Illertissen vs F95 1:3 – And the winners are… die Fortuna-Fans

Wer Fortuna-Fan ist, muss die erste Pokalrunde bekanntlich immer fürchten. Egal, gegen wen es geht. Vielleicht sind die Probleme, die sich gestern im unauffälligen Illertissen zeigten, auch systemischer Natur.

Bericht · Na ja, vielleicht trug aber auch der Klimawandel die Schuld an der mäßigen Leistung der Kicker in Weiß. Denn bis zur Hagelschlagunterbrechung waren die Schützlinge von Daniel Thioune eigentlich ganz gut drin, und nach dem 1:0 in der 3. Minute sah alles nach einem Durchmarsch aus. Mit der 15. Minute kam das Unwetter. Der solide Schiri Erbst schickte die Mannschaften in die Kabinen. Die mehr als 1.500 mitgereisten Fortuna-Anhänger:innen, angetrieben durch die Ultras, aber feierten durch. Da konnten auch ziemlich große Eisbrocken den Spielfluss nicht stören. Die Niederschläge waren so wild, dass sogar die TV-Übertragung für etliche Zeit ausfiel. Zurück auf dem Rasen hatten die Fortunen jedoch jegliche Struktur verloren. [Lesezeit ca. 5 min]

Irgendwie war es ein Rückfall in längst abgehakte Zeiten, was die Burschen dann boten. Zumal es vor der Unterbrechung eigentlich auch schon den Ausgleich für die bayerischen Regionalligisten gegeben hätte, ja, gegeben haben müsste. Denn dass die Hütte der Illertissener wegen einer passiven Abseitsstellung nicht gegeben wurde, erwies sich als Fehlentscheidung. Der Blaue, der beim Schuss im Abseits stand, griff in der Situation nicht ein und behindert auch Keeper Kastenmeier nicht. Glück gehabt, dass es in der ersten Pokalrunde noch keinen VAR gibt…

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Auch wenn das 1:0 nominell ein Eigentor war: Die schicke Hereingabe von Felix Klaus hätte Vince Vermeij vermutlich auch reingemacht. Es war übrigens nicht der einzige Spielzug, der von Shinta Appelkamp über Klaus eingeleitet wurde. Überhaupt ging offensiv fast alles über die rechte Seite, wobei es dieses Mal gar nicht mal Zimbo Zimmermann, der unseren Flügelflitzer einsetzte, sondern der besagte Appelkamp.

Man mag ja nicht spekulieren, aber kann es sein, dass Emma Iyoha zum zweiten Mal nacheinander mit dermaßen gebremstem Schaum agierte, weil sein Abschied immer noch im Raum steht? Andersherum sieht es bei Ao Tanaka aus, der nicht ganz so gut auftrat wie gegen Pauli. Soweit bekannt, liegt für ihn immer noch kein diskussionswürdiges Angebot vor; angeblich hat nur sein japanischer Heimatclub, Kawasaki Frontale, Interesse bekundet. Ao möchte jedoch eher nicht zurück nach Japan.

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Dass Jamil Siebert, Yannik Engelhardt und Vince Vermeij in der Startelf standen, war nach Thiounes Äußerungen in der Pressekonferenz am Donnerstag keine Überraschung. Tatsächlich aber nutzte nur der Holländer diese Chance. Nicht nur das feine 2:0 sprach für ihn, sondern auch die Art und Weise wie er als Spitze für Unruhe in der gegnerischen Abwehr sorgte und Räume für die Kollegen schuf … in die allerdings wenig damit anzufangen wussten. Nur Felix Klaus nahm die Angebote zweimal an, ohne dabei eine Bude zu machen.

Unser Jamil aber, der leistete sich haufenweise kleinere und größere Fehler und war überraschend langsam. So kann er Jordy de Wijs als Innenverteidiger keine Konkurrenz machen. Bei Yannik Engelhardt liegt die Sache anders. Der kam mit seiner Position nicht zurecht. Weil Tanaka einen offensiven Sechser gab, musste er weiter hinten bleiben, um die Viererkette abzusichern – das passt zu seinen Fähigkeiten überhaupt nicht. Zumal die Kommunikation mit den Innenverteidigern praktisch nicht stattfand.

Während Käpt’n Hoffmann sauber arbeitete und auch ab und an was für den Spielaufbau tat, blieb Nico Gavory unerwartet blass. Wenn Klaus Allofs und Christian Weber noch nach einer defensiven Verstärkung suchen, dann sollten sie vielleicht nach einem linken Außenverteidiger forschen, der unserem Franzosen ein bisschen Feuer unter dem Hintern machen könnte. Dass Hoffmann für das Eigentor zum Anschlusstreffer verantwortlich war, kann man so nicht sagen. Versagt haben in der 40. Minute alle Fortunen, die sich zum Zwecke der Abwehr im eigenen Sechzehner eingefunden hatten.

Wer nun gedacht hatte, Thioune, der zwischenzeitlich milde Anzeichen von Ärger gezeigt hatte, würde den Jungs in der Pause die Birne waschen, sah sich zumindest, was die Wirkung angeht, getäuscht. Die Herren vom FV Illertissen wurden in der zweiten Halbzeit immer frecher und auch mutiger. Ja, über nennenswerte Strecken setzten sie den Zweitligisten ernsthaft unter Druck. Konter gelangen denen gar nicht. Fehlpässe und verlorene Zweikämpfe häuften sich, und neutrale Beobachter:innen hätten den Ausgleich für den Regionalligisten sicher gerecht gefunden.

Was sich die Flingeraner bis zur 70. Minute leisteten, war eines führenden Zweitligisten nicht würdig. Die Einwechslung von Cello Sobottka für Engelhardt brachte einen Hauch mehr Action, aber insgesamt mangelte es an Bewegung und an klugen Pässen. Es gab Alibi-Fernschüsse und Scheinflanken, mehr aber auch nicht. In der 52. Minute brachten die Coaches etwas überraschend schon Christos Tziolis für Felix Klaus. Da haben wir aber mal wieder einen waschechten Dribbler, der auf kurzen Beinen alles umspielen kann, auch sich selbst. Dass der Grieche null Bindung an den Rest der Mannschaft hatte, kann ihm niemand nach nur einer Woche im F95-Training niemand verübeln. Und dass er einen Hundertprozenter versägte… na ja, Welpenschutz.

In der 72. brachten Daniel Thioune dann wie angedroht Ísak Jóhannesson für Iyoha, außerdem Daniel Ginczek für Vermeij. Das brachte ein wenig mehr von der erhofften Dynamik, aber wenig Ertrag. Da musste es in der 91. Minute erst zum einzig wirklichen guten Spielzug der glorreichen Fortuna kommen, damit das Ding noch sicher nach Hause geschaukelt werden konnte: Jóhannesson dribbelt sich links bis an den Sechzehner, zaubert anschließend einen wunderhübschen Doppelpass mit Ginczek und legt im richtigen Moment gefühlvoll quer auf Tzolis, der mühe- und humorlos einnetzt.

Die wahren Helden des Tages waren aber die fröhlichen F95-Fans, die über 80 Minuten vorwiegend tropfnass sangen und feierten und in Illertissen einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Okay, F95 ist eine Runde weiter. Vermutlich werden sie in nächster Zeit auch auf keinen Gegner treffen, der ihnen auf die Art zusetzt wie der FVI. Bisschen Sorgen muss man sich aber machen, weil das Thioun’sche System offensichtlich für Spiele gegen tiefstehende und mutige Mannschaften nicht gut geeignet ist. Denn das Gros der Schwierigkeit in diesem Pokalkämpfchen ist nicht auf individuelle Minderleistungen zurückzuführen, sondern auf die Spielanlage. Da muss sich was ändern.

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