten Position, nämlich die als Scout beim SAP-Werksverein aus dem Kraichgau, einem DFL-Franchise ohne jede Form von Fankultur. Insofern war es – und das müssen wir ihm sehr hoch anrechnen – enorm mutig, den Posten eines Sportvorstands in einem Verein wie Fortuna Düsseldorf mit seinem harten Kern hochengagierter Fans zu übernehmen. Er hätte nur gut daran getan, sich vorher mal damit auseinanderzusetzen, was dieses Engagement bedeutet.

Nicht verwunderlich, dass tatsächlich schon seit seinem Start, der ja unglücklicherweise in den Bereich der misslungenen Vertragsverlängerung mit Friedhelm Funkel im Januar 2019 in Marbella fiel, nicht wenige F95-Anhänger skeptisch bis ablehnend auf den Langhaarigen reagierten. Komischerweise fanden alle, die ihn persönlich kennenlernten oder auf einer der Vereinsveranstaltungen sahen und hörten, den Lutz sehr sympathisch. Nur vertrauen wollte ihm kaum einer – Ihr Ergebener ausgenommen. Seine Connections in die weite Welt des Fußballs sahen vielversprechend aus, und die ersten acht Sommerverpflichtungen versprachen einen echten Qualitätsgewinn für den Kader. Dass sich aus dieser Riege (Kastenmeier, Steffen, Thommy, Pledl, Bühler, Baker, Ampomah und Tekpetey; Kownacki mal dazugerechnet) bisher nur Zack Steffen und Erik Thommy als Goldjungs erwiesen – wobei das bei Steffen noch nicht ganz klar ist -, kann man ihm nicht wirklich ankreiden. Diese Burschen zu holen, war allemal besser, als irgendwelche abgehalfterten Ex-Stars für teuer Geld zu kaufen.

Die Fortuna nicht verstanden

Seine Verbindungen nach Ghana, die dann auch noch Kelvin Ofori ins rotweiße Hemd brachten, könnten sich a la longue noch als Riesengewinn für die Fortuna erweisen, und die beiden im Winter 2019/20 geholten Jungs (Skrzybski, Berisha und Zanka) sind in jedem Fall eine Verstärkung. Was die Gemeinde Lutz Pfannenstiel aber ewig übelnehmen wird, ist der Rausschmiss von Funkel im Januar. Und zwar nicht, weil die Fans unisono fanden, olle Friedhelm sei der richtige Trainer, sondern wegen der Art und Weise, auf die Pfannenstiel (und auch Röttgermann) das Denkmal gestürzt haben. Beide haben damit nachhaltig bewiesen, dass sie keinen Schimmer davon haben, wie dieser Verein und seine Fanschaft ticken.

Gescheitert ist Lutz Pfannenstiel nach Meinung Ihres ergebenen F95-Experten also nicht an seinen zählbaren Taten als Sportvorstand, sondern an seiner völligen Unfähigkeit, uns kennenzulernen und zu verstehen. Insofern liegt das ganz große Missverständnis auf seiner Seite. Gleichzeitig ist der vorzeitige Abgang des Soccer-Weltenbummlers aber auch ein weiterer Schritt hin zum Ende des „Systems Ernst“, also zur Vorstellung des Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden von der Führung eines modernen Fußballvereins mit Hilfe externer Experten. Dass nun viele altgediente Anhänger unseres rotweißen Karnevalsvereins nach Funkel als Sportvorstand und Klaus Allofs als „Präses“ rufen, ist bezeichnend für die große Sehnsucht der Fortuna-Liebhaber nach Heimat, nach Vertrautheit, nach Leuten, die dieselbe Sprache sprechen und denen man abnimmt, dass in ihren Ader nur F95-Blut fließt.

Das größte Missverständnis, das mit der Causa Pfannenstiel sichtbar wird: Für die Anhänger, die auch in der dunklen Zeit zur Diva standen, zählt eben nicht der sportliche Erfolg (und schon gar nicht der wirtschaftliche…) an erster Stelle, sondern dass die Fortuna die Fortuna bleibt – ganz gleich in welcher Liga.


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8 Gedanken zu „Das ganz große Pfannenstiel-Missverständnis

  • Danke für den Bericht. Ich persönlich konnte auch nichts mit Herrn P. anfangen. Das hat aber weniger etwas mit der Kompetenz oder dem Sachverstand von Herrn P. zu tun, sondern eher mit meinem Instinkt. Wenn mir einer auf den ersten Blick nicht sympatisch ist, dann war es das, und hier war dies der Fall. Er hat es ja direkt bestätigt, in Marbella.
    Wenn einer helfen könnte, dann am ehesten Klaus Allofs, aber nicht als Präsident, sondern als Sportvorstand. Man sollte ihn aber schnell fragen, da er ja auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist.

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  • Respekt, das er nicht auf eine Abfindung spekuliert.

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  • Er verlässt das sinkende Schiff nachdem sein hinterhältiger Schachzug, Funkel nicht die Chance zu geben mit Berischa und Zanka zu spielen, misslang.
    Er hatte gehofft, dass Rösler einen besseren Start erwischt.

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  • Um Himmels Willen, Friedhelm Funkel soll in Rente gehen oder seine (von Altersstarrsinn geprägtes Fußball Fachwissen) Weisheiten in Talkrunden zum besten geben. Wie z. Bsp.: „Ich hab ja schon alles erlebt“ Das Gegenteil kann mir ja keiner beweisen „Der Gegner ist deshalb 3,5 km mehr gelaufen, wegen dem 4 x Torjubel“…… usw.! Warum [wurde] wird er nicht von Bayern, Dortmund oder Leipzig verpflichtet??? Wenn Herr Bruchhagen nochmal nach Frankfurt oder zum HSV geht, kann er ihn ja als Sportvorstand und Präsident einstellen. Es ist wirklich unglaublich, vielleicht ist Funkel der beste Trainer [der einzige] der Welt und außer im Düsseldorf Fan Lager hat dies kein anderer erkannt? Echt? Soll er jetzt auch noch 25 Jahre weiter arbeiten……… gibt es niemand anderen?

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  • Bei allem, was unseren Verein seit Monaten erschüttert: ich bin heilfroh, dass der meines Erachtens edel übergeschnappte F. Funkel weg ist! Seine unfassbaren Äußerungen im Nachgang seiner (viel zu späten) Entlassung zeigen, wie sehr er die Bodenhaftung verloren hat. Dazu noch seine extrem dreist erpokerten zwei (!!!) Vertragsverlängerungen, mit denen er seine Rente aufhübschen kann.

    Hätte ich früher nie von ihm gedacht…

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