Wehen vs F95 0:2 – Das war einfach
In einem erneut wenig aufregenden Spiel schlug die glorreiche Fortuna das Team von Wehen völlig verdient mit 2:0.
Bericht · Jetzt mal Butter bei die Fisch: Fortuna Düsseldorf stellt in der Zweitligasaison 2023/24 eine echte Spitzenmannschaft. Kaum auszudenken, wo das Team heute stünde, hätte sie nicht derart viel mit Verletzungspech zu kämpfen gehabt. Woran man merkt, dass es sich um eine Spitzenmannschaft handelt? Daran, dass sie Partien gegen Abstiegskandidaten unaufgeregt siegt. Und auch daran, dass nicht immer alle Kollegen perfekt spielen, das Team aber trotzdem souverän gewinnt. In diesem Sinne waren die Begegnungen letzte Woche gegen Braunschweig und gestern gegen Wehen beweiskräftig. Zumal beide Gegner nicht wirklich schlecht gespielt haben. [Lesezeit ca. 6 min]
Der Ergebene kann überhaupt nicht verstehen, dass gewisse Spochtrepochter die Fortuna bei ihrem Auftritt in Wiesbaden nicht so gut gesehen haben. Wenn schon der persönliche Eindruck täuscht, kann man sich immer noch an die Statistik halten. Da finden wir eine Gesamtlaufstrecke von 120 Kilometern (Topwert), eine Passquote von über 90 Prozent (Topwert) und 60 Prozent erfolgreiche Dribblings. Das bei 55 Prozent Ballbesitz und einer Zweikampfquote von 47 Prozent. Die xGoals stehen bei 1,72 : 0,45 – was will man denn noch mehr?
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Ja, klar, auch unsere Wunderboys machen Fehler, sie sind nun mal allesamt „normale“ Fußballspieler und keine Supertalente auf dem Niveau von Florian Wirtz (der im Übrigen auch nie ganz fehlerfrei arbeitet). Aber erstens unterlaufen ihnen keine fatalen Fauxpas‘ (mehr) und zweitens helfen sich die Kollegen gegenseitig. Wie gesagt: Keine Überflieger, aber durchweg sehr, sehr gute Kicker – fast alle jetzt schon auf Erstliganiveau.
Wenn es noch mehr Beweise für die enorme Qualität dieses (nein, wir sagen jetzt nicht mehr „schmalen“…) Kaders bedurft hätte, dann nehmen wir einfach die gesamte Situation her, die zum 1:0 in der 13. Minute geführt hat. Zimbo Zimmermann führt einen eher langsamen Angriff auf dem rechten Flügel, aus dem sich Felix Klaus raushält. Dieser checkt die Box ab und entdeckt Shinta Appelkamp auf dem Weg in dieselbe. Schiebt die Kugel rüber, Shinta nimmt an, geht ein paar Schritte quer und legt sich das Ding auf den linken Schlappen. Anschließend schlenzt er das Ei durch Freund und Feind hindurch ins linke untere Eck.
So weit, so einfach. Der Charme der Aktion liegt daran, dass ALLE Fortunen, die an diesem Angriff beteiligt waren, im Moment des Passes von Zimbo auf Shinta perfekt standen, wirklich perfekt. Das schließt übrigens auch Vince Vermeij ein, der gestern von gewissen Leuten wieder zu Unrecht geschmäht wurde. Dessen Arbeit macht das Drumherum, das dann zu Buden durch Tzolis, Klaus oder Appelkamp führt, überhaupt erst möglich. Blöd für einen Mann, der nominell als Spitze eingesetzt wird, dass ihm selbst kein Tor gelingt.
Hört sich arrogant an, aber mit diesem 1:0 war der Fisch schon halb geschuppt. So richtig kamen die Wehener nicht in die Gänge und wirkten ganz anders als bei ihrem Auswärtssieg damals in Düsseldorf. Aber dann in der 26. Minute… Eine Flanke an den langen Pfosten findet eine SVWW-Birne, die bereit ist einzunicken. Flo Kastenmeier ist ausgespielt. Aber dann kratzt Tim Oberdorf die Pille von der Linie. Ein Tor für die Hausherren hätte aus der Partie ganz sicher ein anderes Spiel gemacht.
Apropos Tim Oberdorf: Für euren allzeit ergebenen Spielberichterstatter war der Lena ihr Bruder gestern bester Fortune auf dem Platz. Nicht nur, weil er zweimal als letzter Krieger vor der Linie Tore verhinderte, sondern weil er die Viererkette dirigierte und im Verbund mit Yannik Engelhardt den Spielaufbau betrieb. Und zwar so sehr, dass Flo Kastenmeier, der eigentliche Spielmacher, viel seltener als sonst die Angriffe durch lange Bälle einleitete. Außerdem war es der gute Tim, der die kleinen Ungenauigkeiten des Jamil Siebert regelmäßig ausbügelte.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Eine Situation in der 35. Minute machte den Sack dann schon fast zu. Ein gewisser Herr Lee in Diensten des SVWW rennt Yannik Engelhardt hinterher, ist aber ständig hinter ihm und erwischt unseren wunderbaren Sechser plötzlich von hinten an der Wade. Schiri Gerach zückt sofort die blutrote Karte, und seine Entscheidung auf „grobes Foulspiel“ hält auch der Überprüfung durch die Videoglotzer im k***schen Untergeschoss stand. Ganz ehrlich? Der Ergebene hätte es bei einer gelben Karte belassen und hält den Platzverweis auch nach der Durchsicht der TV-Bilder für überzogen, weil er in der Lee’schen Tat keine Bösartigkeit, keine Niedertracht und schon gar nicht den Wunsch, den Gegner verletzen zu wollen, erkennen ließ.
Eines dieser F95-Klischees besagt, dass „wir“ Überzahl nicht können. Wie so oft nur gefühlte Temperatur, denn die Statistiken belegen das nicht. Natürlich, wenn man meint, eine Mannschaft müsste mit einem Mann mehr einen Sturmlauf anzetteln und dem Gegner Buden einschenken wie der geschäftstüchtige Wirt seinen Gästen das Bier, dann wird es auch gestern so ausgesehen haben, als hätten die weißgekleideten Rotweißen aus der Überzahl nichts gemacht. Stimmt aber nicht, und auch das belegt die Statistik, denn die Werte für Ballbesitz, gelungene Pässe und sogar für das Zweikampfverhalten änderten sich schlagartig.
Die latente Unzufriedenheit mancher Fans ergab sich aus demselben Effekt wie im Braunschweig-Spiel: Das F95-Hottehü hopste nur so hoch wie nötig. Das zu tun ist aber ebenfalls eine Eigenschaft einer Spitzenmannschaft. Und ähnlich wie in der vergangenen Woche war auch dieses Mal die zweite Halbzeit ziemlich langweilig. Und hätte Tim Oberdorf mit seinem Distanzschuss in der 47. Minute das 2:0 klargemacht, wäre es noch langweiliger geworden. Bis zur 64. Minute passierte dann nichts, niente, nothing.
Die Expertenrunde in der Retematäng nutzte die Zeit für nette Gespräche über dieses und jenes, während der Ergebene sich fragte: Wo ist Tzolis? Der machte sich bei angenehmem Frühsommerwetter im kuscheligen Wiesbaden einen lauen Nachmittag. Und erst so um die 70. Minute herum fiel ihm ein, dass er ja noch mindestens ein Tor machen müsste, um seinen Platz in der Torjägerliste zu halten oder zu verbessern. Und weil unser fröhlicher Grieche es σιγά σιγά anging, liefen Emma Iyohas Bemühungen so ein bisschen ins Leere.
Viel lief jetzt über die Mitte, die Engelhardt, Appelkamp und Jóhannesson fest um Griff hatten. Überhaupt schien es ein Teil des Spielplans unserer wunderbaren Coaches gewesen zu sein, das Wehener Angriffsbemühen auf deren Flügel zu drängen und ihnen nur dort Räume zu gewähren – dies im Vertrauen darauf, dass die Jungs in Weiß die Box schon unter Kontrolle haben würden. Das ist ja ohnehin ein Merkmal der Thioune’schen Spielidee, nämlich dem Gegner die ungefährlichen Räume anzubieten und ihn aus den gefährlichen rauszuhalten – übrigens eine hochmoderne Vorstellung von Fußball.
Tja, und dann machte eben Ísak Jóhannesson den Deckel drauf. Ausgangspunkt war Shinta Appelkamp, der sich den Titel „Fortune der Partie“ mit dem bereits erwähnten Tim Oberdorf teilt. Shinta steckte perfekt durch auf Ísak, der im perfekten Moment den perfekten Laufweg eingeschlagen hatte und frei vorm Wehener Keeper landete, an dem er das Ei vorbei ins Gehäuse schob.
Das war in der 64. Minute, und danach passierte wirklich nicht mehr viel. Außer, dass Chris Tzolis vor lauter Eigensinn in der 89. Minute das 3:0 verdaddelte. Anstatt nach einem Mitspieler in der Mitte zu suchen, ging er auf den Keeper zu und wollte ihn per Tunnel demütigen. Ging aber nicht. Und wenn Daniel Thioune dem griechischen Schlitzohr noch was austreiben müsste, dann genau diese respektlosen Egotrips.
Nachzutragen wäre noch eine der wenigen Situationen, in der Felix Klaus zu sehen war. Die spielte sich in der 28. Minute ab, als der gute Felix im gegnerischen Sechzehner schon fast durch war, aber der SVWW-Verteidiger ihn mit maximalem Risiko abgrätschte. Dass der gute Schiri Gerach nicht einmal im Traum daran dachte, hier einen Strafstoß zu verhängen, spricht für ihn. Tatsächlich gab es aber auch keine Aufregung auf Düsseldorfer Seite.
Es ist nicht so, als hätten die Gastgeber keine Chancen gehabt, aber bei Licht betrachtet gab es nur zwei Situationen, in denen sie tatsächlich hätten scoren können. Deshalb – und weil er wenig für den Spielaufbau tun musste – verlebte Flo Kastenmeier bei schönstem Wetter einen recht friedlichen Nachmittag. Und eigentlich stellen sich nur die Fragen danach, ob und welche Rückkehrer aus Verletzungszeiten noch eine Chance auf einen Startelfeinsatz haben. Dafür im Heimspiel gegen Fürth was zu ändern, spricht nicht wirklich viel.
Nachtrag: Einige FP-Leser:innen haben uns völlig zurecht darauf aufmerksam gemacht, dass sich bei der Startaufstellung beim Spiel gegen Fürth auf jeden Fall was ändern wird – vielen Dank für die Hinweise! Denn unser Christos Tzolis hat gestern seine fünfte gelbe Karte kassiert und sich darüber ziemlich geärgert, weil er aussetzen muss. Über die Alternativen macht sich der Ergebene dann im Vorbericht Gedanken.
Die vierte Niederlage in Folge hat den Aufsteiger in den Abstiegssog gezogen. Von der Qualität, die der SVWW im Hinspiel gezeigt hat, ist nichts übrig, also riecht es nach Trainerentlassung. Das exakte Gegenbild bietet die Fortuna, die nun fünf Ligaspiele in Folge gewonnen hat. Außer dem HSV waren da aber eben eher die Abstiegsbedrohten dabei. Also wird das Heimspiel gegen Fürth zum ersten Crashtest, bevor es dann zu Schalke geht, das einen Lauf zu haben scheint. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es die Partie in Kiel sein, die über den finalen Tabellenplatz der wunderhübschen Diva entscheidet. Bis dahin muss einfach weiter gewonnen werden…
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… wie immer ein toller Bericht zum Spiel, schön geschrieben wie eh und je. Nach all den Jahren und seiner Leistungen bei unserer glorreichen Fortuna wäre zumindest ein „kleiner“ Abschnitt über Aleks Spengler, oder über die kleine Aktion kurz nach Anpfiff an dem sich die Wiesbadener ebenfalls mit Schweigen beteiligten, sicherlich angebracht.
Dann eben beim Heimspiel gegen Fürth, bei dem vom Verein ja auch noch etwas geplant ist. Besser spät als nie.
Der Sieg war für Aleks.
Danke für die Blümchen! Auf Aleks Spengler kommen wir im Laufe der Woche natürlich zurück.