Vorbericht: Nürnberg vs F95 – Und noch ne Chance, uns Fans zu überzeugen
Am Sonntag muss die im Prinzip glorreiche Fortuna zum schweren Auswärtsspiel im Nürnberger Max-Morlock-Stadion antreten.
Analyse · Wer über Begegnungen zwischen dem Glubb und F95 in den letzten Jahren nachdenkt, dem fällt sofort die Zahl 5 ein. Zweimal verloren die Rotweißen mit fünf Gegentoren, und vor ziemlich genau einem Jahr putzten die Fortunen den 1. FCN mit maximalem Selbstbewusstsein und bei Schneefall mit 5:0. Momentan sind sie in der Tabelle nur drei Pünktchen hinter der Fortuna, aber wenn man sich die die Nürnberger Ergebnisse anschaut, haben sie ihre Siege nur gegen relativ ungefährliche Gegner wie Regensburg, Ulm und Münster geholt – Partien gegen gleichstarke oder stärkere Teams kriegen sie bisher nicht zu Siegen umgebogen. Zuletzt zeigten sie eine ähnliche Schwäche wie unsere Jungs: Sie setzen Chancen zu wenig in Buden um.[Lesezeit ca. 5 min]
Als der legendäre DFB-Auswahlspieler Miroslav Klose Coach beim Glubb wurde, waren sich die Experten nicht einig, ob der Supertorschütze auch ein Spitzentrainer werden könnte. Die Frage ist bis heute offen. Dass Daniel Thioune auf dem Weg ist, ein absoluter Spitzentrainer zu werden, sehen die Auguren schon positiver. Nicht zuletzt deshalb haben Klaus Allofs & Co. den Vertrag mit dem Mann aus Georgsmarienhütte bis 2028(!!!) verlängert. Natürlich mit dem Hintergedanken ein schönes Ablösegeld zu kassieren, wenn Trainer Thioune doch mal wechseln will.
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Das Gegnerporträt
Nach ihrem Abstieg 2014 und dem Kurzaufenthalt in der 1. Bundesliga der Saison 2018/19 haben die Nürnberger in Liga Zwo bisher nicht viel gerissen. Auch weil die Verantwortlichen bei fast allen Entscheidungen kein glückliches Händchen hatten – drei Jahre Dieter Hecking im Vorstand haben daran nichts geändert. Erbe dieser Zeit ist ein aufgeblähter Kader von 32 Mann mit einem Durchschnittsalter von 24,5 Jahren. Immerhin haben sie mit Transfererlösen von rund 10 Mio ihre schon seit Längerem schwierige Bilanz aufgepeppt.
Die Verpflichtung von Miro Klose (der ja vor der Einstellung von Daniel Thioune kurz und gerüchteweise bei Fortuna im Gerede war), darf man als Signal verstehen. Denn der Glubb mit seinem Selbstverständnis als einer der bedeutendsten Traditionsvereine Deutschlands mag nicht auf den Pokalsieg von 2007 als letztes Highlight zurückblicken. Nur: „Geld in die Hand nehmen“ kann der neunmalige Deutsche Meister anscheinend nicht. Immerhin hat man die personelle Ausstattung im Bereich der Vereinsführung konsolidiert.
Zu den Aufstiegskandidaten würde der Ergebene die Glubberer in dieser Saison eher nicht zählen.
Die Fakten:
Tabelle:
Platz | Verein | Spiele | S | U | N | Punkte | Tore |
---|---|---|---|---|---|---|---|
7. | Fortuna | 13 | 6 | 3 | 4 | 21 | 18:15 |
11. | Nürnberg | 13 | 5 | 3 | 5 | 18 | 26:23 |
Ausfälle:
Nürnberg: 2 Spieler
F95: Gavory, Affo
Info:
Sonntag, 01.12.24, 13:30 im Max-Morlock-Stadion
Schiri: Lars Erbst: Hat Fortuna zuletzt gepfiffen im Pokal gegen Illertissen am 13. August 2023.
TV: Sky (€) / Wow (€)
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Spielplan, System, Aufstellung
Klose lässt ziemlich konstant – egal ob zuhause oder auswärts – im 3-4-3 spielen, einem System, das deutlich flexibler ist als so Veteranen wie 4-4-2 oder 4-2-3-1. Und zuletzt gegen Paderborn sah das auch ganz gut aus – bis die Paddelbirnen mit Doppelmassel nach einer Roten Karte in der allerletzten Sekunde noch die Sieghütte machten – war auf jeden Fall das bisher beste Spiel der Glubberer. Taugt aber nicht als Vorlage für das Spiel am Sonntag. Außer dass der 1. FCN zurzeit das Privileg der vollen Kapelle hat, also nicht sehr von Verletzungen geplagt ist.
Das gilt ja aktuell auch für den Kader, mit dem Cheftrainer Thioune zu arbeiten hat. Da fehlt vor allem leider immer noch Nicolas Gavory. Sowie Karim Affo, der ohnehin eher zum erweiterten Kader zählt. Die letzten Spiele – inklusive des Tests gegen Genk – und die Einsätze Ex-Verletzter in der Zwoten haben gezeigt, dass die Coaches so ziemlich aus dem Vollen schöpfen können. War der Kader zu Beginn der vergangenen Saison zu schmal, ist er jetzt eher zu breit. Dass aber ausgerechnet Jordy de Wijs als Kandidat für einen Wechsel im Winter diskutiert wird, tut dem Ergebenen weh. Und völlig unverständlich ist, dass den Talenten Joshua Quarshie und Noah Mbamba ebenfalls auf der Tschüss-Liste stehen. Okay, begründet wird das auch damit, dass man die Zahl der Leihspieler verkleinern möchte. Mit den drei genannten wird also am Sonntag eher auf der Tribüne rechnen können.
In der PK zum Spiel hat Thioune auf Nachfrage erklärt, dass man natürlich auch mit Dreierkette spielen können – habe man ja gegen Elversberg zum Schluss auch getan mit Zimbo Zimmermann als drittem IV. Na ja, dachte der Ergebene da, wenn wir doch eine ganze Reihe ordentlicher Innenverteidiger haben, könnte doch auch mal das Trio Siebert, Oberdorf, de Wijs antreten. Dazu wird es nicht kommen, weil der Chefcoach klar gesagt hat, dass Kastenmeier, Hoffmann und Sobottka quasi als Gerüst auf jeden Fall starten werden. Dass es in der (einzigen) Spitze eher nach Dawid Kownacki als nach Vince Vermeij oder dem nicht ganz fitten Dzenan Pejcinovic riecht, hat er auch durchscheinen lassen.
Nach Meinung des Ergebenen führt an Tim Rossmann und Felix Klaus auf den Flügeln kein Weg vorbei. Und wenn Cello dieses Mal den eher defensiven Sechser spielt, könnten sich der unverzichtbare Ísak Jóhannesson und doch wieder Shinta Appelkamp das Mittelfeld davor teilen. Für die Außenverteidigung – Zimbo ist recht gesetzt – hat der Ergebene eine verrückte Idee, weil er Emma Iyoha auf diesem Posten für verschwendet hält. Warum nicht Vally Lunddal dort postieren? Der kann ja angeblich auch Linksverteidiger.
Über alles gesehen, sind die Nürnberger offensiv stärker als defensiv. Das liegt vor allem daran, dass die vorderen Drei allesamt ziemlich spielstark und recht schnell sind. Diese Bande vom eigenen Sechzehner fernzuhalten, wird eine Hauptaufgabe sein. Vor Ballbesitz haben die Glubberer keine Angst – im Gegenteil: ganz ähnlich wie die Fortuna dieser Saison lassen sie die Pille gern in den eigenen Reihen tanzen und spielen auch nicht so selten nach hinten. Okay, sagt der Ergebene: Lasst sie doch das Spiel machen! Denn wenn F95 zum Umschaltspiel kommt, sind sie potenziell gut darin.
Im Gegensatz zu den bisherigen Spielplänen sollten die Rotweißen nicht mehr nur über die Flügel spielen – die Nürnberger sind zentral bisweilen nicht sehr stabil. Und, verdammt nochmal, schießt doch bitte auch mal aus der Distanz, ihr glorreichen Fortunen!
Die Bank wird bei dieser Basisstrategie eine wichtige Rolle spielen, weil sie so besetzt sein muss, dass jederzeit drastische Systemwechsel möglich sein müssen. Deshalb sind als Stürmer Jona Niemiec (wie üblich für Klaus), Danny Schmidt (für Appelkamp) und Vince Vermeij (als zusätzliche Spitze) vorprogrammiert. Jamil Siebert MUSS irgendwann für Käpt’n Hoffmann kommen. Emma steht als Ersatz sowohl für Vally als auch Zimbo bereit. Myron van Brederode, dessen Zeit bei der Fortuna auch schon bald zu Ende sein könnte, ist Backup für Tim Rossmann auf der linken Außenbahn. Und als Auswechsler für Cello kann sich der Ergebene Gio Haag vorstellen.
Der Tipp
Mehr als ein kurzes Remis mit 0:0 oder 1:0 kann sich der Kopf beim besten Willen nicht vorstellen. Auch der Bauch und das Herz glauben nicht an eine Auswärtsniederlage, sind sich aber ansonsten nicht einig. Bauchseitig spricht vieles für ein 1:1, während das Herz wie üblich an einen Sieg der glorreichen Fortuna glaubt – vielleicht mit so was Krummen wie einem 3:2.
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