Vorbericht: Hannover vs F95 – Wenn das mal gut geht…

Sonntagmittag muss die glorreiche Fortuna ins Niedersachsenstadion nach Hanoi … um einen direkten Tabellenkonkurrenten möglichst zu schlagen.

Analyse · Denn Cheftrainer Daniel Thioune wünscht sich zehn Punkte aus den kommenden vier Spielen. Moment, das kommt ja wohl nur mit drei Siegen, einem Unentschieden und keiner Niederlage hin. Was im Klartext heißt, dass unsere geliebte Diva weder morgen in Hannover, noch am 23. Februar in K*** gegen den Äff-Zeh verlieren darf. Oha, ganz schön ambitioniert. Dabei hat euer in Liebe ergebener F95-Analyst gerade für die beiden genannten Partien ein richtiges Scheißgefühl, ja, auch schon bei der Begegnung im Niedersachsenstadion. Und das, obwohl die 96er momentan nicht in einer besonder dollen Form sind oder gerade einen Lauf haben. [Lesezeit ca. 4 min]

Der realistische Pessimismus des Ergebenen fußt vor allem auf der Tatsache, dass unser zentrales Mittelfeld per Gelb gesperrt fehlt. Dass Shinta Appelkamp den eigentlich unersetzlichen Ísak Jóhannesson ersetzen wird, ist sehr wahrscheinlich … wenn, ja, wenn die Coaches wieder ein 4-4-2 oder etwas Ähnliches ohne Dreierkette anordnen. Wer aber soll dann den defensiven Sechser machen? Zimbo Zimmermann? Oder – völlig überraschend – Tim Oberdorf? Vielleicht sogar Mo Heyer? Man weisset nit. Der Rest stellt sich nach den Erfahrungen mit den Ulmer Spatzen dagegen fast von selbst auf – siehe unten.

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Das Gegnerporträt

Der Hannoverscher Sportverein von 1896 e.V. hat es nicht leicht mit sich und seinem Kind. Während der immer noch Owner der 96er werden will, herrscht im Spochtbereich Unruhe. Oder wie soll man das nennen, wenn nach dem 17. Spieltag, einem 7. Tabellenplatz mit Anschluss an die Spitze und dem Vorhandensein einer intakten Mannschaft ein Erfolgstrainer entlassen wird, nachdem sein Team einmal blöd verloren hat, gegen alle Mannschaften in der oberen Tabellenhälfte aber immer sehr gut aussah? Und dann einen Trainer zu holen, der intensiven Stallgeruch besitzt, aber außer der Schweizer Meisterschaft mit dem FCZ und damit, 2014 den Paddelbirnen zu einem Kurzauftritt in der Ersten Liga verholfen zu haben, wenig vorzuweisen hat. Sie verpflichteten also den André Breitenreiter, der sich in seiner Arbeitslosenzeit 2020/21 ständig in unserer Arena rumgedrückt hat.

Der sah, dass Vorgänger Stefan Leitl, einer der sympathischsten Trainer in der zweiten Liga und Kumpel von Daniel Thioune, gute Arbeit geleistet hatte, und veränderte wenig. Dafür durfte Breitenreiter Matondo von den Glasgow Rangers ausleihen, denn zwei Merkmale der 96er in dieser Spielzeit sind: Sie haben die wenigsten Buden (21) kassiert, aber eben auch die fünftwenigsten Hütten (27) gemacht. Das liegt auch daran, dass Cedric Teuchert, deren bester Scorer, von Lutz Pfannensteil nach St. Louis City in die MLS gelotst wurde, wo er in der vergangenen Saison da weitergemacht hat, wo er in Hannover aufgehört hat.

Taktisch hat der Breitenreiter wenig geändert. Ähnlich wie unsere Fortuna beherrschen die Hanoier ebenfalls mehrere Systeme, sowohl mit Dreier-, als auch mit Viererkette. Auch sie sind in der Lage, durch personelle Wechsel in einer laufenden Partie das System zu verändern. Und sie haben mit dem 35-jährigen Zieler immer noch einen der besten Tormänner der Liga in der Kiste … und der hat bekanntlich schon mehrmals die Fortuna zur Verzweiflung getrieben.

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Spielplan, System, Aufstellung

Das alles macht die Sache für unsere Jungs am Sonntag nicht einfach. Zumal ja die Vorstellung gegen Ulm vor allem von vielen, vielen Fehlern geprägt war. Die dürfen sich die Fortunen im Niedersachsenstadion sicher nicht erlauben. Und ganz klar wird es zu einem Auswärtssieg nur reichen, wenn sie sich massenweise Chancen erspielen, von denen dann hoffentlich eine (oder gern auch zwei oder drei) reingehen. Man wird also möglichst mutig auftreten müssen. „Den Bus zu parken“, wie es Thioune im aktuellen Fußballjargon ausdrückte, kommt nicht in Frage. Warum auch, wo die Hannoveraner Offensive trotz Matondo nicht zu den hochgefährlichen zählt.

F95 könnte es mal mit hohem Pressing versuchen, das mögen die 96er nicht sehr. Aber (Achtung! Binse) damit erhöht sich das Risiko, in Konter zu laufen. Was zu einem möglichen Gegenmittel führt, dass durch den Ausfall von Gio Haag eh auf der Hand liegt, nämlich mit einem nominellen Verteidiger auf der defensiven Sechs anzutreten. Ja, ja, das würde Zimbo Zimmermann gern machen, aber den in dieser Rolle mag der Ergebene bekanntlich nicht so sehr. Da kommt einem selbstverständlich unsere Allzweckwaffe Tim Oberdorf in den Sinn. Oder, ganz verrückt, Mo Heyer, der das auch schon gespielt hat.

Stellen die Coaches eine Viererkette auf, würde es in diesem Fall aber wieder eng auf der Position des linken AV, weil Nico Gavory (fährt vielleicht mit) und Emma Iyoha ausfallen und auch Ersatzverteidiger Tim Rossmann verletzt ist. Andererseits könnte Tim Oberdorf nur einen Zacken weiter vorn spielen, wenn seine Stelle von Käpt’n Hoffmann eingenommen wird. Aber deswegen auf Dreierkette umstellen? Besser nicht. Natürlich ginge auch ein 3-5-2 mit dem Spitzenduo Dzenan Pejcinovic und Dawid Kownacki ganz vorn. Außen sind nach Meinung des Ergebenen weiter Myron van Brederode und Momo Kwarteng gesetzt. Und nach seinen Vorstellungen zuletzt sollte Shinta Appelkamp als Regisseur starten.

Wenn Zimmermann – in welchem System auch immer – den defensiven Sechser gibt, müsste am rechten Ende der Viererkette wieder Vally Lunddal ran, der ja gegen Ulm voll daneben war. Da sähe mit Viererkette dann so aus:

Nun hat Daniel Thioune aber verkündet, dass zwei Kollegen aus der Zwoten mitreisen: Altmeister Danny Latza und Jan Boller, ein Innenverteidiger mit Erfahrung. Dass einer von denen in der Startelf stehen wird, ist unwahrscheinlich, aber Latza könnte man sich schon auch als defensiven Sechser vorstellen. Ansonsten werden auf der Bank platznehmen: Flo Schock, Käpt’n Hoffmann, Danny Schmidt, Jona Niemiec und Vince Vermeij.

Kann gut sein, dass uns die reale Startaufstellung uns alle heftig überraschen wird.

Der Tipp

Im ergebenen Körper herrscht Pessimismus vor. Beim Kopf aus analytischen Gründen, der sagt eine 1:0-Niederlage voraus. Der Bauch hat sein Gefühl befragt, tippt ebenfalls auf eine Auswärtsniederlage, will sich aber auf kein konkretes Ergebnis festlegen. Nur das Herz, dieses kleine Sonnenscheinchen, pflegt seinen Optimismus und glaubt, dass die von ihm so arg geliebte Fortuna mit einem sehr schmuddeligen 1:0 drei Punkte aus Hanoi mitbringt.

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