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F95 vs KSC 3:2 – Jordy, du bist ein Fußballgott!

Die Floskel-KI SpochtGPT sagt: In einem mittelmäßigen Zweitligaspiel schlägt die Fortuna den KSC durch ein Tor in allerletzter Minute.

Bericht · Eigentlich hatte euer unfassbar ergebener Fortuna-Liebhaber so um die 88. Minute herum die Überschrift für diesen Spielbericht schon formuliert. „Lethargie und Wahnsinn“ sollte sie lauten. Wobei er sich über den ersten Begriff sicher war, denn phasenweise operierten die Kerle in Rot wie Erdmännchen auf Sedativum. Nun gut, die Sonne schien, die Temperatur war angenehm, und es ging ja um nix. Da mussten erst die auch nicht besonders läufigen Karlsruher kommen und dem Kastenmeier ein Schüsschen in die Bude kullern lassen. Das wirkte wie ein Aufputschmittel. Aber eins, das nur sehr, sehr kurz wirksam ist. [Lesezeit ca. 7 min]

Kurz und gut: Es war auf beiden Seiten ein eher müder Kick mit erstaunlich vielen Torchancen – also, rein statistisch betrachtet. Die Situation, die zum 1.0 für die Gäste führte, würde keine Statistik-KI ernsthaft als Chance führen. Da hat ein Typ in Weiß aus zwanzig Metern gegen den Ball getreten, sodass dieser sich in Richtung Fortuna-Tor bewegte. Dort sonnte sich ein gewisser Florian und dachte wohl: „Warum sich bemühen?“

Na, schon gespannt auf den Rest? Nach einer kurzen Werbeunterbrechung geht’s weiter. Denn die Fortuna-Punkte verstecken sich nicht hinter einer Paywall. Alles, was du hier findest, ist gratis, also frei wie Freibier. Wenn dir aber gefällt, was du liest, dann kannst du uns finanziell unterstützen – zum Beispiel mit dem Kauf von Lesepunkten. Wir würden uns sehr freuen.

Auch die Truppe nahm den Rückstand zunächst gelassen auf. Ja, Dawid Kownacki guckte so traurig wie nur ein Dawid Kownacki gucken kann. Mancher schüttelte ein bisschen den Kopf. Und Käpt’n Hoffmann ging zur Tagesordnung über wie ein Andre Hoffmann eben immer so zur Tagesordnung übergeht. Weshalb die elf Fortunen aber gleich nach dem Anstoß plötzlich einen Druck erzeugten wie eine gut gefüllte Blase, blieb rätselhaft.

F95 vs KSC: Freundlicher Smalltalk vor dem Anpfiff (Foto: FP)
F95 vs KSC: Freundlicher Smalltalk vor dem Anpfiff (Foto: FP)

Nicht dass die Partie insgesamt schlecht gewesen wäre. Nein, da waren doch auch schon hier und da manchmal und bisweilen nette Spielzüge in der Offensive zu beobachten. Elo Neto, der ein bisschen überraschend, aber wie vom Ergebenen gewünscht in der Startelf stand, mühte sich redlich einen Spielmacher zu geben. Aber der Rest des Kollegiums fand es dann doch besser, wenn Hoffi auf Flo, der auf Chris und/oder Zimbo und dann auf Hoffi, der Flo anspielt usw. usw. usw. Es ist halt nicht leicht Verantwortung für den Spielaufbau zu übernehmen.

F95 vs KSC: Das Schüsschen zum 0:1 (Screenshot: ARD Sportschau)
F95 vs KSC: Das Schüsschen zum 0:1 (Screenshot: ARD Sportschau)

Es war im Block 41 nicht zu vernehmen, aber Nicolas Gavory brummelte sich in dieser Phase bestimmt französische Flüche in den dichten Bart. Aus Wut wird manchmal Energie, und der Ergebene vertritt die Ansicht, dass dieser Monsieur Gavory das war, was handelsübliche Fußballbesprecher einen Aktivposten nennen. Und hätte der verrückte Jordy nicht mit dem Abpfiff den Siegtreffer erköpft, hätte er Nicolas zum Fortunen des Spieltags ausgerufen.

F95 vs KSC: Torraumsituation bei den Karlsruhern (Foto: FP)
F95 vs KSC: Torraumsituation bei den Karlsruhern (Foto: FP)

Oder Emma Iyoha, der übrigens mit Gavory noch besser harmonierte als mit dem gewohnten Micky Karbownik. Das Plus des Franzosen gegenüber dem flinken Polen: Er arbeitet so defensiv wie das ein Außenverteidiger zu tun hat. Auf der anderen Seite machte Zimbo Zimmermann einen leicht müden Eindruck. Irgendwie schien es, als ginge ihm der Kick nicht so leicht vom Fuß wie an seinen guten Tagen.

Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schjreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!

Dabei hatte er vor sich einen Kris Peterson (der gelbkartenbedingt für Felix Klaus einspringen musste und sich darüber sichtlich freute), der den nämlichen Felix zu imitieren trachtete und nach einem göttlichen Doppelpass mit Dawid Kownacki in der 33. Minute den Ausgleich markierte. Dabei ließ er den Youngster im KSC-Kasten ziemlich alt aussehen, denn der kam zwar raus wie es sich gehört, ließ aber doch wenig Platz zwischen seinen Flossen und dem kurzen Pfosten, sodass Kris das Ding ins lange Eck zwirbeln konnte. Der Ergebene hat sich sehr gefreut für den Kris, denn den mag er. Also, als Typ…

F95 vs KSC: Tja, Herr Kastenmeier... (Foto: FP)
F95 vs KSC: Tja, Herr Kastenmeier… (Foto: FP)

Die stellenweise Lethargie strahlte auf die Tribünen aus, sodass in der Pause so recht keine Diskussionen über das Gesehene aufkommen wollten. Okay, die üblichen Verdächtigen regten sich über den wirkungsarmen Daniel Ginczek auf, und auch die üblichen Beschimpfungen gegen Flo Kastenmeier („Soll der doch nach Schalke gehen!“) blieben nicht aus. Aber sonst? Es herrschte eine gewisse Leckt-uns-am-Arsch- und Ist-doch-wumpe-Stümmung, gegen auch die fleißigen Ultras, die dankenswerterweise wieder die beliebten Gassenhauer im Repertoire hatten und nur einmal probierten, die Gemeinde für ihren Kitschsong rund um die Phrase „Seite an Seite“ zu begeistern, nicht ankamen.

F95 vs KSC: Das Zaubertor zum 1:1 (Screenshot: ARD Sportschau)
F95 vs KSC: Das Zaubertor zum 1:1 (Screenshot: ARD Sportschau)

F95 vs KSC: Die Statistik zur Halbzeit (Screenshot: kicker)
F95 vs KSC: Die Statistik zur Halbzeit (Screenshot: kicker)
Pause also, und 1:1. Wer jetzt gedacht hatte, Trainer Thioune hätte den Buben per Kabinenpredigt ein bisschen in den Arsch getreten, sah sich getäuscht. Ne, sowas macht er nicht, unser eloquenter Übungsleiter. Das Volk auf den Rängen, soweit es der Diva zugetan war, erwartete nun nicht viel, aber einen Sieg. Immerhin spielten die Rothemden und -hosen nun auf die Süd zu, also auf die eigenen Leute, die – und das ist so erfreulich, dass der Ergebene weinen könnte – das Team nach der oberpeinlichen Vorstellung in Nürnberg am Zaun getröstet hatten. Obwohl: „Hey, macht doch nix. Nächstes Mal macht ihr es eben wieder besser.“ ist ja auch so ein bisschen hoffmann’esk…

Euer rettungslos Ergebener F95-Beobachter hat in Sachen Verstärkung für die nächste Saison nur einen Wunsch: Holt mal einen, der seine Kollegen auf dem Platz während des Spiels auch mal ordentlich zusammenscheißt, wie Axel Bellinghausen es so gut konnte.

Das 2:1 für den KSC fiel dann nach einem Freistoß. Ein gewisser Phillip Heise machte die Bude. „Ausgerechnet Heise,“ hätte der unvergleichliche Ernst Huberty vielleicht analog zu seinem legendären Ausspruch über Karlheinz Schnellinger im Spiel des Jahrhunderts zwischen Deutschland und Italien während der WM 1970 in Mexiko gerufen. Denn Heise war ja auch mal bei uns, wo er aber mehr durch fette Korinthen in der Birne auffiel als durch die Umsetzung seines fraglos vorhandenen Talents.

F95 vs KSC: Der Gästeblock (Foto: FP)
F95 vs KSC: Der Gästeblock (Foto: FP)

Jedenfalls hatte der kurz zuvor für den angeschlagenen Käpt’n Hoffmann eingewechselte Jordy de Wijs einen Karlsruher vor dem Strafraum rustikal abgeräumt. Die Gelbe Karte nahm er klaglos hin. Es gab also einen direkten Freistoß für die Blauen, die heute in Weiß antraten. Eine Rakete schlug in der fortunistischen Mauer ein und fällte Chris Klarer. Blöderweise prallt die Pille zurück zum besagten Heise, der erneut abzieht und die gerissene Lücke nutzt. Kastenmeier sah wieder nicht wirklich gut aus – 1:2.

F95 vs KSC: Der Hammer zum 1:2 (Screenshot: ARD Sportschau)
F95 vs KSC: Der Hammer zum 1:2 (Screenshot: ARD Sportschau)

Die gewohnte Verzweiflung machte sich unter den Anhänger:innen der Fortuna breit. Und der ebenfalls gängige Fatalismus: So ist sie eben, die launische Diva, wir kennen es nicht anders. Tatsächlich aber ging jetzt mehr. In der 60. Minute war Shinta „Erste Liga“ Appelkamp für Neto gekommen und riss das Spiel an sich und Cello in diesem Schwung mit. Es ging nun mehr. Vor allem waren die Düsseldorfer nun in den Zweikämpfen und Kopfballduellen erfolgreicher.

Nicht dass sich der KSC versteckt hätte, aber gegen das dann erheblich flexiblere Spiel der Gastgeber – Diagonalpässe! – gerieten sie hinten zunehmend ins Schwimmen. Da ergab sich der Ausgleich in der 72. Minute beinahe zwangsläufig. Schön, dass es Nicolas war, der die Bude vorbereitete und Zimbo zum Abstauber machte. Das gefiel den Karlsruhern gar nicht, sie wollten wohl ernsthaft drei Punkte mit ins Badische nehmen.

F95 vs KSC: Zimbos Abstauber zum 2:2 (Screenshot: ARD Sportschau)
F95 vs KSC: Zimbos Abstauber zum 2:2 (Screenshot: ARD Sportschau)

Sie rannten an, und unsere Jungs peilten vor allem Konter an. Daniel Thioune gefiel das gar nicht: mit rudernden Armbewegungen versuchte er die ihm Anvertrauten in die Offensive zu treiben. Positionsgetreu hatte er kurz nach dem Ausgleich Jona Niemiec für den alles in allem guten Kris Peterson gebracht, was die Dynamik nicht wesentlich in den roten Bereich trieb.

Immerhin wurde nun auch Daniel Ginczek sichtbar, der schon in der ersten Hälfte anderthalb Chancen hatte und nun äußerst beherzt zu Werke ging. Während Dawid Kownacki nun in den bei ihm aus früheren Zeiten sattsam bekannten Frustmodus umschaltete. Nur Shinta Appelkamp, der wollte sich nicht einfach abfinden und leitete eine Reihe ordentlicher Spielzüge über beide Flügel ein.

F95 vs KSC: Besprechung während einer Verletzungspause (Foto: FP)
F95 vs KSC: Besprechung während einer Verletzungspause (Foto: FP)

Nicht unerwähnt bleiben sollen zwei Rettungstaten unsere Keepers Nr. 1, von denen sich eine in der 90. Minute als unfassbar guter Reflex präsentierte. Hätte Flo den nicht abgelenkt, wäre es wohlmöglich zu einem KSC-Sieg gekommen. So gesehen hat der F95-Tormann der Mannschaft den Sieg erst möglich gemacht.

Euer Ergebener schwört: So um die 91. Minute herum meldete sich sein Bauch mit der Ansage „Die schießen noch eins.“ Wobei die Sache nun einigermaßen vogelwild wurde. Chris Klarer, der in der Lethargiephase in Hälfte 1 schon die Rolle eines Achters übernommen hatte, rückte vor, und als sich zum letzten Mal die Möglichkeit ergab, irgendetwas Schönes im gegnerischen Sechzehner anzustellen, da war auch Jordy de Wijs ganz vorne zu finden.

F95 vs KSC: Jordy de Wijs macht das Siegtor (Screenshot: ARD Sportschau)
F95 vs KSC: Jordy de Wijs macht das Siegtor (Screenshot: ARD Sportschau)

Es kam, wie es bei der Fortuna eher selten kommt. Die Box steht voller Fortunen. Shinta geht raus nach rechts, läuft ein bisschen, guckt ein bisschen und chipt das Ei mehr als dass er schießt in Richtung Elfmeterpunkt. Und dann: Der Mann mit dem tätowierten Vogel im Genick, der Brecher, der aus lauter Licht und Schatten gebaut ist, der will es, der will es wirklich, der will es ganz, ganz dolle. Und steigt hoch und kriegt die Birne hinter die Pille und ballert sie einfach so ins Netz.

F95 vs KSC: Freundlicher Smalltalk Der Freudenkreis nach dem Abpfiff (Foto: FP)
F95 vs KSC: Freundlicher Smalltalk Der Freudenkreis nach dem Abpfiff (Foto: FP)

Der ganz ordentlich gearbeitet habende Schiri Gerlach pfeift gar nicht wieder an. Fortuna gewinnt mit einem Tor in der allerletzten Sekunde mit 3:2 gegen den KSC. Uff! Und wie sagte ein Fan später am Fahrradweg: „Muss ja auch mal so für uns ausgehen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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2 Gedanken zu „F95 vs KSC 3:2 – Jordy, du bist ein Fußballgott!

  • Dem hab ich nichts hinzuzufügen. Hervorragender Spielbericht wie immer.

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  • Mich hat es vor allem für DeWyhs gefreut.Was haben schon viele wieder über ihn den Stab gebrochen. Die gelbe Karte musste sein, denn sonst wäre der Spieler durch gelaufen. Man hätte viel früher foulen müssen, dann hätte es diesen Freistoß nicht so nah am Tor gebeten

    Antwort

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