Unser Nachwuchs

Unsere U23 in der Regionalliga West: So wichtig ist die Zwote für den Verein

Immer noch ist die Fortuna-U23, von Fans liebevoll die „Zwote“ genannt, in der Regionalliga West der Saison 2022/23 abstiegsgefährdet – ein tatsächlicher Abstieg wäre für den Verein eine Katastrophe.

Analyse · Am vergangenen Samstag gewann die Zwote ihr Nachholspiel beim SV Lippstadt mit 3:0, ein wichtiger Sieg, denn damit kommt die U23 in der Regionalliga West wieder über den Strich, der die Absteiger vom Rest trennt. Bewerkstelligt wurde der Sieg nicht zuletzt dadurch, dass Trainer Nico Michaty dank der Länderspielpause gleich auf SIEBEN Mann aus dem Kader der Profis einsetzen konnte. Ob das fair gegenüber einem Verein ohne höherklassige Mannschaft ist, steht auf einem anderen Blatt. [Lesezeit ca. 5 min]

Im Tor stand unsere Nummer 2, Dennis Gorka, außerdem liefen Nana Ampomah, der später verletzt raus musste, Benjamin Böckle, Kris Peterson, erstmals wieder Nicolas Gavory, Jona Niemiec und tatsächlich Daniel Ginczek auf, der den abschließenden Treffer erzielte. Besonders der Wucht von Niemiec und Ginczek hatten die armen Lippstädter, die in der Tabelle mit 36 Punkten, aber einem Spiel mehr vier Plätze vor der Zwoten rangieren, nichts entgegenzusetzen.

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Ob aus den nächsten beiden Partien – in Oberhausen und als Nachholspiel bei Schalke – etwas zu holen sein wird, lässt sich bezweifeln. Zumal Trainer Michaty in beiden Begegnungen aufgrund der terminlichen Nähe zu den Spielen der ersten Mannschaft nicht oder nur sehr eingeschränkt auf Jungs aus dem Zweitliga-Kader wird zurückgreifen können.

Das schöne alte Paul-Janes-Stadion, Heimat unserer Zwoten (Foto: FP)
Das schöne alte Paul-Janes-Stadion, Heimat unserer Zwoten (Foto: FP)

Viel Zeit, den Abstieg abzuwenden, hat die Zwote nicht mehr. Die beiden folgenden Heimspiele gegen Düren und die falsche Fortuna aus K*** MÜSSEN gewonnen werden, um Sicherheit für die restlichen vier Spieltage der Regionalliga West herzustellen. Es sei denn, die sportliche Führung der Fortuna beschließt, doch noch ein paar Mal Kicker aus dem Kader der Ersten abzuordnen – angesichts der möglichen Entwicklung in der zweiten Liga eher unwahrscheinlich.

Profis in der U23: Die Ausnahmen

Die Möglichkeit, Profis bei der Zwoten einzusetzen ergibt sich aus den Statuten des Verbandes. § 16 Absatz 2 der DFL-Satzung besagt, dass Spieler, die am Spielbetrieb der Lizenzmannschaft teilnehmen, in derselben Spielwoche nicht für die U23-Mannschaft eingesetzt werden dürfen. Es gibt nur Ausnahmen, wenn der Spieler in der Lizenzmannschaft nicht eingesetzt wurde und die U23-Mannschaft verstärken soll. Laut der DFB-Jugendordnung gilt außerdem, dass Spieler in der U23-Mannschaft eingesetzt werden, wenn sie das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Es gibt eine weitere Ausnahme, die speziell für die Regionalligen gilt. Hier dürfen bis zu vier Spieler eingesetzt werden, die das 23. Lebensjahr bereits vollendet haben oder es im laufenden Spieljahr noch vollenden werden. Diese Regelung gilt jedoch nur für Spieler, die bereits mindestens drei Jahre im Verein aktiv sind oder die in den vergangenen zwölf Monaten mindestens 24 Monate in einem anderen Verein gespielt haben.

Von der letztgenannten Ausnahme profitieren natürlich nur die Teams in der Regionalliga, deren erste Mannschaft in den oberen drei Ligen antreten. In der aktuellen Regionalliga sind dies die U23-Truppen von Gladbach, Schalke, Köln und Fortuna; die zweite Mannschaft vom BVB mischt sogar in der dritten Liga mit.

Das PJS ist noch ein echter Fußballplatz (Foto: FP)
Das PJS ist noch ein echter Fußballplatz (Foto: FP)

Längst nicht alle Erst- und Zweiligisten haben U23-Mannschaften in der jeweils zuständigen Regionalliga (oder in der dritten Liga wie Dortmund und Freiburg). Nur diese Vereine haben ein Team für die vierthöchste Liga gemeldet (von Nord nach Süd): Werder, Hannover, Pauli, HSV, Kiel, Hertha, Hoffenheim, Mainz, Stuttgart, Nürnberg, Bayern, Augsburg und Fürth. Von den 36 Insassen der oberen beiden Ligen sind also nur 17 mit einer Mannschaft auf Regionalliga-Niveau vertreten.

Tatsächlich haben eine ganze Reihe Vereine keine U23, unter anderem Darmstadt. Aufsehen erregte die Tatsache, dass Bayer Leverkusen (2014/15) und Wolfsburg ihre U23-Mannschaften vor ein paar Jahren abgemeldet haben; Wolfsburg hat 2021 immerhin wieder eine Zwote zusammengestellt, die ganz unten in der Kreisliga begonnen hat. Viele andere Vereine, die keine U23 betreiben, konzentrieren sich im Wettbewerbsbereich ganz auf die jeweilige U19 und U17. Vor Jahren haben einige Clubs diese Altersklassen unter dem Label „U23“ in der zuständigen Oberliga antreten lassen, nicht aber in einer der Regionalligen.

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Bis 2014 war die Meldung einer U23-Mannschaft für eine unterklassige Liga übrigens noch Voraussetzung für die Lizenzerteilung für eine Profimannschaft in einer der oberen drei Liga. Diese Regel wurde auf Drängen von Leverkusens Rudi Völler aufgehoben. Begründung: Der Betrieb einer U23 kostet Geld und stellt je nach der Struktur eines Clubs einen Umweg für Talente aus dem Nachwuchs- in den Profibereich dar.

Die Bedeutung unserer Zwoten

Ohnehin ist die nach DFB-Satzung mögliche Meldung einer „zweiten Mannschaft“ vor gut 60 Jahren aus dem Wunsch einiger Vereine entstanden, nicht oder selten eingesetzten Kickern der ersten Mannschaft Spielpraxis zu ermöglichen. Aus dieser Zeit stammt der altmodische Begriff „Reserve“ für eine zweite Mannschaft, also aus jenen uralten Tagen, in denen verletzte Spieler noch nicht ausgewechselt werden durften und fast alle führenden Mannschaften beinahe durchgehend mit einer Stammelf antraten.

Offiziell handelte es sich damals um die jeweilige „Amateurmannschaft“, weil die Unterteilung in Lizenzspieler und Vertragsamateure noch nicht griff. Fortuna hat nach dem zweiten Weltkrieg immer ein solches zweites Team betrieben. 1977 errangen die Kicker in Rotweiß die deutsche Amateurmeisterschaft. Mit Ausnahme der „dunklen Jahre“ von 2003 bis 2007 trat unsere Zwote immer in der jeweiligen vierten Liga (heute eben der Regionalliga West) an. 2015 erreichte sie mit dem sechsten Rang die bisher höchste Platzierung.

Im PJS schlägt das Herz der Fortuna (Foto: FP)
Im PJS schlägt das Herz der Fortuna (Foto: FP)

Mit der dramatischen Veränderung der fortunistischen Nachwuchsarbeit in den vergangenen zehn Jahren hat sich auch die Bedeutung der Zwoten geändert. Bis etwa 2016 galt sie tatsächlich als „Zweitvertretung“ – die personellen Verbindungen sowohl zur U19 und U17 sowie der Profimannschaft waren eher gering ausgeprägt; das Team galt als eigenständig. Nur besonders herausragende Talente fanden ihren Weg in die Erste.

Inzwischen aber fungiert die Zwote einerseits als Bewährungsfeld für Jungs aus den genannten U-Teams in der harten Wettbewerbspraxis der Regionalliga, andererseits aber auch als Angebot an talentierte Kicker im passenden Alter anderer Verein, besonders solcher, die dort keine strukturierte Nachwuchsarbeit in einem Leistungszentrum oder gar Internat mitgemacht haben – Tim Oberdorf und Jona Niemiec sind hier aktuell die besten Beispiele.

Die Zwote der Saison 2022/23 (Foto: Fortuna Düsseldorf)
Die Zwote der Saison 2022/23 (Foto: Fortuna Düsseldorf)

Immer wieder wird – dies ist bei den Clubs, die keine U23 betreiben, die Regel – wird gegen eine solche zweite Mannschaft angeführt, dass diese viel Geld kostet und zusätzlichen Aufwand in der Nachwuchsarbeit generiert. Dies ist (siehe Bayer Leverkusen und auch Eintracht Frankfurt) vor allem dann unerwünscht, wenn das Grundkonzept der jeweiligen Nachwuchsarbeit auf der raschen Integration von U19- und U17-Kräften in den Profikader basiert. Und noch mehr, wenn ein Verein ganz gezielt Talente, die jünger als 19 Jahre sind, bei anderen Clubs abwirbt.

Für Fortuna ist die Zwote aber, dies lehrt die Erfahrung, deshalb so wertvoll, weil mit ihr Talenten aus dem regionalen Umfeld und dem benachbarten Ausland angelockt werden können. Dies aber nur, solange F95 mindestens auf Regionalliga-Niveau antritt. Clubs aus NRW, deren U23-Teams in einer der Oberligen oder gar darunter mitmachen, nutzen ihre zweiten Mannschaften in der Regel nur als Feld für Wettbewerbserfahrungen für ihre Youngster.

Fazit

Sollte unsere Zwote am Ende der Saison tatsächlich aus der Regionalliga absteigen, stellt sich für die U23 die Existenzfrage, denn es ist vorstellbar, dass auch die Fortuna dann ihr Nachwuchskonzept so umbaut, dass es einen direkten Weg aus der U19 und der U17 zu den Profis gibt und man sich die Kosten für eine zweite Mannschaft einfach spart.

Wäre schade drum, denn die Zwote hat eine treue Gemeinde eigener Fans, die seit Jahren nicht nur ihre Heimspiele besuchen und die Jungs anfeuern. Leider ergeben sich nicht mehr die Zuschauerzahlen im Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich, die früher üblich waren – schönen Dank an die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), die den Verband dazu gedrängt hat, Partien der U23-Teams von Erst- und Zweitligisten möglichst parallel zu den Spielen der jeweiligen ersten Mannschaft anzusetzen.


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