Spielberichte

F95 vs Regensburg 1:0 – Fans feiern: Abstiegsgefahr endlich gebannt!

In einem schwer erträglichen Spiel schlug das, was gerade in F95-Hemden rumläuft, den Aber-so-was-von-Absteiger Regensburg.

Bericht · „Liefern, nicht labern“ hatte Cheftrainer Daniel Thioune vor der Partie gefordert, und man wird sehen, ob er persönlich sein Versprechen einlösen wird. Andererseits: Manchmal denkt der Ergebene, die F95-Jungs sollten mehr miteinander labern, vor allem während des Spiels, am besten laut und gern auch ein bisschen böse – so Kastenmeier-Style. Nur wenn man ein Streichholz anreißt, kann etwas brennen. Stattdessen freundete sich Käpt’n Hoffmann in einem netten Gespräch während der ersten Halbzeit im eigenen Strafraum mit seinem Gegenspieler an und lud ihn zu Kaffee und selbstgebackenem Kuchen in sein kuscheliges Häuschen ein. Dann doch lieber Florian Kastenmeier: „Aufstieg? Drauf geschissen! Ich geh jetzt die Enten füttern und mit meinen Kindern spielen.“ Vielleicht sollte man diesen ehrlichen Typ zum Feldspieler machen und zum Käpt’n befördern. Fußball spielen kann er ja, und er ist meist der Einzige, der mal die Klappe aufmacht. [Lesezeit ca. 7 min]

F95 vs Regensburg: Wirbelnde Schals (Foto: FP)
F95 vs Regensburg: Wirbelnde Schals (Foto: FP)

Ja, und dann gab es da noch diese Pfiffe. Thioune und Hoffmann reagierten pikiert. Das helfe der Mannschaft gar nicht. Als ob es der Job der Zuschauenden sei, der Mannschaft zu helfen. „Hilf die selbst, dann hilft dir der Fan!“ heißt es ja. Natürlich gilt unter den aktiven und engagierten Fans von jeher das ungeschriebene Gesetz „Du sollst deine Mannschaft nicht auspfeifen!“, aber in der ersten Halbzeit, selbst nach dem Führungstor, musste sich der Ergebene mit allerlei Übersprungshandlungen daran hindern, pfeifend seinen Unmut kundzutun.

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Besonders Herr Hoffmann zog sich den Zorn der Sorte Zuschauender zu, die was sehen wollen für ihr Geld. Der spielte den Ball phasenweise so oft quer und zurück wie in seinen schlechtesten Zeiten. Das sieht scheiße aus, hat aber zwei miteinander verbundene Gründe. Erstens: Du kannst nur nach vorne passen, wenn da irgendwo ein Mitspieler frei ist, sich gerade freiläuft oder einen Raum anpeilt, in den man den Pass spielen könnte. Ist das nicht der Fall, bleibt nur der Rück- oder Querpass. Zweitens: Der Ballinhaber muss aber auch erkennen, ob irgendwo ein Mitspieler frei ist, sich gerade freiläuft oder einen Raum anpeilt – und zwar schnell. Andre Hoffmann ist aber nicht schnell in dieser Disziplin.

F95 vs Regensburg: Sie machen das mit den Fähnchen (Foto: FP)
F95 vs Regensburg: Sie machen das mit den Fähnchen (Foto: FP)

Da haben es bei einem Dreierkettenaufbau die beiden außen spielenden IVs einfacher, weil sie ja immer einfach an der Außenlinie entlang passen können, da wird schon irgendwie der Schienenkollege rumlungern. Allerdings funktioniert das mit den sogenannten Schienen besser, wenn Viererkette angesagt ist. Also sieht auch Käpt’n Hoffmann immer ein bisschen besser aus, wenn er Teil eines Viererverbundes ist. Nun stand bei der Aufstellung außer Frage, dass der Andre spielen würde, denn Jamil Siebert, IV mit Stammplatz, fehlte. Gut, dass Mo Heyer gelernter Innenverteidiger ist.

F95 vs Regensburg: Beim Einlauf war noch alles okay (Foto: FP)
F95 vs Regensburg: Beim Einlauf war noch alles okay (Foto: FP)

Und wo bleibt das Positive? Tja… Die Statistik besagt(e), dass F95 in der ersten Halbzeit deutlich mehr Zweikämpfe gewann als der Jahn und auch mehr zweite Bälle eroberte. Die Na-ja-geht-so-Passquote von 85 Prozent kommt bekanntlich vor allem wegen vieler Rück- und Querpässe zustande. Aber alles, was sich nicht messen lässt, sah überwiegend richtig scheiße aus. Dabei kann man noch nicht einmal den oder die Versager benennen, der oder die für das unerfreuliche Gekicke verantwortlich waren. Die Benotung, die eine hiesige Tageszeitung immer vornimmt, ist in dieser Hinsicht dieses Mal besonders bescheuert. Dort gibt man Iyoha, Appelkamp und Gavory eine 5, Hoffmann und Oberdorf aber eine 3 beziehungsweise eine 3-.

Wenn sich der Ergebene durchringen könnte, die individuelle Leistung einzuordnen, würde er – oh Wunder! – tatsächlich Zimbo Zimmermann hervorheben, der auf seine Lieblingsposition, der Sechs, spielte und von allen Akteuren die wenigsten Fehler machte. Okay, das Experiment, Nico Gavory zum Außenstürmer zu machen, ist krachend gescheitert; nur, weil der Flanken kann, ist der noch lange kein Offensivmann. Ebenso sinnlos scheint es (mal wieder), Emma Iyoha auf dem rechten Flügel angreifen zu lassen, nur weil er beidfüßig ist. Und bei Appelkamp war ein starker Wille sichtbar, der aber taktisch keine Folgen hatte, denn der Shinta lief vor allem hin und her.

F95 vs Regensburg: Kleine Besprechung an der Seitenlinie (Foto: FP)
F95 vs Regensburg: Kleine Besprechung an der Seitenlinie (Foto: FP)

Der Ergebene ist sich nicht sicher, ob die Systematik und die Startaufstellung Zeichen für den Mut von Daniel Thioune waren oder aus Verzweiflung geboren. Die Auswahl der Kicker für den Anpfiff war so überraschend, dass das ehemalige Fachmagazin Kicker ein völlig absurdes System in ihren Bericht malte und diese Darstellung erst nach Abpfiff korrigierte. Nennen wir es ein 3-1-4-2, also etwas, das es nicht gibt. Weil aber Zimmermann vor dem Ball nicht in die letzte Kette rückte, sondern Gavory und Iyoha sich im Verteidigungsfall zurückfallen ließen, fand ab und an wieder diese aufbauspielverhindernde Fünferkette am eigenen Strafraum statt.

Fünferkette gegen einen so harmlosen Gegner! Man fasst es nicht. Denn wenn die beiden Außenstürmer sich so weit zurückfallen lassen, fehlen sie als Anspielstationen vorne, und zwischen der Abwehr und den beiden offensiven Mittelfeldleuten sowie den beiden Spitzen klafft ein Riesenloch. Dieses System ist einfach schlecht. Und die Jungs scheinen sich darin auch nicht wirklich heimisch zu fühlen.

Vince Vermeij Dawid Kownacki als zweite Spitze zuzuteilen, ist so blöd nicht, weil Dawid dann nicht ständig im gegnerischen Sechzehner zu erscheinen hat, sondern einen Wandspieler á la Rouven Hennings machen kann. Und, tja, hätte Vince nicht ordentlich Kacke am Schuh gehabt, er hätte drei Buden machen können. Was sich der Ergebene aber am meisten fragte, war: Warum spielt Karim Affo nicht, den der Cheftrainer in der Pressekonferenz noch so belobhudelt hatte? Überhaupt: Die Wechselstrategien von Daniel Thioune erschließen sich dem Ergebenen immer noch nicht, und daran wird sich wohl nie was ändern. Okay: Dzenan Pejcinovic für Vermeij in der 60. Minute kann man angesichts des Erfolgsmangels unseres Niederländers noch nachvollziehen. Was aber sollten die Wechsel in der 81. Minute bewirken? Niemiec (nicht Affo) für Iyoha hätte viel früher kommen müssen. Schmidt für Appelkamp ebenfalls. Und warum wurde nicht am rechten Flügel van Brederode für Gavory gebracht, wo der sich doch als Stürmer so schwer tat? Fragen über Fragen…

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Upps, jetzt hat’s der Ergebene fast vergessen: Die Fortuna hat ja gewonnen! Aber, wie das Mitglied der Expertenrunde, der Matthias, gleich nach Schluss sagte: „Ein Sieg, der sich wie eine Niederlage anfühlt.“ Wohl wahr, denn mit dieser Leistung hätte F95 gegen jede andere Zweitligatruppe verloren. Wie völlig bekloppt diese Liga ist, zeigt, dass die Fortuna trotz der ganzen Gülle, die sie zuletzt präsentiert hat, immer noch nur vier Punkte vom Relegationsplatz entfernt lebt.

F95 vs Regensburg: Der Torwartfehler vor dem 1:0 (Foto: FP)
F95 vs Regensburg: Der Torwartfehler vor dem 1:0 (Foto: FP)

Und noch einmal ein bisschen was Schönes. a) Das Tor zum siegenden 1:0 war schön herausgespielt und wurde von Zimbo fein mit der Hacke vollendet. Allerdings entstand die abschließende Torchance nur aufgrund eines wirklich schlimmen Torwartfehlers. b) Es gab gerade in der zweiten Halbzeit handgestoppte sechs echte Torgelegenheiten, von denen Vince Vermeij drei versiebte und Dawid Kownacki zwei. c) Es war ein extrem faires Spiel.

F95 vs Regensburg: Zimbo elegant per Hack zum 1:0 (Foto: FP)
F95 vs Regensburg: Zimbo elegant per Hack zum 1:0 (Foto: FP)

Überhaupt kamen die Roten mit deutlich mehr Schwung aus der Kabine, mit mehr Drang nach vorne, mit einem Hauch mehr Mut – eigentlich wie oft bei Heimspielen, wenn die Truppe auf die Kurve zu spielt. Eine Kurve, die sich angesichts der öden Vorstellung auch ein bisschen mehr als sonst mühte, die Stümmung aufrechtzuerhalten. Ob das Feiern nach Schlusspfiff vorm Ultras-Block irgendwas nutzt, darf bezweifelt werden. Zumindest so lange nicht klar ist, woran es denn nun liegt, dass das Team nun schon seit dem Sieg beim KSC am 25. Januar nur noch Grütze vorführt, also seit SIEBEN Spielen.

Rein fußballtheoretisch gibt es eine begrenzte Anzahl an Gründen. Die grundlegendste: Der Kader ist zu schwach. Dass die Gesamttruppe nicht mehr annähernd so stark ist wie in der Vorsaison, ist klar; und vermutlich hat uns alle die Erfolgsphase zu Beginn der Spielzeit darüber hinweggetäuscht. Rein gefühlsmäßig würde der Ergebene die Fortuna in dieser Kategorie auf einem Platz zwischen 4 und 8 einsortieren. Zweitens: Spieler sind mal gut, mal schlecht und meist irgendwas dazwischen; man nennt es Form. Befindet sich eine Mehrheit der Mannschaft auf dem Platz in einer Formdelle, wird sie schlecht spielen. Drittens: Schlechte physische Verfassung – davon kann aktuell bei der Fortuna keine Rede sein. Viertens: Ein misslungener Matchplan; entweder haben die Coaches sich verzockt oder die Spieler haben diesen Plan nicht verstanden oder waren mental nicht in der Lage, ihn umzusetzen – danach sah es in den letzten drei Spielen sehr aus. Hinter diesen vier Faktoren stehen dann saisonübergreifende Dinge wie eine verfehlte Kaderplanung.

F95 vs Regensburg: Gefahr für Kastenmeiers Kasten (Foto: FP)
F95 vs Regensburg: Gefahr für Kastenmeiers Kasten (Foto: FP)

Der Ergebene hatte den subjektiven Eindruck, dass gestern für die früher mal glorreiche Fortuna Faktor 4 galt. Offensichtlich hatten Daniel Thioune, Manfred Steffes und Jan Hoepner sich was Besonderes ausgedacht angesichts der langen Verletztenliste und der antizipierten Schwäche des Gegners. Und ebenso offensichtlich, so die ergebene Meinung, war das ein nicht funktionierender Matchplan. Während viele Fehlpässe oft eine Folge von unpassenden Spielplänen sind, kann man eine schlechte Zweikampfquote eher auf mangelnde (mentale und physische) Form der Spieler zurückführen. Die Statistik sagt: Passquote nicht gut, Zweikampfquote okay. Und jetzt kommst du…

F95 vs Regensburg: Appelkamps Ecke (Foto: FP)
F95 vs Regensburg: Appelkamps Ecke (Foto: FP)

Und doch stand am Ende Freude über das Ergebnis und Feierlichkeiten vor dem Ultras-Block. F95 hat nun 41 Punkte auf dem Konto und kann erfahrungsgemäß nicht mehr absteigen. Und alle so: Yeah!

Ganz ehrlich: Der Ergebene hat null Lust, diese Begegnung Szene für Szene auseinanderzunehmen. Dass die Zusammenfassung in der Sportschau so kurz war, belegt, wie öde der Kick war. Der Rest besteht aus Bauchgefühlen So launisch die Diva bekanntlich ist, so gut kann es sein, dass die Fortuna in K’lautern gegen den dortigen 1. FC gewinnt. Dann gewinnen die Buben zuhause gegen Münster, und -schwupps- stehen sie nur noch zwei Punkte hinter dem Relegationsplatz. Ein noch tiefergehendes Bauchgefühl des Ergebenen fürchtet, dass es am Ende ganz, ganz knapp für Platz 3 reicht und es dann wieder gegen den VfL Bochum geht. Ach, du Scheiße!
.

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2 Gedanken zu „F95 vs Regensburg 1:0 – Fans feiern: Abstiegsgefahr endlich gebannt!

  • Gerd Kaussen

    Tippi, toppi. Die Truppe hat nicht die Qualität der Vorsaison. Platz 5-7 ist realistisch. Der/Die Spielpläne sind für Fuball-Normal-Denkende verwirrend oder zu anspruchsvoll. Jedenfalls ist die Spielweise uninspiriert desolat. Thioune hat keine wirkliche Erklärung und das seit einiger Zeit. Stattdessen entbehren Aufstellung und Zeit der Auswechslungen oft dem gesunden Fussball-Menschen-Verstand.
    Zum Schluß das Zitat: Schlimmer geht immer oder nimmer. Schau’n
    mer mal.

    Antworten
  • MagierTom

    Guter Bericht vom Ergebenen.
    Schade das wir bei solchen Leistungen nicht Spielern
    aus der Zwoten oder sogar einen Affo mal eine Chance geben.
    Wir brauchen einen großen Umbruch und den könnte man
    bereits teilweise einleiten.

    Antworten

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