Fortuna-Punkte: Ein Hoch auf Lutz Pfannenstiel!
Was haben sich die üblichen Sofatrainer seinerzeit in den sogenannten „sozialen“ Medien das Maul zerrissen als bekannt wurde, dass ein gewisser Lutz Pfannenstiel neuer Sportvorstand bei der guten, alten Fortuna werden sollte. Ihr sehr ergebener F95-Beobachter hat ihn seinerzeit hier vorgestellt und einigen Optimismus an den Tag gelegt, was die möglichen positiven Effekte dieser Personalie betraf. Nun hatte der Global Goalie das Pech, in seinem ersten Amtsmonat in das geraten zu sein, was die Journalistenkollegen „Posse“ zu nennen nicht müde wurden. Und ist – völlig zu Recht! – sauber aus der Affäre hervorgegangen.
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Ein großer Schuss Lebensweisheit
Auch dass der für Düsseldorf wichtigste Neusser aller Zeiten anfangs ihm gegenüber doch arg fremdelte, hat er locker ausgesessen. Wer erinnert sich nicht an die Szene, in der Lutz versucht den Friedhelm nach dem Sieg gegen Stuttgart abzubusseln, was dieser auch mit einem gewissen Körpereinsatz nicht zu verhindern wusste? Auch die gebetsmühlenartig wiederholte Annahme, der Pfannenstiel, der sei doch Robert Schäfers Mann, konnte ihm nach der paukenartigen Schassung des Vorstandsvorsitzenden nicht schaden. Das alles hat seine Ursache in der gelassenen, souveränen Art des Weltenbummlers mit Leuten umzugehen. Worin ein so großer Schuss Lebensweisheit steckt, den bei der ehemals launischen Diva höchstens lebende Legenden wie Gerd Zewe & Co. vorzuweisen haben.
Nun wird es in diesem Sport, den dunkle Mächte immer mehr in den Business-Sumpf zerren, nicht reichen, ein verbindlicher Kerl zu sein. Denn das Amt, das der Mann, den wir nie, nie, nie wieder „Pfanni“ nennen werden (Versprochen!), auszuüben hat, ist quasi das sportliche Herz des fortunistischen Fußballs dieser Jahre. Ein Sportvorstand – und das hat schon Vorgänger Erich Rutemöller, dem alle Fortunen zu ewigem Dank verpflichtet sind, gezeigt – muss mehr sein als einer, der Spieler und Trainer verpflichtet. Ein Sportvorstand muss eine sportliche Vision haben, die er allerdings nicht stehend freihändig aufzustellen hat, sondern in engster Kooperation mit dem verwalterischen Arm des Vereins und vor allem allen für das Sportliche Verantwortlichen.
Kein Fußballideologe
Hervorragende Kommunikationsfähigkeiten sind da nur die absolut notwendige Grundlage, denn der Sportvorstand muss ständig mit allen reden und vor allem allen zuhören. Was man so aus den betroffenen Kreisen hört, ist Lutz Pfannenstiel einer, der das kann. Und ein Dogmatiker ist er schon gleich gar nicht. Die gibt es bekanntlich in anderen Topvereinen, wo sie autokratisch bis diktatorisch Entscheidungen treffen und diese nur mit der Clubspitze absprechen. Das ist bei einem Ex-Keeper, der als einziger seiner Zunft in jedem der sechs anerkannten Kontinentalverbände einem professionellen Fußballverein angehörte, schlicht nicht vorstellbar, weil er bei seiner Welttournee ja so ziemlich jede Konfiguration eines Soccer-Teams am eigenen Leib erlebt hat.
So sehr der Lutz auch im TV und in diversen Print- und Online-Medien als Experte geglänzt hat und noch glänzt, so wenig ist er ein Fußballideologe, der eine ganz persönliche Vorstellung vom einzig richtigen Kick hat. Wie wir wissen war er an der großartigen Konzeption, die das Trainerteam im Frühjahr und Sommer 2018 für die Saison des Nichtabstiegs entworfen hat, nicht beteiligt, hat sie aber sofort und 1:1 übernommen. Und das wirkt sich auf die Kaderplanung für das Jahr Zwei in der ersten Bundesliga momentan ganz tiefgreifend aus. Bevor wir das Loblied auf den Lutz Pfannenstiel in diesem Bereich weiter singen, sei festgestellt: Das Team, das in diesem Punkt mit ihm zusammenarbeitet, ist nach wie vor intensiv beteiligt und mordswichtig: Uwe Klein und Goran Vucic.
Keine Eitelkeiten
Dass der Fortuna leider Robert Palikuca abhandengekommen ist, der an der Zusammenstellung des Teams im Vorjahr einen enormen Anteil hatte, ist sehr schade. Roberts Entscheidung, als Sportvorstand nach Nürnberg zu gehen, ist nicht nur verständlich, sondern aller Ehren wert. Sicher hat dazu beigetragen, dass ihm der Weg in den F95-Vorstand mit der Verpflichtung Pfannenstiels mittel- bis langfristig verbaut war, und quasi unter dem Neuen arbeiten zu müssen, wäre dem Robert nach seinem nicht immer leichten Karriereweg quer durch die Fortuna ganz sicher nicht leichtgefallen.
Die gute Nachricht ist, dass weder Uwe Klein, noch Goran Vucic eitel genug sind, die Fäuste in den Taschen zu ballen, weil alle Fußballwelt nun nur noch von Lutz Pfannenstiel spricht, wenn über Neuverpflichtungen geschrieben und geredet wird. Denn natürlich macht der Mann mit dem lustigen Akzent nicht alles allein – auch wenn der Lutz morgens immer schon um vier (oder war es um fünf?) aufsteht und eigentlich rund um die Uhr arbeitet, braucht er doch Kollegen, mit denen er sich fachlich austauschen und denen er Aufgaben delegieren kann. Am Ende ist sein Hauptjob rund um die Kaderplanung ja das Aushandeln der Verträge.
Wie wir wissen, fallen den Kaderplanern ja nicht irgendwann einfach irgendwelche Spielernamen ein. Einige Kicker, die jetzt leihweise oder fest zur glorreichen Fortuna kommen, haben Klein, Vucic und auch Pfannenstiel teils über Jahre hinweg beobachtet – letzterer nach eigenem Bekunden schon in seiner Zeit bei Hoffenheim, wo er bekanntlich für „Internationale Affären“ zuständig war, was im Klartexte bedeutet: als Netzwerker. Kann sein, dass es im deutschen Fußball der oberen drei Ligen keinen Zweiten gibt, der so gut vernetzt ist wie Lutz Pfannenstiel. Was erst einmal nichts Gutes bedeuten muss, denn auch im Soccer-Business gibt es lautsprechende Adabeis, die prima vernetzt sind, aber von nix eine Ahnung haben. Die Expertenstühle im TV sind voll davon.
Die real existierenden Transfers
Womit wir bei dem sind, was das ausgerufene Hoch! auf Lutz Pfannenstiel ganz und gar rechtfertigt: die real existierenden Transfer hin zur schönen Diva vom Rhein, die gerade nach und nach eintreffen. Geht man die aktuell acht Neuverpflichtungen (Kastenmeier, Steffen, Thommy, Pledl, Bühler, Baker, Ampomah und Tekpetey) und rechnet man den Fall Kownacki hinzu, dann kann man als in Ehren ergrauter Fortuna-Fan eigentlich nur Tränchen in den Augen kriegen. So viel geballte Qualität unterschiedlichster Kategorien war selten oder gar noch nie. Keine teuren Fehlgriffe nach Ex-Superstars (Voronin! in jüngster Zeit), kein Nach-ja,-mal-sehen-Transfer und auch keine Ausleihe um der preiswerten Ausleihe willen. Was die Finanzen angeht, sieht die Sache noch prächtiger aus, von den rund 15 Mio Einnahmen wurden bisher nur die 4 Mio für den Belgier Ampomah ausgegeben. So wie es aussieht, wird das Team Lutz auch noch die Allzweckwaffe Markus Suttner fest verpflichten können.
Damit sind zunächst einmal alle Lücken geschlossen, die durch die Abgänge von Benito Raman und Dodi Lukebakio gerissen wurden. Wirklich bedauerlich ist eigentlich nur, dass man den soliden Marcin Kaminski nicht halten konnte. Aber dafür kann Lutz Pfannenstiel ja nichts. Dass fünfeinhalb Wochen bevor das ominöse Transferfenster zufällt eigentlich nur noch die Verpflichtung eines Innenverteidigers absolute Priorität hat, ist sensationell.
Nach dem bewährten Rezept
Das alles im Rahmen des exakt selben Kaderrezepts, das schon in der vergangenen Saison so wunderbar geklappt hat – also dem Bau eines stabilen Hauses auf der Grundlage einer soliden Achse aus engagierten und bewährten Männern (Rensing, Ayhan, Bodzek, Sobottka, Fink und Hennings), armiert mit Spielern, auf die man sich jederzeit verlassen kann (Zimmer, Zimmermann, Gießelmann, Bormuth, Pledl), und hoffnungsvollen Kerlen wie Barkok, Morales, Bühler und Karaman sowie aufgefüttert mit möglichen neuen F95-eigenen Superstars (von Kownacki über Ampomah bis Tekpetey und Baker). Auf diese Truppe darf man sich Liebhaber der hocherotischen Fortuna sehr freuen – und wenn dann auch noch Kevin Stöger und Diego Contento fit werden, nicht auszudenken…
Da mag olle Friedhelm so sehr wie die Kassandra rufen und behaupten, das „Wunder“ von 18/19 ließe sich nicht wiederholen, und Platz 15 wäre schon toll. Mit dem Kader den Lutz Pfannenstiel with a little help von seinen Kollegen zusammengestellt hat, dürfte kein einziger Experte mehr F95 zu den gefährdetsten Abstiegskandidaten zählen.
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Was mir am Pfannenstiel gefällt ist, dass er mir nicht den Eindruck vermittelt, bei den Transfers, persönliche Interessen (in Form von Verpflichtungen mit Beteiligung des eigenen Geldbeutels) zu verfolgen, sondern tatächlich an der Bildung einer soliden Mannschaft arbeitet. Außerdem scheint er einen Kompetenz zu haben, die so unerklärliche Katastrophen wie Schulte und Azzizi vergessen lassen. Ein Nazim Sangaré und Marvin Ajni wurde nach dem knapp verpassten Abstieg der Ersten in die 3. Liga und gleichzeitig sensationellen Saison der Zwoten nicht verpflichtet, aber es wurden für viel Geld neue Spielrer gleichen Alters verpflichtet, an deren Namen sich heute keiner mehr erinnert. Ajani ist seit Jahren Stammspieler beim Halleschen FC, und Sangaré, nach Zwischenstation in Osnabrück, mittlerweile Stammspieler bei Antalyaspor in der Süper Lige und türkischer Nationalspieler.
…vielleicht dann ‚Funny‘?