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Fortuna-Sommerloch: Der Schwätzer, der Macher und der Schläfer

Liebe Fans, seht es doch mal so: Eine Postille wie die Rheinische leistet sich gleich mehrere Schreibfinken rund um die Fortuna, der zuständige Mensch bei der WZ kämpft um seine Daseinsberechtigung, die Jungs vom kölschen Abszess langweilen sich ohne Intrigen und die BILD ist die BILD. Das erklärt die aktuellen medialen Aktivitäten rund um den Verein, den wir lieben. Das Blöde ist nur, dass viele, viel, viele Liebhaber der launischen Diva das Gegrummel in den Lokalzeitungen und in den zugehörigen Online-Zumutungen ernstnehmen. Weil aber die (na ja…) Kollegen ihr Sommertheater schon gestartet haben, kann ja dieses wunderbare Online-Magazin nicht abseits stehen und möchte dabei helfen, die tatsächliche Personalhydraulik innerhalb der F95-Schar zu verstehen. Dabei gilt es aktuell drei Figuren zu beleuchten: Den Macher, den Schläfer und den Schwätzer.

Wolf Werner, der Schwätzer

Beginnen wir mit Letzterem, der während seiner Amtszeit gern auch als „der Betagte“ apostrophiert wurde. Nun ist ein hohes Alter weder ein Verdienst, noch eine Entschuldigung. Besonders nicht für die merkwürdigen Einmischversuche des Wolf Werner, der ja bereits seit Februar 2014 bei der Fortuna nichts mehr zu sagen hat. Damals belobhudelte der ehemalige Zeitsoldat und Berufsschullehrer sich selbst und seinen Nachfolger Helmut Schulte wegen der seiner Meinung nach überaus gelungenen Übergabe. Wir wissen ja, was draus geworden ist… Aber derlei Wortgeklingel kennen wir ja vom Mann, der oft und gern sein Netzwerk mit Werder Bremen zugunsten der Fortuna eingesetzt hat. Ja, Wolf Werner ist manchmal schon ein rechter Schwätzer. Wer erinnert sich nicht an seine minutenlange, äußerst peinliche Eloge auf den verstorbenen Oberbürgermeister und langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Erwin während der Saisoneröffnung 2012. Oder an seine völlig bescheuerte Einmischung angesichts des genialen Halbangst-Videos zur Heulsuse Veh.

Nachdem er nun schon seit einiger Zeit versucht, seine unmaßgebliche Meinung per Presse zu verbreiten, hat er jetzt einen Dummen bei der WZ gefunden. Unter der dezenten Überschrift „Fortuna steht vor einem Riesenabgrund“ arbeitet sich der Spätrentner vor allem am derzeitigen Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhold Ernst ab. Dem wirft er vor, ins „operative Geschäft“ einzugreifen – etwas, dass derselbe Herr Werner beim OB Erwin seinerzeit noch ganz töfte fand. Und so schwatzt der Mann, der außer in seiner Zeit bei der Fortuna eher so mittelerfolgreich war, haltlos vor sich hin. U.a. dass man ihn sogar im Zirkus Roncalli angesprochen habe, was da los sei bei der Fortuna. Wie gewünscht fragt ihn der WZ-Schreibfink, ob er selbst wieder bisschen mittun möchte, und natürlich kann sich ein WW sowas vorstellen.

Der vielseitig interessierte und leicht beeinflussbare Fortuna-Fan aber findet WWs Geseier mindestens interessant, wenn nicht sogar mutig. Klar, Wolf Werner ist eine Ikone, und wenn eine Ikone was sagt, dann ist das wichtig. Und weil Wolf Werner als F95-Sportvorstand leidlich erfolgreich war (was übrigens auch nochmal auf den historischen Prüfstand gehört…), hält er sich für den Rest seines Lebens für fortuna-kompetent. Dabei ist es kein Geheimnis, dass er kaum noch nennenswerte Connections in die F95-Gemeinde hat, worunter er offensichtlich leidet. Fazit: Viel Geschwätz um nix.

Dr. Reinhold Ernst, der Macher

Ja, der Spitzenanwalt der internationalen Heuschrecken ist so etwas wie der Obama der Fortuna. Denn auch er bekam schon 2009 den F95-Nobelpreis, ohne je nachweisen zu können, dass er ihn verdient hat. Nun ist Reinhold Ernst einfach zu spitznasig, um wirklich sympathisch zu sein, und viel zu gradlinig, um als Populist zu taugen. Dafür macht er. Und zwar macht er, was zu machen ist. Daran ist er 2009 schon einmal rasselnd gescheitert. Denn so geht das nicht bei einer Fortuna, bei der jemand wie Paul Jäger über mehr als 20 Jahre als funkelnde Eminenz möglich war. Wer auf die Befindlichkeiten von rund 100 – wie sagt man heute? – Influencern aus Wirtschaft, Politik, Showbusiness und Fanschaft sowie um die 50 Organisationen zu wenig Rücksicht nimmt, wird weggemobbt. Also wirkte Ernst einige Jahre im Hintergrund, und ob ihm allein der Pokal für die Lösung der Schuldenkrise zusteht oder ihm und Paul Jäger (plus X), wird sich nie ganz klären lassen. Weil aber die Legende so sagt, fanden ihn die Mitglieder dann vor anderthalb Jahren so toll, dass sie ihn wieder in den Aufsichtsrat wählten. Ein Jahr später wurde er dann Vorsitzender des Gremiums und hat in dieser Eigenschaft bisher vor allem die Suche nach dem neuen Vorstandsvorsitzenden zu verantworten.

Immer noch nimmt Ernst wenig Rücksicht auf die Befindlichkeiten – deren Kraft aber auch im Zuge des Niedergangs deutlich geringer geworden ist. Beliebt ist er immer noch nicht, aber das muss ein ARV auch nicht sein. Der Vorwurf aber, er mische sich zu sehr „ins Operative“ ein, ist angesichts dessen, was er getan hat, geradezu absurd. Es gehört zu einer der beiden wichtigsten Aufgaben des Aufsichtsrates, für einen funktionierenden Vorstand zu sorgen. Genau daran arbeitet dieses Gremium unter dem Vorsitz vom Wirtschaftsanwalt aber seit vergangenem Oktober. Und den klarkantigen Robert Schäfer geholt zu haben, ist eindeutiges Verdienst vom Macher und seinen AR-Kollegen.

Paul Jäger, der Schläfer

Ein besonders übler Sommerlochgräber ist der RP-Angestellte namens Schulze, der von wenig Sachkenntnis getrübt gern mal ein wenig durch die Gegend gerüchtet. Oder sich was stecken lässt. Was aufs Gleiche hinauskommt. Jedenfalls behauptet Schulze, Paul Jäger sei „unfreiwillig“ abgetaucht, ja, er habe vom ARV Ernst einen Maulkorb verpasst bekommen. Um wenige Stunden später zurückrudern zu müssen ob einer Richtungstellung von ebenjenem Dr. Reinhold Ernst. Tatsache ist, dass sich Paule seit der Ankunft des neuen VV medial so rar gemacht hat wie seit mindestens 15 Jahren nicht mehr.

Nun ist es ja kein Geheimnis, dass angesichts des Kompetenzspektrums von Robert Schäfer für den Jäger eigentlich nur noch der Posten eines Frühstücksdirektors bliebe, denn der neue kann exakt das, was Paul Jäger über so lange Zeit zum Nutzen des Vereins gearbeitet hat. Man kann auch sagen: Schäfer macht Jäger überflüssig. Man kann aber auch sagen: Schäfer leitet wichtige organisatorische Veränderungen in Tagen ein, die Jäger in Jahren nicht angefasst hat – zum Beispiel die Baustellen GF-Organisation und Personalentwicklung. Übrigens hat auch hier der Schwätzer Unfug beizutragen, indem er den Umgang mit langjährigen Mitarbeitern beklagt. Zu beklagen wäre eher eine desaströse Personalpolitik in den vergangenen zwölf, vierzehn Jahren. Immer wieder wurden Angestellte mit Aufgaben betraut, für die sie nicht qualifiziert waren, dafür schlecht bezahlt, mangelhaft unterstützt und am Ende für Fehler auch noch verantwortlich gemacht. Das hätte WW anprangern müssen, nicht die Frage, ob Jens Langeneke nur ne Holztafel bekommen hat oder ob man Goran Vucic und andere nicht hätte ehrenvoller entlassen können.

Paule schläft, also ist Paule ein Schläfer. Die haben bekanntlich die Eigenschaften menschlicher Zeitbomben, die beim Eintreffen bestimmter Faktoren explodieren. Der Sprengstoffgürtel dieses Schläfers ist imaginär und besteht aus einem Stapel Dossiers. Denn seit den frühen Tagen von Joachim Erwin im Verein kreist das Gerücht, Paul Jäger habe jede Menge brisantes Material über diese oder jene Person, also das umfassende Wissen um deren Leichen im Keller, und wenn man ihn feuern wolle, würde er diese Bombe zünden. So neu ist diese Methode nicht, die Leute glauben zu lassen, man habe etwas gegen sie in der Hand, aber anscheinend wirkt sie noch immer. Vermutlich sind aber alle F95-Figuren, deren Geheimnisse Paul Jäger kennt, schon tot, in Pension oder längst nicht mehr im Fortuna-Umfeld aktiv.

Fakten, Fakten, Fakten

Sommerlöcher und -theater haben die grundlegende Eigenschaft, aus faktenarmen oder -freien Situationen zu entstehen. Außerdem dienen sie Zukurzgekommenen gern als Schlachtfelder für persönliche Feldzüge. So gesehen befinden wir uns im Düsseldorf im Mai 2016 mittendrin im F95-Sommerdingsbums. Mit den tatsächlichen Umständen und Aktionen hat das alles wenig zu tun. Das ist dann wieder irgendwie beruhigend.

[Foto: Wolf Werner via Fortuna Düsseldorf 1895]


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4 Gedanken zu „Fortuna-Sommerloch: Der Schwätzer, der Macher und der Schläfer

  • Fakten, Fakten, Fakten:
    Der mäßig erfolgreiche WW war der erste Trainer, der in Gladbach aus seinem Vertrag entlassen wurde.
    Auch eine Leistung, wenngleich auch nicht bei der Fortuna.. 😉

    Antwort
  • jedenfalls wird seit Jahrzehnten über eine Professionalisierung palavert und das allererste Mal hat man das Gefühl, es scheint sich was zu bewegen. Sofern die Barrikade in Person des Jägers dort keine Stolperfallen installiert

    Antwort
  • Wie sich Ernst und Jäger zum Thema Maulkorb, unisono aber unabhängig (?) voneinander, gegenüber den Medien mit dem gleichen Inhalt geäußert haben nenne ich zur Abwechslung mal gute Außendarstellung des Vereins.
    Im Übrigen, werter Berichterstatter, mal wieder ein wohltuender Artikel, bei dem diesmal ja nicht die Gefahr des geistigen Diebstahls seitens der RP-Schreiberlinge besteht. Wenn ich mir da hingegen den zuletzt erschienenen Ironieversuch „10 Schlagzeilen, die der Fortunafan 2016/17 nicht lesen will“ anschaue, finde ich das klar geklaut von Deiner herrlich versponnen verschrobenen Glosse zum Thema Zukunftsaussichten der Fortuna vor ein paar Monaten.

    Antwort

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