F95 vs Braunschweig 5:0 – Das schöne Gesicht der Fortuna
An einem usseligen Sonntagnachmittag zeigte die glorreiche Fortuna ihr schönes Gesicht und schlug die Braunschweiger Eintracht mit Mut, Herz, Souveränität und spielerischer Klasse völlig zu Recht mit 5:0.
Bericht · Nach dem 1:0 in der 4. Minute hieß es im Block: Puuh, endlich mal keinem Rückstand hinterherlaufen müssen. Auf das 2:0 in der 8. Minute mischten sich unbändige Freude und sanftes Misstrauen. Und nach dem 3:0 in der 11. Minute hatten die Fans rund um den Ergebenen nur noch ein dickes, fettes Hä? auf die Stirn tätowiert. Was hamse denen denn in den Kaffee getan? war eine häufig gestellte Frage. Nicht ganz ernst gemeinte Verschwörungstheorien machten die Runde: Die sind geklont. Oder: Muss irgendein russischer Hack sein. In der Realität aber überrannten die Roten den armen, hilflosen BTSV nach Belieben. Und das mit Mut, Selbstvertrauen und einen dicken Portion Freude am Kick. Dieser Sieg gehört auch Ihnen, Herr Thioune – Chapeau! [Lesezeit ca. 6 min]
Und der Man of the Match war: Island. Oder Island plus Shinta. Oder plus Dawid Kownacki und Emma Iyoha. Oder vielleicht doch einfach alle. Es war ein Sieg der Taktik und des Herzens. Offensichtlich passte das gewählte System der glorreichen Fortuna wie ein Maßanzug. Und gerade Vally Lunddal, Emma Iyoha und auch Dawid Kownacki spielten so befreit auf, wie wir es schon lange nicht gesehen haben.
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Reden wir kurz über das System mit der Dreierkette und einer Spitze. Das dazwischen ließ sich nicht einfach beschreiben, außer dass die beiden Schienenspieler, Lunddal und Iyoha, genau das taten, was in ihrem Aufgabenheftchen stand: Von den Flügeln her den Gegner in Angst und Schrecken versetzen. Meistens trat Gio Haag als defensiver Sechser auf, davor in wechselnder Anordnung Cello Sobottka sowie Ísak Jóhannesson und Shinta Appelkamp. So zauberten sie mit Dreiecksstaffetten und Doppelpässen mit anschließenden klugen Flanken in den Sechzehner, in dem in diesen Situationen immer mindestens drei Fortunen auf ihre Chance warteten.
Aber nicht nur spielerisch war das erste Sahne. Lange nicht mehr gesehen, dass die Fortunen die Zweikämpfe suchten und serienweise für sich gewannen, dass sie um jeden Ball kämpften und den Braunschweiger substanziell zeigten: Hier regiert die Fortuna! Natürlich war das Level an positiven Emotionen nach diesem frühen 3:0 hoch. Selbst Daniel Thioune hüpfte durch die Coaching-Zone und hatte fast ständig ein fröhliches Grinsen im Gesicht.
Ja, ja, man spielt immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Aber in dieser denkwürdigen Partie waren es die Hausherren, die den Gästen mit Wucht den Schwung nahmen, sodass diese sehr, sehr schlecht aussahen. Auch die traten – wie üblich – mit einer Dreierkette an sowie einem massiven Mittelfeld. Und, nein, die zogen sich nicht absichtlich zurück, die wurden zurückgedrängt. Völlig überfordert schien der rechte Schienenmann der Blaugelben. Der hatte es mit Emma zu tun und konnte ihn nie stoppen.
Die schon nach ein paar Minuten deutlich sichtbare Verwirrung der BTSVler sorgte für nette Räume, die gern mal bis an die Kante des Strafraums reichten, wo dann vor allem Ísak machen konnte, was er wollte. Dawid cruiste nach Belieben durch den Sechzehner, während auch Cello und Shinta dafür sorgten, dass die Angriffe nicht nach Schema F verliefen.
Nach dem 3:0 verfielen unsere Jungs nicht, wie so oft gesehen, in einen lethargischen Verwaltungsmodus, sondern nahmen nur ein ganz klein wenig den Fuß vom Gas. Mit diesem bisschen Freiraum konnten die Braunschweiger allerdings nichts anfangen. Offensichtlich waren sie nur auf Konter aus, denn dafür haben sie zwei Kollegen, die was daraus machen können.
Die Roten hätten viel mehr Treffer markieren können; in der 13., 17., 20. und 21. waren die Möglichkeiten nicht schlechter als bei den ersten drei Bunden. Das bei sage-und-schreibe 65 Prozent gewonnener Zweikämpfe, einer Quote, die normalerweise nur entsteht, wenn zwischen den Teams mindestens eine ganze Liga liegt. Wenn euer Ergebene richtig gezählt hat und die veröffentlichten Statistiken stimmen, gab es von BTSV-Seite bis zur Pause überhaupt nur zwei Torschüsse.
Die Ultras begrüßten uns erneut mit einer grandiosen Choreo inklusive Rauch und Flitter – schreckhafte Menschen dachten angesichts des Qualms schon an ein kleines Feuer. Dem Ergebene, der bekanntlich die Ultras liebt, gefällt allerdings nicht, dass die Gruppierung immer und immer wieder versucht, irgendwelche neuen Gesänge mit absurd kitschigen Texten, bei denen sich alle, die Poesie mögen, die Fußnägel kräuseln, durchzupauken. Er versteht einfach nicht, was das soll. Und wenn – meist vom 160er ausgehend – diese öden Songs mit bekanntem Liedgut übertönt werden, dann singt er immer besonders laut mit.
Vorm Anpfiff traf der Ergebene zwei besondere Herren mit Fortuna-Vergangenheit: Carsten Franck, ehemals Marketingdirektor, der Anfang 2017 ging, und Rachid Azzouzi, der 2016 für knapp ein Jahr Sportdirektor war. Während Franck immer noch die Fortuna im Herzen trägt und nach Möglichkeit die Heim- und Auswärtspartien besucht, dürften Azzouzis Erinnerungen an seine F95-Episode weniger erfreulich sein.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Erst in der 56. Minute musste dann auch mal Florian Kastenmeier mitmachen. Bis dahin waren die wenigen Schüsse der Eintracht entweder harmlos oder gingen daneben. Zur zweiten Halbzeit hatten sie auf Viererkette umgestellt, was es für die Fortunen nur ein bisschen schwieriger machte, ihren Offensivwirbel zu zelebrieren. Überhaupt fanden die Gäste auch in dieser Phase nicht wirklich ins Spiel. Keiner von ihnen hatte je genug Raum, um ungehindert vor Kastenmeiers Bude zu kommen, und insgesamt hatte die Dreierkette so wenig zu tun, dass sich Jamil Siebert und auch Tim Oberdorf ab und an in den Angriff einmischen konnten. Und Käpt’n Hoffmann stand sowieso durchgehend sicher.
Waren die Wechsel von Kownacki zu Vince Vermeij und von Joshua Quarshie für Jamil Siebert in der 64. Minute noch vollkommen positionsgetreu, verändert sich die Statik ab der 77. Minute deutlich. Die beiden Mittelfeldasse, Jóhannesson und Appelkamp, durften Feierabend machen, Felix Klaus und Dzenan Pejcinovic kamen rein. Jetzt also mit Doppelspitze. Das sah dann völlig anders aus, brachte aber zunächst keine weitere Bude. Könnte gut sein, dass die Coaches mit diesen Wechseln mal etwas anderes ausprobieren wollten – bei 4:0 kann man das mal machen.
Welches Signal seine Einwechslung an den schwierigen Myron van Brederode senden sollte, wird sich wohl nicht klären lassen. Auf jeden Fall hat der kleine Holländer in den kaum zehn Minuten seiner Anwesenheit gezeigt, was in ihm steckt. Auch wenn er ein ganz anderer Spielertyp ist als Chris Tzolis häufen sich inzwischen die Parallelen zwischen den beiden, wobei Myron einen höheren Dribbelfaktor einbringt. Wie er sich in der 87. Minute auf seiner Seite durchgesetzt hat, war schon sehenswert. Und den einlaufenden Dzenan Pejcinovic zu sehen und dessen Position einzuschätzen, das können noch lange nicht alle Linksaußen. Wobei man nicht die kühle Sicherheit vergessen sollte, mit der Dzenan zum 5:0 vollstreckte.
Der Schütze selbst drehte ohne Jubel bei, weil er sich nicht sicher war, ob er bei Myrons Abspiel vielleicht im Abseits war. Die TV-Bilder bewiesen, dass dem nicht so war. Abgesehen davon, dass der Leihspieler mit seinen 19 Jahren auf der Wiese und überhaupt auftritt wie wenige Gleichaltrige und gestandene Erwachsene, scheint er ein Knipsergen zu haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Pejcinovic nach seiner Zeit bei uns nach VW-Burg zurückkehrt, liegt leider knapp unter 100 Prozent.
In dieser verrückten zweiten Liga (Wer will schon Hoffenheim gegen Wolfsburg sehen?) kann fast jedes Team fast jedes andere schlagen. Zwischen dem 12. und dem 1. Platz liegen gerade einmal acht Punkte, und F95 ist auch nur zwei Pünktchen vom Spitzenplatz entfernt. Immer noch hat sich keine Mannschaft abgesetzt, und wenn das so weitergeht, dass ein HSV gegen Braunschweig 1:3 verliert und wir gegen die Eintracht 5:0 gewinnen oder Schalke als Tabellenvierzehnter gegen den Spitzenreiter auswärts gewinnt, dann ist für die Fortuna noch alles drin – so wie für Paderborn, K’lautern, Hanoi, Elversberg (Huch?), K***, KSC, Magdeburg, Darmstadt und Nürnberg. Nur der HSV, der wird auf sicher wieder Vierter (oder scheitert in der Relegation).
Ob sich S04 nun beim Sieg gegen die Paddelbirnen gesteigert hat, ist Ansichtssache. Denn ein Karaman macht noch keinen Seriensieger. Das große Plus der Gelsenkirchener ist die Unberechenbarkeit, für die sie gar nichts können, weil es bei denen taktisch und strategisch in den letzten Monaten ziemlich durcheinander lief. Mit einem Sieg dort hätte sich die Fortuna schon fast für den Negativlauf rehabilitiert. Und wenn dann zuhause kurz vor Weihnachten auch noch die Magdeburger geschlagen werden, dann haben Thioune & Co. das verkündete Etappenziel doch noch erreicht.
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Ja ist denn schon Weihnachten???
Das war mal ein Start, die ersten 5, 10, 20 Minuten
sauber und eine hervorragende Leistung!!!
Das hat heute mal wieder viel Spaß gemacht.
Hohe Aktivität, alle Spieler machen mit, von der ersten Minute an,
offensives Pressing und fast alle zweiten Bälle gewonnen.
Balleroberung in der gegnerischen Hälfte an der 30-40 Meter Zone.
Auf einmal laufen Spieler in Räume und Lücken
,die schwer für den Gegner auszurechnen, zu verteidigen sind.
Dann sogar vertikale Pässe in diese Räume.
Lunddal, Iyoha ganz stark.
Fast keine Rückpässe auf Kastenmeier. Ja was ist hier los?
Respekt an DT an dessen Taktik und unseren Zimmermann mal rauszunehmen.
Shinta, Isak bärenstark und die Kombi mit Haag und Sobottka passt.
Genauso weitermachen bitte 😊