Testspiel: KRC Genk vs F95 0:4 – Spielverlauf auf den Kopf gestellt
In einem geheimen Geheimspiel schlug die international erfolgreiche Fortuna am Freitagmittag KRC Genk, den Siebten der ersten belgischen Liga.
Bericht · „Paranoia zu haben, heißt noch lange nicht, dass keiner hinter dir her ist“ lautet ein beliebtes Bonmot zum Verfolgungswahn. Womit wir bei der belgischen Polizei sind, die darauf bestanden hat, dass dieses Freundschaftsspiel gegen den berühmten KRC aus Genk nicht nur an einem geheimen Ort zu einer geheimen Uhrzeit stattzufinden hatte, sondern dass es auch keine Live-Übertragung auf YouTube geben dürfe. Begründung: Es bestünde eine Fanfreundschaft zwischen den Genkis und den ostholländischen Jungpferdf***ern, ergo bestünde die Gefahr, dass die BMG-Asis rüberkämen und sich dort über die möglicherweise anwesenden F95-Fans hermachen würden. Nachfragen bei Expert:innen, die sich auskennen, ergaben, dass die Fanfreundschaft zwischen BMG und Genk ebenfalls geheim ist. Das als Vorgeplänkel zu einer Testpartie, die überraschend klar ausging.[Lesezeit ca. 5 min]
Auch wenn hierzulande nur wenige die ehemalige Zechenstadt Genk (gleich bei Hasselt, wenige Kilometer entfernt von Maastricht) kennen, die sowas ist wie das flandrische Gelsenkirchen, gehört der 1988 per Fusion (ganz ähnlich wie der Ziegenclub…) entstandene Koninklijke Racing Club Genk seit Ende der Neunzigerjahre zu den führenden Fußballvereinen im Pommesland. Meister wurden die Königlichen, die wie ihr Pendant im Ruhrpott Blau neben Weiß als Farben haben, 1999, 2002, 2011, 2019, den Pokal holten sie 1998, 2000, 2009, 2013, 2021. Einer der Vorfahren mit dem schönen Namen Thor Waterschei, man mag es kaum glauben, traf am 22. November und am 5. November 1980 im Europapokal der Pokalsieger auf … ja, wirklich: Fortuna Düsseldorf. Die Partien gingen 0:0 und 0:1 aus, sodass F95 ins Viertelfinale einzog und so den Weg nach Basel freimachte.
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In der Saison 2024/25 ging der KRC als Tabellenerster in die Meisterrunde, wo die Genker schließlich nach dem 10. Spieltag Dritter wurden, gleich hinter dem Club Brügge, der bekanntlich erheblich von den Fähigkeiten unseres Chris Tzolis profitierte. Der KRC Genk ist also keine „Laufkundschaft“ (wie es im Spochtrepochterjargon gern heißt) und hat mit über 140 Millionen den dritthöchsten Marktwert der Jupiler Pro League. Ähnlich wie die Fortuna ist der KRC nicht gut in die Saison gestartet und steht nach fünf Spielen nach 2:1:2 bei auch nur sieben Punkten. Und das mit einem Trainer, den wir diesseits der Grenze gut kennen: Thorsten Fink, Ex-FCB-Profi.

Die Aufstellung in der ERSTEN Halbzeit: Lotti Lotka (TW), Tim Oberdorf, Jesper „Dali“ Daland, Kenny Schmidt (IV) Julian Hettwer und Tim Rossmann (Schiene), Anou El Azzouzi (6er), Tim „Timmi“ Breithaupt und Sima Suso (Mittelfeld), Danny Schmidt und Žan „Ceki“ Celar (Spitze).
Angeordnet war die bunte Mischung an F95-Kickern als 3-5-2, anscheinend das System, das die Coaches nun verstärkt einüben und wohl auch praktizieren wollen. Hoffentlich machen sie dabei nicht den Nagelsmann, denn dessen Truppe versagte in einem ähnlichen System auf ganzer Linie. Der wesentliche Unterschied: Bei der DFB-Auswahl ist es eine Viererkette, deren nominellen AVs als Schienenrenner vorwiegend offensive Aufgaben übernehmen, und wenn sie vorwärtsstürmen, rückt der defensive Sechser zwischen die beiden verbliebenen IVs. Ja, das hatten wir auch schon.
Zwei in letzter Minute zum Kader gestoßene Kollegen durften also von Anfang an mitmachen. Jesper Daland, der ja auch als Ersatz für den uns leider abhandengekommenen Jamil Siebert geholt wurde, startete natürlich als Innenverteidiger. Tim Breithaupt machte neben Sima Suso den Zehner. Julian Hettwer rechts auf die Schiene zu setzen, erwies sich als gescheitertes Experiment; eine Bindung zu den Stürmern bekam er nicht hin. Dafür hatte er in der 7. Minute die erste Chance des Spiels.
Ansonsten war es der belgische Erstligist, der das Spiel machte, in einem äußerst variablen 4-3-3 die Pille laufen ließ und die Fortunen dauerhaft in die Verteidigung zwang. Nach einem blöden Ballverlust in der 38. Minute ging das Ding an einen Genker, der schoss; Daland rutschte aus, freie Bahn fürs 1:0, aber die Kugel ging daneben. Vorher musste Zweitkeeper Lotka dreimal zeigen, was er kann, und recht gute Chancen der Gastgeber entschärfen. Den Fortunen gelangen in der ersten Halbzeit, freundlich betrachtet, drei Spielzüge, die aber nur einmal zu so etwas wie einem möglichen Tor führten.
Und in der 25. Minute passierte das, was in einem Freundschaftsspiel nicht passieren sollte: Bei einer Abwehr im eigenen Sechzehner kam er einem Angreifer ins Gehege und sank verletzt zu Boden. Leider war es so schlimm, dass der Tim vom Platz musste und vom Thioune-Lieblingsschüler Mo Heyer ersetzt wurde.
Bis dahin war deutlich zu erkennen, dass die Fortunen in dieser Formation Laufwege improvisieren mussten und nur selten wirklich zusammenspielten.
Die Aufstellung ab der 71. Minute: weiter Lotti Lotka (TW), weiter Jesper Daland plus Eli Egouli und Jordy de Wijs (IV); weiter Mo Heyer plus Valli Lunddal (Schiene); weiter Tim Breithaupt und Sima Suso (Mittelfeld), weiter Danny Schmidt und Žan Celar; ab der 82. Quiala Tito für Celar (Angriff).
Bis zur 52. Minute war es wieder Racing, das problemlos das Spiel beherrschte, ohne aber – im Gegensatz zu Hälfte 1 – nennenswerte Chancen zu kreieren. Nun gibt es Freistoß für die Fortuna. Halbrechts, Entfernung ca. 20 Meter. Es tritt an: Žan Celar. Und macht das was, was er sich vorgenommen hat. Mit einem präzisen Schuss ins kurze Eck locht er zum 0:1 ein! Ein dolles Ding!

Vier Minuten später. Danny Schmidt legt rüber auf Žan Celar, der aus 18 Metern Entfernung ein Ding in perfekter Schusshaltung produziert, das maßgeschneidert in die rechte untere Ecke passt. Wunderbar! Und wäre das nicht genug, zaubert die Leihgabe von den Queens Park Rangers einen (Ja, so heißt das nun mal) „lupenreinen Hattrick“ auf die nicht vorhandene Anzeigetafel. In der 75. Minute wird er an der Strafraumkante umgehauen, Freistoß. Wer tritt? Na klar… Eigentlich möchte Danny Schmidt gern und ist auch ein bisschen sauer, dass Ceki darauf besteht, den Freistoß auszuführen. Was macht er? Haut das Ding fast aus dem Stand in den linken oberen Winkel. Es steht 0:3, und keiner weiß so recht, warum.
Okay, die Fortunen auf der Wiese hatten sich immer besser eingespielt, aber bis zum Sechzehner war Racing immer überlegen; es haperte bei denen nur mit den Abschlüssen. Jedenfalls lief inzwischen der Ball auch in den roten Reihen ganz flott. Timmi Breithaupt kam immer besser in die Partie, und Danny Schmidt spielte genau das, was er am liebsten spielt: hängende Spitze, scherzhaft auch Neuneinhalber genannt. Und belohnt sich in der 88. Minute mit dem 0:4; fast von der Grundlinie aus schiebt er das Ei ins Tor.

Früher kommentierten Spochtrepochter ein solches Ergebnis ungefähr so: „Das 0:4 stellte den Spielverlauf auf den Kopf.“ Könnte man sagen. Oder auch: Fortuna Düsseldorf war die effizientere Mannschaft. Aber, mal ehrlich, wäre es um was gegangen, hätte Trainer Fink bestimmt andere Jungs in Blauweiß präsentiert, und die hätten dann weniger geplänkelt und mehr ernstgemacht. So aber…
Die Erkenntnisse aus dem Spiel beziehen sich im Grunde nur auf die Leistung einzelner Kicker, wobei das Fernglas dauernd auf den neuesten Neuzugängen liegt. Jesper „Dali“ Daland zeigte sich als solider Innenverteidiger mit Ambitionen im Spielaufbau. Timmi Breithaupt wurde im Verlauf des Spiels immer auffälliger und brachte im Verbund mit Sima Suso (der auch gefiel) Schwung ins Mittelfeld. Zu Ceki Celar muss nicht viel gesagt werden: Könnte der (zweite?) Knipser der Saison werden.
Und sonst? Lotti Lotka überzeugte im Tor auf der ganzen Linie. Die spät eingewechselten Eli Egouli, Jordy de Wijs und Valli Lunddal änderten wenig am Spiel. Anou El Azzouzi ist immer wieder Herr des Geschehens. In Sachen Danny Schmidt ist der Ergebene einer der wenigen, der ihn viel höher einschätzt als die ihm zugewiesenen Minuten vermuten lassen.

Der Kader ist jetzt rund. Nun geht es daran, eine Stammbesetzung zusammenzuschnüren und die Experimente mit den verschiedenen Systemen zu beenden. Ballbehauptung und Passschärfe müssen in allen Mannschaftsteilen deutlich optimiert werden. Und wenn alle, die momentan noch Sprachprobleme haben, so fleißig Deutsch lernen wie Valli Lunddal, dann klappt’s auch mit der Kommunikation.
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Hallo Ergebener,
wir waren 1979 im Finale in Basel, von daher passen die Spiele gg Genk im November 1980 als Wegbereiter für Basel glaube ich nicht so ganz. oder habe ich was falsch verstanden?
VG
Völlig korrekt – danke für den Hinweis. Da hat sich der Ergeben einfach verguckt…