F95 vs Paderborn 1:1 – Vorsicht ist die Mutter der Fortuna-Kiste…
In einem über 70 Minuten zähen Ding holte die (glorreiche) Fortuna in der allerletzten Sekunde den Ausgleich gegen den SC Paderborn.
Bericht · Irgendwann, noch vor dem 1:0 durch den SCP, entfuhr es dem Ergebenen (der das Spiel krankheitsbedingt leider zuhause am TV gucken musste): „Ich möchte mal wieder Spaß an der Fortuna haben!“ Und dachte dabei an das 1:0 gegen Hanoi. Denn bis dahin hatten es die Kicker in Rot – möglicherweise von den Coaches dazu verdonnert – wie die Stachelschweine beim Sex gehalten: Seeehr voooorsichtig. Hatte mal einer der Jungs ne Idee, erschrak er und spielte die Pille lieber zurück. Man nennt es auch das Hoffmann-Prinzip. Wobei der Begriff „ideenlos“ besonders auf die erste Halbzeit gut passte, eine Halbzeit, in der F95 genau einen Torschuss abgab. Die Gäste in Himmelblau brachten es in dieser Disziplin auf immer vier Aktionen. Und weil beide Teams in den ersten 45 Minuten vor allem nicht verlieren wollten, war es ein zähes, ja, freudloses Ding. [Lesezeit ca. 7 min]
Und um es an dieser Stelle zusammenzufassen: Von der Energie, die Daniel Thioune seinen Mannen laut Pressekonferenz erwecken wollten, war nichts zu sehen. Eher im Gegenteil. Das immerhin gab Sportdirektor Chris Weber im Halbzeitinterview zu. Mag ja allgemein prima sein, wenn die Sportverantwortlichen unaufgeregt reagieren, aber euer Ergebener hätte in dieser Pause lieber ein Rumpelstilzchen in Rot-Weiß gehabt, das sich über das Treiben der Spieler mit dem F95 über dem Herzen aufregt. Dass es zum Ende der ersten Hälfte nicht zu überhörende Pfiffe von den Rängen gab, war noch die emotionalste Reaktion.
An dieser Stelle könnte euer ziemlich enttäuschter Ergebene weite Teil seines Berichts über die Partie in Münster wiederholen. Denn wieder lag der Temperamentspegel der Fortunen bei 2 auf einer Skala bis 10. Da brannte nix. Da fiel ihnen wenig ein. Immerhin lag die Fehlerquote – dies als Unterschied zum Münster-Desaster – im grünen Bereich. Klar: Wer wenig riskiert, macht wenig Fehler.
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Halten wir den Herren in Rot zugute, dass auch die Paddelbirnen Stachelschwein-Sex vollführten und vor dem Ball meist im 5-4-1 standen. Das allerdings extrem konzentriert und erfolgreich. Nun wissen Fußballfreund:innen, dass man solche Doppelriegel nur mit riskantem Pass- und Flankenspiel knacken kann. Die Fortuna aber versuchte es vorwiegend in der Zentralen, also genau in der Zone, in der sich die meisten Paddelbirnen aufhielten. Als einzige Chance für die Fortuna ließ sich Emma Iyohas Versuch eines Weitschusses in der 6. Minute werten.
Die einzige echte Überraschung bei der Zusammenstellung der Startelf war Cello Sobottka als Teil einer Doppelsechs, deren andere Hälfte erneut Zimbo Zimmermann bildete … der wieder ständig über den Platz irrlichterte und seine Position überhaupt nicht hielt. Dabei hatte Trainer Thioune doch eine klare Aufgabenverteilung angekündigt, was ja ein deutliches Halten der vorgesehenen Position beinhaltet. Später rückte Zimbo auf seinen angestammten Posten als rechter AV, den er dann ausgesprochen diszipliniert gestaltete.
Bis dahin bildete Vally Lunddal das rechte Ende der Viererkette und mischte sich – wie es Zimbo sonst tut – gelegentlich in die Offensive ein, wobei die Zusammenarbeit mit Felix Klaus nicht sonderlich gut klappte. Außerdem ließ sich der lange Isländer von der Mutlosigkeit der Kollegen anstecken und spielte den Ball im Zweifel immer nach hinten. Dort wartete meist Käpt’n Hoffmann, um sich die für ihn typische Zeit beim Spielaufbau zu lassen. Auch wenn Kollege Tim Oberdorf ebenfalls nicht so das Temperamentsbündel ist, reagierte der in solchen Situationen schneller und versuchte in der Regel, entweder den linken Flügel zu bedienen oder auf Ísak Jóhannesson im zentralen Mittelfeld abzulegen.
So gesehen ordnete sich das Team in einer Art 4-2-3-1 an, wobei die Außenschienen immer wirklich sehr weit draußen agierten. Weil aber nur Cello Sobottka öfter in der Zentrale mit nach vorne ging, hing der arme Vince Vermeij meist mutterseelenallein im gegnerischen Strafraum ab. In den ersten 45 Minuten kam der Holländer so auf gerade einmal acht Ballkontakte.
Immerhin stand die Defensive so gut, dass der SCP in Hälfte 1 nur eine nennenswerte Chance hatte. Und zwar erreichte in der 39. Minute eine schicke Flanke den Ex-Fortunen Grimaldi, der zum Kopfball aufstieg und das Ei nur knapp über den Kasten setzte. Ursache war eine mangelhafte Zuordnung, durch die der Schütze unbedrängt köpfen konnte. Ansonsten bekam Flo Kastenmeier wenig zu tun.
Und weil auch den Anhänger:innen des SC Paderborn langweilig war, zündeten sie – nach dem großen Anfangsfeuer – unentwegt einzelne Bengalos. Bei Fans wie denen dieses Retortenvereins wirkt das immer ein bisschen niedlich, als wollten sie sagen: Wir sind auch große, böse Ultras! Na ja, wer in einer Möbelhalle haust…
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Es soll Fortuna-Fans geben, die immer noch daran glauben, dass unsere Coaches in der Pause Veränderungen anordnen und personelle Wechsel vornehmen könnten. Aber doch nicht bei Thioune, Stefes und Jan Hoepner! Zumal sich hinterher herausstellte, dass der Cheftrainer mit dem Auftritt seiner Buben in den ersten 45 Minuten völlig einverstanden war. Moment mal: Hatte er in der Pressekonferenz zum Spiel nicht davon gesprochen, die Mannschaft müsse „das Stadion anzünden“, also durch ihr Spiel für starke emotionale Unterstützung der Fans auslösen? Und dann das?
Wie zu erwarten war, tat sich erst in der 62. Minute was. Cello Sobottka, der viel gearbeitet hatte, ging raus und wurde durch Gio Haag ersetzt – nachvollziehbar. Auch nicht schwer zu erraten, dass Dzenan Pejcinovic für Vince Vermeij kam, der erneut völlig in der Luft hing. Beide Wechsel waren aber keine Reaktion auf den Führungstreffer der Paderborner in der 61. Minute, denn die Eingewechselten standen schon zuvor bereit. Zumal der Treffer nur bedingt auf individuelle Fehler zurückging.
Eigentlich schien ein Angriff der Gäste bereinigt, aber die Pille erreicht nach einer zu langen Flanke einen Paderborner auf der linken Seite fast an der Grundlinie. Die Paddelbirne gibt scharf und flach hinein und will die Kollegen im Fünfmeterraum erreichen. Vor ihm Vally Lunddal, Flo Kastenmeier am kurzen Pfosten. Weil ein anderer Himmelblauer einläuft, macht Flo einen Schritt weg vom Pfosten und öffnet so einen Weg ins Netz. Lunddal will den Pass entschärfen und lenkt das Ei in die eigene Bude. Zunächst sah es so aus, als ob der heranstürmende SCPler das Ding einlocht, aber diverse Zeitlupen belegen: Es war ein Eigentor.
Gehen wir mal davon aus, dass dieses Gegentor im Thioune’schen Matchplan nicht vorgesehen war und dass in diesem Plan mehr Offensive stand. So erklären sich die Wechsel noch am ehesten. Immerhin kommt es „schon“ in der 69. Minute zu einer echten Chance für die Fortunen. Dies als Auftakt für eine Drangphase, die bis weit in der Nachspielzeit reichte. Denn plötzlich drängten die Roten ihre Gegner mit Macht ins eigene Drittel. Das wiederum stand wohl nicht im Matchplan von SCP-Coach Kwasniok, der bis dahin nicht auf Ergebnis-halten gesetzt hatte.
Klar, dass dieses Tor für Paderborn zum ungünstigsten Zeitpunkt fiel. Schön aber, dass das Team genau richtig reagierte. Wo sie aber bis dahin mut- und ideenlos, wenn auch stabil aufgetreten waren, hatten sie zunächst einfach kein Glück. Wobei die SCP-Verteidigung einfach klasse stand und mehr Glück beim Blocken von Torschüssen hatte. Am Ende stand es in der zweiten Halbzeit 10:4 bei den Torschüssen. Jetzt holten die Fortunen endlich auch Ecken raus, die meistens ganz gut von Ísak Jóhannesson getreten wurden.
Und – etwas, was der Ergebene ganz grundsätzlich fordert – endlich brachten die Jungs in Rot mehr Härte in die Partie. Manchmal kommt es nämlich so vor, als wolle sich die Mannschaft durch die Fairnesswertung für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren. Leider verunsicherte dieses Verhalten den jungen Schiri Exner, der bis dahin unauffällig und deswegen gut gepfiffen hatte. Offensichtlich wollte der nun irgendwas einen Riegel vorschieben. In den letzten 15 Minuten traf er vier fragwürdige Entscheidungen, alle gegen die Fortuna.
So rannten die Jungs nun dauerhaft an, und nur einmal kam der SCP in eine nennenswerte Umschaltsituation. In der 72. haut Tim Rossmann drauf, aber der gegnerische Keeper wehrt ab. Einmal chippt Emma auf Vally, aber ein Verteidiger kommt vorher mit der Birne dran. In der 77. kommt Shinta Appelkamp für Lunddal; ergo rückt Zimmermann nach rechts hinten. Gio Haag und Ísak Jóhannesson bilden jetzt die Doppelsechs, während Appelkamp als Zehner arbeitet. In der 84. kommen dann Myron van Brederode und Jona Niemiec für Iyoha und Klaus – de facto eine Umstellung auf Dreierkette, denn Tim Rossmann und Myron van Brederode bilden eine Art verteilter Au0enstürmer.
Der Druck wächst, aber alles, was aufs Paddelbirnen-Tor geht, wird entweder geblockt, abgewehrt oder gehalten. Kaum jemand glaubt, dass in der fünfminütigen Nachspielzeit noch was passieren könnte. Aber dann. Genau bei 94:57, also drei Sekunden vor dem Ende, kommt das Ei wieder mal gut in den Fünfer der Paderborner. Gleich drei von denen steigen hoch, weil Dzenan Pejcinovic einschussbereit dasteht. Und dann köpft der eine dem anderen an den Hinterkopf, von wo aus die Pille unhaltbar über die Linie geht. Ausgleich!
Das ist fast schon das Beste, was man über diese Partie aus F95-Sicht sagen kann: Die Jungs haben nie aufgegeben. Und: Sie haben ab etwa der 70. Minute tatsächlich die geforderte Energie auf den Rasen gebracht. Man kann nicht einmal sagen, der SCP habe auf Verwalten gespielt; Kwasniok hat ja sogar noch offensiv eingewechselt, und Oldie Sven Michel hatte das 2:0 mit einem Fernschuss auf dem Schlappen. Man mag das Unentschieden glücklich nennen, über alles betrachtet war es das gerechte Ergebnis, denn in den diversen Statistiken kamen beide Mannschaften gleichauf ins Ziel, wobei beide auf erschreckende xGoals-Werte von 057:0,55 kamen, was bedeutet, dass ein 0:0 das eigentlich passende Resultat gewesen wäre.
Worüber man sich als Fortuna-Fan Sorgen machen muss: Dass das Team über mehr als 60 Minuten wieder mut- und ideenlos, vor allem aber fast phlegmatisch auftrat. Das hat nichts mit der individuellen Qualität der Akteure zu tun, sondern mit deren grundlegender mentaler Verfassung. An der gilt es zu schrauben. Durch die Länderspielpause haben Trainer und Spieler genug Zeit, an dieser Stelle etwas zu verändern, damit euer tierisch ergebener Berichterstatter beim kommenden Heimspiel gegen Elversberg endlich mal wieder Spaß an der Fortuna haben kann.
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Danke für den Kommentar, ähnlich ging es mir gestern. Ein nicht schön anzuschauendes Spiel. Man könnte wirklich glauben, die haben Angst, Fehler zu machen, bloß nicht zu viel riskieren. Wäre halbwegs erträglich, würde was bei rum kommen. Macht zurzeit gar keinen Spaß, zuzuschauen.
Es ist doch immer die gleiche hin-und her geschiebe kein Plan für ein Spiel nach vorne
immer wird der Ball zurück zu Katse gespielt, der dann meterweit aus seinem Kasten
rauskommt. Ich kann kein System erkennen.
„Worüber man sich als Fortuna-Fan Sorgen machen muss: Dass das Team über mehr als 60 Minuten wieder mut- und ideenlos, vor allem aber fast phlegmatisch auftrat. Das hat nichts mit der individuellen Qualität der Akteure zu tun, sondern mit deren grundlegender mentaler Verfassung.“
Abgesehen davon, dass man „grundlegende mentale Verfassung“ kaum trainieren oder einimpfen kann (zumindest nicht TH), scheint mir vielmehr offensichtlich zu werden, dass diese vielbeschworene Qualität der Mannschaft nur für einen Platz im oberen Mittelfeld ausreicht. Natürlich spielen die schmerzhaften Abgänge eine erhebliche Rolle, doch wenn ich die Truppe durchgehe, fallen mir zu viele Spieler ein, deren Entwicklung keine Sprünge mehr erwarten lässt in einer Mannschaft, die überdies immer wieder taktisch fehlberaten wirkt.
Ein Großteil der Zuschauer hat sich bis zum Gähnen schmerzhaft gelangweilt, zumindest bis zur 70. Minute, und auch die Anfeuerungsbataillone haben sich nur bemüht 😉 …
Der zögerliche Trainer wird vermutlich noch lange auf einen Anstoß um 15.30h warten müssen.