Vorbericht: F95 vs Fürth – Holt den Sieg für Aleks Spengler!

Am Samstag muss die glorreiche Fortuna gegen den Angstgegner Fürth ran und kann den Abstand zum HSV aufrechterhalten.

Analyse · Seit dem 4. Februar hat F95 kein Punktspiel mehr verloren. Zuletzt gingen am 20. Spieltag drei Punkte in Paderborn verloren, und die Fortuna stand auf dem fünften Tabellenplatz. Direkt davor die Fürther. Bei denen lief es seitdem fast umgekehrt. Als Achter mit zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz dürfte der Aufstieg für die fränkische Spielvereinigung gegessen sein. Und trotzdem: Zuletzt haben die Rotweißen die Greuther Fürzchen am 30. Oktober 2015 geschlagen. Danach hagelte es in der zweiten Liga sechs Niederlagen und vier Unentschieden. Erst letzte Woche gelang den Schützlingen von Herrn Zorniger ein Sieg in allerletzter Sekunde gegen Kaiserslautern. [Lesezeit ca. 5 min]

Eine klare Sache, möchte man meinen. Aber wie das immer so mit den klaren Sachen ist: Es kann auch schiefgehen. Und in Richtung Saisonende wird die Partie der Kieler beim HSV zeigen, ob und was für F95 geht – sofern die Begegnung gegen Fürth gewonnen wird.

Mehr als 35.000 Interessierte werden morgen in der Arena sein, darunter so um die 600 Anhänger:innen der SpVgg. Und vor dem Anpfiff werden alle, deren Herz für die Fortuna schlägt, Aleks Spengler einen gebührenden Abschied schenken. Der ewige Fortune und Mannschaftsbetreuer ist am 11. April nach langer und schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren gestorben. Schon in Wiesbaden zollten die rund 5.000 F95-Fans mit Bannern und Sprechchören ihren Respekt. Morgen wird es eine Rede vom AR-Vorsitzenden Björn Borgerding und eine Schweigeminute geben. 30.000 Fähnchen werden wehen, denn genau das hat sich der Aleks gewünscht. Außerdem treten unsere Spieler mit einem Trauerflor am Arm an.

Es hat wohl nie einen Menschen im Umfeld der ersten F95-Mannschaft gegeben, der die Spieler besser kannte als Aleks Spengler, der Mann, der seiner geliebten Fortuna auch in den dunklen Jahren immer treu geblieben ist. Gute Reise, Aleks…

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Das Gegnerporträt

Die Spielvereinigung Fürth von 1903, ursprünglich ein Teil des TSV 1895 Fürth, zählt zu den wahren Traditionsvereinen Deutschland. Der Deutsche Meister von 1914, 1926 und 1929 darf trotzdem keinen Meisterstern auf dem Trikot tragen, weil er die Titel nie in der ersten Fußballbundesliga errungen hat, und nur für diese Sorte Meister genehmigt der DFB die Sterne … als ob der Deutsche Fußball erst mit der Einführung der Bundesliga begonnen hätte. Vorher, genauer gesagt: bis 1948 spielte die SpVgg durchgehend in der jeweils höchsten Klasse. Genau wie die Fortuna wurde auch Fürth nicht Gründungsmitglied der Bundesliga, hielt sich aber bis 1983 in der zweitklassigen Regionalliga beziehungsweise der zweiten Bundesliga.

Der Absturz ging – ähnlich wie der von F95 – hinab bis in die Landesliga. Erst nachdem sich die Fußballer des TSV Vestenbergsgreuth (legendär für ihren Sieg gegen die Bayern im Pokal) angeschlossen hatten und das Team in SpVgg Greuther Fürth umbenannt wurde, etablierte sich der Verein erneut in der Zweiten Bundesliga; unterbrochen durch zwei Spielzeiten in der ersten Liga, die beide mit deprimierenden Ergebnissen und dem Abstieg endeten. So wundert es nicht, dass Fürth die ewige Tabelle der Zweiten Bundesliga anführt, in der unsere Diva den 20. Platz belegt.

Die Saison 2011/12 kann als erfolgreichste der Nachkriegszeit betrachtet werden, weil die Fürther damals nicht nur Zweitligameister wurden, sondern bis ins Halbfinale des DFB-Pokals vorstießen. Darüber freute sich die Fangemeinde. Wichtiger ist aber IMMER, a) besser dazustehen als der Erzrivale und b) den 1. FC Nürnberg in den Punktspielen zu schlagen. Und Ergebnisse wie das 5:1 im Jahr 2014 sind den Fürthern so wichtig wie das legendäre 7:1 der Fortuna gegen die Bayern.

Finanziell ist und war die SpVgg nie – wie man so sagt – auf Rosen gebettet. Aber im Gegensatz zu anderen Traditionsclubs haben sie sich nie auf wirtschaftliche Abenteuer eingelassen. Bereits 2003 haben sie den Spielbetrieb in eine GmbH & Co. KGaA umgewandelt, waren aber unter dem langjährigen Präsidenten Hack immer sehr vorsichtig, was mögliche Beteiligungen anging. Der Stammverein hat etwas über 2.600 Mitglieder, in Fanclubs organisiert sind immerhin etwa 2.500 Menschen.

Spielplan, System, Aufstellung

In der Regel lässt Trainer Zorniger seine Buben in einem 4-3-3 auflaufen, wobei vorne zwei Spitzen spielen und dahinter ein expliziter Achter. Den Posten übernimmt meist Käpt’n Hrgota, der Schwede, der nun auch schon seit 2019 im Verein ist. Seit Jahren ist er Herz und Seele der Mannschaft und erinnert den Ergebenen mit seiner engagierten Art einigermaßen an unseren Bodze. Nun fällt Hrgota aber wegen der fünften gelben Karte aus, was die Sache für F95 durchaus leichter macht.

Wobei die Rotweißen ja auch wegen der fünften Gelben auf ihren wichtigsten Spieler verzichten müssen. Chris Tzolis, der sich bei der Verleihung der Karte in Wiesbaden tierisch aufregte, muss also ersetzt werden. Und da fällt dem Ergebenen nur ein Spieler ein, der das tun könnte: Dennis Jastrzembski. Im Gegensatz zum schlitzohrigen Griechen gibt der jedoch eher einen klassischen Linksaußen – wenn auch mit maximaler Geschwindigkeit. Wie aber kürzlich ein befreundeter Experte meinte: „Wenn der so gut mit dem Ball spielen könnte, wie er rennen kann…“

Nun wäre höchste Geschwindigkeit aber ein Rezept, mit dem Thioune und die Seinen den Fürther beikommen könnte. Und zwar Speed über die Flügel, denn vor dem Ball stehen die Insassen der SpVgg in der Regel mit einer Fünferkette im Mittelfeld und dahinter der Dreierkette. Drängt der Gegner sehr, bauen sie die Fünferkette rund um den eigenen Sechzehner auf und postieren vier Kollegen mit geringem Abstand davor. Die erfolgreichen Partien der Fürther zeigen, dass man ihnen durch die Mitte kaum beikommen kann. Das spricht für Jastrzembski.

Denkbar sind aber auch zwei andere Startaufstellungen. Wie wär’s denn damit, Nico Gavory als Linksverteidiger einzusetzen und Emma Iyoha vorne auf den Flügel zu beordern? Denkbar auch statt Jastrzembski Jona Niemiec auf der für ihn ungewohnten linken Seite starten zu lassen. Man sieht: Es geht nur um die Frage, wie der Ausfall von Tzolis zu kompensieren wäre. Bei der restlichen Formation würde der Ergebene so wenig wie möglich ändern, also auf jeden Fall Tim Oberdorf und Jamil Siebert in der Innenverteidigung antreten lassen und das geniale Dreiermittelfeld (Yannik Engelhardt, Shinta Appelkamp und Ísak Jóhannesson) auf keinen Fall auflösen.

Auch an Vince Vermeij als Spitze würde der Ergebene nicht rütteln, weil sich weder Marlon Mustapha noch Duffy Daferner momentan für diesen Job anbieten.

Der Tipp

Tatsächlich tippen alle ergebenen Körperteile auf einen Heimsieg, wobei Herz und Kopf sicher sind, dass Flo Kastenmeier wieder ein Shutout erleben wird, während der Kopf sich ein bisschen bedenklich hin und her wiegt und ein dreckiges 2:1 für die stolze Diva prophezeit.

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