F95 vs Wehen 1:3 – Abgekocht, verpfiffen, verdient verloren
Eine phasenweise desolate Fortuna verliert völlig verdient gegen den überzeugend auftretenden Aufsteiger aus Wiesbaden.
Bericht · Die erfreulichste Szene des Abends gab es weit nach dem Abpfiff. Die komplette Mannschaft samt Trainer- und Betreuerstab drehte die übliche Runde und landete vor dem Block der Ultras auf der Süd. Und wurde mit Beifall sowie den bekannten Parolen und Gesängen verabschiedet. Dazu dann sehr lautstark die auf das Spiel in Fürth gemünzte „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ Wer das jämmerliche Verhalten der sogenannten „Bayern-Stars“ und deren Fanboys und -girls nach der Pokalniederlage in Saarbrücken gesehen hat, erkennt den Unterschied. Ansonsten gab es Abend nichts zu feiern. [Lesezeit ca. 7 min]
Wer nun aber die Schuld am Debakel bei dem einen oder anderen Spieler oder beim Cheftrainer sucht, der möge bitte ganz heftig Liebe mit seinem eigenen Knie machen. Die zweite Halbzeit hat zudem eindeutig bewiesen, dass kein einziger der Rotweißgestreiften sich hat hängen lassen, dass sie alle zusammen noch was reißen wollten. Und vielleicht wäre zumindest ein Remis drin gewesen, wäre man „nur“ einem 0:2 hinterhergelaufen. Dem aber stand der eigentlich gute Schiri Heft im Weg, der den Gästen zur dritten Hütte verhalf.
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Er gab einen Strafstoß, den er nach den Regeln geben musste: Chris Tzolis hatte mit ein wenig Übereifer einen SVW-Angreifer zu Fall gebracht, leider hielt sich der dabei schon im F95-Strafraum auf. Aber zu dieser Situation kam es nur wegen einer krassen Fehlentscheidung, die von allen medialen Beobachtern völlig übersehen wurde. Er pfiff Ecke für Wehen, obwohl es Neongelber war, dessen Plätte das Ei über die Grundlinie beförderte. Das war aus dem Block 41, in dem euer unwahrscheinlich stark Ergebene seit nunmehr vierzehn Jahren seinen Beobachtungsposten hat, glasklar zu sehen.
Nun haute der Wehen-Mann den Elfer an den Pfosten. Puuh… nochmal Glück gehabt. Denkste! Aus dem k**schen Bierkeller meldet sich ein gewisser Herr Osmers und plärrt dem Heft in den Ohrhörer: „Duhu, ich weiß was, da ist ein Fortune zu früh in den Sechzehner gelaufen.“ Der nur scheinbar Unparteiische glaubt dem Grottenolm und lässt den Strafstoß wiederholen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Durchgehend schlecht war Herr Heft nicht, aber wenn er falsch entschied, dann durchgehend zuungunsten unserer Jungs. Zweimal in einer Woche vom Schiedsrichter benachteiligt zu werden, das ist schon bitter.
Tja, und natürlich hieß es blockauf und -ab, der Kader, ach, der sei zu schmal, und diesem Klaus Allofs sei es im Sommer nicht gelungen, mehr einzukaufen. So als Gemeinplatz taugt das als Erklärung für das gestrige Debakel. Nur bei nüchternem Hinsehen stellt sich die Frage: Wie viele und vor allem welche Sorte Kicker hätten Klaus und Chris denn in den Shopping-Beutel legen sollen? Wer war den auf dem Markt, den wir uns hätten leisten können? Simon Zoller? Und? Oder hätten die beiden einfach nur mehr Burschen holen sollen, damit dann Minimum 26 Kollegen den Kader bilden, damit der nicht mehr so schmal aussieht?
Der Ergebene findet, man sollte an diese Frage genauer rangehen und sich fragen: Auf welchen Positionen fehlt der eine oder andere? Christian Weber hat ja dieser Tage schon gesagt, dass im Winter unbedingt noch ein Stürmer kommen soll, idealerweise ein Knipser, ein Stoßstürmer, einer wie Dawid Kownacki. Deutlich wird inzwischen, dass dringend ein weiterer Mann für den Posten des linken Außenverteidigers kommen muss, denn auf dieser Position haben wir auch keinen Nachwuchskicker, der bei Bedarf aushelfen kann.
Gestern kam es zum Ernstfall: Schon in der 6. Minute prallten beim Abwehren im eigenen Strafraum Yannik Engelhardt und Vince Vermeij heftig mit den Köpfen zusammen. Vince zog sich eine blutende Wunde an der Lippe zu und sah beim Abgang einigermaßen benommen aus. Zur Behandlung musste er gar ins Krankenhaus. Einzige Option: Jona Niemiec musste als einzige Spitze ran, musste also etwas spielen, was der Ergebene und viele Fans sich schon seit Längerem wünschen. Der Junge hat das gut gemacht, keine Frage. Zum Beispiel in der 16. Minute, in der er sich prima durchtankt und versucht, die Pille mit dem Außenrist ins lange Ecke zu chippen. Aber der gute Wehen-Keeper bekam seinen Arm dazwischen. Kopfballchancen hatte er in der zweiten Halbzeit mehrfach, und wie er sich in die Zweikämpfe wirft und sie mit schierem Willen gewinnt, das ist klasse. Jona hatte nur das Pech, in einem ansonsten schlechten Spiel seiner Kollegen Spitze spielen zu müssen.
Finde den Fehler: Menschen machen Fehler. Schreiber:innen sind Menschen, machen also Fehler. Und Schreiber ohne großes Team hinter sich – wie der Ergebene – machen natürlich auch Fehler. Deshalb unsere Bitte an alle: Wer einen Fehler im Text entdeckt, meldet ihn uns auf einem der bekannten Wege – z.B. per Mail an kontakt@fortuna-punkte.de oder über das Kontaktformular. Wir versprechen, falls wirklich etwas Falsches im Beitrag stand, bedanken wir uns nicht nur, sondern korrigieren es umgehend. Schönen Dank im Voraus!
Apropos Zweikampf: Wer wissen will, warum die Fortuna gegen den Aufsteiger verloren hat, schaue sich einfach die Statistik an. Eine Zweikampfquote von 33:67 erklärt fast alles. Zwischen der 10. und 35. Minute gewann kein einziger F95-Kicker auch nur einen einzigen Zweikampf – un-ter-ird-disch! Serienweise ließen sich unsere Jungs von den Wehener mit den altmodischsten Moves abkochen oder einfach den Ball wegnehmen. So muss man verlieren. So hat man keine Chance. Die Passquote war dagegen deutlich besser als das, was der Augenschein vermuten ließ. Zur Pause lag die bei 85 Prozent, am Ende sogar bei 87 Prozent.
Und es war ja nun nicht so, als hätten die Männer in den roten Trikots mit den weißen Blockstreifen keine Torchancen gehabt. Am Ende standen 25 zu 11 Torschüsse zu Buche. Rein statistisch gingen nur sieben davon auf den Wehen-Kasten, der Rest wurde geblockt oder ging daneben. Allein vier Schüsse aus dem Bereich der Zwanzig-Meter-Zone flogen hoch übers Tor. Und hätte Chris Tzolis in der vierten Minute den sehr guten Schlussmann des SVWW nach einem feinen Konter überwunden, wäre also das 1:0 für Fortuna gefallen, wer weiß, ob es dann am Ende nicht zum Sieg gereicht hätte.
Verlassen wir den Konjunktiv und wenden wir uns den Schwächen zu. Die eine davon hieß Emma Iyoha, der eben doch kein gelernter Verteidiger ist. Aber, ähnlich wie beim Experiment gegen den HSV, bei dem er es auch mit einem extrem schnellen und trickreichen Gegenspieler zu tun hatte, wurde er von seinem Schienenkollegen Tzolis durchweg im Stich gelassen. Der schlimm blondierte Wehener kochte nicht nur Iyoha unentwegt ab; ein Arschloch übrigens, dieser Gockel (oder wie der heißt…), der sich nicht entblödete, nach dem 2:0 für seine Farben die Kurve zu provozieren. Wir erinnern uns: Jody de Wijs erhielt für solchen Scheiß schon mal die gelbe Karte.
Aber Schiri Heft maß eben durchgehend mit zweierlei Maß. Besonders auffällig, wie oft er korrekt gewonnene Zweikämpfe der Fortunen abpfiff – so etwas versaut auch die Zweikampfquote. Und weil er im Gegenzug einige Unsauberkeiten der Gäste laufen ließ, bekamen die Rotweißen eben nicht die Standards, aus denen sie zuletzt so gern Buden bauen. Die Ecken waren nicht annähernd so gefährlich wie bisher in der Saison – an dieser Stelle wird Shinta Appelkamp bitter vermisst.
So unauffällig wie Shinta oft Spitzenleistungen bringt, so sehr fehlte er gestern auch. Das merkte man vor allem Ao Tanaka an, der völlig von der Rolle war; vielleicht auch, weil er ohne seinen Lieblingskollegen auskommen musste. Yannik Engelhardt spielte beinahe auf Normalniveau, während Ísak Jóhannesson ebenfalls neben der Spur lief und serienweise falsche Entscheidungen im Spielaufbau traf. Haben wir sie alle? Nein, denn der einzige Fortune in Normalform war ohne Frage Käpt’n Kastenmeier, nicht so sehr, weil er die paar Dinger, die haltbar waren auch hielt, sondern weil er besonders ab der 60. Minute agierte wie ein Libero alter Schule, also oft weit vor seiner Hütte das Spiel eröffnete. Da kann ihm den Mini-Kastenmeier-Moment, als er in der 82. Minute das aus spitzem Winkel kommende Ei beinahe selbst einlochte.
Man muss aber auch felsenschwer konstatieren, dass die Mannschaft des SV Wehen unter dem knorrigen Kauczinski eine ganz ausgezeichnete Leistung bot und unabhängig von den Umständen absolut verdient gewonnen hat, deren dritter Sieg in Folge, übrigens. Die Wehen-Abwehr war nach Ansicht des Ergebenen die beste, die wir bisher in der Arena gesehen haben. Zweitens: Viele verschiedene Angriffszüge haben sie nicht drauf, aber die, die sie spielen, beherrschen sie im Schlaf und lassen sich auch nicht von ihnen abbringen. Dazu dieser blondierte Affe mit seinem Speed und seinen Tricks und ein enorm sicherer Tormann – Kompliment!
In der Pressekonferenz nach der Partie sprach Trainer Thioune von der Müdigkeit, und zwar der in den Köpfen und nicht in den Beinen. Ja, das haben wir im Block auch so gesehen. Gerade in der zweiten Halbzeit investierten seine Schützlinge jedes einzelne Körnchen, das sie noch im Beutel hatten. Nur, wenn es darum ging, einen schwierigen Spielzug zu erfinden, war es Essig mit der Energie.
Dass Daniel Thioune ein guter Trainer ist und zwei gute Co-Coaches an seiner Seite hat, konnte man gut daran ablesen, wie er auf den Ausfall von Vince Vermeij und die Probleme des Teams reagierte. In der Pause wechselte er den überforderten Emma Iyoha und Tim Oberdorf aus, um auf Dreierkette umstellen zu können. Das verstanden die Experten auf den Stehplätzen zunächst nicht, denn die Mehrzahl hätte darauf gesetzt, dass der noch mehr überforderte Jamil Siebert in der Kabine bleiben würde. Nun aber gesellten sich abwechselnd der eingewechselte Cello Sobottka oder Yannik Engelhardt in diese Abwehrlinie.
Weil Chris Tzolis zweite Spitze neben Jona Niemiec spielte und es mit Dennis Jastrzembski und Felix Klaus zwei Außenläufer gab, entstand ein extrem offensives 3-3-4, das aber durch ein stärker defensiv agierendes Dreiermittelfeld abgesichert wurde. Das hatte sich so um die 60. Minute herum eingerüttelt und brachte nun den gewünschten Offensivwirbel – wobei es wegen der beschriebenen Müdigkeit nicht so wirbelig aussah. Und weil die Wehener ab der 80. Minute mit Kontern nicht mehr so hatten, fanden wir plötzlich Jordy de Wijs als zweite Spitze anstelle von Tzolis, der wieder weiter nach außen rückte. Weil nun Cello auch mit nach vorn ging, entstand stellenweise nur noch eine Zweierabwehr mit Siebert und Engelhardt. Und der Ergebene schwört: Fast jeder andere Gegner wäre in diesem Sturm untergegangen.
Halten wir trotzdem fest, dass die knapp 28.000 Anwesenden (darunter offiziell kaum 300 SVWW-Anhänger:innen) die mit Abstand schlechtesten 45 Minuten der Fortuna in einem Heimspiel gesehen haben. Halten wir aber auch fest, dass die „geile Truppe“ (O-Ton Felix Klaus) sich nicht im Mindesten hat hängen lassen. Mutmaßen wir noch einmal, dass die Sache vielleicht anders ausgegangen wäre, hätte Schiri Heft im Verbund mit Grottenolm Osmers den Gästen nicht das 3:0 geschenkt hätte. Und wünschen vor allem Vince Vermeij, dass ihm die Schnauze nicht zu weh tut und er bald wieder mitmachen kann.
Das Blöde an dieser Niederlage ist, dass es sich sogar um ein Sechspunktespiel gehandelt hat im Rennen mit dem FC St.Pauli, der gleichzeitig in Elversberg (die wir mit 5:0 weggeputzt haben…) mühevoll mit 2:0 siegte. Der HSV und Hanoi können uns nach Punkten überholen, Kiel kann gleichziehen und uns genau wie K’lautern und Nürnberg überholen, wenn sie unsere immer noch gute Tordifferenz von +9 übertreffen. Klar ist aber auch, dass unsere Jungs in Fürth gewinnen sollten, um in der Spitzengruppe zu bleiben. Und dann kommt Schalke zum Traditionsderby…
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Morgen kriegen wir Saarbrücken oder Homburg zu Hause und dann ist alles wieder gut. Wenn man nur zwei Tage zum regenerieren hat dann war es doch klar das die so spielen wie gestern.
Ja zwischen den Spielen lagen nur 72 Stunden. Das ist eigentlich zu wenig nach dem Aufwand den wir in den letzten drei Spielen gegen Lautern ,Braunschweig und Unterhaching betrieben haben. Aber wenn shinta, Vermeij, Gavory in Fürth wieder zur Verfügung stehen dann müssten wir eigentlich die drei Punkte mit nach Hause nehmen können.95zich ole‘
Hallo sehr ergebener, das war eine sehr gute Zusammenfassung des Spiels. Ich konnte das Spiel leider nur zu Hause am Fernsehen in Nordhessen verfolgen,weil mein Auto derzeit in der Werkstatt verweilt. Normalerweise bin ich mit DK im Vierziger immer an der Stange mit den Kabelbindern, dann sind die Hände frei und damit unser Bierchen🍻 nicht abkippt.🤔😉 mit der bierspende geht klar 🍻 gegen Schlacke 04 bin ich zu Hause in der Arena 😉😎👍wenn ich dich irgendwo am Bier Stand oder am Ultrastand sehe.
Ja gut Belastung hin oder her …. wir laufen ja gegen den FCK 0:3, Unterhaching 0:2 und jetzt wieder 0:3 WW einen Rückstand hinterher. Man fragt sich … Warum werden eigentlich Personen oder Fans deformiert, die eine fehlende Kaderbreite oder Qualität ansprechen … es ist ja definitiv so, dass wir bei 3-4 Positionen keinen gleichwertigen Ersatz haben und das ist zu akzeptieren. Jede Mannschaft hat im Verlauf der Saison verletzungsbedingte Ausfälle zu verkraften. Bisher macht das Fortuna überragend, aber auf lange Sicht wird das wahrscheinlich nicht zu halten sein.