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Nachtrag: Der Fall Shon Weissman – Haaretz schreibt: „Er erntet nur, was er gesät hat“

Im Fall Shon Weissman klären sich die Dinge – die israelische Tageszeitung Haaretz schreibt: „He’s being held accountable for extreme views“.

Meinung · Dass Fortuna den israelischen Spieler Weissman nicht verpflichtet hat, schlägt hohe Wellen. So wurde dem Verein (unter anderem vom widerlichen WELT-Kolumnisten Fleischhauer (YouTube-Link) vorgeworfen, Weissman nicht verpflichtet zu haben, weil er Jude und Israeli ist. Gestern wurde ich vom israelischen ÖR-TV zur Sache interviewt und stellte klar, dass er nicht Opfer irgendwelcher anti-israelischer oder gar antisemitischer Gründe war. Diese hat Haaretz die größte israelischen Tageszeitung nun bestätigt. Sie schreibt unter anderem (aus dem Englischen übersetzt), dass Shon Weissman „nur erntet, was er gesät hat“ und er „für seine extremen Sichtweisen verantwortlich gemacht“ wird. Die Hintergründe: [Lesezeit ca. 2 min]

Bekannt wurde, dass Weissman nicht nur glühender Anhänger von Itamar Ben-Gvir ist, sondern zu ihm schon seit Langem eine persönliche, freundschaftliche Beziehung pflegt. Ben-Gvir ist Vorsitzender der rechtsradikalen Partei Otzma Yehudit. Otzma Jehudit befürwortet einen konsequenten Krieg – „ohne Verhandlungen, Konzessionen oder Kompromisse“ – gegen die „Feinde Israels“ und will jene arabischen Israelis, die dem Staat Israel „feindlich und illoyal“ gegenüberstehen, in arabische Länder „umsiedeln“. Ben-Gvir war von Dezember 2022 bis zu seinem Rücktritt im Januar 2025 Minister für die Nationale Sicherheit Israels. Am 19. März 2025 kehrte er in sein Ministeramt im Kabinett Netanjahu zurück; er ist die treibende Kraft, die den totalen Krieg im Gaza-Gebiet befürwortet.

Zudem sind zahlreiche Tweets mit extremen Inhalten von Shon Weissman bekanntgeworden, die er bereits 2022, also mehr als ein Jahr vor dem mörderischen Terrorangriff der Hamas auf Israel, veröffentlicht hat und die teilweise noch radikalere Forderungen zum Umgang des Staates Israel mit den Palästinensern im Gaza-Gebiet enthalten als sie die Partei Otzma Jehudit je öffentlich gemacht hat.

Insofern muss ich meine Vermutung im gestrigen Beitrag zum Thema revidieren, er sei „kein Anhänger einer rechtsradikalen Partei sein, sondern eher Likud- oder Jisra’el Beitenu-Wähler; beides Parteien mit konservativ-nationalistischen Positionen“.

Außerdem muss ich nun auch feststellen, dass die F95-Verantwortlichen richtig gehandelt haben, Weissman wegen seiner Äußerungen und der dahinterstehenden Haltung nicht zu verpflichten. Diese revidierte Meinung unterstützt auch der oben zitierten Artikel der Haaretz. In dem wird unter anderem erwähnt, dass bisher noch nie ein deutscher Bundesligaverein einen Kicker nicht verpflichtet hat, weil er Jude und Israeli war – als Beispiel wird der Keeper Daniel Peretz erwähnt, der gerade vom FCB zum HSV gewechselt ist. Außerdem führt Haaretz ein knappes Dutzend Fälle an, in denen Bundesligaspiele mit islamischen und/oder arabischem Hintergrund bestraft oder gar suspendiert wurden, weil sie sich öffentlich zur Hamas bekannt und deren Positionen vertreten haben.

Zurückrudern müssten jetzt alle – auch die Jüdische Gemeinde Düsseldorf und die Jüdische Allgemeine -, die der Fortuna Israel-Feindlichkeit oder Judenhass vorgeworfen haben.

Es war also richtig, Shon Weissman nicht zur Fortuna zu holen. Aber das hätte Sport- und Kommunikationsvorstand Klaus Allofs vorher wissen können, hätte er alle verfügbaren Informationen über den Spieler zusammentragen lassen. Wäre ihm bekannt gewesen, was heute an Fakten auf dem Tisch liegt, wäre er vermutlich gar nicht erst auf die Idee gekommen, mit dem Weissman-Management (das übrigens in der Sache offen gelogen hat) in Verhandlungen einzutreten.

Hier der Clip des israelischen Fernsehens zum Thema, in dem ich interviewet wurde:

Beitrag zum Fall Shon Weissman


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3 Gedanken zu „Nachtrag: Der Fall Shon Weissman – Haaretz schreibt: „Er erntet nur, was er gesät hat“

  • Nachdem ich gestern die Kommentare in der Welt lesen durfte und Herrn F. „Meinung zum Tage“ gesehen habe, bin ich sehr dankbar, dass du mit deinem Artikel die Berichterstattung im Sinne der Fortuna in Bewegung hältst.
    Alle, die Teil des unübersichtlichen Bashinghaufens sind und in den vergangenen 2 Tagen zu einem unfassbaren Shitstorm ausgeholt haben, sollten sich nun wieder beruhigen und sich selbst etwas Ruhe gönnen.
    Diese Auszeit könnte man für das in-sich-gehen nutzen und beim nächsten Anlass vielleicht doch den anderen Weg wählen, um sich nicht als Spalter profilieren zu müssen.
    Ich hoffe inständig, dass es morgen der jüdischen Gemeinde gelingt, die unzutreffenden Aussagen zu revidieren und mit der Fortuna eine gemeinsame positive Erklärung abzugeben.

    Antworten
  • Martin_aus_Düsseldorf

    puhhh…
    Augenauf beim Spielkauf

    Antworten
  • Axel E.

    Danke für den Beitrag. Haargenau meine Meinung! Wie gesagt, man muss differenzieren können!
    Ja genau, das hätten die Verantwortlichen früher wissen müssen. Leider lässt sich Politik nicht aus dem Sport heraushalten, was wir allerdings immer wieder versuchen sollten.

    Antworten

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