Fortuna: Mitgliederversammlung 2024: Freundlich, friedlich, fehlerfrei
Über 500 Mitglieder trafen sich am Sonntagmittag in der Stadthalle, um die jährliche Mitgliederversammlung abzuhalten. Nach vier Stunden war die Sache in Ruhe und Frieden durch.
Bericht · Diejenigen, die immer fordern, es müsse Ruhe im Verein herrschen, dürften nach der MV 2024 sehr zufrieden sein. Denn die Versammlung in der Stadthalle lief ausgesprochen ruhig ab. Und: Sehr, sehr professionell. Da standen zwei Veteranen der vergangen 22, 23 Jahre in der Kaffeeschlange und erinnerten sich an chaotische Veranstaltungen. Zum Beispiel in der Aula der Heinrich-Heine-Gesamtschule, die in Brüllduellen zwischen der Opposition und dem Aufsichtsratsvorsitzenden und OB Joachim Erwin gipfelten. Oder wie der stinksaure AR-Vorsitzende Marcel Kronenberg den nervigen W. Fiegen mit Gewalt aus dem Saal entfernen lassen wollte. Oder natürlich an die kuriose MV im Rather Dome. Da hatte es Stimmengleichheit bei der Aufsichtsratswahl gegeben, man brauchte neue Stimmzettel, aber niemand hatte den Schlüssel zum Raum mit dem Drucker. Spätestens seit den Versammlungen in der Arena herrscht Professionalität. [Lesezeit ca. 6 min]
Besonders bei Abstimmungen und Wahlen. Wurden früher Hunderte Stimmzettel eingesammelt und händisch ausgewertet, bekommt jedes Mitglied heutzutage ein Kästchen mit einer ID-Karte. Abgestimmt wird per Knopfdruck, das Ergebnis steht unmittelbar nach dem Ende der Eingabezeit zur Verfügung und wird, optisch hübsch aufbereitet, an auf dem Riesen-Screen über dem Podium angezeigt. Das reduziert solche Vorgänge buchstäblich um Stunden. Und trotzdem dauerte die MV 2024 gestern in der Stadthalle gut vier Stunden.
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Besonders gefühlvoll geriet dieses Mal das Gedenken an die verstorbenen Mitglieder. Zu den Klängen des Songs „Nur zu Besuch“ der Toten Hosen wurden die Namen der Verstorbenen auf dem Screen eingeblendet, bei den bekannteren (Christina Begale, Hilmar Hoffer, Alex und Marita Spengler) unterlegt mit Fotos. Der Saal stand geschlossen und verfolgte diesen Teil schweigen und ehrte so die Toten.
Nicht weniger rührend der Akt, in dem der Ewig-Fortuna Werner Buddenberg zum Ehrenmitglied. Der 81-Jährige war einst Vorstandsmitglieder und einer von denen, die unsere Fortuna durch die schweren Jahr geführt hat und sein Engagement auch heute noch einbringt. In seiner Dankesrede wünschte sich Buddenberg, noch einmal auf dem Rathausbalkon stehen zu dürfen, um einen Aufstieg zu feiern. Sportvorstand Klaus Allofs versprach das nicht, ließ aber durchblicken, dass er sich das auch wünscht.
Insgesamt waren 581 Mitglieder anwesend, davon 501 stimmberechtigt – bei inzwischen 35.521 Mitglieder (diese Zahl feierte der Vorstandsvorsitzende Alexander Jobst) natürlich nur ein winziger Bruchteil. Weil sich immer wieder Mitglieder melden, die nicht mobil sind oder zu weit weg wohnen, prüft der Vorstand übrigens, die Mitgliederversammlungen – wie schon zu Pandemiezeiten stattgefunden – wieder hybrid durchzuführen, also gleichzeitig live und im Netz.
Ausführliche Vorstandsberichte
Das lag vor allem an den sehr ausführlichen Berichten der drei Vorstände, die insgesamt mehr als zwei Stunden dauerten. War der Vortrag des Vorstandsvorsitzenden Alexander Jobst lebendig und gut zu verfolgen und der Bericht des Finanzvorstands Arnd Hovemann interessant und auch für Nicht-BWLer einigermaßen verständlich, erwies sich die Rede von Klaus Allofs, Vorstand Sport und Kommunikation, als einschläfernd. Offensichtlich hatte sich Allofs den Vortrag von Mitarbeiter:innen schreiben lassen und vorher nie gelesen, denn er verhaspelte sich – besonders bei Fremdwörtern – und leierte die Fakten mit zunehmender Ungeduld herunter. Schade, eigentlich…
Ohnehin waren Jobst‘ Aussagen zum Konzept „Fortuna für alle“ und Hovemanns Finanzdaten dieses Mal wichtiger. Zumal beide Tatsachen lieferten, die in den Diskussionen unter Freunden der Fortuna in den sozialen Medien gern völlig falsch dargestellt oder missverständlich zitiert werden. So gab es zum Beispiel die Antworten auf die Fragen danach, was eigentlich mit den Transfererlösen passiert – wobei die Einnahmen aus den Verkäufen von Yannik Engelhardt und Ao Tanaka für den Berichtszeitraum noch keine Rolle spielten, der von Christos Tzolis dagegen schon – ohne ihn hätte es ein negatives Ergebnis gegeben.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Natürlich war es für Nichtfachleute nicht ganz leicht zu verstehen, welche Kennzahlen wichtig sind – zum Beispiel auch für die Lizenzerteilung durch die DFL. Interessant auch die Aussagen von Arnd Hovemann über die Unterschiede zwischen dem ideellen Bereich (verkürzt ausgedrückt: alles außer dem Profifußball) bei der steuerlichen Bewertung. Der Ergebene hätte sich allerdings gewünscht, dass einmal genau erklärt würde, was Rückstellungen und Abgrenzungsposten bei Einnahmen-Ausgaben-Rechnung und der Bilanz ganz real bedeuten.
Sehr zugewandt und mehrfach auf die öffentlich geäußerte Kritik am Konzept „Fortuna für alle“ (FFA) eingehend zeigte sich Alexander Jobst. Er wies gleich mehrfach daraufhin, dass FFA eben kein fixes Ding ist, sondern ein Fahrplan, einer, bei dem die Tour nicht immer geradeaus läuft und auch Fehler gemacht werden. Die gilt es zu erkennen, zu analysieren und zu revidieren. Neu, dass nun ALLE Sponsoren und Unterstützer FFA zugeordnet sind und nicht mehr nur die Großsponsoren, von denen ja ohnehin nur die Targobank einen wirklich großen Geldbetrag einsetzt. Inzwischen werden die Großen „Wegbereiter“ genannt, die Stadtwerke, Yayla, Merkur und Stölting sind „Wegbegleiter“ und die anderen „Weggefährten“ – na ja, wenn’s schee moacht…
Logo nun immer in Rot und Weiß
Einem Streitthema, das möglicherweise zu Debatten auf der MV geführt hätte, nahm Jobst den Wind aus den Segeln. Er verteidigte die Tatsache, dass das pinke Trikot mit einem Logo versehen war, das nicht der Satzung entsprach, und versprach: Nächste Saison werden alle Trikots das Fortuna-Logo in Rot und Weiß tragen.
Anschließend gab der Aufsichtsratsvorsitzende Björn Borgerding, der die Versammlung freundlich und fehlerfrei leitete, den Bericht über die Arbeit des Aufsichtsrats ab. Kurz und knapp schilderte er die vertrauensvolle Zusammenarbeit, bei der auch kontroverse Positionen jederzeit fair abgehandelt würden. Anschließend wurden alle Vorstände satzungsgemäß entlastet. Auch alle Aufsichtsräte erreichten die Entlastung durch die Mitglieder. Auch der Bericht der Kassenprüfer lief kurz, knapp und den Regeln entsprechend ab.
Die Nachfragen des Uralt-Mitglieds Klaus Schunk erinnert dann im Stil an die MVs der Vergangenheit. Aber auch die wurden von Borgerding und den Vorständen mit gebotenem Ernst und erfreulicher Freundlichkeit beantwortet. Das galt auch für die etwas konfuse Einlassung eines anderen Mitglieds zu seinem Pyro-Erlebnis beim Pokalhalbfinale in Leverkusen, die in dem Vorschlag, dass „die“ (gemeint waren wohl unsere Ultras) vor den Partien Fußballturniere austragen sollten, um sich abzureagieren. Ein aktives Mitglied des Ü60-Clubs, einer hochaktiven Vereinigung von Fans höheren Alters, beschwerte sich, dass die von Fortuna 2020 neu eingeführte Arbeitsstruktur des Ü60-Clubs (Sprecher, Quadriga und Arbeitskreis) zum 01.01.2025 aufgegeben werden soll. Alexander Jobst konnte das Missverständnis klären: Der Ü60-Club würde auf keinen Fall angetastet, nur müsse nach rechtlichen Vorgaben die ehrenamtlichen Tätigkeit vertraglich gefasst werden.
Wahl des Wahlausschusses
Der Ergebene gehörte diesem damals unterschätzten Gremium von 2009 bis 2011 an. Spätestens seitdem Thomas Bollien Vorsitzender des Wahlausschusses (WA) ist, muss den Mitglieder dessen Bedeutung kaum noch erklärt werden. Der WA prüft die Kandidaten für den Aufsichtsrat und kann Empfehlungen aussprechen. Außerdem bestellt der WA turnusmäßig jeweils drei Mitglieder des Aufsichtsrats. Den enorm wichtigen Wahlen und Bestellungen von Aufsichtsräten dieses beratende Gremium vorzuschalten, kann man getrost als eine Großtat der legendären Satzungskommission betrachten, die unserer geliebten Fortuna vor mehr als 20 Jahren die aktuell geltende Satzung auf den Leib schneiderte.
Turnusgemäß fand auf der MV 2024 die Wahl der WA-Mitglieder statt. Für die fünf Sitze hatten sich sechs Personen beworben, davon fünf, die bereits dem „alten“ Ausschuss angehörten. Jede:r Bewerber:in hatte exakt drei Minuten Zeit, sich den Mitgliedern vorzustellen, die Reihenfolge wurde ausgelost. Zwei der Kandidat:innen waren bass erstaunt, als ihnen das Mikro abgedreht wurde – tja, da waren die drei Minuten eben durch. Wiedergewählt wurden Thomas Bollien, Günter Karen-Jungen, Christian Köker und Mehdi Schröder, neu im WA ist Doris Gölz, die genau wie Thomas Bollien das beste Ergebnis erzielt.
Verschiedenes zum Schluss
Zunächst sah es so aus, als gäbe es zum letzten Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ keine Wortmeldungen. Dann trat aber ein Mitglied ans Saalmikro und schlug vor, der Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e.V. möge seine Account bei der Social-Media-Plattform X (vormals Twitter) schließen. Also etwas, dass in den letzten Wochen nicht nur der FC St. Pauli bereits vollzogen hat. Dies mit der Begründung, dass die Plattform seit der Übernahme durch den Tech-Milliardär Elon Musk zu einer „Hass-Maschine“ umgebaut wurde, auf der Rassismus und Verschwörungslegenden sich ungehindert verbreiten oder werden sogar kuratiert werden. Der Vorschlag wurde an die Kommunikationsabteilung weitergeleitet.
Das war der Zeitpunkt, an dem sich der Ergebene aus terminlichen Gründen vorzeitig von der Fortuna-Mitgliederversammlung, an der übrigens auch Käpt’n Hoffmann und Cello Sobottka durchgehend teilnahmen, verabschiedete. Entweder, diese Versammlung wird wegen ihres ruhigen Ablaufs in Vergessenheit geraten, oder aber, der Ergebene wird sich an sie als professionelle, friedlich, freundliche und fehlerfreie Veranstaltung erinnern.
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Hallo Rainer Bartel, ich beschwerte mich darüber, dass die von Fortuna 2020 neu eingeführte Arbeitsstruktur des Ü60-Clubs (Sprecher, Quadriga und Arbeitskreis, ) zum 01.01.2025 aufgegeben werden soll, nicht der Ü60-Club. Mit herzlichen Grüßen von Johannes Mouseck
Danke für den Hinweis! Wird korrigiert…
Der Transfer von Christos Tzolis wurde noch in den letzten Finanzbericht mit eingerechnet, obwohl er offiziell im Juli vollzogen wurde. Ohne diesen Transfererlös hätte es einen negativen Gewinn gegeben.
Ja, das stimmt! Wird umgehend korrigiert. Danke für den Hinweis.