Vorbericht: Ulm vs F95 – Jetzt aber mal richtig

Am Sonntag reist die glorreiche Fortuna nach Ulm, um im Donaustadion gegen den Aufsteiger weitere drei Auswärtspunkt einzufahren.

Analyse · Schieben wir die desaströse Pokalniederlage gegen Dresden einfach mal weg und konzentrieren uns auf den Aufstiegskampf in der zweiten Bundesliga. Da steht die Fortuna auf dem Papier glänzend da: 4 Punkte stehen auf dem Konto und 0 Gegentore. Hört sich gut an, ist aber bei Licht betrachtet nix Dolles. Denn in den ersten beiden Partien der Saison machten die Flingeraner auch nur ein Törchen – immerhin ein schönes durch Tim Rossmann. Das zeigt deutlich, dass die Torfabrik der vergangenen Spielzeit bisher noch nicht geöffnet hatte. Das kann und soll mit Dawid Kownacki, dem freudig begrüßten Rückkehrer, anders werden. [Lesezeit ca. 4 min]

Was aber in Ulm, um Ulm und um Ulm herum nicht einfach wird. Denn die Buben vom SSV sind Meister der stahlharten Verteidigung. Vermutlich sind sie in dieser Disziplin sogar besser als Absteiger Darmstadt und annähernd so gut wie der KSC. Mit den berechenbaren Offensivmitteln der Fortuna wird das Bollwerk nur schwer zu knacken sein.

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Das Gegnerporträt

Und die Ulmer so? Der SSV von 1846, Durchmarschierer aus der Regionalliga in Liga 2, hat noch keine Pünktchen gesammelt. Das Heimspiel gegen K’lautern verloren sie ein bisschen unglücklich, und in Regensburg wäre ein Unentschieden das gerechte Ergebnis gewesen, wobei die sogenannten „Spatzen“ in der Statistik sogar mehr Torschüsse aufzuweisen hatten.

Durch die 3. Liga ist der Sport- und Schwimmverein von 1846, der 1928 durch Fusion entstand und erst seit 1970 mit einer ersten Herrenmannschaft am jeweiligen Fußballbetrieb teilnimmt, nur so gerauscht. 77 Punkte, die zweitmeisten Tore und die wenigsten Gegentreffer überraschten nicht wenige Kenner, denn Ulm war ein Jahr zuvor nur ganz knapp aus der Regionalliga Südwest aufgestiegen. Überhaupt hatte der SSV nach seinem kurzen Auftritt in der Ersten Bundesliga in der Saison 99/00, wohin ihn Prof. Rangnick katapultiert hatte, und dem folgenden Abstieg wenig zu lachen. Der Fall war tief, und die ausgelagerte Fußballabteilung musste zweimal in die Insolvenz. Einzig stabiler Faktor des Vereins waren die treuen Fans.

Die durfte der Ergebene am 30. Oktober 2018 im eiskalten Donaustadion beim Pokalspiel persönlich erleben. Wurde man von den Schwarzweißen als Anhänger der rotweißen Diva erkannt, kam eine fröhliche Grundaggression auf, die sich dann während der Partie in durchaus beeindruckendem Support äußerte. Nun, unsere Burschen fieselten den Regionalligisten locker mit 5:1 ab … nur um dann mit 4:1 gegen Schalke rauszufliegen – ein Spiel, von dem der Ergebene noch heute glaubt, dass Funkel es absichtlich abschenkte.

Tja, und dieses Donaustadion… Ein flaches Ding mit ausführlicher Laufbahn und einer Art Haupttribüne. Respekt geht raus an die SSV-Fans, die trotz dieser akustischen Widrigkeiten einen ziemlichen Alarm veranstalten. Nun sind die gegnerischen Kicker immer weit genug weg davon, sodass nicht zu befürchten ist, dass die Schützlinge von Trainer Thioune sich davon nachhaltig beeindrucken lassen werden.

Spielplan, System, Aufstellung

Doch, doch, der erschütternde Pokalrauswurf durch Dynamo wirft seinen Schatten auf die Auswärtspartie in Ulm. Und zwar im Hinblick auf das kollektiv versagt habende Mittelfeld und die linke Außenstürmerposition. Natürlich könnte Daniel Thioune – und das würde seiner Art entsprechen – Sobottka, Tanaka und Jóhannesson wieder das Vertrauen schenken. Dann gäbe es erneut ein 4-3-3, und die einzige Frage wäre, ob Dawid Kownacki startet, beziehungsweise, wann er eingewechselt wird. Über Appelkamp als Alternative im Mittelfeld müssen wir uns leider, leider keine Gedanken machen, denn der hat sich bös verletzt und fällt für ein paar Wochen aus.

Malen wir also mal die Startaufstellung, die man als, ähem, bewährt oder auch risikoscheu bezeichnen könnte:

Was aber, wenn die Coaches gleich mit einer Dreierkette beginnen lassen und sofort eine Doppelspitze installieren – so wie es Daniel Thioune in der Pressekonferenz zum Spieltag angedeutet hat? Übers Mittelfeld hat er kein Wot verloren, aber ganz mutig wäre es, Noah Mbamba mit dem Anpfiff bringen. Und/oder Danny Schmidt mit ins Mittelfeld ziehen. Ein solches 3-5-2 könnte so aussehen:

Verrückt? Riskant? Vermutlich… Aber einfach darauf zu setzen, dass sich die formschwachen Kollegen vom vergangenen Sonntag wieder bekriegen, ist auch keine Lösung. Ein bisschen Erläuterung zu diesem Vorschlag: Tanaka wäre der perfekte, weil defensiv starke Doppelsechs-Partner für den unerfahrenen, aber kreativen Mbamba. Rossmann und Kownacki könnte sich bei den Aufgaben als Mittelstürmer und hängende Neun abwechseln. Iyoha war immer schon ein prima Außenstürmer, wenn mit einer Doppelspitze gespielt wird, das gilt auch für Klaus. Schmidt als Zehner oder eher als Achter wäre einen Versuch wert, und dass die Dreierkette der bewährten Recken Hoffmann, Oberdorf und Zimmermann stabil arbeiten kann, hat man ja schon gesehen.

Für alle Fälle auf der Bank sitzen dann Jordy de Wijs und Joshua Quarshie sowie Nicolas Gavory für die Defensive, Cello Sobottka, Ísak Jóhannesson und King Manu fürs Mittelfeld sowie Jona Niemiec, Dzenan Pejcinovic und Dennis Jastrzembski für den Sturm.

Der Tipp

Im Prinzip müsste dieser Absatz verschoben werden, denn Kopf, Herz und Bauch des Ergebenen stecken noch mitten in der Diskussion über das zu erwartende Ergebnis. Lediglich der Bauch hat eine klare Tendenz: 1:0 für die glorreiche Fortuna. Wie immer wünscht sich das Herz einen Kantersieg und würde ein 3:1 für F95 vorhersagen. Ebenfalls wie immer hält sich der Kopf mit langwierigen Recherchen auf und hat lediglich durchblicken lassen, dass er vielleicht möglicherweise auch ein 1:0 für Rotweiß prognostiziert.

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