Vorbericht: Fürth vs F95 – So, und jetzt spielt ihr mal wieder richtig gut

Am Freitagabend muss die glorreiche Fortuna im altehrwürdigen Ronhof gegen die Greuther Fürzchen ran, um eine miese Bilanz gegen diesen Club aufzubessern.

Analyse · Man kann nicht sagen, dass die vor der Saison ziemlich hoch gehandelten Fürther einen Lauf haben. Kein Wunder, dass Trainer Zorniger nach den letzten beiden Auftritten – einem Na-ja-Unentschieden zuhause gegen Elversberg und einer jämmerlichen Niederlage gegen Braunschweig – seinem Namen alle Ehre macht. Eigentlich sollte das Team ja Offensivfußball so ähnlich wie der Äff-Zeh zelebrieren, aber bisher erlebte man sie nur als laues Fürzchen. Aber auch die Fortuna kann – trotz des zauberhaften Remis gegen die Ziegen – keiner schönreden; zu hasenfüßig und inaktiv agierten sie über weite Phasen des sagenhaften Heimspiels gegen K***. Heißt also: Beide Mannschaften haben am Freitagabend was zu beweisen. [Lesezeit ca. 4 min]

Jetzt stelle man sich mal vor, bei den Greuther Fürzen würde am 27. September ausgerechnet zwischen 18:30 und ca. 20:15 der Knoten platzen, und die Hausherren täten gewinnen. Dann wäre dies die neunte Niederlage der Düsseldorfer im Ronhof am Stück. Gewonnen haben die Rotweißen in historischen Zeiten eh nur einmal da; es war in der Bundesligasaison 2012/13. Lange her… Wobei eine Herberger-Weisheit ja ungefähr so geht, dass man nicht auf solche Statistiken schauen soll.

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Das Gegnerporträt

Man muss einfach immer wieder betonen: Die Spielvereinigung Fürth von 1903 ist einer der wahren Traditionsvereine des deutschen Fußballs. Dreimal (1914, 1926 und 1929) wurden sie Meister, und im Achtelfinale 1929 fieselten sie die braven Fortunen mal eben mit 5:1 ab. Ähnlich wie F95 wurde auch die SpVgg Fürth bei Gründung der Bundesliga nicht berücksichtigt, stieg aber im Gegensatz zu uns nie in diese erste Liga auf. Was der Fortuna ein paar Jahre später beinahe widerfuhr, erlebten die Fürther 1983: Zwangsabstieg mangels Kohle. Die Fusion mit dem von einem namhaften Teehersteller finanzierten TSV Vestenbergsgreuth 1993 brachte den Traditionsclub wieder auf festes Geläuf. Man mauserte sich zum ewigen Zweitligisten, unterbrochen nur durch zwei kurze Intermezzi (12/13, 21/23) in der ersten Bundesliga.

Heimspielstätte ist der Sportpark Ronhof, der sich an derselben Stelle befindet wie das 1910 eingeweihte ursprüngliche Stadion. Das Ding für maximal knapp 16.500 Zuschauende musste sich ein paar Jahre für Namen wie Playmobil-Stadion und Trolli-Arena schämen, darf aber inzwischen wieder seinen Traditionsnamen tragen. So richtig brodeln tut dieses Stadion immer, wenn es gegen den Erzfeind aus Nürnberg geht, was seit 2019 nach dem Glubb-Abstieg regelmäßig der Fall ist.

Die Verbindungen zwischen der SpVgg und der Fortuna sind vielfältig. Seit vielen Jahren gehen Kicker und Funktionäre von F95 zu Fürth und umgekehrt. So ist seit 2017 Rachid Azzouzi dort Sportgeschäftsführer, dessen Engagement bei uns sich als kurzes Missverständnis herausstellte. Aktuell ist mit Niko Gießelmann nur ein Ex-Fortune im Fürth-Kader, während bei uns Zimbo Zimmermann und Felix Klaus eine SpVgg-Vergangenheit haben; Marlon Mustapha ist dort als Leihspieler gelandet. Der Kader ist mit 26 Mann recht schmal und wurde gegenüber der Vorsaison einigermaßen durcheinandergewirbelt. Dies als Maßnahme zur Verjüngung der Truppe, die nun einen Durchschnitt von 23,8 Jahren (zum Vergleich: F95 = 24,0) hat. Saisonziele haben die Fürther nicht ausgegeben.

Spielplan, System, Aufstellung

Nach dem üblen Pokalaus gegen Dresden, dem unansehnlichen Sieg in Ulm und dem teilweise hasenfüßigen Auftritt gegen den Äff-Zeh können über dem Spielplan nur zwei Begriffe stehen: Mut und Konzentration. Ob die Mängel am vergangenen Samstag vor allem an den Formdellen der Kollegen Iyoha, Zimmermann und Klaus lagen oder an einem nicht umgesetzten Arbeitsauftrag, lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Fakt ist, dass Ballverluste und Fehlpässe wie zuletzt einfach nicht mehr in diesem Maß vorkommen dürfen. Scheint, als sei dies eine Sache dessen, was im Jargon „Mentalität“ heißt.

Und weil auch bei Fürth wie bei den Ziegen ein Hauch RB-Fußball zelebriert wird, werden sich die Rotweißen wohl wieder mit hohem, aggressivem Pressing herumschlagen müssen. Daniel Thiounes Rezept dagegen setzte er unter das Motto, selbst Vollgasfußball zu spielen. Das möchte er auch – so interpretiert der Ergebene seine Aussagen in der Pressekonferenz – auch wohl mit personellen Wechseln erreichen. Klar, wir alle haben doch gesehen, dass die Dynamik gegen Ende der Partie durch die Umstellungen und besonders durch drei Einwechselspieler noch einmal in Gang kam und zu einer nennenswerten Anzahl Chancen führte. Da muss nicht nur Joker Jona genannt werden, sondern vor allem Shinta Appelkamp sowie der enorm präsente Valgeir Lunddal. Und später auch noch Vince Vermeij.

Folgerichtig gehören die drei Erstgenannten aus Sicht des Ergebenen eindeutig in die Startelf, wobei er bei Jona Niemiec da nicht so sicher ist, weil der eben immer am erfolgreichsten ist, wenn er als Joker eingewechselt wird. Für Vermeij käme eine Startelfplatz wahrscheinlich noch zu früh. Andererseits hat Cheftrainer Thioune auch eine mögliche „echte“ Doppelspitze erwähnt. In der käme auf jeden Fall der Vince am ehesten in Frage.

Auch wenn Gio Haag nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit auch einige Fehlpässe unterliefen, würde der Ergebene ihn von Beginn an auf die Sechserposition setzen, dazu Shinta Appelkamp als Achter oder Zehner. Unverändert sollten drei Burschen in der Viererkette antreten: Käpt’n Hoffmann, Tim Oberdorf und Nico Gavory. Auch über die Rollen von Tim Rossmann, im Spiel gegen den Äff-Zeh enorm fleißig und willensstark, und Danny Schmidt könnte man noch einmal nachdenken. Irgendwann den quirligen Myron van Brederode für Rossmann zu bringen, bietet sich zum Beispiel an.

Auf der Bank säßen zu Beginn Ersatztormann Robert Kwasigroch, Jordy de Wijs, Emma Iyoha, Zimbo Zimmermann und Felix Klaus sowie – wie oben vorgeschlagen – Vince Vermeij, aber auch Noah Mbamba und Ísak Jóhannesson.

Der Tipp

Das Herz glaubt ganz fest an den ersten Auswärtssieg seiner geliebten Diva am Ronhof, während der Kopf ein zähes Unentschieden vorhersieht. Der Bauch, der im körpereigenen Tippspiel vorne liegt, hat in seiner Kristallkugel ein einigermaßen schmutziges 1:0 für die Fortuna gesehen.

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